Die Waisen im September

Monatsbericht für die Nursery-Gruppe: September 2019

Die Elefantenwaisen hatten diesen Monat viel Spaß miteinander und verbrachten die meiste Zeit mit spielen. Maktao und Mukkoka sind inzwischen die besten Freunde geworden. Maktao kommt morgens aus seinem Stall und klappert an Mukkokas Stalltür mit dem Milcheimer, daß er wach wird und heraus kommt. Ziwadi hat ein gutes Gedächtnis und hat sich schon alle Milchfütterungsstellen gemerkt. Schon einige Zeit vor der Fütterung steht sie bereit und wartet auf ihre Flasche. Ihr Gesundheitszustand ist stabil und sie hatte in letzter Zeit keine Anfälle mehr. Wir trauen uns noch nicht, zu glauben, daß sie völlig gesund ist, aber es geht ihr eindeutig besser. Den Keepern ist aufgefallen, daß sie gestresst wirkt, wenn die ungestümen Bullen wie Maktao, Dololo und Mukokka sie zum Spielen herumschubsen. Wenn sie gestresst ist, zeigen sich in der Regel auch Anzeichen von Krämpfen. Die Keeper glauben, daß dies auch einer der Gründe ist, warum sie lieber für sich allein bleibt und stressigen Situationen aus dem Weg geht. Luggard hat das anscheinend bemerkt und leistet ihr oft Gesellschaft, ohne sie zu bedrängen.

Seit Tagwas Rückkehr ist sie in Klein Larro vernarrt. So wie die meisten älteren Kühe will sie sich um ihn kümmern und ihn vor den jungen Bullen beschützen. Sie hilft außerdem den Kleineren, indem sie ihnen Zweige von den Bäumen zieht, die sie noch nicht erreichen können. Tamiyoi, die Leitkuh der Gruppe, bevor Tagwa zurückkam, hat großen Respekt vor ihr und unterstützt sie, wo sie nur kann. Die anderen älteren Kühe wie Nabulu, Enkesha, Maisha und Kiasa sind hilfsbereite Kindermädchen und helfen ganz beflissen, die Bande im Zaum zu halten. Während die älteren Kühe auf Larro konzentriert sind, haben sich Tagwa und Kiasa angefreundet. Die beiden können sieht man oft gemeinsam mit Larro. Wir freuen uns, daß es Tagwa in der Nursery wieder besser geht, seit wir sie letzten aus dem unerbittlich trockenen Tsavo zurück nach Nairobi geholt haben.

Kiombo scheint alle zu mögen und man findet ihn oft mitten im Getümmel. Er und Nabulu sind sich sehr ähnlich, ein bißchen schüchtern und unsicher, wenn sie ohne die Herde sind. Sogar, wenn sie ihre Milch trinken, wollen sie das nur in Gesellschaft von anderen Elefanten tun. Den Keepern ist aufgefallen, daß wenn die beiden als Letzte ihre Flaschen bekommen, nehmen sie sie ganz vorsichtig und langsam. Wenn sie fertig sind, fordern sie auch keinen Nachschlag, so wie wir es von Kiasa, Luggard, Mukkoka, Sattao, Maktao und Larro gewöhnt sind. Sie gehen dann einfach wieder in den Busch zum Fressen.

Unser blindes Nashorn Maxwell hat sich daran gewöhnt, daß Kiko, unser Giraffenbulle, morgens im Stall neben ihm eingesperrt ist. Das müssen wir tun, weil Kiko ziemlich ungestüm sein kann und bei der öffentlichen Besucherstunde daher unberechenbar. Immer, wenn er in den Stall gesperrt wird, kommt Maxwell herüber, um ihn zu begrüßen. Eines Morgens hob er seinen Kopf, um ihn zu beschnüffeln und Kiko beugte sich herunter und knabberte an Maxwells Ohren, so als ob er ihn zurückgrüßen woltle. Die Beiden verbrachten so einige Minuten miteinander und gingen dann wieder ihrer Wege. Das passiert nun fast jeden Tag. Maxwell war diesen Monat voller Energie. Er sprang aus seinem Nachtlager und stürmte auf seine Luzernepellets zu. Manchmal ist er so vertieft, daß ihn nicht einmal die Warzenschweine stören, die von seinen Pellets naschen. An einem Morgen stupste Luggard ihn durch die Gatterstäbe auf seinem Nachtlager an und er sprang auf und rannte ausgelassen in Kreisen umher. Luggard begann ebenfalls, herumzuspringen und trompetete vor Aufregung.

 

Monatsbericht für die Voi-Gruppe: September 2019

Im Nationalpark Tsavo-Ost, wo auch Voi liegt, war es den ganzen September extrem trocken. Das sind natürlich extreme Bedingungen für alle Wildtiere, und die meisten wilden Elefanten sind auf der Suche nach Futter weiter in Richtung Tsavo-West gezogen. Fast täglich haben jedoch wilde Elefanten von der Stalltränke gesoffen, wenn sie auf der Durchreise waren und trafen dabei natürlich auch regelmäßig auf unsere Waisen.

Während eines morgendlichen Patrouillenflugs über einer der Farmen, die an den Park angrenzen, entdeckte der Pilot der Organisation Wildlife Works am 5. September ein junges Elefantenkalb in Begleitung von fünf ausgewachsenen Bullen. Das Kälbchen brauchte noch Muttermilch und dürfte eigentlich noch nicht von seiner Mutter getrennt sein. Offenbar hatte es sie verloren und war den Bullen nachgelaufen. Es gab diesen Monat viele Zwischenfälle zwischen Menschen und Elefanten und wir nehmen an, daß das Kalb so seine Mutter und Familie verloren hat. Die kenianische Wildtierbehörde (Kenya Wildlife Service, KWS) entsandte ein Team Wildhüter und wir schickten einige Keeper aus Voi, damit das Kalb geborgen werden kann. Und so kam am Nachmittag um 16 Uhr Pika Pika bei uns an. Sie war von Anfang an lebhaft und hat sich schnell in der Voi-Gruppe eingelebt. Die vielen jungen Kühe haben es ihr auch sehr leicht gemacht. Mit ihren nicht einmal zwei Jahren ist Pika Pika die Kleinste und Jüngste in der Gruppe und Elefantenkühe können nunmal keinem Baby widerstehen und überschütterten sie mit Liebe und Zuwendung.

Ndoria wurde letzten Monat unabhängiger und folgte ihrer Freundin Mbirikani. Durch die extreme Trockenheit kam sie diesen Monat aber vermehrt ins Stallgelände zurück, besonders am Morgen, wo sie mit den Waisen Luzerne fraß. Das war uns ganz recht, denn sie hat im letzten Monat durch ihre Wanderungen mit Mbirikani deutlich abgenommen. Die Keeper boten ihr auch immer wieder eine Flasche Milch an, die sie dankend annahm.

Unser Bulle Nelion hat jetzt endlich einen Spielgefährten gefunden, einen wilden Jungbullen, der mit seiner Herde vom Wasserloch unter dem Affenbrotbaum soff. So konnte er seinem liebsten Hobby, dem Ringkampf, nachgehen. Ein anderer, eher ruhiger Bulle in der Voi-Herde ist Tundani, der sich angewöhnt hat, einen ganzen Ballen Luzerne wegzuschleppen, die die Keeper mittags bei der Fütterung ausbrigen. Er fraß dann friedlich neben Wasserloch, nur wenn wilde Herden sich näherten, um zu saufen, wurde er grantig und schaffte seine Beute wieder woanders hin, um in Ruhe weiterzufressen. Das Wasserloch teilen sich die Waisen um diese Jahreszeit nicht nur mit wilden Elefanten, sondern auch mit anderen Wildtieren wie zum Beispiel Büffeln.

Mbegu ist immer noch die Leitkuh der Voi-Herde, deren Mitglieder alle noch Milch bekommen, plus Araba und Tahri. Nach wie vor verhätschelt Mbegu Emoli, das Nesthäkchen, und folgt ihm auf Schritt und Tritt. Manchmal scheint er davon ein wenig genervt, was verständlich ist, denn er ist schließlich ein junger Bulle und möchte auch einmal spielen und rangeln. Er beobachtet oft Ngilai und Murit bei ihren Kräftemessen, aber sobald er mitmachen will, gehen Mbegu und Godoma dazwischen und wollen ihn beschützen. Kenia geht es mit ihrem “Baby” Tahri ebenso, und sobald sich andere Kühe wie Ndii sich ihm nähern, wird sie eifersüchtig und unterbricht das Spiel, damit sie mit Tahri ganz allein sein kann.

 

Monatsbericht für die Ithumba-Gruppe: September 2019

Der Monat hätte gar nicht schöner beginnen können. In der Morgendämmerung des 1. Septembers brachte die 14-jährige Loijuk in Begleitung der aufopfernden Kindermädchen Naserian und Ithumba ein gesundes Elefantenmädchen zur Welt. Wir nannten sie Lili, was gut passt, da Loijuk nach einem Sumpfgebiet im Norden Kenias benannt ist, aus dem sie seinerzeit gerettet wurde. In der Regenzeit verwandelt sich das Sumpfgebiet in ein Paradies mit Wasservögeln und ist mit Seerosen überwachsen. Als die Waisen an diesem Morgen aus ihren Ställen kammen, hatten Mundusi und Galla das Glück, Lili gleich kennenzulernen. Sie war immer noch naß vom Fruchtwasser und Loijuk schien nichts dagegen zu haben, denn sie vertraute den Keepern und ihren Kindermädchen. Keeper Benjamin hatte selbst ein paar sehr enge Minuten mit Lili und Loijuk und wir freuen uns alle riesig über den Nachwuchs. Loijuk und Lili blieben den Rest des Monats in der Nähe des Stallgeländes. Ab und an trafen sie sich mit ein paar der anderen Ex-Waisen, wie Olares oder Yattas Herde. Uns fiel auf, daß auch Wendi wieder trächtig ist. Ihre Erstgeborene, Wiva, die inzwischen drei Jahre alt ist, haben wir diesen Monat nicht gesehen. Wir hoffen, daß sie mit den Ex-Waisen Nasalot, deren Baby Nusu, Sidai, Chyulu, Lualeni, deren Baby Lulu, Galana, Gaby Gawa, Zurura, Makena, Murka, Makireti, Ishanga, Kilabasi, Bongo und Teleki unterwegs ist, die wir auch schon drei Monate nicht mehr gesehen haben.

Olare und ihre treuen Gefolgen Melia, Tumaren, Kandecha, Kalama, Kitirua und eine wilde Elefantenkuh kamen über den Monat hin und wieder vorbei. Dann verbrachten sie den Tag mit den Waisen, fraßen und spielten mit ihnen. Orwa und Bomani waren diesen Monat fast jeden Morgen bei Sonnenaufgang im Stallgehege, nahmen an der morgendlichen Luzernefütterung teil und gingen oft mit den Waisen zur Suhle. Eines Tages fraßen sie gerade Luzerne neben Chemi Chemi und Turkwel, als der große Bulle Tomboi mit einem wilden Freund auftauchte. Auch Tomboi sahen wir diesen Monat oft, besonders wenn er zum Saufen kam.

Sogar nach Jahrzehnten, in denen wir nun schon Elefanten aufziehen und diese außergewöhnlichen Tiere beobachten können, sind wir immer noch sehr beeindruckt, mit wie viel Mitgefühl und Verständnis die Elefanten miteinander umgehen. Am frühen Morgen des 13. September beobachteten die Keeper eine wilde Elefantenkuh, die nicht älter als zehn Jahre alt war. Sie kam vom Osten her und lief in Richtung der Ithumba-Wassertränke. Ihr folgte ein dünnes Elefantenbaby, das erst wenige Wochen alt war und kaum mit ihr mithalten konnte. Das Elefantenbaby schien sehr ausgehungert, und als es erst einmal die Tränke erreichte, nuckelte es sogar verzweifelt an einigen der Bullen herum. Für die Bullen war das natürlich ungewöhnlich und auch ein bißchen nervig, aber trotzdem waren sie sehr umsichtig und paßten auf, daß sie nicht auf das Baby traten. Die ganze Dynamik war ungewöhnlich, den die junge Kuh konnte unmöglich die Mutter des Kälbchens sein und hatte auch selbst gar keine Milch. Das Baby war verzweifelt und suchte überall nach seiner Mutter und nach Milch. Die Keeper haben das Geschehen eine Weile beobachtet und riefen schließlich den KWS an, mit dessen Rangern sie letzten Endes eingriffen. Die wilde Kuh war überhaupt nicht aggressiv, als die Wildhüter das Baby umkreisten, einfingen und fütterten. Das kleine Kalb trank gierig Milch und Wasser und folgte den Keepern danach überall hin. Bei näherer Betrachtung konnte man den geschundenen, ausgetrockneten und dünnen kleinen Körper näher betrachten, und es wurde klar, daß das Baby schon einige Tage keine Muttermilch mehr bekommen hatte. Es wurde schließlich die Entscheidung getroffen, das Elefantenbaby über den Luftweg in die Kaluku Nursery zu bringen. Wir vermutten, daß die wilde Kuh das Baby absichtlich zu uns geführt hat, in der Hoffnung, daß wir uns darum kümmern. Zwei Tage später wurde eine tote Elefantenkuh mit prallem Gesäuge nahe des Tiva-Flusses gefunden und wir nehmen an, daß es sich dabei um die Mutter des Kleinen handelte.

Olsekki und Siangiki kosten jetzt langsam von der Wildnis. Sie verbrachten eine Nacht und einen Tag mit Orwa und Bomani im Busch, und diese Episoden werden in Zukunft bestimmt länger dauern. Sie sind ja dann auch nicht allein, sondern können sich den älteren Waisen wie Turkwel, Bomani, Orwa, Chemi Chemi oder der „Rebellenherde“ mit Kithaka, Barsilinga, Garzi und Lemoyian anschließen. Olsekki und Siangiki haben es sich angewöhnt, sich manchmal von der Herde abzusetzen, wenn sich diese abends auf den Weg zurück ins Stallgelände macht. Manchmal sind sie dann in Begleitung von einigen der älteren Waisen, aber manchmal kommen sie einfach später zu zweit zurück.

Die „Rebellenherde“, wie wir sie nennen, besteht wie gesagt aus Kithaka, Barsilinga, Garzi, Lemoyian und mittlerweile auch Turkwel. Sie machen immer ihr eigenes Ding. Sie tauchen an der Suhle auf, wann immer es ihnen passt, und auch abends kommen sie nach eigenem Gusto ins Stallgelände zurück. Lemoyian, der an einem Tag keine seiner Milchflaschen abgeholt hat, kam am nächsten Tag ganz früh und wartete auf das Fahrzeug, daß die Milchflaschen zur Suhle brachte. Als es ankam, schnappte sich Lemoyian seine Flasche und verlangte danach gleich noch für die Portion vom Vortag. Die Keeper machten ihm klar, daß es sein eigener Fehler war, daß er nicht da war und es jetzt keine Extrawurst gab! Lemoyian zog trotzig ab zu den wilden Bullen, die am Wasserloch soffen. Mutaras Herde wurde an mehreren Tagen dieses Monats gesichtet. Es war eigentlich Turkwels alte Herde, aber sie ist immer noch mit Orwa, Bomani und Olares Herde unterwegs.

An den besonders heißen Tagen haben die Waisen die Suhle ganz besonders genossen, und wir hoffen, daß der Regen nun bald einsetzt. Ambo lernte auf die harte Tour, daß er die älteren Kühe respektieren muss, als er einmal Naseku provozierte. Naseku hat die Herausforderung des jungen Bullen erwidert und ihn ordentlich vermöbelt, so daß er schließlich schreiend auf und davon lief. Niemand traute sich, einzugreifen und die anderen Bullen mußten hilflos zuschauen, wie Ambo zurechtgestutzt wurde. Mapia wurde von Malkia bestraft, als er versuchte, Baby Lili mit seinem Rüssel zu schlagen. Sowas gehört sich absolut nicht, und das hat Mapia inzwischen wohl auch verstanden! Unsere Neulinge in Ithumba haben nun auch gelernt, wie man sich durch die Trockenzeit schlägt, zum Beispiel durch das Abziehen von Baumrinde mit den Stoßzähnen. Jotto zerbrach einen Zweig in zwei Hälften und teilte ihn brüderlich mit Ambo. Roi veranstaltete an der Suhle einen riesigen Aufstand, als sie ihre zwei Flaschen ausgesoffen hat und eine dritte holen wollte. Die Keeper umzingelten sie und es gelang ihnen, ihr die Flasche zu entreißen. Roi hatte allerdings schon ein Viertel ausgesoffen! Mundusi liebt es nach wie vor, die anderen Bullen zum Ringkampf herauszufordern und der gleichaltrige Pare ist in der Regel sein Lieblings-Sparringpartner.

 

Monatsbericht für die Kibwezi-Gruppe in Umani Springs: September 2019

Die Waisen in Umani hatten diesen Monat viel Kontakt zu wilden Elefanten, weil selbst der umliegende Kibwezi-Wald zunehmend trockener wurde. Aber wir rechnen bald mit dem Einsetzen der kurzen Regenzeit. Obwohl das Wasser und Futter im Kibwezi nie knapp wird, so trocknete zum Beispiel gegen Ende des Monats die Suhle aus und musste mithilfe unseres Tanklasters aufgefüllt werden. Die Suhle ist bei diesem Wetter für die Waisen unersetzlich, zur Abkühlung und damit ihre Haut nicht verbrennt. Das ist besonders wichtigen für die hellhäutigeren Elefanten wie Faraja und Jasiri.

Wegen der Trockenheit gab es auch gute Kontaktmöglichkeiten mit wilden Elefanten, die regelmäßig zum Saufen zur Umani-Quelle kamen. Es waren sowohl wilde Bullen als auch Kuhherden mit ihren Leitkühen. In deren genetischem Gedächtnis sind die lebenswichtigen Wasserstellen abgespeichert, so daß sie immer wissen, zu welcher Jahreszeit sie ihre Herden wohin führen müssen. Eine dieser Kuhherden hatte ein paar sehr junge Kälber dabei, die noch ganz wacklig auf den Beinen waren. Zur großen Freude von Lima Lima, die keinem Elefantenbaby widerstehen kann und Ziwa, die sich immer über Kontakt zu wilden Artgenossen freut. Zur großen Enttäuschung von Lima Lima blieben die Babys unter den Bäuchen ihrer Mütter stehen und hatten kein Interesse an fremden Elefanten.

Sonje freute sich sehr über das Interesse der wilden Bullen. Sie schien nach ihrem Schwarm Ausschau zu halten, den die Keeper Osama nennen, aber den wir schon eine ganze Weile nicht gesehen haben. Viele der wilden Bullen, die diesen Monat kamen, hatten wir vorher noch nie gesehen. Sonje hatte keine Berührungsängste, aber Murera, Mwashoti und Shukuru waren ein wenig schüchtern. Murera war vorsichtig wegen ihres verletzten Beins und hatte vermutlich Angst, von den Bullen angerempelt zu werden. Shukuru hielt sich bestimmt aus dem gleichen Grund zurück, und Mwashoti hatte wahrscheinlich einfach nur Muffensausen vor den massiven Bullen mit den riesigen Stoßzähnen!

Ziwa und einige der anderen Bullen dagegen hatten keine Angst und hießen alle herzlich willkommen. Ziwa hat enorm an Selbstbewußtsein zugelegt, wahrscheinlich, weil er jetzt mehr Zeit allein im Wald verbringt. Am Tage verschwindet er öfters mit Ngasha oder Faraja und manchmal bleiben sie auch über Nacht. Einmal kamen sie erst morgens zur Milchfütterung und einmal erst Mittags an die Suhle zurück. Ziwa hat verschiedenste Taktiken entwickelt, um nicht mit der Herde und den Leitkühen Murera und Sonje mitlaufen zu müssen. Einmal kam er aus seinem Stall gerannt und jagte eine Horde Paviane außerhalb des Stallgeländes. Die Keeper dachten erst, es sei lustig, verstanden dann aber, daß es nur ein Ablenkungsmanöver war, so daß er alleine in den Wald rennen konnte. Er kam erst irgendwann später zurück. Ein anderes Mal konnte er es kaum erwarten, aus seinem Stall zu kommen, um wilde Elefanten außerhalb des Stallgeländes zu begrüßen. Die Keeper ließen ihn noch vor der Milchfütterung hinaus. Er rannte zu den wilden Artgenossen und begrüßte sie so vertraulich, als würden sie sich schon lange kennen. Sie verschwanden zusammen im Wald während die anderen Waisen ihre Milch genossen.

Eines Tages waren die Keeper freudig über Quanza überrascht. Sie war sehr freundlich, ja, schon fast anhänglich und wich den Keepern kaum von der Seite. Das kommt nicht häufig vor! Quanzas Rettung war besonders tragisch, denn ihre gesamte Familie war von Wilderern getötet worden und es hat lange gedauert, bis sie den Keepern vertraute und Selbstbewußtsein entwickelte. Aufgrund dieses Traumas was sie sehr schüchtern und reserviert und besonders vorsichtig gegenüber Menschen. Daher freuten sich die Keeper besonders über diesen Tag.

Wir freuen uns, eine so tolle Leitkuh wie Murera zu haben. Wann immer sich eines der Waisen daneben benimmt, geht sie der Sache auf den Grund. Sollte es sich herausstellen, daß einer der älteren Bullen einen Jüngeren ärgert, wird er sofort abgemahnt. Einmal liefen Ziwa und Ngasha auf Mwashoti zu und schubsten ihn über den Haufen – ein großer Fehler! Murera hat sie beobachtet und Ziwa und Ngasha streng bestraft. Sonje beschützt Mwashoti oft vor den älteren Bullen, die ihn gerne ärgern und schubsen. Auch die anderen älteren Kühe wie Lima Lima und Zongoloni stehen den Jüngeren immer hilfreich zur Seite. Besonders, wenn Ringkämpfe zu lange dauern, schreiten sie irgendwann ein.

Aber manchmal kommt auch ein Bulle zu Hilfe. Jasiri zum Beispiel, ist auch sehr sensibel. Er sah wie Ziwa auf die Suhle zurannte, wo Shukuru ins Planschen vertieft war. Jasiri eilte zur Suhle und stellte sich schützend vor Shukuru, als ob er wußte, daß sie keine groben Bullen mag. Stattdessen verwickelte Jasiri Ziwa in einen Ringkampf. Die Beiden schubsten sich durch die ganze Suhle, aber wenigstens blieb Shukuru unbehelligt.