Sattao, Musiara und Dololo ziehen nach Ithumba um

(übersetzt aus dem englischen Original; alle Bilder © Sheldrick Wildlife Trust)

Musiara, Sattao und Dololo haben ein paar aufregende Jahre im Waisenhaus des Sheldrick Wildlife Trust in Nairobi hinter sich. Musiara war noch sehr klein, als eine Filmcrew ihn Anfang 2017 in der Maasai Mara sah, wie er ganz allein durch die Wildnis streifte und vergeblich versuchte, sich vorbeiziehenden Herden anzuschließen – bis er schließlich zu schwach wurde und einfach liegenblieb. Sattao wurde in ähnlich zartem Alter wenige Monate später gerettet; er war vermutlich von Wilderern zum Waisen gemacht worden und hatte schon Bisse von kleinen Raubtieren am ganzen Körper. Als Dololo schließlich im September 2018 ins Waisenhaus kam, hing sein Leben am seidenen Faden. Seine Rettung war die dramatischste der drei: er war in einem Wasserloch stecken geblieben, und nur sein Rüssel ragte noch aus dem Wasser heraus. Lange Zeit machte er noch einen mitleiderregenden Eindruck, war nur Haut und Knochen und hatte eingefallene Wangen. Im Laufe von einigen Monaten schaffte er es aber, ein neues Leben zu beginnen – auch dank der Hilfe seiner neuen Freunde, wie Sattao und Musiara! Inzwischen hat er sich so gut erholt, dass er zum Klassenclown der Waisenherde geworden ist! So wird es langsam Zeit für diese drei frechen kleinen Bullen, mit anderen, größeren Elefanten Bekanntschaft zu machen; diese werden ihnen alles wichtige beibringen, was sie brauchen, um in der Wildnis zu leben, und sie werden ihnen auch den nötigen Respekt abverlangen!








Am Morgen des 17. Mai 2020 wurden sie daher auf ihre Reise zur Auswilderungsstation in Ithumba vorbereitet. Sie hatten schon ein paar Wochen das Einsteigen in den Umzugs-LKW trainiert und schienen sich daran gewöhnt zu haben. Am entscheidenden Tag sah es dann aber wieder anders aus! Während Sattao noch ohne Probleme in sein Abteil ging, wollte Musiara beim besten Willen nicht mitspielen. Es brauchte viel Geduld, etliche schiebende Keeper und ein leichtes Beruhigungsmittel, um ihn zum Einsteigen zu bewegen. Auch Dololo sträubte sich; er hatte wohl gemerkt, dass es sich diesmal nicht einfach nur um eine Fütterung im LKW-Abteil handelte!

Um 3:35 Uhr konnten die Keeper durchatmen, und der LKW verließ das Waisenhaus in Nairobi. Keeper Joseph saß am Steuer, und ein Land Cruiser mit weiteren Helfern begleitete ihn. Dazu kam noch ein Fahrzeug des Kenya Wildlife Service mit zwei Rangern an Bord, die dafür sorgten, dass es auf der Fahrt keine bürokratischen Probleme mit Polizei-Kontrollen geben würde – in Zeiten der Coronavirus-Pandemie ist alles ein wenig komplizierter als sonst!

Es war ein nebeliger Morgen, und so war es auf der Fahrt angenehm kühl. Der letzte Abschnitt auf dem unbefestigten Fahrweg durch den Norden des Tsavo East Nationalparks wurde ein wenig erschwert durch den Zustand des Weges; etliche Gräben hatten sich durch die Regenfälle der letzten Tage aufgetan. Aber auch wenn es hier etwas langsamer voran ging, kam der Transporter um 8:30 gut an der Auswilderungsstation an.

Die Tore wurden langsam geöffnet, und die drei Jungs schauten neugierig heraus. Sie waren deutlich verwirrt und wollten in der Aufregung noch nicht einmal ihre Milchflaschen leer trinken! Stattdessen drängelten sie sich an ihre Keeper, die mit ihnen zum Wasserloch hinunter gingen. Dort erwartete sie ein Willkommens-Komitee aus Ithumba-Waisen. Sie waren wie üblich ganz aus dem Häuschen, neue Freunde vorzufinden, und jeder von ihnen wollte die Ehre haben, direkt neben ihnen stehen zu dürfen! Wenn es Dololo, Sattao und Musiara zu viel wurde, flüchteten sie sich zu ihren vertrauten Keepern in den dunkelgrünen Mänteln, die aus Nairobi mit gekommen waren. Den ganzen Tag noch konnten sie sich auf sie verlassen.

Nachdem die Begrüßungen beendet waren, gingen die drei Neuankömmlinge mit den anderen Waisen hinaus zum Grasen. Nach dem ausgiebigen Regen ist Ithumba voller grüner Vegetation, die sie enthusiastisch erkundeten. Vor allem die Ipomoea-Blüten, die es jetzt in ganz Tsavo zuhauf gibt, hatten es ihnen wohl angetan. Zur Fütterung am Schlammloch war dann auch ihr Appetit auf die Milch wieder da – sie wollten sogar noch mehr haben! Während der Rest der Herde sich im Wasser tummelte, schauten die drei Jungs nur vorsichtig vom Rand zu und hielten sich dann in der Nähe der Keeper auf, die im Schatten eines Baumes ihr Mittagessen genossen. Als dann noch drei ausgewachsene Bullen auftauchten und zur Tränke schlenderten, um dort Wasser zu saufen, schauten sie ihnen ungläubig hinterher!

Den Rest des Tages konnten sie sich dann beim Grasen mit ihren Waisen-Kollegen bekannt machen; einige kennen sie natürlich auch noch aus der Zeit in Nairobi. Auf dem Weg zurück zu den Stallungen schauten sie sich immer wieder um, denn Challa, ein inzwischen 15 Jahre alter früherer Waise, hatte sich der Herde angeschlossen! Am Abend konnten sie dann aus ihren Gehegen heraus zuschauen, wie Challa mit dem nicht minder beeindruckenden Ex-Waisen Zurura, jetzt 14 Jahre alt, draußen einen Ringkampf austrug. Man konnte Musiara, Sattao und Dololo förmlich ansehen, was ihnen alles durch den Kopf ging – am Morgen waren sie noch als die großen Jungs der Waisenherde aufgewacht, und jetzt, am Ende des gleichen Tages, waren sie die Nesthäkchen!

Auch wenn sie sich wohl etwas umgewöhnen müssen, sind sie doch auf dem richtigen Weg. In Tsavo, wo es noch viel Freiraum für die Riesen der afrikanischen Wildnis gibt, ohne dass Menschen ihren Lebensraum einschränken, werden sie Freunde finden, die sie auf ihrem weiteren Lebensweg begleiten und ihnen viel beibringen werden. Für Sattao und Dololo ist es auch eine Heimkehr, denn sie wurden in Tsavo geboren und dort gerettet, als sie verwaisten. Auch wenn es noch einige Jahre dauern wird, bis sie wie Challa und Zurura frei in der Wildnis umher streifen werden, haben sie doch jetzt einen wichtigen Schritt in diese Richtung getan.