Maisha und Nabulu ziehen nach Ithumba um

(übersetzt aus dem englischen Original; alle Bilder © Sheldrick Wildlife Trust)

Wenn Waisen vom Waisenhaus des Sheldrick Wildlife Trust in Nairobi zu einer Auswilderungsstation umziehen, ist dies immer eine bittersüße Angelegenheit – vor allem, wenn es die Mini-Leitkühe der Waisenherde betrifft! Diese haben ihn ihrem zarten Alter schon gelernt, sich um die noch jüngeren zu kümmern, aber in Wirklichkeit sind sie eigentlich selbst noch kleine Kinder. Die Zeit in der Auswilderungsstation gibt ihnen die Gelegenheit, von ihren älteren Artgenossen alles zu lernen, was sie wissen müssen, um schließlich selbst auszuwildern. Für Mini-Leitkuh Maisha ist es nun soweit.

Ithumba ist wohl der beste Ort für sie, um auszuwildern. Im Tsavo-East Nationalpark wurde sie im Jahr 2017 gerettet, inmitten einer schrecklichen Dürre, die hunderte Elefanten das Leben kostete. Ranger sahen sie, wie sie zu einem Wasserloch stolperte und dort zusammenbrach und in der brennenden Sonne leblos liegenblieb. Sie wurde direkt ins Waisenhaus nach Nairobi geflogen, und erst nach einigen Stunden hatten die Infusionen Erfolg und sie erwachte wieder zum Leben. Seitdem ist aus dem abgemagerten Kalb eine wunderbare kleine Kuh geworden und eine großartige Mini-Matriarchin!


Als Maishas Begleitung für dem Umzug nach Ithumba wurde Nabulu ausgesucht, die ebenfalls alt genug ist, den nächsten Schritt zu wagen. Sie wurde 2019 gerettet, nachdem sie als Waisenkalb zwei Wochen lang in der Maasai Mara beobachtet wurde. Die Ranger hatten gehofft, dass ihre Herde sie wiederfinden würde, aber leider vergebens. Nabulu versteckte sich tagelang in dichtem Gebüsch, um den Raubtieren aus dem Weg zu gehen, und sie wurde immer dünner. Im Waisenhaus in Nairobi angekommen, brauchte sie eine ganze Weile, bis sie sich eingelebt hatte; sie war kein ganz kleines Kalb mehr und konnte sich daher wohl noch gut an ihre Familie erinnern, und während der vergangenen Wochen hatte sie gelernt, dass das Leben ihr nichts schenkte. Mit der Zeit entwickelte sie sich aber zu einer verlässlichen Helferin für Maisha. Während diese immer sehr nachsichtig mit den kleinen Rackern umging, war mit Nabulu nicht zu spaßen, denn sie ließ keine Frechheiten durchgehen! Zusammen sorgten sie sehr gut für die Herde in Nairobi.

Früh am Morgen des 26. Mai, nur zwei Tage nach dem Umzug von Kiasa, Kiombo und Maktao nach Umani Springs, ging es los. Beim Umzugstraining war Maisha nicht dazu zu bewegen gewesen, in das Abteil am hinteren Ende des Transporters zu gehen. Dieses ist das größte, und die Keeper hatten befürchtet, dass sie sich in einem der anderen beiden arg beengt fühlen würde. Am Umzugstag allerdings staunten alle, als Maisha ohne mit der Wimper zu zucken, in das große Abteil lief! Nabulu musste etwas länger überzeugt werden, aber mit Hilfe einer Milchflasche gelang es schließlich, auch sie zum Einsteigen zu bewegen.

An dem Tag gab es ordentlich Verkehr auf den Straßen um Nairobi, aber der Konvoi kam trotzdem gut voran und erreichte gegen 7 Uhr schon die Einfahrt zum Nationalpark. Da die Herde in Ithumba zurzeit sehr groß ist, blieben bei der Ankunft von Neulingen nur ein paar Waisen an der Auswilderungsstation zurück. Es gibt immer ein paar, die die Umzügler noch aus ihrer Zeit im Waisenhaus kennen, und bei einer Begrüßung durch diese werden sie nicht gleich von übereifrigen älteren Elefanten überrant! Wenn sich die Neuankömmlinge dann einmal orientiert haben, kommen nach und nach die anderen dazu.

 

 

 

Und so wurden, nachdem Maisha und Nabulu sich ein wenig umgeschaut hatten, erst einmal Sattao, Musiara, Dololo und Ambo, zu ihnen gelassen. Sie erinnerten sich ganz offensichtlich noch alle, denn es wurde ordentlich trompetet und umrüsselt! Vor allem Ambo und Musiara schienen sich sehr zu freuen, ihre alten Freunde wiederzusehen – die beiden waren von den Keepern als Gehegegenossen von Maisha und Nabulu vorgesehen, und ihre Reaktion bestätigte diese Wahl.

Die beiden Mädchen machten einen erstaunlich ruhigen Eindruck! Sie entfernten sich nicht allzu weit von ihren bekannten Keepern aus dem Waisenhaus, aber sie klebten auch nicht an ihnen. Ex-Waise Kilaguni – inzwischen 12 Jahre alt – war der einzige ältere Elefant in der Nähe, und obwohl die beiden so große Elefanten nicht gewöhnt sind, ließen sie sich gar nicht weiter von ihm stören. Esampu war die einzige, die nicht sonderlich begeistert schien, Maisha und Nabulu wiederzusehen. Sie setzte ein paarmal an, sich mit ihnen anzulegen, aber die beiden ließen sich nicht einschüchtern. Im Waisenhaus war Maisha ab und zu mit dem kleinen Frechdachs Esampu aneinander geraten, und sicherlich erinnert sie sich noch daran und geht ihr so gut es geht aus dem Weg. Malkia war sehr interessiert an den Neuankömmlingen, umrüsselte sie und begleitete sie auf Schritt und Tritt.

 

 

 

 

Als es zur alltäglichen Mittagsfütterung am Schlammloch ging, kamen Maisha und Nabulu mit der fünften Gruppe. Das ließ ihnen viel Zeit, um den anderen zuzuschauen und sich zeigen zu lassen, wie es am Wasserloch so läuft. Sie machten allerdings mit, als ob sie schon alles kennen würden und sprangen mit Begeisterung ins Wasserloch! Nachdem sie an einer flachen Stelle etwas geplanscht hatten, folgten sie den anderen zur gegenüberliegenden Seite. Da es recht kühl war, blieben einige der Waisen draußen, aber Maisha und Nabulu schwammen wie die Weltmeister im Wasser umher. Man konnte sehen, dass die beiden auf so etwas schon lange gewartet hatten!

 

 

 

 

Dass sie die Gegend noch nicht so gut kennen, sah man, als sie versuchten, an der steilsten Stelle aus dem Wasser zu kommen. Aber nach einigem Strampeln hatten sie es schließlich geschafft, und draußen gingen sie gleich zum Staubbad über. Den Rest des Nachmittags grasten sie zufrieden mit ihren alten und neuen Freunden. Als es dann Abends zurück zur Auswilderungsstation ging, hatten sie einen aufregenden Tag hinter sich und schliefen erschöpft, aber voller neuer Erlebnisse neben ihren Gehegegenossen Ambo und Musiara ein.

Wie es ihre Art ist, hat sich Nabulu gleich zu einem selbstsicheren Mitglied der Waisenherde entwickelt, und sie lässt sich von den älteren nichts gefallen. Sie geht auch schon regelmäßig voran, wenn es mittags zum Schlammloch oder abends zurück nach Hause geht. Maisha lässt es ruhiger angehen, aber sie versteht sich prächtig mit den anderen und genießt ihre Aufmerksamkeit. Nachdem die beiden ein Jahr lang für die jüngeren im Waisenhaus gesorgt haben, können sie sich nun einmal ganz von anderen umsorgen lassen! Vor allem für Maisha wird die Zukunft in Ithumba spannend werden, denn es ist der Ort, an dem sie geboren wurde. Da sie damals während der schweren Dürre zurückgelassen worden war, ist es durchaus möglich, dass ihre Mutter noch in der Nähe lebt und sie eines Tages ihre Familie wiedersehen wird.