ATE News: Juni und Juli 2020

Eine Elefantenkuh mit markanten Stoßzähnen.

News vom Amboseli-Trust-for-Elephants – die Monate Juni und Juli 2020:

 

Im Juni und Juli löste in Amboseli eine neue Trockenzeit die außergewöhnlich niederschlagsreiche Regenzeit der Vormonate ab. Dank der ergiebigen Regenfälle war das Nahrungsangebot für die Elefanten auch jetzt noch viel besser als es sonst während dieser Jahreszeit der Fall ist. Dies wird sich zwar sicher während der nächsten Monate noch ändern, doch vermutlich nicht so stark wie gewöhnlich. Außerdem ist dies auch Teil des natürlichen Zyklus der Jahreszeiten in Amboseli, die man als „Boom and Bust“-Zeiten bezeichnet kann, und an die sich die Elefanten gut angepasst haben.

 

Der Park selbst bot einen wunderschönen Anblick, mit sanften Feldern goldgelben Grases, staubroten Sonnenuntergängen und vielen wilden Tieren, die durch die offenen Ebenen in der Nähe des Wassers zogen.

 

Eine Elefantenkuh in einem Sumpf in Amboseli.
Eine Elefantenkuh in einem Sumpf in Amboseli.

 

Leider konnte man sich beim Amboseli Trust for Elephants (ATE) nicht uneingeschränkt über die Schönheit des Parks freuen, denn die Covid-19-Pandemie wirkte sich auch weiter in Amboseli aus. Abgesehen von wenigen einheimischen Reisenden gab es keine Besucher. Die fehlenden Einnahmen aus dem Tourismus machten sich sowohl beim Kenya Wildlife Service (KWS), Organisationen wie ATE sowie vor allem der lokalen Bevölkerung immer stärker bemerkbar. Viele Familien hatten bereits seit Monaten kein Einkommen mehr.

Dem KWS und den NGO’s gelang es zwar ihre Aktivitäten aufrecht zu erhalten, doch  kam es in ganz Kenia zu einem Anstieg der Buschfleisch-Wilderei.

Man kann nur hoffen, dass touristische Aktivitäten möglichst bald wieder zunehmen und durch die hier generierten Einnahmen die Bereitschaft zur Wilderei deutlich reduziert wird.

 

Eine sehr erfreuliche Abwechslung bot allerdings der 24. Juli, denn an diesem Tag feierte Dr. Cynthia Moss, die Gründerin und Direktorin des ATE, ihren 80. Geburtstag. Unter den Bedingungen des Lockdowns wurde es zwar nur eine kleine aber sehr schöne Feier. Cynthia verbrachte den Tag zusammen mit ihren langjährigen Mitarbeiterinnen Norah und Katito im Forschungscamp.

Und dort erhielt sie auch eines ihrer schönsten Geburtstagsgeschenke: Nachdem die EB-Familie mehr als fünf Monate nicht mehr gesehen worden war tauchte sie wenige Tage zuvor unter der Führung ihrer umsichtigen Matriarchin Enid endlich wieder im Park auf!

 

Eine Elefantenkuh mit markanten Stoßzähnen.
Eine Elefantenkuh mit markanten Stoßzähnen.

 

Dies war für Cynthia eine ganz besondere Freude, denn sie hatte viele Jahre gerade mit dieser Familie sehr eng gearbeitet. Vor allem mit der einstigen Matriarchin Echo verband sie eine sehr starke persönliche Freundschaft. Viele Male, wenn Cynthia nach längerer Abwesenheit ins Camp zurückgekehrt war, tauchte Echo bald danach ebenfalls auf und machte sich so lange bemerkbar, bis Cynthia aus ihrem Zelt kam um sie zu begrüßen. Diese besondere Beziehung hat sich jetzt auch auf Echos Tochter Enid übertragen und so war die Rückkehr der EB’s ein ganz besonderes Geschenk für Cynthia!  Vor allem natürlich auch, weil es allen Familienmitgliedern gut ging. Und außerdem gab es gleich mehrfachen Nachwuchs: Esprit, Ebony, Eliot, Entito und Elif hatten männliche Kälber, und Eugiene ein weibliches an ihrer Seite.

 

Die EB’s haben seit ihrer Rückkehr viel Zeit im Forschungslager verbracht – vor allem nach Sonnenuntergang. Jeden Morgen fand das Team die Spuren ihrer nächtlichen Aktivitäten. Und mehrere Male wurden die EB’s Nachts gesehen, wie sie überall um die Zelte herum verteilt waren. Sie ernährten sich vom kurzen Gras, das auf den Fußwegen wächst und den Phönixpalmen, die das Camp umgeben. Wenn Nachts alles still ist, hört man deutlich wie überraschend laut ein Elefant beim Kauen sein kann, aber für das ATE-Team ist dies ein beruhigendes Geräusch, durch das sie sich gerne in den Schlaf „singen“ lassen.

 

Die EB’s war übrigens nicht die einzige Familie, in der es neue Babys gab. Ganz im Gegenteil: Dieses Jahr kam es in Amboseli zu einem unglaublichen Babyboom und allein im ersten Halbjahr wurden über 170 Geburten verzeichnet, eine Zahl, die alle früheren Rekorde übersteigt.

 

Neuen Nachwuchs gab es beispielsweise bei den FB’s, wo sowohl die Matriarchin Fanny wie auch deren Tochter Fortino ein Kalb bekamen. Fanny wurde dadurch bereits zum vierten Mal Großmutter. Und typisch für Elefantenkühe kümmert sie sich nicht nur um ihre eigenen Babys sondern auch um ihre Enkel in besonderem Maß. Weibliche Elefanten arbeiten ohnehin eng zusammen, um ihre Kälber zu schützen und aufzuziehen. Besonders stark ist dies allerdings bei direkt verwandten Kühen zu beobachten. Gerade Großmütter sind eine wertvolle Hilfe, da sie meistens bereits über viel Erfahrung mit Kälbern verfügen.

 

Elefantenfamilie im Sumpf
Elefantenfamilie im Sumpf

 

Es gab in Amboseli sogar mehrere Fälle, in denen Großmütter das Kalb ihrer Tochter säugten oder Kälber ihrer Töchter adoptierten, wenn diese starb. Auch Eliot von den EB’s wurde beobachtet wie sie gleichzeitig ihr eigenes Baby und das ihrer Tochter Entito säugte. Diese gegenseitige Unterstützung belegt besonders eindrucksvoll die sozialen Bindungen zwischen Elefanten.

 

Im Juli gab es dann eine Riesenüberraschung, als ein zweites Paar Zwillingskälber entdeckt wurde. Die Mutter ist Pazia aus der PA1-Familie, die Kälber sind beide männlich und waren wohl im März geboren worden, also im selben Monat wie Angelinas Zwillinge.

 

Diese wachsen immer weiter und bekommen viel Aufmerksamkeit von den jungen Kühen der Familie, welche sie stets im Auge behalten. Im Vergleich zu anderen Familien in Amboseli haben die AA’s leider eher wenig Erfolg was die Überlebensrate ihrer Kälbern betrifft. Das ATE-Team führt dies darauf zurück, dass die AA’s besonders viel Zeit in den Sümpfen verbringen und ihre Kälber dabei oft durch tiefes und kaltes Wasser waten müssen, was ein erhöhtes Risiko für Lungenentzündungen zur Folge hat. Wir hoffen sehr, dass dies bei den Kälbern von 2020 nicht der Fall ist, und bis jetzt sehen diese auch sehr gesund aus.

 

Elefanten auf Nahrungssuche im Sumpf.
Elefanten auf Nahrungssuche im Sumpf.

 

Dieses Jahr gab es in Amboseli allerdings nicht nur einen neuen Rekord an Geburten sondern es fanden auch viele Paarungen statt. Bei den GB’s befanden sich beispielsweise gleich mehrere Kühe im Östrus. Eine davon war Okanja. Sie hatte kürzlich ihr Kalb verloren und war daher im Juni wieder bereit für eine Paarung. Okanja wurde von Craig bewacht, einem der bekanntesten und größten Bullen in Amboseli. Er war in Musth und hatte ein Gefolge von 11 anderen Bullen, die hofften ebenfalls eine Chance auf eine Paarung zu bekommen. Zumindest für einen von ihnen, Chemosit, schien sich das Warten zu lohnen, denn als Craig gerade nicht aufpasste konnte Chemosit sich ebenfalls mit Okanja paaren. Chemosit und Craig stammen beide aus der CB-Familie, allerdings ist Craig viel älter und wurde 1972 geboren, während Chemosit erst 1987 zur Welt kam. Als Musth-Bulle war Craig nicht bereit einem anderen Bullen eine Paarung zu gestatten – auch keinem Mitglied seiner Familie. Als er plötzlich bemerkte was hinter seinem Rücken geschah war Chemosit’s Paarung schnell vorbei und Craig jagte ihn davon.

 

Auch Garbatulla war im Juni im Östrus und paarte sich ebenfalls mit Craig.  Die Beiden wurden dabei von zwei andere Bullen beobachtet: Gabe aus der GB-Familie und X052.

 

„X“ ist ein Code, der vom ATE-Team Bullen zugewiesen wird, deren Familienzugehörigkeit nicht bekannt ist, die aber trotzdem regelmäßig beobachtet werden.

Wenn sich junge Bullen von ihren Familien lösen verschwinden sie oft für längere Zeit aus Amboseli und ziehen weit entfernt umher. Dabei verändern sich einige äußerlich oft so sehr, dass es wirklich schwierig wird sie bei ihrer Rückkehr wiederzuerkennen.

Sicher ist, dass viele der „X“ -Bullen aus Amboseli stammen. Wahrscheinlich liegen ATE von ihnen  Fotos aus Zeiten vor, als sie noch bei ihren Geburtsfamilien lebten. Aber die erneute Identifizierung ist eine echte Herausforderung. Hin und wieder gelingt es trotzdem solche Rückkehrer zu erkennen, doch gibt es derzeit immer noch etwa 70 „X“-Bullen in Amboseli.

 

Schließlich kam im Juli noch Georgia in den Östrus und weckte dadurch das Interesse von Kristian, einem sehr beindruckenden und gut aussehenden Bullen der KB-Familie. Er ist ein Sohn von Kleo und jetzt 31 Jahre alt. Man kann davon ausgehen, dass er sich in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren zu einem der dominanten Bullen Amboselis enwickeln wird und man sollte sich seinen Namen merken. Es wurde zwar nicht beobachtet wie er sich mit Georgia paarte, doch war es eindeutig zu sehen, dass er ihr folgte und sich für sie interessierte.

 

Elefantenkuh und Kalb
Elefantenkuh und Kalb

 

Die Langzeitstudien des ATE basieren vor allem auf der Fähigkeit des Teams alle Elefanten als Individuen unterscheiden und dadurch auch ihre Beziehungen untereinander nachvollziehen zu können. Da sich das Aussehen der Tiere im Laufe ihres Lebens immer wieder verändert gehört es zu den wichtigsten Aufgaben des Teams alle Mitglieder der Amboseli-Population möglichst regelmässig – mindestens aber einmal im Jahr – zu beobachten und zur Identifikation geeignete Fotos zu machen.

Abgesehen von den bereits erwähnten „X“-Bullen, die oft jahrelang außerhalb des Parks unterwegs waren, gelingt es normalerweise immer die notwendigen Identifizierungs-Arbeiten durchzuführen. Natürlich ist dies bei einigen Familien und Bullen leichter als bei anderen – abhängig davon wieviel Zeit sie im Park verbringen.

 

Die PC- und die OA-Familien gehören zu jenen, die einen Großteil des Jahres außerhalb des Amboseli-Nationalparks umherziehen. Im Juni und Juli waren sie allerdings zurückgekehrt – von den PC’s sowohl die von Placida wie Petula angeführten Teil-Gruppen. Die ATE-Feldforscherinnen folgten daher nun speziell den PC’s so oft es ging und konnten dadurch endlich die „Ausweisfotos“ dieser Familie aktualisieren.

Nun stehen die OA’s als nächste Familie im Fokus dieser Arbeit. Nicht zuletzt weil es auch bei ihnen viel neuen Nachwuchs gab. Die Familie hatte sechs Neugeborene: Olya, Orora, Omo River und Outlook hatten alle männliche Kälber, Opera und Olwen hingegen weibliche.

 

Elefanten am Rande des Ol Tukai Waldes.
Elefanten am Rande des Ol Tukai Waldes.

 

ATE verfolgt nun schon seit fast 50 Jahren das Leben der Elefanten in Amboseli und hat während dieser langen Zeit eine große Zahl von Beobachtungen gemacht, welche unser Wissen über das Verhalten der Grauen Riesen geradezu revolutioniert haben. Nicht zuletzt die Erkenntnisse über das Sozialverhalten der Elefanten, ihre Fähigkeit Emotionen und Gefühle zu empfinden und starke Bindungen untereinander (und sogar zu Angehörigen anderer Arten) zu entwickeln haben dazu beigetragen, dass Elefanten von vielen Menschen als ganz besondere Lebewesen betrachtet werden. Und gerade dadurch werden Viele motiviert sich für den Schutz der Grauen Riesen zu engagieren und für ihr Überleben zu kämpfen.

 

Der Amboseli Trust for Elephants wird seine Arbeit auch weiterhin fortsetzen und den Elefanten Amboselis zur Seite stehen.

Wer diese wichtige Organisation und ihre Arbeit für die Elefanten in Amboseli unterstützen möchte kann uns eine Überweisung unter dem Stichwort „ATE“ auf unser Konto mit der

IBAN: DE30 2003 0000 0621 9182 83 und der BIC: HYVEDEMM300 zukommen lassen.

 

Oder ganz einfach per Paypal:

 

 

Wir danken allen Unterstützern im Namen des gesamten ATE-Teams und der Elefanten ganz herzlich dafür!

ATE News: April und Mai 2020

Junge Elefantenkuh aus Amboseli

News vom Amboseli-Trust-for-Elephants – die Monate April und Mai 2020:

 

Nachdem es Mitte März wegen der COVID-19-Pandemie auch in Kenia zu einem Ende des Tourismus gekommen war präsentierte sich der Amboseli-Nationalpark im April und Mai fast völlig frei von Besuchern. Für das Team des Amboseli Trust for Elephants, welches weiterhin in seinem Camp arbeitete, war dies zwar einerseits eine wunderbare Situation, ein echtes Privileg, die großartige Natur Amboselis exklusiv genießen zu dürfen ohne irgend ein anderes Fahrzeug zu sehen. Doch gleichzeitig löste diese Entwicklung große Sorgen aus, denn ohne Besucher fehlten sowohl dem Park wie der benachbarten Bevölkerung wichtige Einnahmen. Der Kenya Wildlife Service bestreitet mit diesen unter anderem seine Unterhaltskosten und die Gehälter seiner Mitarbeiter. Somit bilden sie eine Grundvoraussetzung für den Schutz der Nationalparks und Reservate. Speziell Amboseli ist einer der meistbesuchten Parks in Kenia und deshalb eine Haupteinnahmequelle für den KWS. Die Einnahmen aus Amboseli tragen dazu bei auch andere, weniger besuchte Nationalparks des Landes zu erhalten und zu schützen.

 

Elefantenkuh in Amboseli
Elefantenkuh in Amboseli

 

Der Schutz der Elefanten und anderen Wildtiere im Amboseli-Ökosystem hängt auch stark von den benachbarten Menschen ab, vor allem den Massai. Diese leben Seite an Seite mit den Wildtieren und zeigten ihnen gegenüber bisher große Toleranz. Was einerseits an ihren Traditionen lag, welche die Jagd weitgehend ablehnten, andererseits aber auch an den positiven Auswirkungen des Fototourismus, der Jobs und Einnahmen durch den Verkauf von Kunsthandwerk usw. generierte. Als nun diese wichtigen Einnahmen so plötzlich ausblieben, gerieten viele Familien in ernste finanzielle Notlagen. Das könnte die Einstellung der Menschen gegenüber den Wildtieren sehr negativ verändern. Die Coronavirus-Pandemie wird für den Artenschutz weltweit zu einer großen Belastung. Doch gerade Gebiete wie Amboseli, die sich bisher weitgehend durch den Tourismus finanziert hatten, sind besonders gefährdet.

 

Die kenianische Regierung hat insgesamt sehr gut auf das Virus reagiert und ihr Bestes getan, um die Not der Bevölkerung zu lindern. Auch die Naturschutz-Aktivitäten wurden bis jetzt aufrecht erhalten. Doch trotzdem war im ganzen Land ein Anstieg der Buschfleisch-Wilderei festzustellen. Finanzielle Not brachte immer mehr Menschen dazu Wilderei zu riskieren, um ihre Familien zu ernähren.

Man kann derzeit nur hoffen, dass die Pandemie bald endet und sicheres Reisen wieder möglich wird, damit der Tourismus wieder für Einnahmen sorgt.

 

Elefantenfamilie in den Sümpfen
Elefantenfamilie in den Sümpfen

 

Amboseli selbst bot in diesen Monaten einen spektakulären Anblick! Im April wurden 80mm Niederschlag gemessen und einige Gebiete waren erneut überflutet. Im Mai gingen die Regenfälle dann etwas zurück und es wurden nur noch 16 mm verzeichnet. Dadurch hatte das Land nun Zeit, um die enormen Niederschläge des letzten Monats aufzunehmen.

 

Auch der Babyboom bei Amboselis Elefanten setzte sich fort! Bis April wurden über 100 neugeborene Kälber registriert! Ein wunderbarer Beweis für die Kraft des Lebens, nach den schlimmen Dürrejahren 2016 und 2017.

 

Elefanten beim Grasen in der Savanne.
Elefanten beim Grasen in der Savanne.

 

Angelina’s Zwillingen ging es ebenfalls sehr gut. Sie verbrachten mit ihrer Mutter und ihrer Familie, den AA’s, die meiste Zeit innerhalb des Parks. Das weibliche Kalb war etwas kleiner als das männliche, aber das ist normal, da Bullenkälber generell schneller wachsen als Kuhkälber. Dafür benötigen sie allerdings auch mehr Kalorien – ein Risiko in schlechten Jahren.

Ende April erhielt die AA-Familie noch weiteren Zuwachs, als Andrea ein weibliches Kalb zur Welt brachte.

 

Schlafendes Elefantenkalb
Dieses Elefantenkalb schläft im Stehen.

 

Leider erlitten die AAs in diesem Monat aber auch einen schrecklichen Verlust: Alexandra starb am 21. April. Bereits am 17. April war dem ATE-Team ein krank aussehender Elefant gemeldet worden und Katito machte sich sofort auf die Suche nach ihm, fand ihn aber erst vier Tage später. Elefanten können erstaunlich schwer zu finden sein, wenn sie unentdeckt bleiben wollen. Sie scheinen dann wie vom Erdboden zu verschwinden und manchmal dauert es Tage oder sogar Wochen, sie aufzuspüren. Als Katito den Elefanten endlich fand, erkannte sie sofort, dass es Alexandra war und diese sich in einem sehr schlechten Zustand befand. Katito alarmierte umgehend den Tierarzt, doch leider konnte dieser nicht mehr helfen. Bei der hochschwangeren Alexandra hatten die Wehen eingesetzt, aber es gab Komplikationen. Ihr Kalb war männlich und ungewöhnlich groß, so dass Alexandra es einfach nicht gebären konnte. Es war entsetzlich, dies mitansehen zu müssen ohne helfen zu können.

Geburtskomplikationen kommen bei Elefanten nicht häufig vor aber ATE hat im Laufe der Jahre doch mehrere Fälle registriert. Die Gründe dafür können Stress oder ein Problem mit dem Fötus selbst sein. In Alexandras Fall fiel auf, dass das Kalb für ein Neugeborenes wirklich groß war – zu groß. Es gab nichts, was der Tierarzt hätte tun können, um ihr zu helfen.

 

Während Katito und der Tierarzt bei Alexandra waren befanden sich die AAs gerade nicht in ihrer Nähe. Doch gab es Anzeichen dafür, dass sie vorher bei ihr gewesen waren. Und natürlich werden sie ihren Tod realisieren, um sie trauern und von Zeit zu Zeit zurückkehren, um ihre sterblichen Überreste als Teil ihres Trauerprozesses zu besuchen.

 

Auch im Leben der Elefanten liegen Freude und Leid oft nah beieinander. Die Geburt von Angelina’s Zwillinge war eines er wundervollsten Ereignisse seit langem – und Alexandra’s Tod eines der furchtbarsten. Und so wird das Leben weitergehen – mit allen Höhen und Tiefen.

 

Ein schon großes Kalb mit seiner Mutter.
Ein schon großes Kalb mit seiner Mutter.

 

So kam es im April zu einigen weiteren wichtigen Ereignissen bei den AA’s: Ann und Acholi waren im Östrus. Acholi ist Alisons Tochter und erst acht Jahre alt. Sie befand sich das erste Mal im Östrus. Ihre Mutter war viele Jahre, bis zu ihrem Tod, die Matriarchin der AAs und jetzt hat ihre ältere Tochter Astrid diese Aufgabe übernommen. Es ist schön, dass Alison’s Linie durch ihre Töchter weitergeführt wird.

Der erste Östrus kann für eine Kuh eine anstrengende Zeit sein, da sie nicht genau weiß, was passiert und wie sie es am besten vermeiden kann, ständig von Bullen verfolgt zu werden. Da ist es sehr hilfreich, wenn sie durch ihre Mutter oder andere ältere Familienmitglieder unterstützt wird, die ihr helfen die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Ann ist eine erfahrene Kuh und hatte mehrere Bewerber, die ihr folgten. Einer war Pascal, der sich in  Musth befand und sie bewachte. Das ATE-Team hat zwar nicht gesehen, wie sie sich paarten, aber es ist trotzdem möglich, dass es dazu kam, weil das Team nicht immer vor Ort bleiben konnte. Pascal ist ein großer Bulle mit einem Alter von 40 Jahren, der Sohn Patricia’s aus der PC-Familie. Andere Bullen, die auf eine Chance zur Paarung hofften, waren Gilgil, Goldas 33 jähriger Sohn aus der GB-Familie, und Meshach, Milly’s 26 jähriger Sohn aus der MB-Familie. Beide sind viel jünger als Pascal und stellten keine ernsthafte Konkurrenz für ihn dar. So empfand er ihre Anwesenheit nicht als sonderlich störend. Junge Bullen folgen oft älteren Musth-Bullen und beobachten ihr Paarungsverhalten, um dadurch wichtige Fähigkeiten für die Zukunft zu erlernen.

 

Junger Elefantenbulle
Junger Elefantenbulle

 

Einige Familien, die sich normalerweise fast immer innerhalb der Parkgrenzen aufhalten, wurden im April und Mai nicht gesehen. Darunter die EB’s, die man auch schon während der  Vormonate nicht entdeckt hatte. Etwas ungewöhnlich, doch genaugenommen war es ja in vielerlei Hinsicht ein sehr ungewöhnliche Zeit. Mit den äußerst reichhaltigen Regenfällen änderten viele Elefanten ihre Wanderungen und die EBs haben bereits im letzten Jahr ein zunehmendes Interesse an Gebieten außerhalb des Parks gezeigt. Das ATE-Team geht aber davon aus, dass sie mit Enid eine ebenso erfahrene wie vorsichtige Matriarchin haben, die sie sicher durch das Amboseli-Ökosystem führen wird. Doch natürlich hoffen alle die EB’s bald wiederzusehen und sind gespannt ob es auch bei ihnen Nachwuchs gab.

 

Andere Familien blieben hingegen weiterhin im Park und wurden regelmässig beobachtet. So beispielsweise die PC’s, vor allem auch Petula’s und Placida’s Gruppen. Sie kamen oft direkt in das ATE-Camp und es war schön und interessant zu beobachten, wie ihre kleinen Kälber langsam immer verspielter und neugieriger wurden. Man konnte gut sehen, wie sie anfingen ihre Umwelt zu erkunden – die physische Umgebung ebenso wie ihr soziales Umfeld. Außerdem übten sie auch praktische Fähigkeiten, wie die effektive Benutzung ihres Rüssels.

 

Ein bereits größeres Kalb
Ein bereits größeres Kalb in den Amboseli-Sümpfen.

 

Auch die FB’s und GB’s konnten zumindest gelegentlich beobachtet werden. Bei den FB’s brachte Fadila im April ein männliches Kalb zur Welt, nachdem Farida bereits im Februar ein weibliches Kalb bekommen hatte. Und bei den GB’s wurden im April zwei Neugeborene entdeckt: Genesis hatte einen Jungen und G-Mail eine Tochter. Allen diesen Familien, speziell auch den Müttern und ihren Kälbern, ging es sehr gut!

 

Leider gab es aber neben den AA’s weitere Familien, die trotz der allgemein guten Bedingungen schlimme Erfahrungen machen mussten. Dazu gehörten die OA’s. Das ATE-Team hatte diese Familie lange Zeit nicht mehr gesehen. Umso trauriger war es, dass das erste Familienmitglied, dem man schließlich wieder begegnete, sich in keinem guten Zustand befand. Am 7. April fanden ATE-Mitarbeiter Okanja. Sie lag am Boden und war offensichtlich in sehr schlechter Verfassung.  Ihr 2-jähriger Sohn wirkte verzweifelt und versuchte sie zu anzuheben – erfolglos. Offensichtlich musste Okanja bereits seit einiger Zeit krank sein, weil sie sehr dünn und schwach war. Der Tierarzt wurde sofort informiert, doch noch bevor er ankam starb Okanja. Sie war erst 16 Jahre alt.

Und es ist nicht einmal klar an woran sie litt. Der Tierarzt untersuchte sie, konnte aber nur feststellen, dass sie abgemagert war. Es gab keine Wunden oder andere offensichtliche Anzeichen dafür, was das Problem gewesen sein könnte.

 

Elefantenkuh mit abgebrochenem Stoßzahn
Elefantenkuh mit abgebrochenem Stoßzahn

 

Okanja’s Sohn blieb bei ihr. Da er bereits über zwei Jahre alt ist und seine Familie sich um ihn kümmern und gegen Gefahren beschützen wird, hat er gute Chancen, in der Wildnis zu überleben. Wahrscheinlich wird ihn hauptsächlich eine seiner Tanten, vielleicht Ololua oder Orora, betreuen. Wäre er auf sich allein gestellt so hätte er noch kaum Überlebenschancen. In diesem Fall würde ATE den Sheldrick Wildlife Trust informieren, der bereits jahrzehntelange Erfahrung in der Rettung, Aufzucht und späteren Auswilderung von verwaisten Elefantenkälbern besitzt. Doch natürlich ist es immer die bessere Alternative wenn ein verwaistes Kalb, sobald es nicht mehr milchabhängig ist, bei seiner natürlichen Familie bleiben kann.

 

Bei manchen Elefantenfamilien, wie den AA’s, sind meistens alle Mitglieder in einer Gruppe zusammen. Bei anderen hingegen findet häufig eine Aufteilung in Untergruppen statt. Dazu gehören auch die OA’s, die nach dem Tod ihrer ehemaligen Leitkuh Orabel jetzt oft in kleinen und kleinsten Splittergruppen angetroffen werden. So wurde beispielsweise Open mit Okota und Odo aber ohne Onyx & Omo River gesehen. Sie alle sind Orabels Töchter und bei ATE hatte man erwartet, dass sie zusammen bleiben würden, so wie sie es getan hatten, als Orabel noch lebte. Doch nun sieht es so aus, als hätte der Verlust von Orabel den Zusammenhalt der OA’s sehr geschwächt. Offenbar gelingt es der neuen Anführerin Olympia nicht alle zusammenzuhalten. Open befand sich einmal sogar bei der PA-Familie. Sie kennt diese Familie gut, da sie zu den sogenannten „Bond-Familien“ der OA’s gehört, also zu den besonders engen Freunden.

Elefanten beschränken ihre sozialen Beziehungen nicht auf ihre eigene Familie. Ihre Gesellschaft ist komplex und vielschichtig und erstreckt sich von der Familie über Bindungsgruppen/Bond-Groups bis hin zu Clans, Subpopulationen und der Gesamtpopulation. Elefantenfamilien verbinden sich auf all diesen Ebenen. In Amboseli pflegen einige Familien das ganze Jahr über enge freundschaftliche Bindungen. Es ist erwiesen, dass einige sich bei der Wahl ihrer Zusammenschlüsse tatsächlich eher von diesen freundschaftlichen Beziehungen als von „praktischen“ Gesichtspunkten, wie Entfernungen oder ökologischen Bedingungen, beeinflussen lassen. Die so gebildeten Bond-Groups scheinen somit auf Verwandtschaft, bestimmten gemeinsamen Erfahrungen und – vor allem – der Freundschaft zwischen Matriarchinnen zu beruhen.

 

Junge Elefantenkuh aus Amboseli
Junge Elefantenkuh aus Amboseli

 

Kontakte zwischen Familien hängen stark davon ab ob sie Teil derselben Bond-Group sind. Allerdings spielen auch noch weitere Faktoren eine Rolle, vor allem sozialer Art. Kleinere Familien können sich beispielsweise befristet oder auch dauerhaft zusammenschließen um sicherzustellen, dass stets ausreichend Kindermädchen vorhanden sind, welche die Mütter bei ihren Aufgaben unterstützen.

Auch das Alter und der Status der Matriarchin können sich entsprechend auswirken. Ältere Matriarchinnen ziehen Familien mit jüngeren Leitkühen an. Ihre gesammelten Erfahrungen und ihre Weisheit dienen als Quelle des Wissens für Familien, Bound-Groups und sogar die gesamte Population.

 

So war es also durchaus nicht außergewöhnlich, dass Open sich den PA’s angeschlossen hatte. Doch gleichzeitig scheint dies zu belegen, dass es Olympia nicht gelingt die OA’s zusammenzuhalten.  Olympia war immer sehr eigensinnig und ziemlich stur. Aus diesem Grund hatte sie sich auch einst von Orabels Gruppe getrennt. Doch Orabel war es offenbar gelungen die OA’s als eine Familieneinheit zusammenzuhalten. Sogar Olympia schien sie letztlich zu respektieren. Nun, da Orabel fehlt, erweisen sich die OA’s allerdings als sehr instabil. Dies muss aber nicht so bleiben. Manche Familien beginnen erst Monate oder Jahre nach dem Tod ihrer Matriarchin stärker zusammen zu wachsen. Erst die Zukunft wird also zeigen ob die OA’s wieder zu einer stabilen Einheit zusammenfinden oder ob sie sich dauerhaft aufsplittern bzw. eventuell auch anderen Familien anschließen werden.

 

Elefantenkuh mit Kuhreihern
Elefantenkuh mit Kuhreihern, den häufigen Begleitern der Grauen Riesen in Amboseli.

 

ATE wird ihre Entwicklung und die aller anderen Elefanten in Amboseli weiter verfolgen und gleichzeitig weiterhin für ihren Schutz kämpfen. Angesichts der aktuellen Situation sind wir besonders dankbar für jede Spende, die wir für das Projekt des Amboseli Trusts erhalten.

Wer diese wichtige Organisation und ihre Arbeit für die Elefanten in Amboseli unterstützen möchte kann uns eine Überweisung unter dem Stichwort „ATE“ auf unser Konto mit der

IBAN: DE30 2003 0000 0621 9182 83 und der BIC: HYVEDEMM300 zukommen lassen.

 

Oder ganz einfach per Paypal:

 

 

Wir danken allen Unterstützern im Namen des gesamten ATE-Teams und der Elefanten herzlich dafür!

ATE News: Dezember 2019 und Januar 2020

Eine hübsche Elefantenkuh aus Amboseli.

News vom Amboseli Trust for Elephants: Die Monate Dezember 2019 und Januar 2020:

 

Amboseli erlebte einen fantastischen Jahreswechsel 2019/2020: Im Dezember und Januar fiel Regen, Regen und noch mehr Regen! 324 mm wurden im Dezember gemessen und 71,5 mm im Januar. Die besten Voraussetzungen für ein großartiges Jahr mit vollen Wasserstellen und üppigen, grünen Weideflächen!

 

In Kenia bedeutet Regen gute Zeiten für Menschen und Tiere. Die meisten Kenianer, die außerhalb der Städte leben, sind Kleinbauern, deren Existenz von ausreichenden Niederschlägen abhängt. Regen sichert gute Ernten und fördert das Gedeihen des Viehs. Ebenso profitieren auch die Elefanten und anderen Wildtiere von den ergiebigen Regenfällen. Sie finden überall Wasser und Nahrung im Überfluss.

 

Elefantenfamilie im Sumpf
Eine Elefantenfamilie in einem der Sümpfe Amboselis.

 

In diesen Zeiten nimmt die Konkurrenz zwischen Menschen und Elefanten um wichtige Ressourcen stark ab und es gibt kaum Konflikte – ein enormer Unterschied zu den trockenen Monaten!

 

Eine besondere Herausforderung bildeten während der Regenzeit allerdings die Straßen im Park. Viele von ihnen waren überflutet, einschließlich der Zufahrtsstraße zum Camp des Amboseli Trust for Elephants (ATE). Der Weg wurde deshalb mit Stangen markiert, um nicht davon abzukommen.

Zum Glück bleiben in Amboseli aber viele Straßen auch im überfluteten Zustand fest und stabil. Es besteht daher kaum Gefahr stecken zu bleiben – vorausgesetzt, man verliert den Weg nicht. Es ist nur darauf zu achten langsam durch das Wasser zu fahren, um den Motor nicht überfluten!

Vor allem der östliche Teil des Parks war abseits der befestigten Wege völlig unpassierbar geworden. Die ATE-Mitarbeiter*innen mussten daher ihre Feldzeiten sehr sorgfältig planen – und häufig ihre Ferngläser zu Hilfe nehmen.

 

Ein Kalb untersucht eine interessante Stelle am Boden.
Ein Kalb untersucht eine interessante Stelle am Boden.

 

Passend zu den guten Umweltbedingungen gab es in Amboseli einen echten Babyboom bei den Elefanten. Jeden Tag wurden vom ATE-Team neue Kälber entdeckt. Es machte große Freude, die kleinen Elefantenkälber mit hauchdünnen rosa Ohren, noch viel zu weit wirkender Haut und winzigen Rüsseln neben ihren Müttern zu sehen. Elefanten werden sehr emotional, wenn es ein neues Familienmitglied gibt und so fanden viele aufgeregte Begrüßungen statt.

Die AAs gehörten zu den Familien, die Anteil an diesem Babyboom hatten: Im Dezember brachte Ava ein gesundes und energiegeladenes männliches Kalb zur Welt.

Das Geschlecht der Neugeborenen zu bestimmen war allerdings manchmal schwierig, da der derzeitige hohe Graswuchs oft genug den notwendigen, genauen Blick erschwerte. Doch die ATE-Teams geben nie auf!

 

Elefantenkuh mit Kalb im Sumpf
Eine Elefantenkuh mit ihrem Kalb bei der Nahrungssuche im Sumpf.

 

Viele Elefantenkühe waren jetzt auch paarungsbereit, darunter Abra von den AAs. Der Bulle Valde aus der VA-Familie zeigte großes Interesse an ihr und bewachte sie vor anderen Bullen. Valde war in Musth und hatte sich möglicherweise bereits mit Abra gepaart, bevor das ATE-Team dort ankam. Mit seinen 31 Jahren stand er zwar erst am Beginn des Lebensabschnitts in dem Elefantenbullen reelle Chancen auf Paarungen haben doch die VA-Familie ist die größte im Amboseli-Ökosystem, und Bullen aus dieser Familie besitzen sehr selbstbewusste Persönlichkeiten. Überraschenderweise wurde Valde dann aber von einem anderen Bullen namens Cynadon vertrieben. Cynadon war ebenfalls in Musth und mit 29 Jahren nur wenig jünger als Valde, doch für sein Alter sehr groß. Cynadon paarte sich erfolgreich mit Abra und Valde zog ohne viel Aufhebens davon.

 

Die Musth-Phase tritt bei Elefantenbullen normalerweise einmal im Jahr auf und kann mehrere Monate dauern. Die Bullen zeigen dann starkes Interesse an paarungsbereiten Kühen und verhalten sich anderen Bullen gegenüber sehr dominant. Jeder „Nicht-Musth-Bulle“ geht ihnen aus dem Weg. Untereinander aber spielt der Rang nach wie vor eine wichtige Rolle. Wenn sich Musth-Bullen unterschiedlichen Ranges begegnen wird der rangniedrigere das Feld räumen und eventuell sogar die Anzeichen der Musth verlieren. Treffen hingegen eher gleichrangige Musth-Bullen aufeinander, so kann dies zu den wenigen echten Kämpfen führen, die zwischen Elefanten stattfinden können. Cynadon musste Valde also offenbar sehr eindeutig von seiner körperlichen Überlegenheit überzeugt haben.

 

Ein großer Elefantenbulle aus Ambosli.
Ein großer Bulle zieht durch die Ebenen Amboselis.

 

Der Jahreswechsel bot dem ATE-Team auch Einblicke in einen ganz anderen Bereich aus dem Leben der Elefanten – der Entwicklung familiärer Strukturen. Die EB-Familie bietet ein gutes Beispiel. Viele Jahrzehnte wurde sie von der berühmten und erfahrenden Matriarchin Echo angeführt, die ihre Familie sehr erfolgreich durch gute und schlechte Zeiten gebracht hatte. 2009 wurde Echo leider ein Opfer der damals herrschenden verheerenden Dürre. Seitdem waren die EBs damit beschäftigt zu klären wer Echos Nachfolge antreten sollte. Zunächst gab es mehrere Anwärterinnen für diese Position und die Familie teilte sich in mehrere Gruppen auf. Echos Tochter Enid zeigte damals eher wenig Interesse an diesen Aktivitäten. Sie trauerte unglaublich lange und stark um ihre verstorbene Mutter und verbrachte, nur in Gesellschaft ihrer Kälber, lange Zeit in der Nähe von Echos sterblichen Überresten. Doch nachdem sie offenbar die schlimmste Phase ihrer Trauer überwunden hatte begann sie den Kontakt zu den anderen Familienmitgliedern wieder aufzunehmen. Und im Laufe der Jahre schienen die meisten EBs sich für Enid als neue Matriarchin zu entscheiden. Enids Führungsstil entsprach ziemlich eindeutig dem ihrer berühmten Mutter und sie nutzte auch weitgehend dieselben Weidegründe, welche vor allem im Zentrum Amboselis liegen. Hin und wieder machte sie aber auch Ausflüge bis zum Kilimanjaro im benachbarten Tansania, womit sie ebenfalls einer Tradition Echos folgte.

 

Eine hübsche Elefantenkuh aus Amboseli.
Eine hübsche Elefantenkuh in der Savanne Amboselis.

 

Nur Ella, vermutlich eine Schwester oder Nichte Echos, mit ihren Kälbern sonderte sich mehr und mehr ab, um ihre eigenen Wege zu gehen.  Sie hielt sich vorwiegend nördlich des Amboseli-Nationalparks auf und kehrten nur zu gelegentlichen Besuchen zurück. Derartige Entwicklungen wurden unter den Elefanten Amboselis schon öfter beobachtet. Vor allem größere Familien können nach dem Tod einer Matriarchin in kleinere Einheiten zerfallen. Dies muss allerdings nicht unbedingt dauerhaft sein. Manchmal schließen sich diese Untergruppen nach einiger Zeit wieder zu einer Einheit zusammen. Außerdem können sich Elefantenfamilien auch unter normalen Umständen in verschiedene Gruppen aufteilen, um beispielsweise während Trockenzeiten leichter Nahrung für alle zu finden. So war man auch im Fall der EBs vorsichtig und wartete erst einmal die weitere Entwicklung ab. Nachdem die gegenseitigen Besuche aber immer seltener wurden und Ella sich fast nur noch im Norden aufhielt entschied das ATE-Team nun die beiden Gruppen als eigenständige Familien zu betrachten.  Ob es wirklich so bleibt oder Ella eines Tages doch wieder dauerhaft zurückkehrt wird die Zukunft zeigen.

 

Im Moment gibt es jedenfalls nun Enids Gruppe, die weiterhin als EB-Familie bezeichnet wird und mit 41 Mitgliedern die viertgrößte Familie Amboselis bildet. Und dann gibt es Ellas Familie, die als EB2-Familie noch 11 Mitglieder zählt.

 

Ellas Gruppe wurde regelmäßig von Reiseveranstaltern und Partner-Organisationen gesehen und man weiß daher, dass es ihr gut geht. Das ATE-Team geht davon aus, dass es auch bei den EB2s zu mehreren Geburten gekommen ist. Eine Überprüfung ist jedoch erst möglich, wenn der Regen nachlässt, da die Straßen in Ellas derzeitigen Aufenthaltsgebiet momentan ziemlich unpassierbar sind. ATE hofft, dass es zwischen Juli und August trocken genug wird um wieder dorthin fahren zu können und dann die EB2-Familie persönlich zu sehen.

 

Ein junger Bulle - begleitet von Kuhreihern.
Ein junger Bulle – begleitet von Kuhreihern.

 

Während einige Familien wie die AAs und EBs auch während dieser regenreichen Monate oft beobachtet werden konnten waren war dies bei anderen nur selten möglich, da sie sich in schwer zugänglichen Gebieten aufhielten. Hierzu gehörten neben den EB2s auch die GBs, ebenfalls eine der größten Familien Amboselis mit derzeit 49 Mitgliedern. Und auch sie scheinen sich in zwei dauerhafte Einzelfamilien aufgeteilt zu haben. Gail führt nun ihre eigene Gruppe, die als GB2 bezeichnet wird, während man für Goldas Gruppe die Bezeichnung „GB“ beibehielt.

 

Golda und ihre GBs waren leider nur aus großer Entfernung zu sehen. Es schien aber allen gut zu gehen. Gail hingegen kam zu einem Besuch direkt ins Camp von ATE, welches in einem Palmenwald, dem Ol-Tukai-Orok-Forest, liegt. Es gibt mehrere Elefantenfamilien, welche hier gerne gelegentlich vorbeischauen. Ein Grund dafür ist sicher das gute Nahrungsangebot, doch offenbar wollen einige Elefanten auch dem ATE-Team „Hallo“ sagen. Sie nähern sich den Zelten und warten bis jemand vom Team auf sie aufmerksam wird und einige Worte mit ihnen spricht. Dann setzen sie ihren Weg fort.

 

Das ATE-Team hat in den langen Jahren seines Bestehens ein außerordentlich vertrauensvolles Verhältnis zu vielen Elefanten in Amboseli aufgebaut. Dadurch wurden viele einzigartige Beobachtungen  möglich, die unser Wissen über die Grauen Riesen, ihr beeindruckendes Sozialverhalten und ihre Fähigkeiten revolutioniert haben. Darüberhinaus wurde es ATE dadurch aber auch möglich Schutzmaßnahmen gegenüber Bedrohungen unterschiedlichster Art zu entwickeln. Diese Aufgabe wird gerade in Zukunft immer größere Bedeutung gewinnen.

ATE News: August und September 2019

Elefantenkühe mit Kälbern - und Kuhreihern

News vom Amboseli-Trust-for-Elephants – die Monate August und September 2019:

 

Die letzten Wochen einer Trockenperiode sind sowohl für die Wildtiere wie die Menschen im Amboseli-Ökosystem eine schwere Zeit. Wasser und Nahrung werden knapp und alle konzentrieren sich auf die Suche nach den letzten verfügbaren Ressourcen.

Trinkwasser ist in Amboseli zwar immer ausreichend vorhanden, da die Sümpfe im Zentrum des Parks das gesamte Jahr durch unterirdische Zuflüsse mit Schmelzwasser vom Kilimanjaro gespeist werden. Doch die Savannen verdorren und für die Pflanzenfresser beginnt eine schwere Zeit.

So war es auch im August und September diesen Jahres.

 

Elefanten in der austrocknenden Savanne
Elefanten in der austrocknenden Savanne

 

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ATE News: Februar und März 2019

News vom Amboseli Trust for Elephants – die Monate Februar und März 2019:

 

Dieses Jahr war es in Amboseli während der Monate Februar und März ziemlich trocken und sehr heiß. Was allerdings durchaus dem normalen Wechsel von Regen- und Trockenzeiten entspricht, da Februar und März in die „kleine“ Trockenzeit fallen. Erst Anfang April ist mit dem Beginn der nächsten Regenzeit zu rechnen.

Trinkwasser gibt es in Amboseli allerdings immer ausreichend, da die Sümpfe im Zentrum des Parks das gesamte Jahr über mit Schmelzwasser vom Kilimanjaro gespeist werden.

Problematisch kann es jedoch bei den Weideflächen werden, welche verdorren, wenn die Regenfälle zu lange ausbleiben.

Die meisten Pflanzen, Tiere und auch die in dieser Region lebenden Menschen kommen mit diesen Verhältnissen ganz gut zu recht. Während der niederschlagsreichen Zeiten erholen sie sich und bilden, wenn möglich, Reserven, von denen sie in den trockenen Monaten zehren.

 

Eine Elefantenfamilie wandert am Rand eines Sumpfes in Amboseli entlang.

 

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