Newsletter aus Kenia / die Eli-Waisen im August

Nairobi Nursery:

Anfang des Monats gab es für uns eine freudige Überraschung, als nämlich der britische UNO-Botschafter, Sir Jeremy Greenstock, Mitgliedern des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen eine Patenschaft für Burra zum Geschenk machte. Als Symbol, wie er sagte, für alles was gut und was schlecht ist in Afrika. Das Gute ist die Tatsache, dass Burra gerettet wurde, das Schlechte ist, dass er vorher in eine Drahtschlinge von Wilderern geriet (und dadurch sein Ohr so schwer verletzte). Wir hoffen, dass durch die damit verbundene Publicity die Notlage der Elefanten noch mehr bewusst gemacht wird – ebenso wie die Bedrohungen, denen sie durch die Fleischwilderer und den Elfenbeinhandel ausgesetzt sind.

Den Pateneltern, die uns so wunderbar unterstützen, können wir versichern: Alle Eli-Babys gedeihen prächtig. Wenn man die Fotos sieht, die sie kurz nach ihrer Ankunft zeigen – verstört, ausgemergelt, die Gesichter manchmal schon vom Tod gezeichnet – dann können wir kaum glauben, dass es so schlimm um sie stand. Burra ist gewachsen und strotzt vor Gesundheit, sein verletztes Ohr ist gut verheilt und flattert jetzt eben in zwei gesunden Hälften. Auch die kleine Seraa ist gewachsen und sogar etwas rundlich, obwohl sie für ihr Alter noch recht winzig ist. Solango ist jetzt fast so groß wie Burra und Thoma sogar noch etwas größer. Weiterhin eine beliebte Abwechslung für die Eli-Waisen: den Warzenschweinen hinterherjagen, die rund um die Nursery leben … Ach, es ist einfach wundervoll, sie alle so gesund und glücklich zu sehen.

Die Tsavo-Waisen:

Mit den wilden Herden vertragen sich die älteren Waisen wirklich recht gut. Auch wenn Emily und Aitong  erst einmal reichlich verschreckt waren, als ein ganzer  Club von Junggesellen gern ihre Bekanntschaft machen wollten…. Mweya ist außergewöhnlich aufgeschlossen. Zusammen mit Sweet Sally, Maungu und Ndara begegnete sie einigen Büffeln; und sie mischten sich unter eine Zebra-Herde. Aber als Mweya mit einem Fohlen spielen wollte, bekam sie aus Versehen einen Tritt ins Gesicht! Selbst vor Giraffen hatten die vier keine Angst und grasten friedlich zwischen ihnen. Bellende Paviane versetzten sie allerdings in Angst und Schrecken; auch ein Specht und der Schrei eines Impala-Bocks war ihnen nicht geheuer. Wie gut, dass die Keeper nie weit sind. Bei ihnen fühlen sich dann alle gleich wieder rundum sicher…

Ein interessanter Vorfall ereignete sich, als Edie, Natumi, Laikipia, Salama und Ilingwezi auf den Kadaver eines toten Zebras stießen. Dort blieben sie mehr als zehn Minuten lang schweigend und unbeweglich sehen – ganz so, als ob sie trauerten. Beim Fortgehen trompeteten sie Alarm. Dies ist ein Beispiel für das Mitgefühl, das Elefanten nicht nur für ihresgleichen, sondern auch für andere Tiere empfinden.

Die beiden Freundinnen Nasalot und Mulika haben inzwischen die jüngeren Eli-Mädchen Mweya und Sweet Sally unter ihre Fittiche genommen. Die beiden sind – wohl in Erinnerung an ihre gemeinsame Zeit in der Nursery immer noch dicke Freundinnen, die sich gegenseitig beschützen und einander helfen, wann immer es nötig ist.

Imenti verbringt weiterhin immer mehr Zeit mit Edo; öfter mischen sie sich unter die wilden Herden. Trotzdem gibt Imenti nie seine Beschützer-Rolle auf und scheint sogar ziemlich eifersüchtig ist, wenn Edo Aitong verfolgt und versucht, sich mit ihr zu paaren. Als sich Imenti neulich zwischen die beiden drängte, wurde er von dem irritierten Edo leicht mit dem Stoßzahn verletzt. Da waren es dann anschließend die armen Keeper, bei denen Imenti seinen Frust ablud. 

Emily beschützt vor allem die Jüngsten, zum Beispiel den kleinen Tsavo. Wehe, wenn Loisaba versucht, ihn von ihr fernzuhalten…. Aber Emily eilt grundsätzlich auch allen anderen aus ihrer Gruppe zur Hilfe. Als Laikipia beim Rangeln mit einem wilden Kalb in einen Dornbusch geschubst wurde, schreckte Emily selbst vor den großen Wilden nicht zurück. Laikipia ist ein besonders fürsorglicher und zärtlicher kleiner Bulle. Er begleitet die Babys zum Milch-Traktor, stellt sich schützend neben sie und führt sie nach ihrer Milchmahlzeit wieder mit zurück zum Schlammbad. Kinna und Yatta sind dicke Freundinnen, ebenso die kleineren Bullen Mukwaju, Lolokwe und NyiroSalama hielt sich in diesem Monat zur Abwechslung einmal etwas im Hintergrund.

Bei den Mädchen ist Icholta tonangebend, und die „Young Boys“ müssen sich vor ihr in Acht nehmen. Die freundlichsten kleinen „Jungs“ sind zweifellos immer noch Nyiro und Mukwaju, die jeden menschlichen Besucher mit ihrem Rüssel umschlingen und um einen Daumen betteln, an dem sie nuckeln können. Die Eli-Mädchen bleiben dagegen lieber unter sich.

Emily und Aitong haben übrigens schon wieder versucht, wilden Müttern ihre Kälber auszuspannen, was bei Waisen-Elis üblich zu sein scheint, ihre Mutter-Familie verloren haben. Dadurch machen sie sich natürlich bei den wilden Kühen ziemlich unbeliebt. Emily ist jedoch wie immer eine fürsorgliche Matriarchin in ihrer kleinen adoptierten Familie, treu unterstützt von der jüngeren Aitong. So kümmern sich beide besonders um Mweiga und Maungu, die immer noch etwas schwächer sind als die anderen.

Mittags, beim Schlammbad, kommen sich die Frechdachse der Waisen auf ihre Kosten.   Wie neulich, an einem relativ kalten Tag, als niemand so richtig Lust auf ein Bad hatte. Da nahm Ilingwezi mit ihrem Rüssel eine Ladung kaltes Wasser auf und prustete es über die arme Edie. Wie oft haben wir als Kinder so etwas gemacht!

Die jüngsten Mitglieder der Gruppe nuckeln mit großem Wohlbehagen an den Ohren von Emily und Aitong, und die Großen lassen sie gewähren, denn sie wissen, wie gern die Kleinsten das haben. Loisaba ist allerdings ziemlich eifersüchtig auf Emilys enge Beziehung zu den Babys, besonders zum kleinen Tsavo. Maungu vergöttert Aitong und weicht ihr selten von der Seite.

Es war ein harter Monat für die Waisen, besonders für die Kleinen, denn in Tsavo herrschte große Trockenheit, und Grünfutter war schwer zu finden. Trotzdem sind alle gut in Form, obwohl einige gegen Würmer behandelt werden mussten – auch Edo. Andere „Big Boys“, Dika oder Ndume zum Beispiel,  ließen sich in diesem Monat nicht bei den Waisen blicken, aber das kann nur Gutes bedeuten, nämlich, dass sie irgendwo weiter draußen sind und nicht bei den Stockades „herumhängen“. Auch von Mvita ist im Tagebuch der Keeper kaum die Rede, und das ist ebenso eine gute Nachricht, denn das bedeutet, dass sie nicht mehr allein beiseite steht, sondern sich glücklich unter all die anderen gemischt hat. Da es viele Kontakte mit wilden Elefanten entlang des Voi River gab, wo die Waisen sich jetzt viel aufhalten, mussten sich die Keeper, ihre menschlichen Betreuer, sehr im Hintergrund halten und die Gruppe durch Rufe immer wieder „zusammentrommeln“. Dabei versammelt Emily dann stets ihren Clan um sich und passt auf, dass alle da sind. Bei solchen Gelegenheiten bleiben nur Edo und Imenti manchmal zurück.