ATE News: Februar und März 2021

Während der letzten beiden Monate gab es ungewöhnlich viele Niederschläge in Amboseli. Normalerweise regnet es zu dieser Jahreszeit nicht sondern es herrscht Trockenzeit, doch die fiel dieses Jahr aus. Im Februar wurden 140 mm und im März 36 mm Niederschlag gemessen. Speziell die Regenfälle im Februar bewirkten, dass die Straßen und Ebenen vollständig überflutet wurden. Viele Elefanten und andere Tiere verließen daraufhin den Park und zogen außerhalb auf höherliegendes Terrain. Zwei Wochen lang waren fast keine Tiere zu sehen. Als es später wieder trockener wurde kehrten einige Elefantenfamilien zurück, doch nicht so viele wie es im Dezember und Januar gewesen waren. Von der großen GB-Familie beispielsweise wurde nur Goldas Gruppe gesehen.

 

Elefanten in ihren Weidegründen
Elefanten in ihren Weidegründen

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ATE News: Dezember 2020 und Januar 2021

Mitglieder der AA-Familie beim Schlammbad

News vom Amboseli Trust for Elephants – die Monate Dezember 2020 und Januar 2021:

 

Dezember und Januar gehören zu den schönsten Monaten in Amboseli. Nach der Regenzeit ist das Land noch überall von frischem Grün bedeckt und viele Elefanten, die vorher monatelang außerhalb des Parks unterwegs gewesen waren, kehren wieder in den Park zurück. Denn während nun die meisten der außerhalb liegenden Wasserstellen austrocknen werden die Sümpfe im Zentrum Amboselis das ganze Jahr mit Schmelzwasser vom Kilimanjaro versorgt.

 

Die Corona-Pandemie machte 2020 für die Menschen zu einem sehr harten Jahr, doch für die Elefanten Amboselis galt dies erfreulicherweise nicht! Im Gegenteil! Letztes Jahr erlebte Amboseli einen rekordverdächtigen Boom bei Elefantenbabys, wodurch die Population um über 200 Tiere wuchs. Hinzu kam, dass es 2020 keinen einzigen Fall von Wilderei gab!

 

Three Holes Kalb von der IAIC-Familie
Three Holes Kalb von der IAIC-Familie

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ATE News: Oktober und November 2020

Elefanten vor dem Kilimanjaro

News vom Amboseli-Trust-for-Elephants – die Monate Oktober und November 2020:

 

Gleich zu Beginn eine gute Nachricht: Die Zwillinge von Angelina aus der AA-Familie, welche im September leider etwas dünn aussahen und lethargisch wirkten, haben sich wieder sehr gut erholt! Im November wurden sie zusammen mit ihrer Mutter in der Nähe des Camps vom Amboseli Trust for Elephants (ATE) entdeckt und bei dieser Gelegenheit waren sie richtig gutgenährt und voller Energie!

 

Angelina, ihre Zwillinge und zwei Kindermädchen
Angelina, ihre Zwillinge und zwei Kindermädchen

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ATE News: August und September 2020

Pazia säugt ihre Zwillinge gleichzeitig

News vom Amboseli-Trust-for-Elephants – die Monate August und September 2020:

 

Im August und September war es in Amboseli trocken und staubig, was für diese Jahreszeit allerdings nicht ungewöhnlich ist. Verwöhnt durch die reichen Niederschläge der letzten zwei Jahre hatte das Team des Amboseli Trust for Elephants (ATE) jedoch fast vergessen, wie staubig eine Trockenzeit sein kann!

 

Elefanten im bereits trockenen Grasland.
Elefanten im bereits trockenen Grasland.

 

Trotz der Regenpause war die Straße zum ATE-Camp weiterhin überflutet. Da das Wasser des Amboseli-Lake ist ziemlich salzhaltig ist und das Team jetzt bereits zwei Jahre hindurchfahren musste kam es mit der Zeit zunehmend zu Schäden an den Fahrzeugen.

Noch mehr Sorgen bereiteten ATE allerdings die Prognosen für die nächste Regenzeit im November / Dezember. Die angekündigten Niederschläge würden die Straße noch mehr unter Wasser setzen und sie allmählich komplett zerstören. Nach Rücksprache mit dem neuen KWS-Direktor für Amboseli und dem KWS-Ingenieur wurde klar, dass ein Damm gebaut werden musste. Dies bedeutete für ATE zwar zusätzlichen finanziellen Aufwand – war aber unvermeidbar. Die Arbeiten wurden auch bald begonnen und waren erfreulicherweise bereits Ende September abgeschlossen.

 

Noch immer ungelöst sind hingegen die durch die Covid-19-Pandemie ausgelösten Probleme. Es gibt weiterhin fast keine Touristen in Amboseli. Der Kenya Wildlife Service, viele Organisationen wie ATE sowie die lokale Bevölkerung haben wichtige Einnahmen – für viele Familien die einzigen, welche sie hatten! – verloren. ATE musste darüber hinaus aber auch feststellen, dass die Einnahmen durch Spenden stark zurückgingen. Auch von seinen Unterstützern waren viele durch die Pandemie und den damit verbundenen Lockdown in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Es war ihnen schlicht nicht mehr möglich soviel wie sonst zu spenden. Diese finanziellen Probleme gefährden zunehmend die Aufrechterhaltung aller für den Schutz der Elefanten so wichtigen Aktivitäten.

 

Die Sümpfe in Amboseli sind für die Elefanten eine wichtige Nahrungsressource.
Die Sümpfe in Amboseli sind für die Elefanten eine wichtige Nahrungsressource.

 

Leider gab es auch bei den Elefanten selbst besorgniserregende Beobachtungen: Im September bemerkte das ATE-Team, dass Angelinas Zwillinge aus der AA-Familie ziemlich dünn aussahen und sehr teilnahmslos wirkten. Die Kälber wurden daher sorgfältig überwacht.

 

Tatsächlich haben die AA’s im Vergleich zu anderen Familien eine relativ niedrige Überlebensrate bei ihren Kälbern. Dies könnte daran liegen, dass sie während der trockenen Monate für die Nahrungssuche wesentlich mehr Zeit als andere Familien in den Sümpfen verbringen. Dadurch sind ihre Kälber gezwungen sich stundenlang im Wasser aufzuhalten, wo sie von ihren Müttern nicht regelmäßig gesäugt werden können. Doch Elefantenkälber sind gerade im ersten Lebensjahr besonders auf regelmäßige und ausreichende Vesorgung mit Milch angewiesen. Außerdem verbrauchen sie während der langen und anstrengenden Wanderungen durch den Sumpf besonders viel Energie. Und schließlich sind Elefantenkälber auch sehr anfällig für Lungenentzündungen, wenn sie lange Stunden im kaltem Wasser verbringen müssen.

 

Im Vergleich dazu ging es Pazia und ihren beiden Zwillingskälbern aus der PA1-Familie weiterhin sehr gut. Und dass obwohl Pazia und ihre Familie sich ebenfalls lange in den Sümpfen aufhalten – wenn auch nicht so lange wie die AA’s. Der Grund dafür dürfte sein, dass die PA1’s eine ebenso einfache wie wirkungsvolle Strategie bezüglich ihrer Kälber entwickelt haben: Sie nehmen zumindest die kleinsten nicht mit in die Sümpfe sondern lassen sie in der Obhut älterer Kälber und Kindermädchen in regelrechten „Kindergärten“ zurück. Eine sehr intelligente Lösung!

 

Pazia säugt ihre Zwillinge gleichzeitig
Pazia säugt ihre Zwillinge gleichzeitig, ihr älterer Sohn Ptolomy fühlt sich dabei etwas vernachlässigt…

 

Aber auch Astrid, die junge Matriarchin der AA’s, konnte eine Verbesserung der Situation für die Kälber ihrer Familie bewirken. Sie schaffte es das Streifgebiet ihrer Familie bis in den Ol-Tukai-Wald auszudehnen, der während der Trockenzeit ebenfalls wichtige Nahrung liefert. Daher muss jetzt auch der AA-Nachwuchs weniger Zeit im Sumpf verbringen.

 

Tatsächlich sahen alle anderen, dieses Jahr geborenen AA-Kälber, sehr gesund aus. Das könnte bedeuten, dass die Probleme der Zwillinge doch auf das etwas schlechtere Nahrungsangebot der Trockenzeit zurückzuführen sind. Denn dadurch konnte Angelina vermutlich nicht ausreichend Milch produzieren. Erfreulicherweise wirkten die Zwillinge Ende September / Anfang Oktober wieder stärker und agiler. Wenn sie es bis zum Beginn der nächsten Regenzeit schaffen werden sich ihre Überlebenschancen deutlich verbessern. Alle wünschen ihnen das so sehr!

 

Im August erhielt ATE endlich gute Nachrichten über Ellas Teil der EB-Familie. Diese hält sich mittlerweile fast ständig außerhalb des Parks in der Selenkay Conservancy auf. Leider kann das ATE-Team dieses Gebiet nicht oft besuchen. Doch nun gelang es Mitarbeitern des Porini Camps Fotos von Ellas Gruppe zu machen, die sie freundlicherweise an ATE weiterleiteten. Auf diesen Bildern konnte man sehen, dass es allen gut ging und Ella, Evalline und Elettra alle neue, männliche Kälber hatten.

 

Schlafendes Elefantenkalb
Schlafendes Elefantenkalb

 

Die EB-Gruppe von Enid hielt sich hingegen regelmäßig in der Nähe des ATE-Camps auf. Sie schien zumindest vorerst keine Pläne zu haben den Park wieder zu verlassen. Das ATE-Team freute sich sehr darüber, obwohl sie nachts oft durch die EB’s geweckt wurden, wenn sie unmittelbar neben den Zelten nach Nahrung suchten. Doch letztlich waren die dadurch verursachten Geräusche auch erfreulich, denn es war beruhigend zu wissen, dass sich Enid und ihre Familie an einem sicheren Ort befanden.

 

Auch viele weitere Familiengruppen wurden regelmäßig beobachtet. Darunter beispielsweise die GB’s, FB’s, OA’s, PA’s und PC’s. Dabei wurden noch mehrfach neugeborene Kälber entdeckt. So hatte Golda, die Matriarchin der GB’s ein weibliches Kalb zur Welt gebracht.

Die Kühe der GB-Familie zeichnen sich durch ihren besonders starken Zusammenhalt aus. Und es gibt immer eine große Zahl von begeisterten Kindermädchen, die den Müttern gerne bei der Betreuung ihrer Babys zur Seite stehen. Davon werden nun auch Golda und ihr neugeborenes Kalb profitieren.

 

Wie die Untersuchungen ATE’s ergeben haben besteht für die Töchter von Matriarchinnen eine deutlich höhere Chance eines Tages selbst die Position einer Leitkuh zu übernehmen als für andere Familienmitglieder. Möglicherweise wird dies auch auf Goldas Baby zutreffen – aber bis dahin vergeht noch viel Zeit.

 

Elefantenkuh auf Nahrungssuche in den Sümpfen.
Elefantenkuh auf Nahrungssuche in den Sümpfen.

 

Oft entstehen auch enge Freundschaften zwischen verschiedenen Elefantenfamilien, die dann häufig zusammen umherziehen. So wurden beispielsweise die OA’s in den letzten Monaten meistens in Gesellschaft der PA’s gesehen. Zu dieser Familie gehören Pazia und ihre Zwillingskälber. Gut möglich, dass die OA’s auch von diesen beiden Babys angezogen wurden, da Zwillingsgeburten bei Elefanten nur sehr selten vorkommen.

 

Doch die OA’s haben auch selbst eine Reihe neuer Kälber. Zu ihnen gehört Outlooks kleiner Junge. Dieser zeigte sich sehr verspielt und neugierig. Einmal näherte er sich sogar dem Fahrzeug des ATE-Teams um es genauer zu betrachten. Das ist nicht untypisch für ein OA-Kalb. Denn diese kommen aus einer relativ großen Familie und sind meistens sehr selbstbewusst. Das könnte daran liegen, dass sie bei Bedarf jederzeit Unterstützung von vielen Familienmitgliedern erhalten. Und deshalb können sie es wagen auch mal das eine oder andere kleinere „Risiko“ einzugehen.

 

Die P-Familien hatte dem ATE-Team über die Jahrzehnte viele Informationen über die Flexibilität von Familiengruppen bei Elefanten geliefert. Ursprünglich waren sie eine einzige große Familie – die größte in Amboseli. Doch zu Beginn der achtziger Jahre begannen sie sich in kleinere Gruppen aufzuspalten. So entstanden auch die PC’s, die sich später erneut in zwei Untergruppen aufteilten. Diese bestehen bis heute fort und werden von Placida und Petula angeführt. Beide haben ihre Rolle als Leitkühe bereits in sehr jungem Alter, Anfang zwanzig, übernommen. Und Beide haben ihre Aufgaben sehr gut erfüllt. Auch wenn sie räumlich teiweise unterschiedliche Wege gegangen sind. Während sich Placida vorwiegend innerhalb des Amboseli-Nationalparks aufhielt zog Petula es vor die meiste Zeit außerhalb der Parkgrenzen zu verbringen. Doch meisterte sie es sehr gut Konflikten mit Menschen aus dem Weg zu gehen. Im August und September war allerdings auch Petula mit ihrer Gruppe zurück im Park und sie hielten sich vorwiegend in der Nähe von Placida und ihrem Teil der Familie auf. Ein deutliches Zeichen, dass sie sich sehr gut verstehen und trotz der gewöhnlich räumlichen Trennung stark miteinander verbunden sind.

 

Auch unter den Amboseli-Elefanten gibt es stoßzahnlose Individuen.
Auch unter den Amboseli-Elefanten gibt es stoßzahnlose Individuen.

 

Die PA’s hatten hingegen gezeigt, dass Elefanten auch bereit sein können fremde Individuen in ihren Verband aufzunehmen. So adoptierten sie eine jugendliche Kuh, die den Namen Puff erhielt. Diese integrierte sich so gut, dass sie heute den Rang der Matriarchin innehat.

Es ist immer faszinierend das Verhalten der Grauen Riesen zu beobachten. Wenn man dies über viele Jahrzehnte kontinuierlich fortsetzt, wie es das Team des ATE macht, wird man viele „allgemein übliche“ Verhaltensweisen erkennen. Doch kann man in vielen Bereichen immer wieder auch Abweichungen von der „Norm“ feststellen. Puff ist so ein Beispiel. Während die meisten Elefantenkühe ihr gesamtes Leben in ihrer Geburtsfamilie verbringen gibt es doch auch einige, die den Wechsel in eine andere Gruppe vollziehen. Oft sind dies Teenager, deren Mutter bereits verstorben ist und die nach einer Art „Mutterersatz“ Ausschau halten. Manchmal finden sie diesen eben eher in einer vielleicht eng befreundeten Gruppe als ihrer tatsächlichen Geburtsfamilie.

 

Eine Elefantenkuh und ihr Kalb in den Sümpfen.
Eine Elefantenkuh und ihr Kalb in den Sümpfen.

 

Da auch im August noch mehrere Elefantenkühe paarungsbereit waren befanden sich viele Bullen bei den Familiengruppen. Zu ihnen gehörten Upendo, ein 33 Jahre alter Bulle aus der UA-Familie, Grewia, ein Bulle der GB-Familie mit einem Alter von 29 Jahren sowie Chemosit, ein 33 Jahre alter Bulle aus der CB-Familie. Von ihnen befand sich gerade Upendo in Musth, was ihm einen großen Vorteil verschaffte. Die Musth ist eine Phase, die bei fast allen erwachsenen, männlichen Elefanten jährlich, manchmal aber auch nur alle zwei oder drei Jahre auftritt und mehrere Wochen oder sogar Monate dauert. Die Dauer und Häufigkeit der Musth hängen stark vom körperlichen Zustand eines Bullen ab. Während dieser Phase haben sie nicht nur ein deutlich gesteigertes Interesse an Paarungen sondern reagieren auch sehr aggressiv gegenüber anderen Bullen. Normalerweise wird jeder Elefantenbulle, der sich nicht in Musth befindet, jedem Musth-Bullen aus dem Weg gehen, selbst wenn er sonst einen deutlich höheren Rang besitzt. Nur die Musth-Bullen untereinander achten weiterhin auf den jeweiligen Rang. Treffen zwei Musth-Bullen mit unterschiedlichem Rang aufeinander so wird der mit dem niedrigeren Status dem anderen den Vortritt lassen. Nur wenn sich Musth-Bullen von gleichem Rang begegnen kann es zu echten und teils heftigen Kämpfen kommen. Doch Upendo traf auf keinen entsprechenden Herausforderer und so blieb die Situation weitgehend friedlich.

 

Die Situation der Elefanten in Amboseli ist nicht ohne Probleme. Die Gier nach Elfenbein, die wachsende menschliche Bevölkerung und die damit einhergehende Zunahme an Mensch-Wildtier-Konflikten, der Klimawandel und nun auch noch die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie, das alles gefährdet das Überleben der Grauen Riesen – in ganz Afrika. In Amboseli haben sie aber immerhin Menschen an ihrer Seite, die alles tun um diese Gefahren abzuwehren. NGO’s wie der Amboseli Trust for Elephants, der Kenya Wildlife Service und auch viele Mitglieder der lokalen Bevölkerung haben in der Vergangenheit bereits viel für den Schutz der Elefanten erreicht und werden sich auch künftig mit aller Kraft weiter für sie einsetzen.

 

Wer den Amboseli Trust for Elephants und seine Arbeit für die Elefanten in Amboseli unterstützen möchte kann uns eine Überweisung unter dem Stichwort „ATE“ auf unser Konto mit der

IBAN: DE30 2003 0000 0621 9182 83 und der BIC: HYVEDEMM300 zukommen lassen.

 

Oder ganz einfach per Paypal:

 

 

Wir danken allen Unterstützern im Namen des gesamten ATE-Teams und der Elefanten ganz herzlich dafür! Wir wissen gerade in diesen schweren Zeiten jede Hilfe sehr zu schätzen!

ATE News: Dezember 2019 und Januar 2020

Eine hübsche Elefantenkuh aus Amboseli.

News vom Amboseli Trust for Elephants: Die Monate Dezember 2019 und Januar 2020:

 

Amboseli erlebte einen fantastischen Jahreswechsel 2019/2020: Im Dezember und Januar fiel Regen, Regen und noch mehr Regen! 324 mm wurden im Dezember gemessen und 71,5 mm im Januar. Die besten Voraussetzungen für ein großartiges Jahr mit vollen Wasserstellen und üppigen, grünen Weideflächen!

 

In Kenia bedeutet Regen gute Zeiten für Menschen und Tiere. Die meisten Kenianer, die außerhalb der Städte leben, sind Kleinbauern, deren Existenz von ausreichenden Niederschlägen abhängt. Regen sichert gute Ernten und fördert das Gedeihen des Viehs. Ebenso profitieren auch die Elefanten und anderen Wildtiere von den ergiebigen Regenfällen. Sie finden überall Wasser und Nahrung im Überfluss.

 

Elefantenfamilie im Sumpf
Eine Elefantenfamilie in einem der Sümpfe Amboselis.

 

In diesen Zeiten nimmt die Konkurrenz zwischen Menschen und Elefanten um wichtige Ressourcen stark ab und es gibt kaum Konflikte – ein enormer Unterschied zu den trockenen Monaten!

 

Eine besondere Herausforderung bildeten während der Regenzeit allerdings die Straßen im Park. Viele von ihnen waren überflutet, einschließlich der Zufahrtsstraße zum Camp des Amboseli Trust for Elephants (ATE). Der Weg wurde deshalb mit Stangen markiert, um nicht davon abzukommen.

Zum Glück bleiben in Amboseli aber viele Straßen auch im überfluteten Zustand fest und stabil. Es besteht daher kaum Gefahr stecken zu bleiben – vorausgesetzt, man verliert den Weg nicht. Es ist nur darauf zu achten langsam durch das Wasser zu fahren, um den Motor nicht überfluten!

Vor allem der östliche Teil des Parks war abseits der befestigten Wege völlig unpassierbar geworden. Die ATE-Mitarbeiter*innen mussten daher ihre Feldzeiten sehr sorgfältig planen – und häufig ihre Ferngläser zu Hilfe nehmen.

 

Ein Kalb untersucht eine interessante Stelle am Boden.
Ein Kalb untersucht eine interessante Stelle am Boden.

 

Passend zu den guten Umweltbedingungen gab es in Amboseli einen echten Babyboom bei den Elefanten. Jeden Tag wurden vom ATE-Team neue Kälber entdeckt. Es machte große Freude, die kleinen Elefantenkälber mit hauchdünnen rosa Ohren, noch viel zu weit wirkender Haut und winzigen Rüsseln neben ihren Müttern zu sehen. Elefanten werden sehr emotional, wenn es ein neues Familienmitglied gibt und so fanden viele aufgeregte Begrüßungen statt.

Die AAs gehörten zu den Familien, die Anteil an diesem Babyboom hatten: Im Dezember brachte Ava ein gesundes und energiegeladenes männliches Kalb zur Welt.

Das Geschlecht der Neugeborenen zu bestimmen war allerdings manchmal schwierig, da der derzeitige hohe Graswuchs oft genug den notwendigen, genauen Blick erschwerte. Doch die ATE-Teams geben nie auf!

 

Elefantenkuh mit Kalb im Sumpf
Eine Elefantenkuh mit ihrem Kalb bei der Nahrungssuche im Sumpf.

 

Viele Elefantenkühe waren jetzt auch paarungsbereit, darunter Abra von den AAs. Der Bulle Valde aus der VA-Familie zeigte großes Interesse an ihr und bewachte sie vor anderen Bullen. Valde war in Musth und hatte sich möglicherweise bereits mit Abra gepaart, bevor das ATE-Team dort ankam. Mit seinen 31 Jahren stand er zwar erst am Beginn des Lebensabschnitts in dem Elefantenbullen reelle Chancen auf Paarungen haben doch die VA-Familie ist die größte im Amboseli-Ökosystem, und Bullen aus dieser Familie besitzen sehr selbstbewusste Persönlichkeiten. Überraschenderweise wurde Valde dann aber von einem anderen Bullen namens Cynadon vertrieben. Cynadon war ebenfalls in Musth und mit 29 Jahren nur wenig jünger als Valde, doch für sein Alter sehr groß. Cynadon paarte sich erfolgreich mit Abra und Valde zog ohne viel Aufhebens davon.

 

Die Musth-Phase tritt bei Elefantenbullen normalerweise einmal im Jahr auf und kann mehrere Monate dauern. Die Bullen zeigen dann starkes Interesse an paarungsbereiten Kühen und verhalten sich anderen Bullen gegenüber sehr dominant. Jeder „Nicht-Musth-Bulle“ geht ihnen aus dem Weg. Untereinander aber spielt der Rang nach wie vor eine wichtige Rolle. Wenn sich Musth-Bullen unterschiedlichen Ranges begegnen wird der rangniedrigere das Feld räumen und eventuell sogar die Anzeichen der Musth verlieren. Treffen hingegen eher gleichrangige Musth-Bullen aufeinander, so kann dies zu den wenigen echten Kämpfen führen, die zwischen Elefanten stattfinden können. Cynadon musste Valde also offenbar sehr eindeutig von seiner körperlichen Überlegenheit überzeugt haben.

 

Ein großer Elefantenbulle aus Ambosli.
Ein großer Bulle zieht durch die Ebenen Amboselis.

 

Der Jahreswechsel bot dem ATE-Team auch Einblicke in einen ganz anderen Bereich aus dem Leben der Elefanten – der Entwicklung familiärer Strukturen. Die EB-Familie bietet ein gutes Beispiel. Viele Jahrzehnte wurde sie von der berühmten und erfahrenden Matriarchin Echo angeführt, die ihre Familie sehr erfolgreich durch gute und schlechte Zeiten gebracht hatte. 2009 wurde Echo leider ein Opfer der damals herrschenden verheerenden Dürre. Seitdem waren die EBs damit beschäftigt zu klären wer Echos Nachfolge antreten sollte. Zunächst gab es mehrere Anwärterinnen für diese Position und die Familie teilte sich in mehrere Gruppen auf. Echos Tochter Enid zeigte damals eher wenig Interesse an diesen Aktivitäten. Sie trauerte unglaublich lange und stark um ihre verstorbene Mutter und verbrachte, nur in Gesellschaft ihrer Kälber, lange Zeit in der Nähe von Echos sterblichen Überresten. Doch nachdem sie offenbar die schlimmste Phase ihrer Trauer überwunden hatte begann sie den Kontakt zu den anderen Familienmitgliedern wieder aufzunehmen. Und im Laufe der Jahre schienen die meisten EBs sich für Enid als neue Matriarchin zu entscheiden. Enids Führungsstil entsprach ziemlich eindeutig dem ihrer berühmten Mutter und sie nutzte auch weitgehend dieselben Weidegründe, welche vor allem im Zentrum Amboselis liegen. Hin und wieder machte sie aber auch Ausflüge bis zum Kilimanjaro im benachbarten Tansania, womit sie ebenfalls einer Tradition Echos folgte.

 

Eine hübsche Elefantenkuh aus Amboseli.
Eine hübsche Elefantenkuh in der Savanne Amboselis.

 

Nur Ella, vermutlich eine Schwester oder Nichte Echos, mit ihren Kälbern sonderte sich mehr und mehr ab, um ihre eigenen Wege zu gehen.  Sie hielt sich vorwiegend nördlich des Amboseli-Nationalparks auf und kehrten nur zu gelegentlichen Besuchen zurück. Derartige Entwicklungen wurden unter den Elefanten Amboselis schon öfter beobachtet. Vor allem größere Familien können nach dem Tod einer Matriarchin in kleinere Einheiten zerfallen. Dies muss allerdings nicht unbedingt dauerhaft sein. Manchmal schließen sich diese Untergruppen nach einiger Zeit wieder zu einer Einheit zusammen. Außerdem können sich Elefantenfamilien auch unter normalen Umständen in verschiedene Gruppen aufteilen, um beispielsweise während Trockenzeiten leichter Nahrung für alle zu finden. So war man auch im Fall der EBs vorsichtig und wartete erst einmal die weitere Entwicklung ab. Nachdem die gegenseitigen Besuche aber immer seltener wurden und Ella sich fast nur noch im Norden aufhielt entschied das ATE-Team nun die beiden Gruppen als eigenständige Familien zu betrachten.  Ob es wirklich so bleibt oder Ella eines Tages doch wieder dauerhaft zurückkehrt wird die Zukunft zeigen.

 

Im Moment gibt es jedenfalls nun Enids Gruppe, die weiterhin als EB-Familie bezeichnet wird und mit 41 Mitgliedern die viertgrößte Familie Amboselis bildet. Und dann gibt es Ellas Familie, die als EB2-Familie noch 11 Mitglieder zählt.

 

Ellas Gruppe wurde regelmäßig von Reiseveranstaltern und Partner-Organisationen gesehen und man weiß daher, dass es ihr gut geht. Das ATE-Team geht davon aus, dass es auch bei den EB2s zu mehreren Geburten gekommen ist. Eine Überprüfung ist jedoch erst möglich, wenn der Regen nachlässt, da die Straßen in Ellas derzeitigen Aufenthaltsgebiet momentan ziemlich unpassierbar sind. ATE hofft, dass es zwischen Juli und August trocken genug wird um wieder dorthin fahren zu können und dann die EB2-Familie persönlich zu sehen.

 

Ein junger Bulle - begleitet von Kuhreihern.
Ein junger Bulle – begleitet von Kuhreihern.

 

Während einige Familien wie die AAs und EBs auch während dieser regenreichen Monate oft beobachtet werden konnten waren war dies bei anderen nur selten möglich, da sie sich in schwer zugänglichen Gebieten aufhielten. Hierzu gehörten neben den EB2s auch die GBs, ebenfalls eine der größten Familien Amboselis mit derzeit 49 Mitgliedern. Und auch sie scheinen sich in zwei dauerhafte Einzelfamilien aufgeteilt zu haben. Gail führt nun ihre eigene Gruppe, die als GB2 bezeichnet wird, während man für Goldas Gruppe die Bezeichnung „GB“ beibehielt.

 

Golda und ihre GBs waren leider nur aus großer Entfernung zu sehen. Es schien aber allen gut zu gehen. Gail hingegen kam zu einem Besuch direkt ins Camp von ATE, welches in einem Palmenwald, dem Ol-Tukai-Orok-Forest, liegt. Es gibt mehrere Elefantenfamilien, welche hier gerne gelegentlich vorbeischauen. Ein Grund dafür ist sicher das gute Nahrungsangebot, doch offenbar wollen einige Elefanten auch dem ATE-Team „Hallo“ sagen. Sie nähern sich den Zelten und warten bis jemand vom Team auf sie aufmerksam wird und einige Worte mit ihnen spricht. Dann setzen sie ihren Weg fort.

 

Das ATE-Team hat in den langen Jahren seines Bestehens ein außerordentlich vertrauensvolles Verhältnis zu vielen Elefanten in Amboseli aufgebaut. Dadurch wurden viele einzigartige Beobachtungen  möglich, die unser Wissen über die Grauen Riesen, ihr beeindruckendes Sozialverhalten und ihre Fähigkeiten revolutioniert haben. Darüberhinaus wurde es ATE dadurch aber auch möglich Schutzmaßnahmen gegenüber Bedrohungen unterschiedlichster Art zu entwickeln. Diese Aufgabe wird gerade in Zukunft immer größere Bedeutung gewinnen.