Newsletter aus Kenia / die Eli-Waisen im Februar 2004

Nairobi Nursery

Selengai und Madiba machten uns in der zweiten Monatshälfte etwas Sorgen: Selengai hatte plötzlich eine Schwellung am Bein, was sich später als ein Abszess herausstellte, und Madiba litt an einer bakteriellen Infektion des Lymphsystems. Beide sind aber zum Glück wieder wohlauf dank der entsprechenden medizinischen Behandlung und der Fürsorge der Keeper. Madiba, der inzwischen auch seine Backenzähne hat, futtert und schläft wieder prächtig und mischt auch wieder kräftig in der Elefanten-Gang mit. Seine dicke Freundschaft mit Klein-Sunyei ist sehr anrührend und besonders erfreulich, da er doch bei seiner Ankunft im Dezember noch allen anderen gegenüber sehr argwöhnisch war. Er scheint Sunyei anzubeten, sie spielen den ganzen Tag fröhlich zusammen, und nachts schlafen sie „Tür an Tür“. Madiba hat sogar seine aus Südafrika mitgebrachte Decke aufgegeben und ist jetzt ein glückliches Mitglied unserer kleinen Waisenherde.

Mit Dankbarkeit erfüllt uns auch die Genesung des kleinen Ndomot, den wir im Januar schon fast aufgegeben hatten. Er gedeiht prächtig und hat auch seine verlorenen Pfunde schon wieder aufgeholt. Er ist glücklich, wenn er mit den anderen spielen kann.

Napasha bildet sich immer mehr ein auf seine zahnstochergroßen Stoßzähne und zeigt sie stolz allen Besuchern, indem er seinen Rüssel zum Himmel reckt. Die „Aahs und Oohs“ der Zuschauer genießt er sichtlich. Als die Jugend-Fußballmannschaft von „Manchester United“ in diesem Monat den Elis einen Besuch abstattete, nahm Tomboi es gleich mit ihnen auf – quasi als „Beckenbauer“ des Jumbo Football Teams. Wendi ihrerseits ließ keinen Zweifel aufkommen, wer hier das Sagen hat. Sie ist sehr wachsam und tüchtig und manchmal eine ziemlich burschikose Mini-Matriarchin. Als Selengai ein krankes Bein hatte, gestattete sie es niemandem, ihr zu nahe zu kommen. Jedes Mal, wenn Selengais Abszess gesäubert wurde, musste Wendi ins Gehege gesperrt werden. Dann beobachtete sie die Aktion aufmerksam durch die Absperrung. Taita und Olmalo sind immer noch die besten Freunde. Sie teilen sich ein Nachtgehege und streiten sich auch nicht mehr um ihre Wolldecken! Sie gehen sehr liebevoll miteinander um und sind auch bei allen anderen Elis und den Menschen gleichermaßen beliebt. Die größten Favoriten jedoch, die sofort die Herzen aller Besucher im Sturm erobern, sind der winzige Madiba mit seinem Wuschelfell und seine Spielgefährtin Sunyei. Was ihm an Körpergröße fehlt, das macht Madiba durch seinen Mut wieder wett, denn als er seine Spritzen bekam, hat er nicht ein einziges Mal gejammert. Und auch andere Medikamente hat er fast genüsslich geschluckt. Alle seine Kameraden dagegen protestieren laut in ähnlichen Situationen!

Da es für die Jahreszeit ungewöhnlich viel geregnet hat, ist der Park ziemlich grün. Das ist ein großer Segen, denn die Monate Januar bis April sind normalerweise die heißesten des Jahres.

Die Tsavo-Elefanten

Die üppige Vegetation – eine Folge des großen Unwetters im letzten Monat – ist ein Geschenk des Himmels für unsere Tsavo-Waisen. Dadurch waren wir auch in der Lage, Sweet Sally, Mweya, Sosian und Burra von der Milch zu entwöhnen. Die Waisen konnten den Überfluss an Grünem in diesem Monat so richtig genießen, ebenso-  das Schwimmen und Planschen in den natürlichen Wasserlöchern. Wenn sie abtauchten, sah man manchmal nur noch die Spitze ihrer Rüssel aus dem Wasser ragen.

Dass die kleine Mweya ziemlich frech sein kann, zeigte sich wieder einmal, als sie den anderen einen Streich spielte. Sie-  tat so, als ob Gefahr drohte, und-  alle ergriffen sofort die Flucht. Es ist auch offensichtlich, dass Elefanten in der Lage sind, Intrigen und Komplotte gegen andere zu ersinnen. Mukwaju hinderte beispielsweise Nasalot an der Flucht, indem er ihren Kopf zwischen seine Stoßzähne nahm, während Nyiro versuchte, sie von hinten zu besteigen, und Sosian, der viel kleiner ist als Laikipia, kletterte auf einen Erdwall, um ihm überlegen zu sein. Wir sehen den kleinen Morani, wie er fasziniert dem Treiben der Termiten zuschaut und sie bei der Arbeit an ihrem Bau beobachtet. Edie hat Sosian ins Herz geschlossen und entschieden, dass er das Nachtgehege mit ihm teilen möchte. Aitongs Liebe zu Sweet Sally besteht immer noch und auch Mpala und Burra sind noch dicke Freunde, ebenso wie Nyiro und Mukwaju. Salama ist wie gewöhnlich ziemlich dominant beim Kräftemessen in der Gruppe der Gleichaltrigen, und auch bei den „Mädels“ zeigen sich Rivalitäten, besonders, wenn es um die Frage geht, wer die Gruppe von den Stockades in den Busch und wieder zurück führt. Wie gewöhnlich, enden Schubsereien meistens in einer Schlacht, und dann greifen die weiblichen Elis ein, um den Frieden wieder herzustellen. Ein schönes Beispiel für das Einfühlungsvermögen von Elefanten gab Aitong, als sie niederkniete und ihre Stoßzähne vorsichtig unter den Körper der schwächlichen Mweiga schob, um ihr im Schlammbad auf die Beine zu helfen.