Nasalot hat einen zweiten kleinen Bullen geboren

(übersetzt aus dem englischen Original; alle Bilder © Sheldrick Wildlife Trust)

In nur drei Wochen hat sich in Ithumba nun das dritte neue Baby der Ex-Waisen angefunden! Am 17. Oktober fing es damit an, dass Kinna ihre zweite Tochter an den Stallungen vorzeigte, die Kaia genannt wurde. Ein paar Tage später kam dann Naserian vorbei, um stolz ihr erstgeborenes Kalb zu präsentieren, das die Keeper Njema nannten. Und jetzt, nach achtmonatiger Abwesenheit, tauchte Nasalot wieder auf – und hatte ebenfalls ein neues kleines Baby dabei!


Nasalot hatte einen extrem schwierigen Start ins Leben. Sie stammt aus einer sehr problematischen Gegend nördlich von Turkana, wo es wegen jahrzehntelanger Wilderei nur noch sehr wenige Elefanten gibt. Die dort verbliebene Population war damals quasi nachtaktiv, um überhaupt überleben zu können – sie fraßen nur nachts im Schutz der Dunkelheit und versteckten sich tagsüber so gut es ging. Nasalot war nur drei Monate alt, als ihre Familie von Wilderern getötet wurde und kam im April 2000 sehr traumatisiert im Waisenhaus des Sheldrick Wildlife Trust in Nairobi an. In den ersten Nächten fand sie keine Ruhe und lief verzweifelt in ihrem Stall herum, während die anderen Waisen schliefen.

Im Lauf der Jahre wurde aus ihr aber eine der fürsorglichsten Kühe im Waisenhaus; sie überwand ihre traurigen Erfahrungen und sorgte rührend für die kleineren und empfindlichen Waisen. Im Jahr 2004, als einige der Waisen für die neu gegründete Auswilderungsstation in Ithumba ausgewählt wurden, war sie mit dabei. Mit ihrer ruhigen und einfühlsamen Art war sie dort eine derjenigen, die den anderen halfen, sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden. In Ithumba blühte sie regelrecht auf, lernte viel von ihren wilden Artgenossen und begann schließlich selbst ein neues Leben als wilde Elefantenkuh.


Im Jahr 2017 war es dann soweit, dass sie ihr erstes Baby zur Welt brachte, und der kleine Nusu, wie er genannt wurde – zu deutsch so etwas wie „halbe Portion“ – erwies sich als echte Bewährungsprobe für eine junge Mutter! Ein kleiner Bulle, der sich ohne zu zögern daran machte, die Welt zu erobern, ein Frechdachs, der unentwegt in Tränken und Wasserlöchern herumtobte und es ohne Furcht mit Elefanten aufnahm, die fünfmal so groß waren wie er! Manchmal hat man den Eindruck, dass Nasalot es selbst kaum glauben kann, so einen kleinen Raufbold zur Welt gebracht zu haben.

Als sie dann am 4. November 2021 vor den Toren der Auswilderungsstation in Ithumba auf der Bildfläche erschien, konnte man ihr den Stolz und die Aufregung anmerken. Mit von der Partie waren einige langjährige Freunde, die Ex-Waisen Melia, Lenana, Tumaren, Olare, Makireti, Chaimu, Galana, Chemi Chemi und auch Namalok, sowie drei wilde Elefanten. Natürlich waren auch Lenanas Baby Lapa, Galanas Tochter Gawa und Nusu dabei. Die Keeper erkannten sofort, dass Feierlichkeiten unmittelbar bevorstanden: hinter Nasalot wuselte ein kleiner, neugeborener Bulle her, der von ihnen den Namen Noah bekam.


Nasalot war seit März 2021 nicht mehr in Ithumba gewesen; wegen der langen Trockenzeit haben es die Elefanten in Tsavo zurzeit nicht leicht. Trotzdem ließ sie es sich offenbar nicht nehmen, zur Auswilderungsstation zurückzukehren, um die Freude über ihr neues Baby mit den Menschen, die sie einmal aufgezogen haben, zu teilen. Es wird sich zeigen, ob Noah auch so ein Draufgänger wie Nusu wird – Nasalots Erfahrung als Mutter wird sich dann sicherlich bezahlt machen. Nusu scheint jedenfalls seine Rolle als großer Bruder sehr ernst zu nehmen und lässt sich von den eifrigen Kindermädchen nicht davon abbringen, dem kleinen Noah Geleitschutz zu geben.

Vor 21 Jahren stand die damals kleine Nasalot ganz allein und verlassen da; heute hat sie ihre beiden kleinen Jungs und eine ganze Herde guter Freunde, die sie begleiten. In ihrer jetzigen Heimat, den Weiten des Tsavo East Nationalpark, kann sie frei umher schweifen, doch sie weiß, dass sie jederzeit zu ihrer ehemaligen menschlichen Familie in Ithumba kommen kann – und sei es nur, um zusammen mit den Waisen und anderen Ex-Waisen die schönsten Momente in ihrem Leben zu feiern.