Newsletter aus Kenia / die Eli-Waisen im Januar 2004

In diesem Monat stand bei uns der Kampf um das Leben des kleinen Ndomot an erster Stelle,, der Ende November im Alter von nur sechs Wochen hier ankam. Er stammt aus der selben entlegenen Ecke Kenias, aus der auch die kleine Sunyei kommt – die beiden scheinen sich sogar zu kennen! Ndomot litt unter Darmgeschwüren mit hartnäckigen Durchfällen, die uns fast verzweifeln ließen. Nach langen vergeblichen Bemühungen griffen wir schließlich auf ein altbewährtes homöopathisches Mittel zurück, das ihm stündlich verabreicht wurde. Jetzt scheint er über den Berg zu sein und zeigt wieder Lebenszeichen, obwohl er noch sehr ausgezehrt und schwach ist. Er trinkt auch wieder Milch und hat guten Appetit, so dass er hoffentlich in ein bis zwei Monaten wieder ein properes Eli-Baby sein wird.

Auch der kleine Madiba, der im Dezember im Alter von drei Monaten abgemagert und schwach aus Südafrika zu uns kam, beanspruchte unsere volle Aufmerksamkeit in diesem Monat. Als er gefunden wurde, war er nur wenige Stunden alt und hatte offenbar noch nicht begriffen, dass er ein Elefant ist, denn er mied anfänglich den Kontakt zu den anderen und klammerte sich nur an seine Decke, die er aus Südafrika von seinen dortigen Betreuern mitbekommen hatte. Mittlerweile gedeiht er aber prächtig und hat sich auch mit den anderen angefreundet – besonders mit seinem Altersgenossen Ndomot . Er genießt das Toben im Schlammbad, und die menschlichen Besucher dort lieben ihn besonders, weil er für seine vier Monate noch so klein ist und mit seinen Zottelhaaren aussieht wie ein kleines Mammut.

Dem kleinen Napasha, den ein Massai-Hirte vor sechs Monaten im Busch fand, sind zwei kleine kräftige Stoßzähne gewachsen, was ihn als Zweijährigen auszeichnet. Somit ist er alt genug, um sich bald der Tsavo-Gruppe anzuschließen. Seine Stoßzähne präsentiert er stolz allen Zuschauern, wobei er den Rüssel hochhält, damit man sie auch deutlich sehen kann. Olmalo, Taita und Napasha bewohnen ein ehemaliges Nashorn-Gehege der Nursery, und sie warten jeden Abend sehnsüchtig auf die Rückkehr der Nashorn-Waise Makosa. Immer nach Beendigung seiner Abendmahlzeit geht Makosa zu den Dreien, die schon ihre Rüssel durch den Zaun strecken, und er steht dann ganz verzückt mit geschlossenen Augen da und läßt sich von ihnen im Gesicht kitzeln. Er ist wie alle Nashörner ein sehr sensibles Geschöpf.

Wendi demonstriert ständig, dass die acht Nursery-Babys ihr allein gehören, während der pausbäckige Tomboi sich gern als Beschützer aufspielt, indem er alle Warzenschweine verjagt, die dann auch brav wegrenne, um ihm einen Gefallen zu tun.. Sunyei ist der besondere Liebling ihrer Eli-Kameraden und auch der Besucher. Sie ist ein Winzling und sehr verspielt.

Nun, da es dem kleinen Ndomot besser geht und Madiba gut gedeiht, hoffen wir, dass es im bevorstehenden Februar keine Rückschläge geben wird und dass wir nicht noch mehr Zuwachs bekommen, denn unsere neun Nursery Babys haben die Gehege bereits zum Überlaufen gebracht und auch die Nashorn-Ställe mit belegt. Wenn allerdings weitere Eli-Babys ankommen sollten, würden wir natürlich niemals eines wegschicken. Dann muss man einfach irgendwo und irgendwie noch mehr Platz schaffen.

Die Tsavo-Waisen

In der ersten Januar-Hälfte wurde die Gegend um die Stockades von Voi zunehmend trockener und wirkte wie eine Mondlandschaft. Dies war eine Herausforderung für die Elefanten und die Keeper gleichermaßen und bereitete uns einige Kopfschmerzen. Einige in der Gruppe magerten regelrecht ab – sogar Emily und Aitong, aber vor allem Mweiga, die sichtlich schwach war. Es war sehr anrührend zu sehen, mit welcher Fürsorge sich die anderen Elefantenmädchen, sogar die kleineren, um die sechsjährige Mweiga kümmerten. Wenn Mweiga nicht mit der Gruppe schritthalten konnte, dann blieb immer abwechselnd eine der anderen zurück, um sie zu den Stockades oder zum Schlammbad zu begleiten. Wenn Emily und Aitong diese Rolle übernahmen – eine an jeder Seite -, dann war Mweiga offensichtlich überglücklich, denn sie schwenkte ihren Rüssel immer hin und her. Auch Salama bewies seine Fürsorglichkeit, als der freche Nyiro Mweya mit List von der Gruppe trennte und versuchte, sie zu besteigen. Salama eilte sofort zu Mweyas Rettung herbei.

Mit den wilden Herden gab es in diesem Monat praktisch keinen Kontakt, was schlicht daran lag, dass sie alle diese wüstenartige Gegend verlassen hatten und zu grünerem Weideland gezogen waren. Nur Ndara und Loisaba schlossen sich kurz einer wilden Gruppe an, ansonsten musste die ganze Waisengruppe miteinander spielen.

Besonders groß war das Vergnügen, als am 16. Januar in einer Nacht etwa 20 cm Regen fiel. Dadurch wurden der Voi River und das angrenzende Land überflutet und alle natürlichen Senken mit Wasser gefüllt. Die Straßen verwandelten sich in Sümpfe, so dass die Besucher in ihren Lodges und Zelt-Camps praktisch eingeschlossen waren. Für uns war das jedoch buchstäblich ein Geschenk des Himmels, denn wir hatten schon damit gerechnet, alle unsere Tsavo-Elis nach Norden bringen zu müssen, nach Ithumba, wo Imenti sich aufhält, denn dort hat es in diesem Jahr ausgiebige Regenfälle gegeben. Diese Verlegung planen wir immer noch – allerdings für die kühlere Jahreszeit, die im Mai beginnt. Wir möchten dann nämlich einen Teil der Tsavo-Gruppe nach Norden bringen. Dort bauen wir im Augenblick die Quartiere der Mitarbeiter und errichten die nötige Infrastruktur – größere Stockades, Vorratslager, Wassersammeltanks, einen Brunnen usw.

Irima entwickelt sich zu einem starken Charakter, der weiß, was er will, und der sich nicht scheut, es mit den älteren Elis aufzunehmen.

Regen ist immer ein Grund zur Freude, und die Waisen genossen die Folgen des großen Unwetters. Sie jagten fliegenden Termiten nach und schlugen mit dem Rüssel nach ihnen. Sie spielten in den Pfützen und wälzten sich im Matsch. Einmal trieben sie ein Baby-Warzenschwein in die Enge, dessen Mutter sofort heranraste, um es zu verteidigen, was wiederum Emily auf den Plan rief, die die „Täter“ vor der wütenden „Warzensau“ beschützen musste. Wasserböcke und Strauße wurden ebenfalls mit großem Vergnügen gejagt. Die Tage sind immer ausgefüllt mit Schubsen und Streitereien – meist um einen bestimmten Ast – oder Versteckspielen. Besonders gern jagen sie sich gegenseitig um Büsche herum. Sosians Riesen-Appetit fällt richtig auf, und die Tatsache, dass er zu den Babies gehört, die demnächst von der Milch entwöhnt werden müssen, wird ihm gar nicht gefallen!