Newsletter aus Kenia / die Eli-Waisen im September

Monatsbericht für die Nursery-Gruppe: September 2009

Dieser Monat war hektisch, um es milde auszudrücken. Völlig verrückt trifft es wohl eher.

Am 3. September wurde die winzige Shukuru aus einem Loch an der Mombasa Pipeline gerettet; der 5. September erwischte uns dann eiskalt – unser kleiner Isiolo ist gestorben. Noch am gleichen Tag wurde außerdem der kleine Meibai aus Wamba in Laikipia gerettet. Am 6. September traf der kleine Wamba, ebenfalls aus Laikipia, bei uns ein. Nach einer kurzen Verschnaufpause erhielten wir am 16. September erneut Zuwachs mit der neugeborenen Kigelia aus dem Satao Camp im Tsavo East Nationalpark, die erst zwei Nächte zuvor geboren und von ihrer Mutter zurückgelassen worden war. Am Tag nach ihrer Geburt wurde sie zuerst nach Voi und danach in die Nairobi-Nursery gebracht. Der 17. September sollte wieder ein trauriger Tag werden, denn wir verloren den kleinen Wamba und nur zwei Tage später, am 19. September, auch noch Kigelia, die ja soeben erst das Licht der Welt erblickt hatte. Bereits zwei Tage später, am 21., wurde die auf 2-3 Wochen geschätzte Shaba im gleichnamigen Schutzgebiet in Laikipia gerettet. Schon am nächsten Tag kam der gleichaltrige Kavu aus dem Tsavo East Nationalpark hinzu, denn auch dort wüten Dürre und Wilderei!

Shukuru

Sechs Neuankömmlinge in den ersten drei Wochen des Monats bedeuteten wieder einmal hastiges Umsortieren der Schlafplätze. Der Schock über den Tod des fünf Monate alten Isiolo saß uns noch in allen Gliedern, hatten wir doch gedacht, er sei nun langsam auf dem Weg der Besserung. Die Autopsie ergab eine schwere Lebererkrankung, deren Ursache jedoch rätselhaft bleibt. Der Tod von Wamba und Kigelia kam hingegen nicht ganz so unerwartet. Wamba war bereits bei seiner Ankunft sehr schwach. Er litt an schwerem Durchfall und magerte dadurch immer mehr ab. Kigelia erhielt eine Infusion mit Elefantenblutplasma, da wir annehmen mussten, dass sie nach ihrer Geburt keine Milch von ihrer offenbar sehr jungen und unerfahrenen Mutter bekommen hatte. Kigelias Immunsystem hatte in den ersten beiden Lebenstagen bis zu ihrer Ankunft in der Nursery bereits schwer gelitten, und die Tatsache, dass sie ein so großes Kalb ohne Nabelschnur war (diese hängt bei Neugeborenen normalerweise noch am Bauch), ließ uns in dem Irrglauben, sie sei schon älter als zwei Tage. Erst als wir den Internetblog des Satao Camps (ihrem Fundort) gelesen hatten, fügte sich alles wie ein Puzzle zusammen.

Klein Pesi, der bei seiner Ankunft im August erst wenige Tage alt war, hat seine ersten Backenzähne und damit auch Fieber und Durchfall bekommen. Es ging im einige Tage gar nicht gut, so dass wir ihm ein Antibiotikum verabreichten, erst recht nachdem wir Blut im Stuhl entdeckten. Glücklicherweise haben die Symptome nachgelassen und am Monatsende war er fast schon wieder hergestellt. Meibai und Enasoit, die beiden 1- bis 2-jährigen Laikipia-Waisen, waren ebenfalls unterernährt bei uns eingetroffen, wahrscheinlich haben auch sie nicht genügend Muttermilch bekommen. Meibai war bewusstlos und musste noch während des Fluges aus Wamba in die Nursery an den Tropf gehangen werden. Wir zweifelten stark, dass er überhaupt jemals aufstehen würde. Wie durch ein Wunder ist er durchgekommen und kommt täglich mehr zu Kräften. Beide Neuankömmlinge waren stark von Magenparasiten befallen, die man nur bei Elefanten findet, die Kontakt zu Nutztieren in menschlicher Haltung hatten. Beide wurden entwurmt und sind inzwischen wieder auf dem Weg der Besserung.

Pesi

Unsere 28 Nursery-Waisen, darunter sechs Neugeborene, mussten zur besseren Organisation (besonders bei der Fütterung) in drei Gruppen aufgeteilt werden. Die Baby-Gruppe wird von der kleinen Tano angeführt, die nächstältere Gruppe von Suguta und die „Seniors“ haben Kenia zur Leitkuh. Trotzdem verbrachten alle drei Gruppen viel Zeit miteinander, besonders nach der Milchmahlzeit am Mittag und beim anschließenden öffentlichen Schlammbad.

Während des ersten Lebensabschnittes unserer Waisen in der Nursery entwickeln sich immer tiefe Freundschaften, die ein ganzes Leben andauern werden, weil die Waisen als eine Familie aufwachsen. In der „Krabbelgruppe“ sind es Tano und Mutura, während sich Shaba, Shukuru und Kavu lieber noch an ihre Keeper halten. Shaba ist ein rastloses Baby und leidet an Schlafstörungen. Sandy Griffiths hat den Keepern jedoch bei ihrem letzten Besuch die Anwendung von Bachblütenessenzen zur Behandlung von Traumata und Unruhe erklärt.

Kenia himmelt Bhaawa an und die beiden teilen sich inzwischen einen der neuen Ställe. Kenias Interesse für Bhaawa hat Dida ein wenig ins Abseits katapultiert, aber Dida hält sich nach wie vor in Kenias Nähe auf und schläft gleich nebenan. Mawenzi und Melia sind ebenfalls unzertrennlich. Wenn Mawenzi Trost sucht, saugt sie an Melias Ohren, was Melia nicht zu stören scheint. Sabachi, ein robuster und unverwüstlicher kleiner Charakter, ist derjenige, der sich sein Nachtlager mit Naimina teilen muss, die immer noch sehr durcheinander ist und sich ab und zu wild umher wirft. Das ist nicht ungewöhnlich für einen Elefanten, der an posttraumatischem Stress leidet, aber nicht normal für eingewöhnte Elefantenkühe. Offensichtlich hat sie den Verlust ihrer leiblichen Familie noch immer nicht verwunden, vielleicht zermürbt sie sogar der Gedanke, eine Teilschuld an deren Schicksal zu tragen. Nur die Zeit vermag solche Wunden zu heilen. Sabachi kann zum Glück gut damit umgehen und hat noch so viel Energie übrig, dass er sogar Kilaguni, der eigentlich viel größer als er selbst ist, zum Kräftemessen herausfordert. Auch Meibai und Enasoit zählen zu den älteren Babys, die immer noch sehr traumatisiert sind. Sie seilen sich öfter von der Gruppe ab, ein Anzeichen dafür, dass sie trauern, und sie sind nach wie vor misstrauisch gegenüber den Keepern. Sie haben in ihren kurzen Leben offenbar schon viele schlechte Erfahrungen mit Menschen gesammelt. Ihr Verhalten zeigt nur zu deutlich, wie gefährlich das Leben für die Elefanten in Nordkenia ist sobald sie ihre Rückzugsorte auf privaten Ranches oder Wildtierschutzgebieten verlassen.

Sabachi

Suguta und Tumaren sind enge Freunde, ebenso wie Kimana und Ndii. Ndii verbringt auch viel Zeit mit Kenia und Dida, die beiden unzertrennlichen Nursery-Buddies. Nchan, Kalama und Kudup sind ebenfalls dicke Freunde und sehr erpicht darauf, Turkwel in ihre Runde aufzunehmen, die nach wie vor lieber allein ist. Sie musste unter Waffenschutz gerettet werden und war in ihrem kurzen Leben wahrscheinlich schon häufig Zeuge fürchterlicher Tragödien. Ihr Geburtsort Turkana-Süd ist ein Gebiet, in dem sich dort einheimische Stämme seit Menschengedenken bekriegen. Kilaguni und Chaimu hängen sehr aneinander, obwohl Kilaguni, der keinen eigenen Schwanz mehr hat, gerne an dem von Chaimu herum kaut. Das führte dazu, dass die beiden, die nachts immer in einem Stall geschlafen haben, getrennt werden mussten, sodass nicht auch noch Chaimu seinen Schwanz einbüßt! Die Keeper sind überzeugt davon, dass Kilaguni neidisch ist, weil er seinen Schwanz an eine Hyäne verlor, die auch seine tote Mutter anfraß. Narbengewebe hat seinen Darmausgang so sehr eingeengt, dass er Probleme beim Kotabsatz hat. Seit er Grünfutter frisst müssen die Keeper ihm manchmal helfen und von Hand dicke Ballen Kot aus seinem Rektum entfernen, die sich dort ansammeln und den Ausgang verstopfen. Molasse in der Milch hilft den Stuhl weich zu halten und ein Team von Osteopathen aus England unter der Leitung von Tony Nevin hat damit begonnen, die Muskeln seines Enddarms zu massieren. Wir hoffen, dass die heilenden Kräfte der Natur, unterstützt durch Homöopathie und Osteopathie, einen chirurgischen Eingriff vermeiden können, der ohne Frage ziemlich schmerzvoll werden dürfte.

Nchan ist ein unglaublich vorwitziger kleiner Elefant und Lempaute ziemlich ähnlich. Nach dem Schlammbad, wenn sie vollständig mit rotem Matsch überzogen ist, schlendert sie mit Vorliebe an der Abgrenzung zu den Besuchern entlang und beschmiert die Kleidung der Zuschauer mit dem Dreck. Diese finden ihre Streiche allerdings sehr lustig und es scheint fast, als sei sie dafür trainiert worden! Die Besucher mögen das, und so hat sie sich viele neue Pateneltern erobert.

Nchan

Monatsbericht für die Ithumba-Gruppe: September 2009

Eine der schwersten Dürren aller Zeiten wütet in Kenia, so dass die Wassertränke im Stallgelände der Ithumba-Waisen bei den wilden Elefanten unglaublich beliebt geworden ist. Den ganzen Tag über tummeln sich wilde Artgenossen unserer Waisen an der Wasserquelle, und fast jeden Tag haben unsere Schützlinge Kontakt zu ihnen. Nach wie vor halten sich unsere Elefantenwaisen innerhalb ihrer drei Gruppen auf, Yatta leitet die Senior-Gruppe, während sich Wendi hin und wieder abseilt und alle mitnimmt, die Lust auf eine Wanderung mit ihr haben. Im September haben Yattas Gruppe und Wendis Splittergruppe fast jeden Tag mit den Jüngsten verbracht, die noch auf ihre Keeper und die Milch angewiesen sind. Man traf sich entweder im Stallgelände an der Tränke, später an einem anscheinend verabredeten Treffpunkt im Busch oder beim mittäglichen Schlammbad. Die Ex-Waisen haben für gewöhnlich wilde Freunde im Schlepptau, Mgeni gar nicht eingerechnet. Dieser wilde Rekrut zählt inzwischen gar nicht mehr als Besucher sondern Teil von Yattas Gruppe.

Yatta

Bis vor kurzem noch handelte es sich bei den Elefanten, die an die Stalltränke zum Saufen kamen, weitestgehend um Bullen. Die Kuhherden mit ihren Kälbern hielten sich eher im Hintergrund. Nicht so in diesem Monat! Eine Kuh mitsamt ihren Kälbchen hat den Bann gebrochen und wurde regelmäßig an der Tränke gesehen. Meist aller zwei Tage, aber dann auch bei Tageslicht! Besonders Lualeni war von den wilden Babys sehr angetan und wollte nur zu gerne den Kontakt aufnehmen. Das ging der Mutter allerdings ein bisschen zu schnell und sie warnte Lualeni am 12. September in aller Deutlichkeit. Lualeni ist jetzt ein bisschen vorsichtiger. Elefantenmütter sind gegenüber anderen Kühen sehr misstrauisch, wenn diese zu interessiert an ihrem Nachwuchs sind. Es kommt durchaus vor, dass Kälbchen von ihrer leiblichen Mutter „entführt“ werden. Alle Kühe lieben Babys und besonders, wenn sie selbst als Waisen ohne ihre leibliche Familie groß werden mussten und nur zu gern eine eigene Familie gründen wollen. Alle Waisen, inklusive der Jüngsten, verbringen gern Zeit mit den wilden Herden, die sie jetzt in der Trockenzeit fast täglich treffen, sogar, wenn sie mit den Keepern unterwegs sind! Diese halten sich dann einfach im Hintergrund.

Auch die Waisen, die mittlerweile ausgewildert sind, trifft man selten ohne wilde Begleitung an. Am 1. September verbrachten sie und zwei wilde Freunde den ganzen Tag mit den Jüngsten. Tags darauf kamen zwei wilde Elefanten zum Schlammbad, am 4. September brachte Yattas Gruppe erneut zwei wilde Dickhäuter mit und am 5. hatte sie wieder einen wilden Fremden im Schlepptau zur Stalltränke. Noch am gleichen Nachmittag erhielten die Ex-Waisen Besuch von ihrem alten Freund Rafiki, dem ersten wilden Elefant, der zusammen mit den Waisen und den Keepern unterwegs war und seinen wilden Bullenfreunde offenbar von einer gewissen Stalltränke und freundlichen Menschen berichtete. Nach sechs Jahren nächtlicher Beobachtung durch die wilden Bullen sind wir davon überzeugt, dass es sich so zugetragen haben muss. Wann immer er in der Nähe ist, stattet er den Waisen einen Besuch ab, auch den Jüngsten, wenn sie im Busch grasen. Rafiki ist so etwas wie der Lieblingsonkel aller Waisen geworden.

Am 12. waren die Ex-Waisen in Begleitung von zwei wilden Artgenossen und am 14. kamen sie zusammen mit drei Wilden zum Schlammbad. Als Wendi und ihre Splittergruppe am 20. September mit den Jüngsten im Schlamm suhlten, gesellte sich ein wilder Bulle hinzu, und nur wenige Tage später waren es drei wilde Elefanten, die sich mit den Jüngsten im Schlamm wälzten. Am 24. brachten die Ex-Waisen einen riesigen Bullen mit zum Schlammbad, und während es bis vor Kurzem noch ein großes Ereignis war, dass unsere Waisen Zeit mit wilden Elefanten verbracht haben, wäre es jetzt eher ungewöhnlich, wenn es einen Tag nicht so wäre.

Etwas merkwürdig ist das Verhalten von Ol Malo: sie wurde im Januar 2003 geboren und kam im Alter von vier Monaten in die Nursery. Schon immer war sie Yattas Liebling und bis vor Kurzem waren die beiden unzertrennlich. In der Zwischenzeit ist Ol Malo extrem unabhängig und selbständig geworden. Sie kommt allein an die Stallungen, wenn ihr danach ist, oder in Begleitung von Challa und Rapsu wie am 3. September. Challa besuchte die Waisen im Nachtlager in der Dämmerung des 5. Septembers zusammen mit drei wilden Elefantenfreunden und ließ sie mit Naserians Gruppe weiter ziehen als die Jüngsten das Stallgelände verließen. Am selben Tag um 9 Uhr morgens kam Ol Malo wieder einmal allein und zog weiter nachdem sie an der Tränke ihren Durst getilgt hatte. Challa verbrachte indes den ganzen Tag mit den Jüngsten, und als sie abends zurück zum Stall kamen, wartete er noch bis Wendi und ihre Gruppe auftauchten, um ihn zurück zu Yatta zu bringen. Auch am 8. hatte Ol Malo ebenfalls Challa bei sich, außerdem noch Rapsu und zehn wilde Elefantenfreunde. Am 19. kam Nasalot in der Morgendämmerung mit Rapsu, Orok, Challa und Taita im Anhang, traf auf die Jüngsten und brachte sie zum Grasen in die Region Kalovoto. Sobald sie verschwunden waren, tauchte Ol Malo auf (allein), trank Wasser und verschwand wieder. Sie kam auch am Abend noch einmal (wieder allein) und wartete im Stallgelände auf die Rückkehr von Nasalot, mit der sie dann weiterzog.

Ol Malo

Die Keeper glauben, dass Ol Malo einfach ein gemütlicheres Schritttempo vorzieht. Manchmal wird sie von den jungen Bullen aus Yattas Gruppe begleitet, die sich gerade aus der Gruppe der Jüngsten selbst befördert haben und tagsüber in der Hitze noch nicht so weit laufen möchten. Was immer auch der Grund für ihr Verhalten ist, sie ist definitiv anders als die anderen und scheint sich wohl zu fühlen, wenn sie allein oder in Begleitung von Challa, Rapsu und anderen wilden Freunden unterwegs ist. Es besteht jedoch kein Zweifel daran, dass sie mit ihrer Waisenfamilie nach wie vor in Verbindung steht, sei es Naserians Junior-Gruppe, die Splittergruppe von Wendi oder Yattas Gruppe der Seniors.

Kamboyo hat in diesem Monat versucht, in die Gruppe der Ältesten aufzusteigen und hat sich von den Jüngsten abgeseilt, um bei seinem Freund Kenze zu sein. Er blieb bis spät abends bei Yattas Gruppe. Offenbar hat er es sich dann anders überlegt, denn als er nach Einbruch der Dunkelheit an den Stallungen auftauchte, wollte er unbedingt zu den Jüngsten hereingelassen werden. Am nächsten Tag, dem 25. September, blieb er über Nacht bei Yattas Gruppe. Früh am Morgen kam er mit allen anderen Ex-Waisen (außer Ol Malo) ins Stallgelände – seine erste Nacht bei den Großen!

Der 28. September war ein sehr ungewöhnlicher Tag. Alle drei Waisen-Gruppen haben sich zum Grasen getroffen, aber die drei Leitkühe blieben unter sich oder ließen nur einige ausgewählte Mitglieder aus ihren Gruppen in ihre Nähe. Nachdem sie eine Weile gefressen hatten, tricksten Wendi, Lualeni, Naserian, Sunyei und Rapsu die Keeper aus und liefen zurück zu den Stallungen. Einige Mitglieder der älteren Gruppe (immer noch ohne Ol Malo) steuerten in Richtung Osten, allerdings ohne Yatta, die mit einigen aus ihrer Gruppe zurück blieb. Yatta, Madiba, Galana und Ndomot entschieden sich, bei den Jüngsten zu bleiben und gingen mit ihnen zum Schlammbad. Erst später seilten sie sich ab. Gegen Mittag kamen Kinna, Mulika, Buchuma, Orok, Nasalot und Selengai zu Wendi, Sunyei, Naserian und Lualeni ins Stallgelände. Nach dem Saufen verließen sie alle zusammen das Gelände – mit unbekanntem Ziel.

Kinna

Die kleinsten, noch von den Keepern abhängigen Waisen grasten an den Hängen von Ithumba Hill und gegen 16.30 Uhr traten sie den Heimweg an. Unterwegs stießen Lualeni und Sunyei auf die Truppe, und bis 19 Uhr kamen weder Naserian, noch die Gruppe, mit der sie am Mittag im Stallgelände waren, zurück.

Am nächsten Morgen sah man Ol Malo mit einem wilden Freund an der Tränke, den sie stehen ließ und mit den Jüngsten ihren Tagesmarsch antrat, dieses Mal ohne Leitkuh Naserian. Einmal im Busch, setzte sich Ol Malo wieder ab und ging ihrer eigenen Wege. Nach dem obligatorischen Suhlen im Dreck und der Sanddusche fraßen die Juniors für den Rest des Tages am Fuße von Ithumba Hill. Gegen 18 Uhr tauchte auf einmal Naserian auf, nachdem sie ganze 24 Stunden weg von ihrer Gruppe war. Die Tore zum Stallgelände wurden geöffnet und sie wurde zu Sidai, ihrer Mitbewohnerin, gelassen. Ol Malo kam kurz vor Einbruch der Dunkelheit (allein), trank und ging wieder.

Am 30. September, der Himmel war wolkenlos und versprach einen weiteren heißen Tag, tranken die Waisen bevor sie sich auf den Weg in den Busch machten. Chyulu, Makena und Lenana kratzten sich noch ausgiebig an der Laderampe bis Sian schließlich entschied, dass es nun Zeit war, sich auf den Weg zu machen. Es wurde tagsüber tatsächlich sehr heiß, so dass Wendi mit ihrer Gruppe schon um 10 Uhr zum Saufen an die Stalltränke zurückkam. Später besuchte sie die Jüngsten beim Schlammbad, wo sich alle reichlich im kühlen Nass suhlten. Anschließend suchten sie sich ein schattiges Plätzchen, wo sie warteten bis die Temperaturen am späten Nachmittag ein wenig sanken und sich dann fressend auf den Heimweg ins Stallgelände machten.

Monatsbericht für die Voi-Gruppe: September 2009

Tassia und Taveta, die beiden Elefanten, die am 13. August aus der Nursery nach Voi gebracht wurden, haben sich sehr gut eingelebt und fühlen sich offenbar sehr wohl in ihrem neuen Zuhause. Besonders, da sie die ungeteilte Aufmerksamkeit von Lesanju (der Leitkuh) und Wasessa (der stellvertretenden Leitkuh) genossen. Die beiden scheinen sehr zufrieden damit, sich die Verantwortung der Matriarchenposition zu teilen. Tassia ist der auserwählte Favorit von Wasessa. Er weicht nur selten von ihrer Seite und umgekehrt, und er genießt das Privileg, unaufhörlich an ihren Ohren saugen zu dürfen. Sie scheint es nicht nur zu dulden, es scheint ihr sogar zu gefallen, denn dann rührt sie sich nicht von der Stelle und schließt genüsslich ihre Augen.

Wasessa

Die Voi-Waisen haben sich am 11. September mit einem großen wilden Bullen verbrüdert, den sie morgens auf dem Weg zum Fressplatz getroffen haben. In der wilden Herde war auch Ex-Waise Uaso, der sich besonders für die beiden Jüngsten Tassia und Taveta interessierte. Später brachte er all seine wilden Freunde ins Stallgelände und es war beeindruckend, dass Tassia und Taveta noch vor allen anderen, sogar vor Wasessa, die wilden Elefanten begrüßten! Als dank Tassia und Taveta das Eis gebrochen war, mischten sich die Waisen alle unter ihre wilden Artgenossen, Lempaute und Mzima waren von einem der jungen wilden Bullen völlig fasziniert. Die Waisen begleiteten Uaso und seine wilden Freunde noch zurück zur Stalltränke, wo alle zusammen ausgiebig tranken. Es dauerte noch eine ganze Weile, bis sie sich wieder auf den Weg zum Fressen nach Mazinga Hill machten. Tassia und Taveta bemerkten plötzlich, dass ihre Keeper fehlten und kletterten den Berg hinunter, um sie zu suchen. Shimba war mit den wilden Elefanten beschäftigt und blieb lange bei ihnen, bevor ihm auffiel, dass sich seine Waisen-Familie bereits auf den Weg gemacht hatte. Hastig folgte er ihrer Spur und fand sie auf dem Weg zum mittäglichen Schlammbad wieder. Uaso und seine wilde Herde steuerten inzwischen in Richtung Norden.

Taveta

Am 6. September kamen zwei wilde Kühe mit ihren Familien zum Saufen ins Stallgelände. Leider waren die Waisen bereits in ihren Nachtquartieren. Trotzdem tauschte man mit den wilden Besuchern Grüße aus und die wilden Gäste bleiben noch lange und fraßen von den Akazienbäumen. Am 13. September kam eine große wilde Kuh mit zwei Kälbchen zum Saufen, und wieder verpassten die Waisen die Besucher, denn sie hatten sich gerade auf dem Weg nach Mazinga Hill gemacht.

Am 8. September kam es zu einem traurigen Zwischenfall, als zwei wilde Kühe und ihre drei Kälbchen beim Zusammenstoß mit einem Zug ums Leben kamen. Nur kurze Zeit später strömten die Dorfbewohner herbei und hackten große Stücke aus den Körpern der toten Elefanten, um sie zum Essen mit nach Hause zu nehmen. Die Community um Tsavo stammt überwiegend von Bantu-Völkern ab, ist eher landwirtschaftlich orientiert und nicht besonders elefantenfreundlich. Viele von ihnen töten für Wildfleisch und freuen sich über alles und jeden auf vier Beinen – nicht gerade ruhmhaft für die Einheimischen einer Region, die hauptsächlich vom Tourismus und Arbeitsplätzen im Reservat lebt.

Der 19. September war ein aufregender Tag, den die Keeper trafen Emily und ihre Gruppe am Rande des Parks auf der Ngutuni Ranch. Dort hatte man ein Leck in der Mzima-Mombasa-Rohrleitung gefunden, die frisches Wasser führt. Auf der Ranch gibt es inzwischen mehr Grünfutter als im Park selbst, der mittlerweile zum Staubfangglas geworden ist, nachdem die Hirten mit ihren hungrigen Rindern eingefallen sind. Manche Viehherden kommen sogar aus Isiolo im weit entfernten Norden! Der illegale Viehtrieb in Schutzgebieten hat viele Wildtiere das Leben gekostet. Nicht zu vergessen, die Jagd nach Elfenbein und Wildfleisch. Rinder können ersetzt werden, doch wenn die Wildtiere einmal verschwunden sind, dann für immer und das Land wird seinen Tourismussektor verlieren, die Hauptstütze von Kenias Wirtschaft. Umso verwunderlicher, dass die Politiker dieses Problem nach wie vor verharmlosen!

Emilys Gruppe von Ex-Waisen wurde auf der Ranch inmitten einer riesigen Herde wilder Elefanten gesehen. Sowohl Emilys als auch Edies Kälbchen sahen gut aus, wenngleich auch ein bisschen mager. Aber das ist kein Wunder, denn in diesen trockenen Monaten geben die Mütter alle weniger Milch. Am 21. gingen die Keeper nochmals auf Erkundungstour und entdeckten Irima mit einem Pfeil im Gesäß. Er wurde von unserer Tierärzte-Einheit unter der Leitung von Dr. Ndeereh entfernt und glücklicherweise war er nicht vergiftet, so dass keine Lebensgefahr für Irima bestand. Angekommen auf der Ngutuni Ranch, hörten die Keeper, dass Natumis Gruppe auf der benachbarten Ranch sei. Die Keeper baten darum, beim nächsten Mal benachrichtigt zu werden, so dass sie sich vergewissern konnten, dass es der Gruppe gut geht.

Während der Dürre im Jahr 1970 und den vergangenen Trockenperioden in Tsavo haben die Elefanten ihren Artgenossen niemals verraten, wenn sie irgendwo gutes Futter oder Wasser entdeckt hatten. Das Schicksal ihrer eigenen Familie war ihnen das Allerwichtigste. Sobald der Regen begann und sich die Wasserlöcher wieder füllten, strömten sie alle aus ihren Verstecken herbei. Die Nachricht über den Treffpunkt verbreitete sich wie ein Buschfeuer und die Elefanten versammelten sich wieder zu Hunderten, wo es am meisten Futter und Wasser gab.

Am 17. jagten die Waisen ausgelassen den Trupp Paviane, der sich immer in der Nähe des Stallgeländes aufhält in der Hoffnung, ein bisschen Kopra abzubekommen. Die Paviane sind das Lieblingsangriffsziel, weil sie losrennen sobald einer der Elefanten trompetet. Das sorgt jedes Mal für große Aufregung und Spaß, und dass obwohl die Waisen normalerweise sogar bei Anwesenheit eines Dikdiks nervös werden!

Ein verwaister Elefant (etwa fünf bis sechs Jahre alt) mit zertrümmertem Hinterlauf wurde auf einer der Ranches beobachtet, die an Tsavo grenzen. Dieser Halbwüchsige musste auf Farmland eingeschläfert werden, das es keine Hoffnung mehr für ihn gab, besonders nicht unter den derzeitigen schweren Bedingungen. So konnte man wenigstens seinem Leiden ein schnelles Ende setzten. Es macht uns sehr traurig, in diesem Jahr so viele Tragödien mitzuerleben, doch wenigstens geht es unseren Waisen gut und sie sind in Gesellschaft wilder Artgenossen, die sie zu frischem Futter und Wasser führen.