Shukuru, Tano und Mutara ziehen nach Ithumba

Nur ein paar Tage nachdem Kilabasi und Kanjoro nach Ithumba umgezogen waren, war nun auch der große Tag für die drei ältesten Weibchen in der Nairobi Nursery – Shukuru, Tano und Mutara – gekommen. Am 25. Januar war es soweit. Mutara, die inzwischen dreieinhalb Jahre alt ist, war eine der beliebtesten Nursery-Leitkühe neben Murera. Sie wurde 2009 im zarten Alter von nur sieben Tagen auf der Mutara Ranch in Nord-Kenia gerettet. Shukuru wurde vor drei Jahren von einem Viehhirten gerettet, als sie im Alter von gerade einmal 3 Tagen in ein Loch nahe der Mzima-Mombasa-Pipeline gefallen war. Tano war zweieinhalb Monate alt, als sie 2009 auf der Loisaba Ranch in Laikipia entdeckt wurde, mutterseelenallein auf der Boma Tano (heißt 5. Rinderweide).

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Die drei Kühe, die bald ihr drittes Lebensjahr abschließen, haben ihre Familien durch Wilderer verloren, sich aber in der Nursery zu wunderbaren Persönlichkeiten entwickelt und werden von Keepern, Mitarbeitern und Besuchern gleichermaßen geliebt. Die drei Weibchen waren länger in der Nursery geblieben als geplant, da wir erst abwarten wollten, bis der Regen in Ithumba wieder einsetzte und genügend Futter zur Verfügung steht.
Am Tag des Umzugs wurde der Wecker noch früher als üblich gestellt, denn die Keeper wußten, dass sie Schwierigkeiten haben würden, Mutara sicher im Lkw zu verstauen. In der Vorbereitungsphase, als die Keeper täglich mit den Elefanten den Einstieg über die Rampe des Anhängers übten, machte sie immer einen riesigen Aufstand und konnte nicht einmal mit Milch und Naschereien in ihr Abteil gelockt werden. Tano und Shukuru dagegen hatten völliges Vertrauen und folgten den Keepern ohne Probleme. Um 2:30 Uhr morgens waren die Keeper hellwach und bereiteten alles für die große Reise vor. Mutara wurde ein Beruhigungsmittel verabreicht und bevor die drei Waisen aus ihren Ställen geführt wurden, baute das Team um Robert Carr-Hartley ein Leitsystem aus Gurten auf und befestigte es an einem Fahrzeug, um Mutara im Falle eines Falles auf den Truck ziehen zu können.

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Die Keeper fingen mit Tano an und lockten sie (noch im Dunkeln) ohne Probleme mit Milch auf den Anhänger. Shukuru war die Nächste und auch bei ihr verlief alles problemlos und sie tapste den Keepern schläfrig hinterher über die Rampe auf den Anhänger. Als nächstes war nun Mutara an der Reihe und alle waren nervös, was nun passieren würde. Wie erwartet folgte sie den Keepern bis zu einem bestimmten Punkt, aber nicht weiter. Die Zuggurte wurden vorsichtig hinter ihren Vorderbeinen und unter ihrem Bauch positioniert, und das Fahrzeug zog sie ganz langsam vorwärts. Während das Fahrzeug zog, navigierten die Keeper sie in die richtige Richtung bis sie sicher auf dem Anhänger angekommen war. Mit leckeren Naschereien und Milch beschäftigt, entspannte sie sich bald.

Kevin, einer der Nursery-Keeper, sollte die Waisen auf der Reise begleiten und ihnen in Ithumba gemeinsam mit Hassan, der letzte Woche mit Kilabasa und Kanjoro nach Ithumba umzog, bei der Eingewöhnung helfen. Gegen 4 Uhr setzte sich der Truck in Bewegung, wie gewöhnlich in den noch kühlen Morgenstunden, wenn die Straßen von Nairobi noch ruhig und Auto-frei sind. Die Reise verlief reibungslos, mit der üblichen Pause in der Nähe von Hunters Lodge, wo die Keeper (neben Kevin waren noch drei Keeper zur Unterstützung dabei) frisches Grün schnitten und den Waisen ihre Milch gaben. Mutara war ganz entspannt, offenbar schien das Beruhigungsmittel gut zu wirken. Tano war ein wenig angespannt, aber nichts Dramatisches, sie brauchte nur regelmässig die Bestätigung, dass ihre Keeper noch in der Nähe waren.

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Kurz nach 10 Uhr kam der Truck in Ithumba an und wurden von den Waisen schon freudig erwartet. Nachdem der Truck zum Halten kam, begrüßten sich die Keeper aus Nairobi und Ithumba und öffneten schließlich langsam den Anhänger, so dass Tano, Shukuru und Mutara einen ersten Blick auf ihr neues Zuhause erhaschen konnten. Kilabasi und Kanjoro, die erst seit ein paar Nächten in Ithumba waren, waren die ersten, die die Neuankömmlinge begrüßten. Offenbar erkannten sie sie umgehend als Teil ihrer Familie in Nairobi. Es war schön zu sehen, dass sich Kilabasi und Kanjoro nach nur ein paar Tagen schon verhielten, als wären sie schon ewig in Ithumba.

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Noch ein wenig müde von der langen Reise, hielten sich die drei neuen Ithumba-Mädels erst einmal an ihre Nairobi-Keeper, während der Rest der Herde aufgeregt um sie herum schnüffelte, mit Rüsseln küßte und aufmunternd kollerte. Zuerst schien es als würden Tano, Shukuru und Mutara ihren Keepern am liebsten auf den Schoß klettern. Nach einer Weile führten die Keeper die ganze Herde zum Grasen ins saftig-grüne Ithumba. Kajoro war besonders glücklich, Mutara wieder zu sehen und folgte ihr auf Schritt und Tritt. Kilabasi dagegen zeigte den drei Neuankömmlingen die neue Umgebung. Gegen 17 Uhr kamen die Waisen zurück ins Stallgelände und die drei Kühe liefen schnurstraks zur Tränke, wo sie sich ausgelassen mit Wasser bespritzten, weil ihnen so heiß war. Die Keeper brachten sie dann für die Nacht ins Gruppengehege. Daran, sich einen Schlafplatz mit den anderen zu teilen und an den Elektrozaun müssen sich die Ankömmlinge aus Nairobi immer erst gewöhnen. Aber die drei Jungkühe fanden schnell ihren Platz in der Herde.

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Am nächsten Morgen, gegen 7 Uhr nach der Milchflasche, kam Mulika mit ihrer Gruppe auf einen Überraschungsbesuch vorbei, gefolgt von einem Teil der Herde Ex-Waisen und einem stattlichen, wilden Bullen. Die Anwesenheit der älteren Ex-Waisen schien Mutara sichtlich zu entspannen, und alle drei liefen geradewegs auf die großen Elefanten zu, um sie zu begrüßen. Trotzdem suchten sie noch seelischen Beistand bei ihren Keepern, besonders als der wilde Bulle ungehalten wurde. Als wilder Elefant wuchs er in dem Wissen auf, dass er Menschen nicht trauen darf. Daher war er beim Anblick des Menschen-Elefanten-Mischmaschs ein wenig verstört. Seine unmittelbare (und verständliche) Reaktion war der Versuch, die Waisen vor den Keepern zu beschützen. Aber die Waisen wollten nicht von der Seite der Keeper weichen, was ihn schließlich noch mehr verwirrte.

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Alle Waisen, Ex-Waisen und der wilde Bulle machten sich bald auf den Weg in den Busch zum Grasen und Spielen in der Wildnis des nördlichen Tsavo-Ost. Dieser Tag markierte den Beginn eines neuen Lebens für Shukuru, Mutara und Tano, und obwohl der Umzug für die drei Neuankömmlinge ein großer Umbruch war, so ist er auch der Anfang einer neuen Lebensphase. Für ein paar Jahre werden sie noch ihre Keeper brauchen, aber diese Phase wird ihnen ermöglichen, mit den älteren Waisen und wilden Herden Tsavos zu interagieren. Der Weg zur Unabhängigkeit dauert viele Jahre, wie auch das Erwachsenwerden unserer eigenen Kinder. Es wird noch eine ganze Weile dauern, bis die Drei gänzlich von ihrer heißgeliebten Milch abgesetzt werden, und noch einmal eine ganze Weile, bis sie schließlich ganz ohne ihre Keeper leben können.

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