Kilaguni´s Rettung

Am 22. Mai 2009 nahmen wir einen weiteren kleinen Elefantenwaisen in unserer Nairobi-Nursery auf. Dieses Mal handelte es sich um ein etwa fünf bis sechs Monate altes Baby, das allein und verwundet aufgefunden wurde und wie durch ein Wunder die Attacke eines Raubtieres, vermutlich einer einzelnen Hyäne, überlebt hat. Den Angriff eines ganzen Rudels hätte er wohl kaum überlebt. Er wurde von der Landebahn der Kilaguni Lodge aus dem Tsavo-West Nationalpark nach Nairobi gebracht und sogleich „Kilaguni“ genannt.

The calf was transported in the back of the KWS vehicle

Es war gerade dunkel geworden, als er am 22. eintraf, und im Schein einer Taschenlampe begutachteten wir seine Wunden. Sein ganzer Schwanz war abgebissen und nur ein geschwollener Stumpf übriggeblieben. An der Schwanzwurzel sah man ganz deutlich Zahnabdrücke. Ganze Stücke waren aus beiden Ohren gebissen und auch an seinen Hinterbeinen hatte er viele Bisswunden, die mitunter sehr tief waren. Dennoch war er in einer relativ guten Verfassung und offenbar erst wenige Tage von seiner Mutter getrennt. Eventuell war er neben dem leblosen Körper seiner Mutter als die Hyäne auftauchte, und hätte die Hyäne daran nicht so viel zu fressen gehabt, wäre er vermutlich nicht so glimpflich davon gekommen. Es konnte bisher nicht völlig geklärt werden, wodurch sie gestorben ist, doch in Anbetracht der derzeitigen Lage sei uns die Vermutung gestattet, dass sie Elfenbeinwilderern zum Opfer fiel.

Checking on Kilaguni during the flight

Traurigerweise wäre dies kein Einzelfall, denn seit der Freigabe der südafrikanischen Elfenbeinvorräte und geschürt durch die Ankunft chinesischer Straßenbauarbeiter, ist die Nachfrage nach Elfenbein in Kenia deutlich gestiegen. Durch den Einbruch in der Tourismusbranche stehen obendrein weniger Gelder für die Strafverfolgung in Schutzgebieten zur Verfügung. Hinzu kommen die andauernde Dürre und ausbleibende Regenfälle. Vieherden, die illegal in die Reservate getrieben werden, konkurrieren mit den Wildtieren um das ohnehin schon knappe Futterangebot und schleppen zusätzlich Krankheiten ein.

Kilaguni surrounded by some of those who rescued her and the rescue team of Keepers

Der kleine “Kilaguni“ war ein bemerkenswertes Baby von sechs Monaten und sofort freundlich und aufgeschlossen gegenüber den Keepern, und dass, obwohl sie zuerst seine vielen schmerzenden Wunden säubern und behandeln mussten und ihm schon am ersten Tag die obligatorische Prophylaxe-Spritze geben mussten. Er saugte ununterbrochen an ihren Fingern und brauchte unbedingt Milch und Wasser, allerdings zeigte er nicht das kleinste Anzeichen für Aggression oder Angst. Für einen Elefanten seines Alters wäre das allerdings typisch und normalerweise Grund zur Sorge.

Feeding Kilaguni

Sein Magen war in einem erbärmlichen Zustand, so dass er zuerst einmal mit einem Antibiotika behandelt und auf Schonkost gesetzt wurde. Bereits am zweiten Tag durfte er mit den anderen Waisen aus der Nursery in den Busch und freundete sich gleich mit Tassia, seinem Stallnachbar, an. Wir können nur vermuten, dass er nach einer schrecklichen Odyssee ohne den Schutz seiner Mutter und seiner Herde inmitten der anderen Waisen die Fürsorge und Aufmerksamkeit genießt und sich vor allem zu Hause fühlt. Die Gesellschaft der anderen Elefantenwaisen ist immer das Wichtigste für jeden Neuankömmling in der Nursery.

Kilaguni integratef with the other orphans at the Nursery