Newsletter aus Kenia / die Eli-Waisen im Juni

In der Nairobi Nursery:

Seit Mweya und Sweet Sally nach Tsavo gebracht wurden, hat sich die kleine Thoma zur „Mini-Matriarchin“ der Nursery gemausert. Solango ist enorm gewachsen und hat bereits die kleine Seraa an Größe überholt, obwohl beide bei ihrer Ankunft gleich groß waren. Er und Burra sind dicke Freunde und jetzt fast gleich groß.

Thoma erfüllt ihre Rolle als Matriarchin mit Begeisterung. Sie bemuttert besonders die kleine Seraa – außer ihr das einzige Mädchen und obendrein das kleinste Kalb in der Nursery. Obgleich Kleine gut zugenommen und – wie es sich für ein Baby gehört – Pausbacken bekommen hat, ist sie doch immer noch das „Nesthäkchen“ der Nursery-Truppe. Sicher wird auch sie irgendwann plötzlich an Größe zulegen , denn im Alter von vier oder fünf Jahren scheint sich der Altersunterschied bei Kälbern zu verwischen, und sie sind dann alle mehr oder weniger gleich groß. Seraa ist ein liebenswertes und sehr freundliches kleines Eli-Mädchen, klein für ihr Alter, aber mit gutem Benehmen – kurzum ein süßes und sanftmütiges Geschöpf, das alle Herzen erobert.

Rund um die Stockades in Tsavo-Ost:

Nach dem „Umzug“ nach Tsavo-Ost hat Mweya offensichtlich für Emily eine starke – wenn auch ehrfurchtsvolle – Zuneigung entwickelt. Sie sucht oft ihre Nähe, wobei sie ihren Rüssel um Emilys Vorderbein wickelt. Aber sie schließt sich auch vertrauensvoll allen älteren Elefanten an – unabhängig von deren Größe -, selbst wenn sie auf ihren täglichen Ausflügen den wilden Herden begegnen. Doch die enge Freundschaft zwischen Mweya und Sweet Sally aus der Nursery-Zeit besteht immer noch, und beide verbindet obendrein eine besondere Beziehung mit Nasalot und Mulika – ebenfalls aus den Nursery-Tagen in Nairobi. Sie mögen aber auch Ndara sehr.

Es ist erstaunlich, mit welchem Selbstbewusstsein die winzige Mweya dem viel größeren Nyiro zu Hilfe eilt, der von Icholta umgeschubst wurde, weil er sie geärgert hatte. Zweifellos wird Mweya auch weiterhin eine wichtige Rolle in der Herde der Waisen-Elis spielen und eine gehörige Portion Lebensfreude in ihren Tagesablauf bringen!

Sally spielt ebenfalls eine Hauptrolle, aber hauptsächlich deshalb, weil sie und Mweya sich nie weit voneinander entfernen.

Es ist sehr befriedigend zu sehen, in welchem Maß alle unsere Waisen – einschließlich die Babys in der Gruppe der Jüngsten – mit den wilden Elefanten Kontakt pflegen.

Natumi, Edie und Ilingwezi zeigen schon ständig matriarchalisches Verhalten, indem sie jedem „bedürftigen“ Eli-Kind zu Hilfe eilen, wie z.B. Kinna oder manchmal Yatta. Mulika und Nasalot sind immer noch eng miteinander verbunden. Ndara und Mweiga haben immer noch einen besonderen Platz in Emilys Herz. Aitong hat sich wieder einmal eine Zeit lang von den anderen entfernt. Vielleicht hatte sie ein Rendezvous mit einem Freund!

Die kleine Maungu scheint genau wie Mweiga ein etwas empfindliches Wesen zu sein, weit weniger robust als alle anderen. Wir hoffen, dass sich dies mit zunehmendem Alter bessert. Emily nimmt ihre Pflichten als Matriarchin aller Waisen offensichtlich sehr ernst. Sie überwacht alles, was in den drei Stockades vorgeht, bevor sie sich selbst zur Ruhe begibt, nur um sich zu vergewissern, dass bei ihren Schützlingen alles in Ordnung ist.

Edo ist bei allen Elefanten und Menschen gleichermaßen beliebt. Eine besonders anrührende Szene war es, als Sweet Sally auf ihrem Weg in die Baby-Stockade Angst hatte, an ihm vorbeizugehen. Er streckte seinen Rüssel nach ihr aus und zog sie sanft an sich, damit sie ihn kennenlernen konnte. Von allen „Big Boys“ sind Edo und Dika die sanftmütigsten und auch bei allen am meisten beliebt. Die „Little Boys“ Salama, Laikipia und Lolokwe konkurrieren immer noch sehr untereinander, was für gleichaltrige junge Bullen normal ist, das gleiche gilt auch für die noch jüngeren Nyiro und Mukwaju. Bei den Eli-Mädchen kann man sich darauf verlassen, dass sie für „Recht und Ordnung“ sorgen und Streitereien schlichten – und zwar täglich aufs Neue. Bei der mittleren Gruppe scheint Edie in dieser Rolle besonders aktiv zu sein, wobei sie manchmal die Unterstützung von Ilingwezi und Natumi braucht, während Kinna und Yatta das gleiche bei den Jüngeren tun.

Die Trockenzeit hat begonnen, und da die Regenfälle um Voi herum im April/Mai auch unterdurchschnittlich waren, dürfte es für unsere Eli-Familie und ihre Keeper ein schwieriges Jahr werden, da die Konkurrenz um das verfügbare Grünfutter sich verschärft. Wir müssen schon jetzt mit extra Kokoskuchen(Copra-)-Rationen mittags und abends zufüttern. Und bis zum nächsten Regen sind es noch vier Monate!