Unser kleiner Traum: Ndotto damals und heute

Wir waren uns nie so richtig sicher, dass dieser kleine Bursche es schaffen würde. Als er gerettet wurde, war er gerade einmal 48 Stunden alt, seine Nabelschnur hing noch an ihm und die Rückseite seiner Ohren war noch rosa. Er gab eine bemitleidenswerte Figur ab, wie er aus der Hütte kam, in der ihn die Samburu aus einem Gebiet namens Suruan im abgelegenen Ndoto-Gebirge so aufopfernd versorgten. Ndotto hatte sich unter die Nutztiere dieser Viehzüchter verirrt, und die Menschen sahen, wie hungrig das kleine Baby war. Sie meinten es gut mit ihm und mischten ihm etwas des dort üblichen Maisbreis, genannt „Uji“, zusammen. Leider enthält dieser Brei Fett und Kuhmilch, und wir beim DSWT wissen aus Erfahrung, dass Kuhmilch für solche kleinen Elefanten tödlich ist, weil er immer schlimmen Durchfall verursacht. Entsprechend unsicher war Ndottos Anfang bei uns, und daher ist er unser kleines „Wunder“. Dies alles konnten die Samburu natürlich nicht wissen; dieser Teil des Landes ist sehr isoliert, und nur dank der Mühen, die die lokalen Bewohner auf sich nahmen, als sie viele Kilometer liefen, um von Ndotto zu berichten, bekam er eine erneute Chance zu überleben.

 


Er wurde am frühen Morgen des 7. August 2014 mit dem Hubschrauber gerettet, da dies die einzige Möglichkeit war, diese abgelegene Gegend mit einem geeigneten Transportmittel zu erreichen. Wegen schlechter Wetterbedingungen erreichte der Hubschrauber erst um 10 Uhr das Waisenhaus. Er wirbelte Staubwolken auf, als er neben dem Schlammbad der Waisen landete. Nachdem der Motor zum Stillstand gekommen war, wurden die Türen geöffnet und die Keeper konnten das erste Mal einen Blick auf das kleine rote Bündel werfen, das keine 40kg wog.

Der kleine Ndotto wird bei seiner Ankunft gefüttertDer Hubschrauber landet mit seiner wertvollen Fracht immitten von Staubwolken
Sie konnten das Kalb leicht mit ausgestreckten Armen über das Schlammbad tragen, und er wurde in Decken gewickelt und in einen der warmen Ställe gelegt. Er war einer der winzigsten Elefanten, die je in unsere Fürsorge kamen! Wir vermuteten, dass ein so kleines Kalb sicher eine Frühgeburt sein musste, und er bekam sofort die für Elefanten geeignete Milch, die er hungrig annahm. Alle staunten, wie perfekt diese Miniversion eines Elefantenbabys war: winzige Füßchen mit perfekten Nägeln, kleine weiche Ohren, die zur Kühlung wedelten, und struppiges Haar, das seine rosafarbene, frische Haut bedeckte. In diesem Moment stand schon ein Glitzern in seinen Augen – dieser kleine Elefant konnte sich offenbar überhaupt nicht an seine Mutter erinnern und war sofort jedem, der ihm gegenübertrat, freundlich gesinnt.

Der winzige Ndotto bei seiner AnkunftDer winzige Ndotto beim Schlammbad
Ndotto und Lasayen sind schon gute FreundeBeste Freunde Ndotto und Lasayen
Wir beschlossen, den Neuling Ndotto zu nennen, nach dem Gebirgszug, aus dem er stammte. In Suaheli bedeutet der Name „träumen“. Als neugeborenes Kalb waren seine Überlebenschancen am Anfang nicht sehr hoch. Es dauerte dreieinhalb Monate, bevor er die ersten Zähne bekam – eine Bestätigung für die Vermutung, dass er ein paar Monate zu früh zur Welt gekommen war. Aber seit diesen ersten Monaten, in denen sein Überleben ständig in der Schwebe war, hat Ndotto das, was ihm an Größe fehlte, durch die Entwicklung seines einzigartigen Charakters wettgemacht! Er ist nun 21 Monate alt und einer der verspieltesten und fröhlichsten Elefanten, die wir je hatten. Er wird von allen Waisenhaus-Babys geliebt und spielt und rangelt mit jedem, selbst den älteren, wilderen Jungs wie Enkikwe und Olsekki. Mit den beiden, die sonst gerne die anderen Waisen ärgern, hat er viel Spaß, und der Liebling unserer Minileitkuh Mbegu ist er sowieso.

Ndotto entspannt sich in der SonneNdotto mit seiner geliebten Mbegu
Ndotto hält ein SchläfchenNdotto führt die Gruppe an
Er und sein bester Freund Lasayen können sich endlos gemeinsam die Zeit vertreiben, und ebenso unterhalten sie die Besucher während der öffentlichen Besuchsstunde zwischen 11 Uhr und 12 Uhr. Die zwei posieren, die Rüssel in die Höhe gestreckt, während sie sich gegenseitig herumschubsen, auf dem Boden herumrollen und aufeinander herumklettern. Das Klettern genießen sie beide – wir hatten noch nie ein Baby, das so gern auf allem herumkrabbelt, ob es ein Baumstumpf, eine Tränke, ein anderer Waise beim Staubbad oder ein Keeper ist, der gerade sein Mittag essen wollte. Die Keeper nennen ihn manchmal „Schildkröte“, weil er so klein und rundlich ist. Vielleicht klettert er so gern, weil er so klein ist und sich möglichst groß machen möchte!

Klettern mit LasayenBeste Freunde Lasayen und Ndotto
Zeit zum Spielen!Kräftemessen mit einem Keeper
Der lächelnde Ndotto bei seinen geliebten KeepernNdotto, Ngilai und Lasayen
Ein kleines Spielchen mit MuritNdotto ist immer am Spielen
Was das angeht, wird er in zehn Jahren wohl keine Probleme mehr haben. Dann wird er, wie unsere Ex-Waisen in Tsavo, ebenfalls stattliche zweieinhalb Meter Höhe erreicht haben und zusammen mit ihnen dort in Freiheit leben. Nachdem sein Leben am Anfang so auf der Kippe stand, können wir es heute kaum erwarten, Ndotto unter den mächtigen Baobabs und den großen Akazien der unberührten Wildnis Tsavos umherschweifen zu sehen. Dann wird wahrhaftig ein Traum wahr geworden sein.

Süßer kleiner Ndotto
(übersetzt aus dem englischen Original)