Weihnachtsfeiertage mit den Ex-Waisen und ihrem neuesten Nachwuchs!

(übersetzt aus dem englischen Original; alle Bilder © Sheldrick Wildlife Trust)

Angela Sheldrick berichtet über Begegnungen mit den Ex-Waisen und ihren Familien im Tsavo Nationalpark in Kenia im Dezember 2020.


Auch für die Elefanten ist im Dezember meistens die Zeit, in der sie dorthin zurückkehren, wo sie einmal groß gezogen wurden: zu den Auswilderungsstationen im Tsavo Nationalpark. Sie wissen zwar nichts von Weihnachten und dem Jahreswechsel, aber in der kurzen Regenzeit, die dann auf ihrem Höhepunkt ist, können sie wieder weiträumig umher schweifen, und nach und nach tauchen viele von ihnen auch an den Stallungen auf. Und natürlich haben sie auch immer ihren Nachwuchs dabei!

Als erste tauchten in der zweiten Dezemberwoche Mweya und Edie in Voi auf. Sie hatten Anfang 2020 stolz ihre neuesten Babys Mwitu und Eco vorgeführt, die während der Trockenzeit zuvor geboren worden waren. Danach waren sie wieder für fast ein Jahr verschwunden, und in dieser Zeit sind die beiden Wonneproppen zu wunderbaren kleinen Elefantenkindern herangewachsen! Sie sehen gesund und munter und wohlgenährt aus und wuseln fröhlich um die Beine ihrer Eltern herum.

Nur wenige Wochen später kam auch die nun 19 Jahre alte Ndara zu Besuch – und sie hatte ihr inzwischen gar nicht mehr so kleines Kalb Neptune dabei. Sie waren schon fast zwei Jahre nicht mehr da gewesen, und Neptune wird nun schon bald vier Jahre alt! Er ist nun schon ein toller kleiner Elefantenjunge geworden.

Ihre Rückkehr bedeutete aber auch ein Wiedersehen mit anderen Ex-Waisen; als sie sich nämlich letztes Jahr verabschiedeten, beschlossen etliche der älteren Waisen in Voi, sie zu begleiten. Kihari, Panda, Naipoki, Nguvu, Mbirikani und Lentili waren mit der Zeit schon immer unabhängiger geworden, und die Aussicht darauf, Kindermädchen für Mwitu und Eco spielen zu können, überzeugte sie offenbar, sich den älteren Ex-Waisen anzuschließen. Für die Keeper in Voi bedeutet das natürlich auch, Abschied von ihren geliebten Schützlingen zu nehmen, aber das ist schließlich der ganze Sinn des Waisenprogramms. Umso mehr freuen sie sich, wenn sie die Elefanten, die sie von klein auf kennen, nach längerer Zeit wiedersehen! Und ganz offensichtlich hatten sie ein sehr erfolgreiches erstes Jahr in der Wildnis Tsavos und sehen selbstbewusster und zufriedener als je zuvor aus.

Auch in Ithumba war die Zeit gekommen, wieder einmal die Ex-Waisen zu begrüßen. Beim Mittagsschlammbad hatten die Waisen eines Tages offenbar schon eine Vorahnung – sie planschten ausgelassen im Wasser und jagten unentwegt den Gänsen, Reihern und Störchen hinterher, die ebenfalls das Wasserloch besuchten. Als sie sich dann erschöpft beim Staubbad ausruhten, raschelte es plötzlich im Gebüsch und Chef-Keeper Benjamin erkannte sofort Galana! Auch sie war seit Anfang des Jahres nicht mehr zu Besuch gewesen, und natürlich hatte sie ihre inzwischen 4 Jahre alte Tochter Gawa dabei, die ordentlich gewachsen war!

Als nächstes tauchte Sunyei auf, mit der dreijährigen Siku im Schlepptau. Am Schluss kam Yatta, nun inzwischen 21 Jahre alt und zweifache Mutter! Ihr erstgeborenes Baby Yetu ist jetzt gar nicht mehr klein, sondern schaut mit ihren fast genau neun Jahren schon auf die Waisenherde herab! Yoyo dagegen, der zur gleichen Zeit geboren wurde wie Siku, muss noch ein wenig wachsen, bis er auch so groß ist.

Yatta hatte außerdem auch Mwende dabei, die Tochter ihrer langjährigen Freundin Mulika; die beiden wurden um die Jahrtausendwende gerettet, sind zusammen aufgewachsen und später auch gemeinsam ausgewildert. Auch Mulika wurde in der Nähe gesichtet, und da sie an diesem Tag offenbar woanders unterwegs war, übernahm Yatta es, sich um ihre Tochter zu kümmern. Wie bei den Menschen auch, sind gut befreundete Elefantenfamilien immer füreinander da und helfen aus, wo es nötig ist!

Es war wunderbar, all diese Ex-Waisen bei bester Gesundheit zu sehen. Und für das Team des Sheldrick Wildlife Trust gibt es nichts schöneres als dabei zu sein, wenn sie zu Besuch kommen und die Menschen spüren lassen, dass sie als Teil ihrer erweiterten Familie angesehen werden. Sowohl Yatta als auch Galana sind schon wieder seit einer ganzen Weile trächtig, und so sind die Keeper in Ithumba gespannt, wann sie wieder kleine Elefantenfüße um sich herum trapsen hören können!

Und tatsächlich war es am 18. Dezember schon soweit! Ex-Waise Chyulu kam an der Auswilderungsstation an und präsentierte stolz ihren frisch geborenen Baby-Bullen – das insgesamt 38. Kalb der Ex-Waisen beim Sheldrick Wildlife Trust! Ein passender Name fiel den Keepern in dieser frohen Zeit des Jahres auch gleich ein: Cheka, Suaheli für „lachen“.

Nach einem so schwierigen Jahr für die Menschen müssen wir diese wunderbaren Geschenke umso mehr schätzen lernen. Auch die Waisen haben ihre eigenen tragischen Erlebnisse durchgemacht, und sie wissen, dass sie nicht immer ein so glückliches Leben hatten wie heute. Aber Elefanten haben die beneidenswerte Fähigkeit, aus allem das beste zu machen und das Glück, das sich ihnen hier und jetzt bietet, unvoreingenommen zu genießen. Wie schön zu wissen, dass manche Dinge sich trotz aller Widrigkeiten des Lebens nicht so schnell ändern!