Die Waisen im Januar

Monatsbericht für die Nursery-Gruppe:

Die guten Nachrichten vorab: Klein Kithaka, inzwischen zwei Monate alt, hat den Durchbruch seiner ersten Backenzähne ohne größere Probleme überstanden. Er hat zwar ein bisschen an Gewicht verloren, zum Glück aber nicht an Appetit. Besonders erfreulich ist auch, dass sich Orwa inzwischen gut erholt hat. Er war in einem solch jämmerlichem Zustand bei uns eingetroffen, dass wir kaum zu glauben wagten, dass er die erste Nacht überstehen würde! Inzwischen legt er an Gewicht zu, ebenso wie Ishaq-B, ein anderer Neuankömmling, der unter dramatischen Umständen gerettet wurde.

Kithaka and Stephen 1

Ein Kälbchen, das auf einer Straße liegend in der Nähe des Schutzgebietes Lewa Downs entdeckt wurde, kam am 14. Januar halbtot auf dem Luftweg zu uns. Das Baby, wahrscheinlich auch ein Opfer der Wilderei, hatte noch im Flugzeug eine Infusion zur Kreislaufstabilisierung bekommen, starb aber nur wenig später. Ein weiteres Kalb, etwa vier bis fünf Monate alt, wurde am 25. Januar aus dem Kora-Reservat zu uns gebracht. Es hatte keinen Schwanz mehr, und sein verstümmeltes Hinterteil deutet darauf hin, dass es von Hyänen angefallen wurde. Die Wilderei in dieser Region zeigt weiter einem dramatischen Aufwärtstrend. Erst im Januar wurden zwei somalische Wilderer erschossen, ihre Maschinengewehre und Munition konfisziert. Ein weiterer Wilderer wurde angeschossen und konnte verletzt entkommen. Das Kälbchen muss schon einige Zeit ohne Milch gewesen sein, und so hatten seine Retter es vor der Fahrt zur Landebahn im Meru-Nationalpark mit Kuhmilch gefüttert – gut gemeint, aber leider fatal! Sie wurde nach ihrem Fundort „Moju“ benannt, was in der Sprache des Stammes Borana Elenantilope bedeutet. Sie war stark abgemagert und entkräftet, nahm jedoch Milch und Flüssigkeitsersatz an. In der Nacht brach sie zusammen und wurde an den Tropf gehangen. Sie kam vorübergehend wieder zu sich, schwebte aber die folgenden Tage zwischen Leben und Tod, und starb letztendlich trotz aller Behandlungsversuche, nachdem schwerer Durchfall einsetzte.

Kurz nachdem Moju am 29. Januar ihren letzten Atemzug tat, rüttelte ein neuer Hilferuf die Keeper auf und sorgte somit gleich für Ablenkung: ein zwei Monate altes, weibliches Elefantenkälbchen wurde alleine im Gebüsch in der Nähe der Lemek-Berge in der Masai Mara gefunden. Schon wieder eine Region, in der die Wilderei grassiert… Das Kälbchen wurde Lemek genannt, und damit sie in der Nursery untergebracht werden konnte, musste Tano in Ishangas Nachbarstall und weg von Kithaka ziehen. Wie erwartet sorgte dieser Umzug für große Unruhe: Kithaka brüllte ihren ganzen Frust heraus und wollte gar nicht mehr aufhören. Das wiederum führte dazu, dass auch die älteren Weibchen mit Brüllen anfingen, und schließlich stimmte auch Lemek mit ein. Nach etwa einer Stunde befürchteten die Keeper, dass Kithaka durch diesen Stress wohlmöglich noch Magenprobleme bekommt und brachten Tano zurück in ihren alten Stall neben Kithaka. Lemek musste in den Stall, wo kurz vorher Moju gestorben war, was wir eigentlich vermeiden wollten.

Ishanga IMG_2403

Die Löwen, die immer dreister werden und sich zur gleichen Zeit auf dem Stallgelände herumtrieben, waren der Sache auch nicht zuträglich! Eine der Löwinnen beschloss am Ende sogar, in dem engen Gang zwischen Kithakas Stall und Maxwells Gehege zu schlafen – nicht gerade zur Freude des Keepers, der Nachtschicht hatte und aller drei Stunden die Milchflaschen verteilen musste. Ein anderes Mal waren die Waisen gerade auf dem Weg in den Busch, als Kithaka Alarm schlug, weil sie zwei schlafende Löwen entdeckte! Er hielt plötzlich an, stellte seine Ohren und den Rüssel auf, so dass die Keeper merkten, dass (buchstäblich) etwas im Busch war! Dass die Löwen so nah waren löste Panik in der Gruppe aus, und die Keeper hatten regelrecht Angst, von ihren Schützlingen niedergetrampelt zu werden.

Kithaka ist der Liebling der älteren Weibchen, die ständig um ihn herum sausen, morgens an seinem Stall warten, um ihn hinaus zu eskortieren, sich um ihn zu kümmern und ihn vor den Konkurrentinnen zu bewachen. Die Keeper finden, dass er umsorgt wird “wie ein Königskind“! Obwohl ihm die Aufmerksamkeit Aller sicher ist, hat er eine besondere Schwäche für Orwa, dessen ruhige, manierliche und männliche Gesellschaft ihm gut tut. Seit Shukuru ihm erlaubt hat, (sehr) lange an ihren Ohren zu saugen, ist sie Kithakas Lieblings-Kindermädchen, weil den anderen Weibchen die Saugerei nach kurzer Zeit zu anstrengend wird. Jetzt, nach der Ankunft von Baby Lemek wird er wahrscheinlich nicht mehr der Mittelpunkt sein, aber er bekommt ohnehin so viel Aufmerksamkeit, dass er ein bisschen weniger wahrscheinlich nicht einmal bemerkt. Alle Weibchen schwärmen für ihn, sogar die kleinen – Kainuk, Sities, Kihari und Naipoki. Weil die Großen (Mutara, Shukuru, Tano, Turkwel und Makireti) Kithaka so gut beschützen, kommen sie kaum an ihn heran. Nur Kilabasi, die auch noch relativ neu in der Nursery ist und offenbar noch sehr um ihre Familie trauert, hält sich fern von all dem Trubel um Kithaka.

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Sities entwickelt Muttergefühle und es sieht aus, als wird sie einmal eine wundervolle Leitkuh. An kalten Tagen, wenn die zwei Babys länger als gewöhnlich im Stall bleiben, wartet sie, während die anderen schon im Busch unterwegs sind. Sie kollert und bringt sie später zu den anderen, wenn sie endlich aus dem Stall gelassen wurden. Kainuk hält deutlichen Sicherheitsabstand zu den Keepern ein, die sie wegen ihres langwierigen Augenproblems über Monate für jede Behandlung des fast erblindeten Auges festhalten mussten (sie hatte einen Zweig ins Auge bekommen, welches sich daraufhin entzündete). Aber es hat sich ausgezahlt und ihr Sehvermögen kehrt langsam aber sicher zurück.

Shukuru, Sities, and Kithaka IMG_4525

Orwa steht unter “Beschuss“ von Ishaq-B. Sie ist wieder zu Kräften gekommen und auch ihr Knie ist wieder geheilt, so dass sie sich wieder ohne Humpeln bewegen kann. Da Orwa immer noch schwächer ist, hat sie sich ihn für ihre Eskapaden ausgesucht: wann immer er hinter ihr läuft, stoppt sie plötzlich, stellt ihre Ohren auf und will ihn am Weiterlaufen hindern. Orwa hält also an und schreit, damit die Keeper ihm zu Hilfe kommen. Sobald die Keeper Ishaq-B ausschimpfen wollen, ergreift sie die Flucht – offenbar weiß sie ganz genau, dass sie auf der „schwarzen Liste“ steht! Eines Tages, auf dem Weg zum Schlammbad, ärgerte sie Orwa wieder einmal, so dass die Keeper sie nach Elefantenart bestraften und sie in eine Auszeit schickten. Ishaq-B rannte schreiend davon, und weil die älteren Kühe wussten, dass sie einen Fehler gemacht hatte, kamen sie ihr nicht zu Hilfe.

Ishanga IMG_2403

Kainuk und Ishanga sind die Rowdies in der Nursery-Gruppe. Sie haben sich in diesem Monat des Öfteren daneben benommen und mussten daher auch die eine oder andere Auszeit absitzen. Die Isolierung von der Sicherheit der Gruppe ist unter ängstlichen, aber auch eben auch sehr geselligen Tieren wie den Elefanten Gang und Gäbe und eine gefürchtete Strafe.

Kainuk and Ishaq BIMG_4417

Lemek hat seit Anfang an nur schlecht gefressen und daher nicht genügend Kalorien aufgenommen, um ihr Gewicht wenigstens zu halten. Und in etwa zwei Monaten bekommt sie ihre ersten Backenzähne! Wir hoffen das Beste, dass sie nicht zu viel Gewicht verliert, aber im Moment stehen die Chancen eher schlecht!
Den Nashörnern, dem blinden Maxwell und Solio, geht es sehr gut. Am Wohlsten fühlen sie sich in ihrem Alltagstrott und hassen jede noch so kleine Veränderung! Max liebt es, wenn die Elefantenwaisen ihm Hallo sagen – jeden Morgen, wenn sie auf dem Weg in den Busch sein Gehege passieren, und abends, wenn sie zurück kommen. Und Solio braucht das tägliche Schlammbad, die wilden Dunghaufen im Busch und die Herausforderung, ihren Keepern immer wieder zu beweisen, dass sie langsam aber sicher wieder ein wildes Nashorn wird.

Monatsbericht für die Ithumba-Gruppe:

Was für eine Aufregung, als am Neujahrstag alle Ex-Waisen inklusive Mulika und ihr erst wenige Wochen altes Baby „Mwende“ beim Schlammbad der Waisen auftauchten! Dank üppiger Regenfälle im November und Anfang Dezember hat sich das Wasserloch in einen kleinen See verwandelt, in dem die Elefanten sogar untertauchen konnten. Den üblichen, herzlichen Begrüßungen folgte ausgiebiges Planschen und Schwimmen. Besonders Napasha und sein wilder Freund „Mgeni“ bekamen gar nicht genug und man konnte nur noch ihre Rüssel, die als Schnorchel fungierten, aus dem Wasser lugen sehen. Sogar die kleine Mwende ging ins Wasser, wohlbehütet zwischen ihrer Mutter und dem obersten Kindermädchen Kinna. Nur ab und zu konnte man ihren winzigen Rüssel zwischen all den grauen Beinen erspähen! Head Keeper Benjamin zufolge liebt Baby Mwende Kinna genau so sehr wie ihre Mutter, und Kinna und die anderen Kindermädchen scheinen Mulikas vollstes Vertrauen zu genießen. Daphne war besonders beeindruckt, die kleine Mwende schwimmen zu sehen – in Wasser, das so tief war, dass sie nicht einmal mehr stehen konnte! Und dass, obwohl wir unserem einmonatigen Waisen Kithaka nicht einmal erlauben, auch nur einen Fuß ins Mini-Schlammbad in der Nursery zu setzen – aus Angst vor einer gefürchteten Lungenentzündung, für die Elefanten besonders empfänglich sind! Der Unterschied liegt natürlich in der Milch! In der Wildnis geborene Babies ernähren sich von Muttermilch, und auch, wenn wir ausgezeichneten Milchersatz haben, so kann dieser die Milch der Mutter nicht ersetzen! Dieses Naturprodukt stärkt nicht nur das Immunsystem der Babys, sondern ist auch viel bekömmlicher (Anm. d. Ü.). Zur Bestätigung braucht man sich nur einmal den Kot eines Babys in der Wildnis anschauen – wohlgeformt, während die Konsistenz bei den Waisenelefanten eher an Pudding erinnert.

Nach der Abkühlung versammelten sich alle Elefanten vor einem Haufen roter Erde, der eigens für sie angekarrt worden war, damit sie sich damit abtrocknen konnten. Sie bewarfen und rollten sich im Dreck, bis sie ihre grauen Körper in die strahlend roten Töne Tsavos getaucht hatten, die die Tsavo-Elefanten optisch so einzigartig und unverwechselbar macht. Mittendrin waren die Keeper und Robert, Angelas Ehemann, der dieses Spektakel und die Interaktionen zwischen Elefanten und Menschen aufnahm, um sie später mit allen Unterstützern zu teilen. Schöner und glücklicher hätte das Neue Jahr wohl kaum beginnen können. Wir werden es immer in Erinnerung behalten und fühlen uns bestärkt in unserer Annahme, dass die Elefanten ihren menschlichen Pflegern, die sie mit der Flasche aufzogen, so sehr vertrauen, dass die natürliche Grenzen zwischen Mensch und Wildtier hier verwischen. Besonders, dass wir ihren in der Wildnis geborenen Babys so nahe kommen dürfen, entlohnt uns für all die Jahre harter und heißblütiger Arbeit.

Yatta wurde etwa zur gleichen Zeit wie Mulika und sogar vom gleichen Bullen geschwängert. Und genauso sehnsüchtig wie auf die Ankunft von Mwende, haben wir auf die Geburt von Yattas erstem Kalb gewartet. Am 19. Januar fehlten Yatta, Kinna, Mulika, Baby Mwende, Makena und Selengai, als die Ex-Waisen ins Stallgelände kamen. In den zwei Stunden, die sie mit den Waisen verbrachten, wirkten sie ungewöhnlich abwesend, und als sie schließlich gingen, vermuteten die Keeper gleich, dass sie auf dem Weg zu Yatta waren, die gerade ihr Baby zur Welt bringt. Am 20. Januar um 5:30 Uhr morgens hatte das Warten endlich ein Ende! Als die Sonne aufging, konnten die Keeper zwei Neugeborene inmitten unserer Ex-Waisen entdecken! Yatta brachte ihr Baby, um es den Keepern und Elefantenwaisen zu zeigen, und es dauerte nicht lange und überall wuselte es fröhlich um das kleine Rüsseltier herum. Es war ebenfalls ein Weibchen, dass allerdings erst nach 23 Monaten auf die Welt gekommen war, und damit bei der Geburt viel größer als Mwende war, die nach 21 Monaten vier Wochen zu früh geboren wurde. Wir nannten sie „Yetu“, Swahili für „Unsere“, und sie war natürlich sofort der Liebling aller Elefantenkühe, besonders aber für ihre Kindermädchen Wendi und Kinna. Kinna war ja schon für die kleine Mwende verantwortlich und es scheint als lerne sie jetzt Wendi an!

Hier in Nairobi erreichte uns die Nachricht per Handy, nachdem Head Keeper Benjamin erst einmal einen Berg besteigen musste, um überhaupt Empfang zu haben. Robert Carr-Hartley flog sofort mit Tal Manor nach Ithumba, um das freudige Ereignis für Yattas Pateneltern festzuhalten. Yatta war schließlich selbst im Alter von erst einem Monat in die Nursery gekommen und ist als Haupt-Leitkuh in Ithumba besonders beliebt. Bei ihrer Ankunft hatten die beiden das Vergnügen, inmitten aller Waisen und Ex-Waisen mitsamt den Babies Mwende und Yetu – insgesamt also mehr als 60 Dickhäuter – filmen zu können! Was für eine Ehre!

Es gab seither tägliche Begegnungen zwischen den ehemaligen und aktuellen Waisenelefanten. Sie suhlten sich gemeinsam im Schlamm, trafen sich auf dem Stallgelände oder im Busch. Es ist interessant, dass sich die Ex-Waisen seit der Geburt der beiden Babys meistens in der Nähe des Stallgeländes aufhalten und wenigstens morgens und abends einmal vorbeischauen. Meistens wird die Herde von Yattas wilden Freunden Mgeni und Kijana begleitet, und inzwischen gehören auch noch ein paar Jungbullen zu ihrer Gruppe. Kora hat sich von der Verletzung durch einen Giftpfeil erholt hat und ist inzwischen wieder zurück bei seiner Herde und seiner besten Freundin Lualeni. Als Kora krank war, hatte sie ihn und die Waisen oft besucht und dabei ein Auge auf Ololoo geworfen und am Monatsende hat sie ihn tatsächlich auf einen Ausflug mitgenommen. Erst als es dunkel war, brachte sie ihn zurück zu den Keepern. Ololoo war vorher schon einmal über Nacht bei den Großen geblieben, und vielleicht erinnerte er sich daran und dass es doch im Stall viel sicherer war!

ololoo, (3)

Suguta, der Leitkuh der Waisenelefanten, ging es in diesem Monat nicht so gut. Sie hatte keinen Hunger und eine feuchte Rüsselspitze – immer ein schlechtes Zeichen. Sie bekam für drei Tage ein Breitbandantibiotikum, um im schlimmsten Fall eine Lungenentzündung abzuwenden. Ihre Milch wurde auch umgestellt, vom Austauschpräparat für die Älteren auf Milch für die Kleinen, und seither geht es ihr deutlich besser. Es scheint, als ob einige der älteren Elefanten die Sojamilch, die wir eigens dafür aus Israel einführen, nicht gut vertragen. Dida aus Voi ging es ähnlich wie Suguta.

Monatsbericht für die Voi-Gruppe:

Erst im Dezember waren Layoni, Rombo und Dabassa von der Nairobi-Nursery nach Voi umgezogen, und nachdem sie sich anfangs noch ein bisschen von den anderen absonderten (das Dreier-Gespann ist schließlich schon in Nairobi gern seine eigenen Wege gegangen), haben sie sich inzwischen gut eingelebt. Die Neuankömmlinge wurden freudig von den Voi-Waisen empfangen, Kenia war besonders angetan von Layoni, wich tagelang nicht von seiner Seite und tätschelte ihn mit ihrem Rüssel.

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Die Ex-Waisen um Emily und Edie waren auch im Januar regelmäßig zu Besuch im Stallgelände, mit dabei ein wilder Bulle im Teenager-Alter, der anscheinend ein festes Herdenmitglied geworden ist. Er ist ein ruhiger und höflicher Typ, der mit allen gut auskommt und definitiv vernarrt ist in Emilys Baby Eve. Die Ex-Waisen und ihre in der Wildnis geborenen Kälbchen Eve und Ella besuchten die Waisen am 2. und am 7. Januar, und erst dann bemerkten sie die drei Neuankömmlinge! Mweya, Ndara und Laikipia stürzten sich gleich auf Dabassa, kollerten und begrüßten ihn freudig und kümmerten sich erst später Layoni und Rombo. Als die Ex-Waisen das Stallgelände verließen, drängten Thoma und Mweya Dabassa und Layoni an die Spitze der Gruppe – allerdings nur, um anschließend einen Entführungsversuch zu unternehmen! Dabassa und Layoni, die schon älter waren, als sie verwaisten, und sich damit durchaus an die Wildnis erinnern können, waren dem gegenüber sehr aufgeschlossen eingestellt! Sie gingen ein Stückchen mit den Großen mit, aber überlegten es sich schnell anders, als sie die Keeper rufen hörten (und wohl an ihre Milch dachten)!

Siria ist vor etwa ein bis zwei Monaten zu den Älteren “übergelaufen“ und verbringt die Tage meist mit den Jüngeren und den Keepern und ist nachts bei den Großen. Seitdem ist er viel ausgeglichener, und während er früher eher ein zu großer Fisch in einer kleinen Pfütze war, so wird er von den älteren Bullen jetzt eher als kleiner Fisch im großen See behandelt, was ihm aber sehr gut tut. Er ist längst nicht mehr so drängelig und aufdringlich gegenüber den Jungbullen, wie noch zu seinen Zeiten in der Waisenherde!

Die Ex-Waisen kamen auch am Abend des 11. Januar noch einmal, und während Eve auf den Felsblock neben der Tränke kletterte, wurde sie mit Argusaugen von Sweet Sally (ihrem Kindermädchen) überwacht, und auch Mvita schien besorgt darüber, dass Eve vielleicht abrutscht. Die Keeper berichteten, dass sie wiederholt mit dem Rüssel gegen den Stein schlug und Eve ankollerte. Uns fiel in diesem Monat besonders auf, dass die ehemaligen Waisen, die ihre Kälbchen in der Wildnis bekamen, völlig entspannt und unbesorgt ihre Babys in die Obhut der Kindermädchen geben. Alle Ex-Waisen kamen am 13. Januar noch einmal (mit Siria) zum Saufen an die Tränke. Und am nächsten Tag tauchte Ex-Waise Burra während des Badens am Wasserloch auf und versetzte Dabassa, der ihn noch nicht kannte, in Angst und Schrecken! Burra beschäftigte sich dann ausgiebig mit Dida. Es gab einige wenige, sehr heiße Tage, an denen sich selbst Dida ins Wasser traute, immer beaufsichtigt von Kenia, damit sie niemand anrempelte. Dida, die inzwischen über vier Jahre alt ist, scheint es seit der Milchumstellung zwar besser zu gehen, allerdings ist sie für ihr Alter immer noch viel zu klein und gebrechlich.

Bura in the stkd

Am 24. Januar gab es noch ein herzerwärmendes Ereignis: das mit der Flasche aufgezogene Kudu-Weibchen Aruba brachte nur 100 Meter außerhalb des Stallgeländes ein kleines Kälbchen zur Welt. Sie erlaubte den Keepern sogar, es anzufassen, während sie es noch sauber leckte[A1] . Seitdem ist sie mit ihrem Baby immer in der Nähe des Stallgeländes und versteckt sich nachts im Gebüsch. Der verwaiste Kudu-Bulle Mkuki, der gemeinsam mit Aruba aufgezogen wurde und normalerweise immer mit ihr anzutreffen ist, war am Geburtstag des Kälbchens nicht dabei, begrüßte das Neugeborene aber ein paar Tage später.

Wasessas Liebe für Emsaya wurde auch in den Aufzeichnungen dieses Monats wieder deutlich, genauso wie sie Tassia bevorzugt, wenn er sich wieder mit anderen jungen Bullen (Mzima, Shimba und Taveta) rangelt. Als Mzima den Erdhaufen neben dem Wasserloch ganz allein für sich haben wollte, hatte er einen ganz cleveren Einfall und blies einfach Dreck in Lempautes und Shimbas Augen, so dass sie gar keine andere Wahl hatten und abdrehten!

Emsaya leading

Der Monat endete mit dem Besuch von unzähligen Schulkindern im Rahmen eines Schulprogramms des Trust, wo Lempaute – wie eh und je – die Besucher amüsierte, und einem Abstecher von Ex-Waise Mweya, die am 31. Januar ganz alleine ins Stallgelände kam. Die Waisen waren leider schon unterwegs, aber so bediente sie sich in aller Ruhe an der Tränke, bevor sie wieder im Busch verschwand.

Lempaute lft & Siria lying on a rock (2)


[A1]Sollte man niemals machen, kennst Du ja auch von den Pferden; warum machen die das?