Südafrikas Elefanten droht der tausendfache Abschuss – Wiederaufnahme des umstrittenen Cullings?

Die gezielte Tötung ganzer Elefantenfamilien war lange Zeit eine offizielle Strategie des Wildlife-Managements in südafrikanischen Nationalparks. Bis dieses sogenannte Culling aufgrund massiver Proteste von Artenschützern aus aller Welt eingestellt wurde. Nur eine vorübergehende Entwarnung für die Grauen Riesen?
Von der Artenschutzorganisation “Pro Wildlife e.V.“ erhielten wir folgenden RP-Online-Bericht:  

Hunderten, wenn nicht sogar tausenden Elefanten in
Südafrika droht der Abschuss. Grund: Sie vermehren sich zu schnell und
zahlreich. Insgesamt 11.671 der majestätischen grauen Riesen leben derzeit
im Krüger-Nationalpark, doch das Tierparadies kann maximal 7500 der Tiere
verkraften.

Bei der großen Zahl gerät das ökologische Gleichgewicht in Gefahr. „Wir
müssen dringend etwas tun“, sagt Park-Sprecher Raymond Travers. Er bestätigt
Pläne für eine Wiederaufnahme des so genannten Culling – der Massentötung
der Rüsseltiere. 1994 war es nach heftigen internationalen Protesten
eingestellt worden.
Bilder der rund 300 bis 400 gemetzelten Elefanten pro Jahr hatten weltweit
eine erbitterte emotionale Debatte und eine hektische Suche nach
Alternativen ausgelöst. Tierschützer verglichen das Culling mit Mord und
verlangten, der Natur ihren Lauf zu lassen. Die Elefanten könnten
umgesiedelt oder neuartige Verhütungsmethoden angewandt werden.
Zu aufwendig, zu teuer, zu kompliziert
Doch das reicht offensichtlich nicht mehr aus. Zu aufwendig, zu teuer, zu
kompliziert, lauten heute die Argumente der Verwaltung. „Es ist extrem
schwierig, wenn nicht sogar schon fast unmöglich, solch einem großen Bestand
wirksam verhütende Injektionen zu verabreichen“, sagte Travers der
südafrikanischen Zeitung „This Day“ mit Blick auf 6000 Elefantenkühe.
Der Krüger-Naturpark, der gerade um angrenzende Flächen in Mosambik und
Simbabwe zum grenzüberschreitenden Limpopo-Park ausgebaut wird, hat nicht
mehr genügend Lebensraum für alle. Und die Umsiedlungsaktion von rund 5000
überzähligen Elefanten, so rechnet Travers vor, würde bei Kosten von 12.000
Rand pro Tier mit rund 60 Millionen Rand (7,5 Mio Euro) zu Buche schlagen –
weitere jährliche Überschusszahlen gar nicht erst eingerechnet.
Der Regierung in Pretoria soll daher demnächst ein so genannter
Management-Plan zur Genehmigung vorgelegt werden, der als eine Option das
massenhafte Töten der Dickhäuter vorsieht. Die Maßnahme wird als
wahrscheinlichste Option angesehen, auch wenn der zuständige Umweltminister
Valli Moosa das vor kurzem bestritten hat.
Internationales Aufsehen soll vermieden werden
Südafrika möchte in dieser Frage internationales Aufsehen nach Möglichkeit
vermeiden. Gerade erst hatte es sich gemeinsam mit Simbabwe, Botswana und
anderen Nachbarländern durch eine Lockerung des strengen
Elfenbein-Handelsverbots den Zorn von Tierschützern zugezogen. Auch in
Botswana, wo das Problem noch prekärer als in Südafrika ist, gibt es
Diskussionen über Culling-Aktionen.
Die grauen Riesen sind nicht nur schön anzusehen, sondern auch intelligent,
führen ein ausgeprägtes Familienleben und sind mehr als jedes andere Tier
zum Wahrzeichen Afrikas geworden. Allerdings ist der Elefant, der keine
natürlichen Feinde hat, auch das einzige Tier, das bei einer Überzahl sein
Lebensumfeld zerstört. Busch verwandelt sich dann in Grasland, Grasland
versteppt, und darunter leiden nicht nur die sympathischen Dickhäuter,
sondern auch viele andere Tierarten.
Quelle: http://www.rp-online.de
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