Newsletter aus Kenia / die Eli-Waisen im Februar 2006

Die Nursery-Waisen

Die Nursery begrüßte in diesem Monat zwei Neulinge: ein weibliches Kalb von ungefähr 18 Monaten von der Ol Pejeta Ranch in Laikipia, erbärmlich schwach, weil es offenbar schon lange ohne Milch und andere Nahrung war. Sie wurde Sidai genannt, in der Samburu-Sprache das Wort für „schön“. Außerordentlich traumatisiert war sie zuerst sehr wild und verweigerte die Milch, aber sobald die anderen Elefanten zu ihr hereingebracht wurden, begann sie die Milch zu akzeptieren und konnte nicht mehr genug davon bekommen! Aber ihr Zustand verschlimmerte sich, bis ihr die Tierärzte einen Tropf anlegten, um sie mit den lebenswichtigen Elektrolyten zu versorgen. Nach weiteren drei Tagen in den Stockades war sie stark genug, mit den anderen nach draußen zu gehen – nun schon sehr freundlich und liebenswürdig.

Der zweite Neuling war ein Eli-Baby, das Forscher im Amboseli Nationalpark allein gesichtet hatten, seine Mutter war aus unerklärlichen Gründen seit etwa drrei Wochen tot (eine Kuh aus einer von Cynthia Moss beobachteten Elefanten-Familie). Dennoch war der Kleine kräftig genug, starken Widerstand zu leisten. Bis er in der Nursery ankam, war er sehr aggressiv und erpicht darauf, jeden auf zwei Beinen anzugreifen. Er wurde von Cynthia Moss Orok genannt, das Massai-Wort für „schwarz“, da seine Familie längere Zeit zwischen den dunklen Schatten der „Doum“ Palmen in Ol Tukai verbracht hat. Wie Sidai ist er 18 Monate jung. Die nächsten fünf Tage kämpften die Keeper, ihn zu beruhigen. Glücklicherweise hat er beobachtet, wie Kora genussvoll seine Milch schlabberte, und da entschloss sich dann auch Orok, dem Beispiel zu folgen.

Als wir ihn dann zu den anderen Eli-Waisen ließen, schloss er mit Sidai sofort Freundschaft- Beide fanden Trost in ihrem neuen, merkwürdigen Leben. Heute bleiben sie noch immer nah beieinander und fressen abseits von der Hauptgruppe. Wenn Sidai stolpert und Schwierigkeiten hat, aufzustehen, ist Orok sofort zur Stelle und hilft den Keepern, sie wieder auf die Füße zu bekommen.

Makena ist noch immer die kleinste, obwohl älter als Zurura, und bleibt der große Liebling von Lualeni, die in Naserians Fußstapfen als „Mutter“ getreten ist- total beschäftigt mit Makena, die sie extrem schützt. Zurura mag es gern, wenn sein Kopf komplett unter der Decke ist, während er seine Flasche ausnuckelt. Das gibt Makena die Gelegenheit, sich an ihn heranzuschleichen, weil sie eifersüchtig ist! Unvermeidlich führt dies zu einer Rangelei, bei der die Keeper oder Lualeni eingreifen müssen. Zurura hat inzwischen Freundschaft mit Kora geschlossen, weil Lualeni zu sehr mit Makena beschäftigt ist. Alle jungen Bullen genießen es, ihre Kraft in Rangeleien zu prüfen, was auch die Hierachie zwischen ihnen herstellt.

Loijuk, wie Sidai zunächst extrem abgemagert, nimmt immer mehr Gewicht zu und hat enge Freundschaft mit einem anderen Neuling geschlossen – dem neun Monate jungen Sian aus Amboseli, dessen Mutter es nicht geschafft hat zurückzukehren, nachdem sie über die Grenze nach Tansania hinausgewandert war. Beide sind sehr sanfte, kleine Elefanten, und speziell Loijuk mag gerne den Kontakt der Besucher, die jeden Tag zwischen 11 und 12 Uhr in die Nursery kommen.

Außenseiter ist im Moment Challa, der nun stärker als Kora ist. Er genießt es, nun Rache zu nehmen für die vielen Male, als Kora die Rangelei-Wettkämpfe gewonnen hat. Angekommen als schwacher Verhungerter, denkt er jetzt offenbar, dass es an der Zeit ist abzurechnen. Zu jedem ist er aggressiv, von dem er meint, da wolle jemand seine Milchflasche ergattern … Was aber auch verständllich ist, da er die Zeit, als er nahe am Verhungern war, mit Sicherheit noch nicht vergessen hat.

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Die Waisen in Voi

Jeder frühe Morgen wird von den 23 Voi-Waisen freudig begrüsst. Sie spielen rund um die Stockades, während die Keeper Ihren Morgen-Tee trinken. Wie üblich ist es ein wichtiges Ereignis des Tages, wer der Anführer der Gruppe wird, um sie zu den Fütterplätzen zu bringen. In diesem Monat waren viele der „Youngsters“ einmal dran, während Natumi den Keepern signalisiert, sie mögen sich doch mit ihrem Tee etwas mehr beeilen!

Nach dem Ausfall der Hauptregen im November/Dezember hat die Suche nach grünem Futter die meiste Zeit beansprucht. Die Waisen haben erneut viele Gelegenheiten bekommen, auf den Mazinga Hügel hinter den Nacht-Stockades zu klettern. Auch die schwache Mweiga hat die Hälfte des Weges geschafft, jedesmal dicht begleitet von ihren besten Freunden Sosian, Mweya und manchmal Morani. Manchmal blieben viele Mitglieder der Gruppe mit ihr zusammen unten am Hügel, aber eines ist sicher – Mweiga bleibt niemals alleine zurück. Meister des Bergsteiger, selbst stolz auf sich, ist Mukwaju, jedesmal sehr eifrig dabei, um sicherzustellen, dass er der erste am Gipfel ist – und es ist in der Tat ein steiler Aufstieg.

Einmal kam Emily morgens allein zu den Stockades und begleitete die Waisen in den Busch, wo sie versuchte, Salama von seinen Freunden wegzulocken und ihn zu überzeugen, mit ihr zu gehen. Wir waren überrascht, dass es Salama war, den Emily anvisierte, weil ihre beiden Favoriten, abgesehen von Tsavo, immer Loisaba und Ndara waren. Salama war versucht, hat es sich nach einer aber nochmal überlegt und ist zu seinen Waisen-Freunden zurückgekehrt. Gegen Ende des Monats war Emily eine tägliche Besucherin bei den Stockades, jedesmal kam sie allein, so dass die Keeper sich entschlossen, sie zurück zu Aitong und den anderen zu begleiten, die sie fressend auf der Rückseite des Mazinga Hügels gesichtet hatten. Dort gab es das übliche, fröhliche Willkommenheißen, als sie und die Keeper Aitong erreichten – viel Trompeten, umschlingende Rüssel und Urinieren, was immer stattfindet, wenn Liebende wieder vereint sind. Wir können nur spekulieren, warum Emily soviel Zeit damit verbringt, alleine hin und her zu gehen – ein Grund könnte vielleicht sein, dass sie eine noch immer abhängige Waise überreden will, mit ihr zu kommen.

Unter den wachsenden und sehr sensiblen “Youngstern“ gibt es immer wieder Meinungsverschiedenheiten, die geschlichtet werden müssen. Salama und Lolokwe hatten eine Auseinandersetzung, wie auch Loisaba und Salama eines Nachts bei den Stockades, die ernst war, und die Keeper musste eine Nachtwache halten, um den auf begrenztem Raum für Frieden zu sorgen. Diese Auseinandersetzung ging bis in den nächsten Tag hinein und war erheblich, weil Salama es an dem Abend verweigerte, in der Nacht Nacht ein Gatter mit Loisaba zu teilen und es stattdessen vorzog, in einen anderen Stall zu gehen. Auch das bedurfte den Einsatz der Kepper. Dann hatten Thoma und Seraa, die normalerweise gute Freunde sind, eine Streiterei, die genau von Natumi beobachtet wurden, die die beiden mit einem einem lauten Poltern warnte. Ein anderes Mal schlug Mweya aus Versehen Mvita zu Boden, als sie aus dem Schlammbad rannte. Mvita wollte Revanche und verfolgte Mweya, aber die war schlau genug, Abstand zu halten, bis Thoma sich beruhigt hatte.

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Die Waisen in Ithumba

Obwohl viele wilde Elefaten in der Gegend waren, blieb ihr Kontakt zu unseren Waisen weiterhin nur flüchtig. Da die wilden Herden sich aber immer mehr den Stockades nähern, sind wir sehr zuversichtlich, dass ein aufregendes Zusammentreffen nicht mehr weit entfernt ist.

Als sich einige wilde afrikanische Jagdhunde bei der Jagd auf zwei Dik-Diks näherten, gruppierten sich Yatta, Mulika und Kinna, darauf vorbereitet, die Waisen zu verteidigen. Sie hatten aber erst genügend Mut, die Jagd wirklich zu beginnen, als die Keeper ihnen Rückendeckung gaben. Und da waren die Hunde bereits lange wieder verschwunden. Ein streunender Haushund hat ebenfalls für Durcheinander und Furcht gesorgt. Doch die älteren Kühe Yatta, Mulika, Nasalot und Kinna fassten zusammen mit den Keepern genügend Mut, um den Eindringling zu vertreiben. Als er wieder erschien, erschraken Naserian und Rapsu, die ihn zuerst sichteten und zu den Keepern flüchteten . Kinna und Mulika blieben schweigsam und still zwischen den Babys, die die Zwischenfälle genau beobachteten.

Napasha, der in diesem Jahr vier Jahre alt wird, zeigt Anzeichen, viel unabhängiger zu werden. Er beschliesst häufig, entfernt von den anderen zu grasen. Eines Morgens verlor er die Gruppe, da er sich an einem Felsen gekratzt hatte und dann den falschen Weg nahm. Als er die anderen nicht finden konnte, begann er panisch zu werden, brüllte, um die anderen aufmerksam zu machen – Mulika hat leise geantwortet, was ihn wieder zu der Gruppe führte. Als er ankam, begrüßten ihn alle anderen Waisen, trompeteten und legten ihre Rüssel in seinen Mund – ein herzlicher „Elefanten-Kuss“.

Wie üblich gibt es immer Konkurrenz, wer die Gruppe am Morgen von den Stockades in den Busch zum Schlammbad am Mittag und abends zurück führen darf. Oft ist es Sunyei, die gegen Madiba für das Privileg antritt. Wendi und Sunyei teilen sich die Aufgaben als Mini-Matriarchinnen, während sich die älteren Elefanten – Yatta, die die Haupt-Matriarchin ist, unterstützt von Mulika, Nasalot und Kinna – die Verantwortung für Sicherheit und gutes Verhalten der 17 Ithumba-Waisen teilen. Yatta hatte um Verstärkung der ganzen Herde gerufen, um einen alten Büffelbullen zu vertreiben. Und eines Tages als Ol Malo selbstvergessen hinter einem dicken Busch graste, ging Yatta sofort los, um sie zu holen und zu den Stockades zu begleiten. Dann wieder waren es Naserian, Rapsu und Buchuma, die ihren eigenen Weg gehen wollten – leider aber den falschen. Yatta kam eilig daher, um ihren Weg zu blockieren, zwang sie umzudrehen und brachte sie auf den richtigen Weg. All diese Zwischenfälle demonstrieren wiederholt die Gewissenhaftigkeit der weiblichen Elefanten.

Die früheren Nursery-Mitbewohner Rapsu, Buchuma, Naserian und Madiba, oftmals begleitet von Ndomot, bilden noch immer eine sehr enge „Famile“, die von den selbst ernannten Mini-Matriarchinnen Sunyei und Wendi beaufsichtigt werden. Taita und Tomboi bleiben weiterhin enge (und konkurrenzbereite) Freunde, die es genießen, sich zu raufen, um ihre Stärke zu testen. Auch Rapsu macht das, manchmal mit den größeren Jungs wie Ndomot, Tomboi oder Buchuma.

Die Waisen treffen viele andere Tiere während ihrer täglichen Exkursionen, und die Jüngeren sind oft sehr ängstlich, selbst von den winzigen Dik-Diks lassen sie sich erschrecken. Sunyei, Madiba, Buchuma, Naserian und Wendi waren sehr eingeschüchtert durch eine männliche, kleine Kudu-Antilope, der aus dem Busch trat. Sie alle flohen brüllend, was Mulika und Yatta dazu veranlasste, zu Hilfe zu eilen.

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