Jede Menge neue Ex-Waisen-Babys in Tsavo!

(Originalberichte zu Edies, Mweyas, Wendis und Sidais Babys; alle Bilder © Sheldrick Wildlife Trust)

Bei der Arbeit mit Elefanten ist immer etwas los, aber manchmal gibt es Tage, an die man sich noch lange erinnert! Der 17. November 2019 war so ein Tag – als gleich drei jetzt wieder in freier Wildnis lebende ehemalige Waisenelefanten des Sheldrick Wildlife Trust (SWT) am gleichen Tag ihre kleinen Wonneproppen präsentierten! Mweya, Wendi und Edie sind seinerzeit von den Keepern des SWT großgezogen worden und hatten selbst nie das Glück, gemeinsam mit ihren Müttern durchs Leben zu gehen. Umso wunderbarer ist es, zu sehen, wie ihre eigene Familie nun wächst und neue kleine Kälber hinzugekommen sind: Mwitu, das erste Baby von Mweya, Wema, das zweite Kalb von Wendi, und Eco, schon das dritte Baby von Edie!

Das Spektakel am 17. November begann an der Auswilderungsstation in Voi, als Edie und Mweya zum Schlammbad vorbeikamen – nachdem sie seit Anfang des Jahres nicht mehr da gewesen waren. Aber sie waren nicht allein, sondern jede der beiden Kühe hatte ein kleines Kalb im Schlepptau! Darauf hatten die Keeper in Voi schon lange gewartet, denn als sie die Ex-Waisen im Januar zum letzten Mal gesehen hatten, waren die beiden schon sichtbar schwanger. Dann kam die Trockenzeit, während der die Ex-Waisen meist weite Wege wandern, um genug Futter zu finden. Nachdem die Regenzeit nun relativ früh begonnen hatte, fragten sich die Keeper, ob ihre früheren Schützlinge wohl bald mit kleinen Babys wieder auftauchen würden. Und tatsächlich war es an diesem Tag soweit.

Edies und Mweyas Kälber schienen etwa drei bis vier Monate alt zu sein; demnach mussten sie Mitten in der Trockenzeit, vielleicht Juli oder August, geboren worden sein. Zu dieser Zeit war es für die Ex-Waisen unmöglich gewesen, von der Gegend, in der sie sich in der Trockenzeit aufhalten, nach Voi zurück zu kommen, denn auf dem langen Weg gibt es kaum Wasserstellen. Beide Babys sind gut genährt und sehen absolut gesund und munter aus – auch wenn sie offenbar ganz schön müde waren nach der anstrengenden Wanderung, die weit über 100 Kilometer lang ist. Nachdem sie am Wasserloch an den Stallungen präsentiert worden waren, legten sie sich unter einen Baum, um ein wohlverdientes Schläfchen zu halten, während ihre Mütter daneben standen und auf sie aufpassten. Die vier hatten die anderen Ex-Waisen nicht dabei, aber die Keeper vermuteten, dass sie in den nächsten Tagen auch auftauchen würden; Edie und Mweya hatten es wohl sehr eilig, den Keepern ihre kleinen Schätzchen vorzuzeigen! Am Morgen des 18. November waren die beiden Babys dann gut ausgeschlafen und erschienen früh an den Stallungen, um den Waisen vorgestellt zu werden. Diese waren natürlich begeistert und spielten mit ihnen, bevor alle zusammen hinaus in den Busch zum Grasen aufbrachen.

Mweyas kleines Mädchen wurde Mwitu genannt, was auf Suaheli soviel bedeutet wie „wild“. Das passt zu Mweyas eigener Geschichte, die von weit her kommt: sie wurde im Jahr 2001 in Uganda gerettet, wo sie sich im Alter von einem Monat ganz allein in ein kleines Fischerdorf verirrte. Während die Helfer des Waisenhauses in Nairobi mit der nötigen Bürokratie kämpften, um einen kleinen Elefanten von einem Staat in einen anderen zu bringen, wurde sie im Uganda Education Centre untergebracht. Dort lebte sie mit einigen Schimpansen zusammen und schwang sich in kurzer Zeit zur kleinen Anführerin der Gruppe auf. Nun ist sie 18 Jahre alt, und ihre angeborene Bestimmtheit wird ihr gute Dienste leisten, wenn sie die kleine Mwitu aufziehen wird.

Der kleine Eco ist Edies drittes Kalb, und seine älteren Schwestern Ella (geboren 2009) und Eden (geboren 2015) werden sicherlich vorbildliche Kindermädchen für ihn sein. Edie wurde im April 1999 aus einem Brunnen gerettet, nachdem ihre Familie vergeblich versucht hatte, sie zu befreien. Der Vorfall nahm sie sehr mit und hinterließ auch Verletzungen, und sie brauchte viele Wochen, bis sie sich von ihrer tiefen Depression erholt hatte. In den 20 Jahren, die wir sie kennen, hat sie viel erreicht und ist nun erfolgreich dreifache Mutter geworden – was alle beim SWT sehr stolz macht!

 

 

 

In der Auswilderungsstation in Ithumba gab es unterdessen noch einen Grund zum Feiern. Am selben Tag kam nämlich gegen Mittag Ex-Waise Wendi zum Schlammbad, und auch sie hatte ein kleines, frischgeborenes Kalb dabei! Vor vier Jahren, als ihr erstes Baby Wiva geboren wurde, war es schon genauso. Und natürlich war Wiva, die sich auch schon einen Monat nicht hatte blicken lassen, beim Vorstellungstermin dabei. Wendi zeigte ihren kleinen Neuling stolz Chef-Keeper Benjamin und seinen Helfern vor und ließ auch einige der milchabhängigen Waisen zum Spielen heran. Wiva passte gut auf ihre kleine Schwester auf und folgte ihr wie ein Schatten.

Wendis kleine Tochter wurde Wema genannt, was auf Suaheli in etwa „Güte“ bedeutet – sie ist wirklich ein engelsgleiches kleines Baby! Wendi war im Jahr 2002 allein und verlassen in einem Sumpf gefunden worden. Sie war noch ganz rosa hinter den Ohren, und vermutlich war ihre Mutter während der Geburt gestört worden und musste fliehen. Im Laufe der Jahre hat sie sich zu einem der bemerkenswertesten Waisen entwickelt, die je beim SWT aufgezogen wurden, und auch jetzt, wo sie wieder in freier Wildnis lebt, ist sie immer wieder für eine Überraschung gut. Zum Glück hat sie fähige Helferinnen um sich, vor allem das frischgebackene Kindermädchen Naserian und auch ihre erste Tochter Wiva, die ihr sicherlich mit der kleinen Wema helfen wird.

Knapp einen Monat später, am 12. Dezember, tauchte schließlich Ex-Waise Sidai an den Stallungen in Ithumba auf und hatte ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk für die Keeper dabei: eine kleine Tochter!

Mit dabei waren ihre Freunde und frischgebackene Kindermädchen Naserian, Lenana, Galana mit ihrem eigenen Kalb Gawa, und Nasalot mit dem kleinen Rabauken Nusu. Wie üblich gab es großes Hallo, und Ex-Waisen wie milchabhängige Waisen wuselten aufgeregt um den kleinen Neuling herum. Es war bekannt, dass Sidai schon lange schwanger gewesen war, aber in den letzten Monaten hatte sie sich woanders aufgehalten, und umso erfreuter waren alle, als sie wieder vorbei schaute. Es ist wunderbar, dass sie nicht vergessen hat, die Keeper und Waisen an ihrer Freude teilhaben zu lassen, und zeigt, wie dankbar sie für alles ist, was die Helfer des SWT für sie getan haben.

Für Sidai ist es ein großer Schritt, das erste Mal Nachwuchs zu bekommen. Sie wurde als Waise während der Dürre im Jahr 2006 gerettet und kam als hoffnungsloser Fall im Waisenhaus an. Regelmäßig plagten sie unerklärliche Anfälle, und mehr als einmal schien es mit ihr vorbei zu sein. Die Sheldricks und die Keeper gaben die Hoffnung aber nicht auf. Ihr Name bedeutet in der Sprache der Maasai soviel wie „etwas wunderbares“ und passt vorzüglich zu diesem durch und durch liebevollen Elefanten. Diese Charakterzüge wird die nun 15 Jahre alte Sidai sicherlich an ihre Tochter weitergeben.

Das kleine Kalb wurde Sita genannt, was auf Suaheli „sechs“ bedeutet – sie ist schon das sechste wild geborene Baby des SWT in diesem Jahr! Insgesamt sind es nun, zusammen mit Mwitu, Eco und Wema, 35 in der Wildnis geborene Babys der Ex-Waisen, die vom SWT gerettet, aufgezogen und wieder ausgewildert wurden – nicht zu vergessen das kleine Nashornbaby Sultan von Waisen-Nashorn Solio, das dieses Jahr im Nairobi Nationalpark zur Welt kam! Elefantenwaisen wie Edie, Mweya, Wendi und Sidai, die selbst ihre Mütter nie kennengelernt haben, nun mit ihren eigenen Familien zu sehen, macht alle Beteiligten unglaublich glücklich und zeigt, wie erfolgreich das seinerzeit von David und Daphne Sheldrick ins Leben gerufene und von REA. e.V. unterstützte Waisenprojekt ist. Und dies ist nicht zuletzt allen Spendern und Paten zu verdanken!