Wir stellen vor: Seklarani Inglam, WAG-Ranger in Malawi

Seklarani Inglam (c/o Kristina Rösel)

Seklarani Inglam ist 31 Jahre alt und stammt aus Chitekwele, einem Dorf an der westlichen Grenze des Thuma Waldreservates. Er ist verheiratet und Vater von drei Kindern. 2012 war er zur Wildlife Action Group gekommen, ursprünglich als Wärter des Elektrozauns an der Ostgrenze. Ein wichtiger Job, denn der Zaun sollte ja dafür sorgen, dass  die Elefanten im Wald blieben und nicht bis auf die Felder der Bauern kamen. Der berühmt-berüchtigte Elefantenbulle Chakuza schafft es zwar immer noch, dann und wann den Zaun zu durchbrechen, um Mangos und Kürbisse zu naschen… Aber zum Glück wissen die Dorfgemeinschaften inzwischen, wo sie anrufen müssen, um den spitzbübischen Bullen wieder zurück in den Wald zu bringen. Am meisten liebt Seklarani an seinem Beruf, dass er so nah an die Wildtiere herankommt. Als kleiner Junge hatte er immer Geschichten über die Wildtiere im benachbarten Wald gehört, aber nie wirklich eines davon gesehen – außer ab und zu einen Elefanten im Feld der Bauern seines Dorfes.

Seklarani Inglam (c/o Kristina Rösel)
Seklarani Inglam (c/o Kristina Rösel)

Sein einprägsamstes Erlebnis bei der Arbeit war die Verhaftung eines Holzkohle-Wilderers, der ihn mit seinem Panga (einer Machete) in die Hand hackte. Zum Glück waren seine Kollegen schnell zur Stelle und konnten Schlimmeres verhindern. Er hat Gott sei Dank auch keine chronischen Schäden davon getragen. Wenn Seklarani frei hat, läuft er acht Stunden zu Fuß vom Basislager bis nach Hause – und natürlich auch wieder zurück zur Arbeit, was für eine Pendelstrecke!

Seklarani nimmt dieses Jahr bereits zum vierten Mal für WAG an der Wildlife Ranger Challenge teil: https://wildlife.rangerchallenge.org/campaigns/wildlife-action-group-malawi-2023

Die Wildlife Ranger Challenge ist seit 2020 die weltweit größte Kampagne, um die  Solidarität unter den Rangern zu festigen und Spenden für die Berufsgruppe zu sammeln. Mehr als 100 Teams aus Afrika nehmen zwischen Juni und September 2023 an verschiedenen Prüfungen teil. Der Wettkampf erreichte seinen Höhepunkt in diesem Jahr am 16. September beim 21-Kilometer-Lauf durch das Schutzgebiet des jeweiligen Ranger-Teams.

Mehr zum REA-Projekt in Malawi hier…

Unterstützen Sie die Arbeit der WAG gerne weiterhin, zum Beispiel durch die Finanzierung eines WAG-Rangers. Lernen Sie mehr hier…

Wir stellen vor: Matthews Banda, WAG-Ranger in Malawi

Matthews Banda (c/o Kristina Rösel)

Matthews Banda ist 36 Jahre alt und stammt aus Mvera, gleich hinter der südwestlichen Grenze des Thuma Waldreservates. Er kam 2008 zur Wildlife Action Group (WAG), zuerst als Vorarbeiter, aber sein Potenzial wurde schnell erkannt und er dann zum Ranger ausgebildet. Matthews hat eine Frau und zwei Kinder (drei  und acht Jahre alt) . Seit er zur Schule ging, wollte er immer Soldat werden – jetzt ist er stolz, ein Soldat für den Naturschutz zu sein. Seine Familie ist froh, dass er einen festen Beruf hat, so können sie Lebensmittel und Dünger kaufen und die Schulgebühren bezahlen. Mit seinem Einkommen unterstützt er auch zwei seiner jüngeren Brüder, für die er die Schulgebühren in der Oberschule und in der Berufsschule bezahlt.   Für uns kaum vorstellbar: Um ihre Kinder in öffentliche Schulen zu schicken, müssen Malawier Gebühren zahlen!

Matthews liebt es, im Busch zu sein und Wilderer zu verhaften: „Ich könnte sieben Tage die Woche im Busch schlafen“, sagt er stolz. Als er vor 15 Jahren das erste Mal auf die Westseite des Thuma Waldreservates kam, war fast der ganze Wald verschwunden – Holzkohle-Wilderer hatten ihn abgeholzt, und Wildtiere waren getötet worden.

Seine Heimat liegt direkt an der Grenze zum Wald, und als er den Job bekommen hatte, waren seine Nachbarn überhaupt nicht glücklich! Aber Matthews ist es seitdem gelungen, eine gute Beziehung zwischen seinem Dorf, den benachbarten Dörfern und der WAG auf- und auszubauen.

Eine seiner einprägsamsten Erinnerungen an seine Arbeit ist eine Begegnung mit Wilderern im Jahr 2013. Er war mit vier weiteren, damals noch unbewaffneten WAG-Wildhütern auf Streife, und sie trafen auf fünf bewaffnete Wilderer am Linthipe-Fluß. Sie flüchteten in den Busch und konnten sich vor den Wilderern verstecken. Von da aus riefen sie bewaffnete Verstärkung und verbrachten die Nacht im Busch – natürlich taten sie kein Auge zu, sondern beobachteten jede Bewegung der Wilderer, die unaufhörlich nach ihnen suchten. Irgendwann im Morgengrauen hatten sie aufgegeben und verschwanden. Außer Fußspuren war nichts mehr von ihnen zu sehen. Matthews möchte jetzt lieber Ranger als Wildhüter genannt werden, denn „Ranger sind bewaffnet und jederzeit bereit, in ihrem Beruf zu sterben“.

Matthews nahm dieses Jahr bereits zum vierten Mal für WAG an der Wildlife Ranger Challenge teil: https://wildlife.rangerchallenge.org/campaigns/wildlife-action-group-malawi-2023

Die Wildlife Ranger Challenge ist seit 2020 die weltweit größe Kampagne, um Solidarität unter den Rangern zu festigen und Spenden für die Berufsgruppe zu sammeln. Mehr als 100 Teams aus Afrika nahmen in diesem Jahr zwischen Juni und September 2023 an verschiedenen Prüfungen teil. Der Wettkampf erreichte seinen Höhepunkt am 16. September  beim 21-Kilometer-Lauf durch das Schutzgebiet des jeweiligen Ranger-Teams.

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Aufstieg auf den Mt. Thuma – heute und vor 18 Jahren

Der Ausblick vom Gipfel des Mount Thuma über das Plateau (mit den Salzlecken). Hinter dem Plateau liegt das WAG-Basislager.

Text und Photos von Kristina Rösel, WAG Volunteer 2005

Am 7. Juni 2023 nahmen mich die Ranger der Wildlife Action Group (WAG) mit auf den Gipfel des Mount Thuma, der das Waldreservat auf 1565 Meter überragt. Das letzte Mal war ich im Jahr 2005 dort oben, und mir ging ein klein wenig „die Muffe“: Würde ich die 1000 Höhenmeter mit einem Zehn-Kilo-Rucksack mal eben so schaffen??? (Es war sogar der exakt gleiche Rucksack wie vor 18 Jahren!) Und was würde ich sehen? Beim letzten Mal gab es fast keine Bäume auf dem Westhang des Berges, nur Baumstümpfe, grasloser Boden, kein Zeichen von Pflanzen oder Tieren. Stattdessen nur Fuß- und Fahrradspuren – alles Anzeichen heftiger Wilderei.

Mein erster Aufstieg auf Mount Thuma 2005 mit dem damaligen WAG-Scout Mr. Polah.
Mein erster Aufstieg auf Mount Thuma 2005 mit dem damaligen WAG-Scout Mr. Polah
Der Westhang von Mt. Thuma damals – nur noch Büsche, kaum noch Bäume.
Der Westhang von Mt. Thuma damals – nur noch Büsche, kaum noch Bäume

Wir zogen früh am Morgen los, aber anders als beim letzten Mal wurden wir mit dem Auto vom Basecamp bis auf das Plateau, bis an die Salzlecken gefahren – eine Strecke, die zu Fuß schon gut einen halben Tag dauern würde. Aber sie ist bei Weitem der angenehme Teil der Wanderung. Vor 18 Jahren sind wir den ganzen Weg gelaufen, haben im Busch am Vomerere-Bach geschlafen und zwischenzeitlich nach Wilderern Ausschau gehalten. Jetzt starteten wir da, wo wir 2005 am nächsten Morgen aufbrachen.

Wir waren frohen Mutes und durchquerten den ersten kleinen Strom namens Piña Piña. Der nächste Flashback – damals, 2005, bin ich während einer regulären Tagespatrouille in diesem Bächlein gestolpert. Ich war schon immer etwas tolpatschig, aber hey – dieses Mal war es nicht meine Schuld! Ich war in eine Drahtschlinge getappt und gefangen. Der Streifgang wurde direkt umdisponiert, und wir liefen den Bach auf und ab und sammelten alle Drahtschlingen ein, die wir finden konnten. Abends kehrten wir mit sage und schreibe 101 Schlingfallen zurück ins Basislager (diese Zahl werde ich nie vergessen).

Als ich diese Anekdote den Rangern von 2023 erzählte, starrten sie mich ungläubig an – was??? Heute finden sie höchstens 20 Drahtschlingen im ganzen Jahr! Daran kann man sehen,  wie dank beständiger und professioneller Streifgänge der Druck durch Wilderei gesenkt wurde.

Von nun an sollte es noch viel besser werden. Der Aufstieg auf den Gipfel war hart, richtig hart. Aber zum Glück lebe ich sonst in Nairobi auf 2000 Metern Höhe, das hat mir vermutlich einen kleinen Vorteil verschafft. Aber ich konnte gar nicht so schnell Sauerstoff einatmen, wie meine Oberschenkelmuskel ihn verbrannten. Obwohl ich sehr mit dem Atmen beschäftigt war, konnte ich dennoch rechts und links um mich schauen und sah all die jungen Bäume und war glückselig. Wie mir die Ranger später erzählten, ist die schlimme Abholzung seit 2018 gut unter Kontrolle, da WAG Satellitencamps auf dieser Seite des Reservates errichtete, die Gegend extrem patrouilliert und viele Wilderer verhaften und auch verurteilt waren. Zur gleichen Zeit begann WAG auch damit, die Dorfgemeinschaften über das geltende Recht aufzuklären und alternative Einkommensquellen zu schaffen. Seither konnten sich 70 Quadratkilometer  Wald wieder erholen und wachsen.

Nur drei Stunden nach dem Aufbruch kamen wir auf dem Gipfel des Mount Thuma an, und ich bekam endlich wieder Nsima, Sojastücken und Okra zum Mittag.

Seklarani führt uns ins Mount Thuma Satellitencamp.
Seklarani führt uns ins Mount Thuma Satellitencamp
Mittagessen ist fertig!
Mittagessen ist fertig!
Geschafft!
Geschafft!
Der Ausblick vom Gipfel des Mount Thuma über das Plateau (mit den Salzlecken). Hinter dem Plateau liegt das WAG-Basislager.
Der Ausblick vom Gipfel des Mount Thuma über das Plateau (mit den Salzlecken). Hinter dem Plateau liegt das WAG-Basislager

Den Rest des Nachmittags verbrachte ich damit, die Ranger im Satellitencamp kennenzulernen, in Erinnerungen zu schwelgen und die Musik der malawischen Legende Giddes Chalamanda anzuhören. Die Nächte sind lang hier oben, wo es nur begrenzt gespeicherten Solarstrom gibt – und der beleuchtet nur die Gemeinschaftshütte und wird zum Aufladen der Handys benutzt. Nach Einbruch der Dunkelheit (um 18 Uhr) sitzt man also beeinander und schwatzt, ruft zu Hause an oder geht ins Bett…. was wir spätestens um 20 Uhr alle taten. Zu meiner riesengroßen Freude war eine Elefantenherde in der Nähe und kollerte und trompetete die ganze Nacht – vor 18 Jahren unverstellbar, wie wunderbar!

Um fünf Uhr morgens putzten wir alle wieder Zähne und stiegen noch einmal auf den Gipfel (dieses Mal aber nur zehn Minuten vom Satellitencamp), um Fotos der Morgensonne zu machen. Nach dem Frühstück (Nsima und Sojastücken) begannen wir mit dem Abstieg. Der war ähnlich anstrengend wie der Aufstieg, nur anders: Man muss höllisch aufpassen, auf den kleinen Steinchen des Steilhanges nicht auszurutschen. Aber wenigstens war der Rucksack leichter! Was für eine tolle Wanderung und eine gute Erinnerung daran, manchmal über seine körperlichen Grenzen hinauszugehen. Der Dopaminrausch und die Aussicht waren es allemal wert!

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Sonnenaufgang über Thuma F.R. mit dem Malawisee am Horizont.
Sonnenaufgang über Thuma F.R. mit dem Malawisee am Horizont
Und einmal umgedreht: Das Morgenlicht im Westen zeigt Mount Dedza (2198 m), außerhalb des Reservates.
Das Morgenlicht im Westen zeigt Mount Dedza (2198 Meter), außerhalb des Reservates

Wir stellen vor: Bright Chisamba, WAG-Ranger in Malawi

Bright Chisamba (c/o Kristina Rösel)

Bright Chisamba ist 29 Jahre alt, verheiratet und hat einen vierjährigen Sohn. Er kam im September 2020 zur Wildlife Action Group, mitten in der Pandemie. Sein Heimatdorf ist Chagunda, an der Ostgrenze des Dedza-Salima Waldreservates, unweit des REA-Namwili-Camp. Das Wichtigste am Naturschutz ist für ihn, dass der Wald für den Menschen Sauerstoff produziert, denn Sauerstoff – wie Wasser – bedeutet Leben. Sein bisher einprägsamster Moment war, als er von zwei Elefanten gejagt wurde. Zum Glück blieb er unverletzt, und Elefanten sind immer noch seine absoluten Lieblingstiere.

Wir stellen vor: William Elisais, WAG-Ranger in Malawi

William Elisais (c/o Kristina Rösel)

William Elisais ist 26 Jahre alt und wuchs in der Gegend um Salima auf. Er ist inzwischen verheiratet und Vater eines einjährigen Sohns (aber er will drei!). Er kam im Oktober 2020 zur Wildlife Action Group (WAG), weil er im Naturschutz arbeiten wollte. Für ihn bedeuten Bäume Regen, und er hat mit eigenen Augen gesehen, wie Bäche, die im Thuma Waldreservat entspringen, außerhalb des Waldes versiegen. Eine seiner einprägsamsten Erinnerungen an seine Arbeit bei der WAG bisher war das berüchtigte „Struggleball“, eine Art American Football, das während des Rekrutentrainings als Mannschaftswettkampf durchgeführt wird. Es hat ihn einen Zahn und eine Rippenprellung gekostet. Aber das hat seine Einstellung zum Job nicht geändert – im Gegenteil: Er liebt es einfach, Wilderer zu verhaften!

William Elisais (c/o Kristina Rösel)
William Elisais (Foto: Kristina Rösel)

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