Die Waisen im Oktober

Monatsbericht für die Nursery-Gruppe: Oktober 2011

Der 8. Oktober brachte nicht nur eine, sondern gleich drei Rettungsrufe, und alle innerhalb weniger Minuten! Zwei Elefantenwaisen im Alter von etwa zwei Jahren hatte man im Norden entdeckt, eines davon im Imenti-Waldreservat, das aus Lewa Downs eingeflogen werden sollte. Das andere kam aus dem Meru Nationalpark und sollte von der Meru-Mulika-Landebahn abgeholt werden. Das dritte Elefantenbaby war ebenfalls um die zwei Jahre alt und kam aus dem Tsavo Schutzgebiet, einem Brennpunkt, aus dem auch Murka, Kilabasi, Rombo, Kisagau und einige andere stammten.

Ishanga right with Kilabasi IMG_9121

Den Wildhütern des Kenya Wildlife Service (KWS) gelang es leider nicht, den Waisen aus Imenti einzufangen, so dass das Baby aus Meru allein nach Nairobi geflogen wurde. Es war auch höchste Zeit, denn es war in einem bedauernswerten Zustand, völlig abgemagert und bis oben hin voll mit Würmern, die ihm schon aus dem Maul krabbelten. Die Keeper in Voi und der dortige Ziwani Schlingfallen-Suchtrupp fingen inzwischen den dritten Elefant ein und nannten sie „Kivuko“. Sie sollte ersteinmal in Voi bleiben und bekam schon wenige Tage später Gesellschaft durch ein weiteres 2-jähriges Elefantenweibchen, die in Emusiya am Fluss Galana geborgen wurde. Ihr wurde der Name „Emsaya“ gegeben und sie wurde gemeinsam mit Kivuku in den Stallungen in Voi untergebracht. Höchstes Lob gebührt Julius und den Keepern in Voi, die in dieser außergewöhnlichen Lage so professionell reagierten. Sie haben den beiden Neuankömmlingen sofort die prophylaktische Dosis Penicillin verabreicht, sie entwurmt und sofort damit begonnen, sie an die Milchflasche zu gewöhnen. Zum anderen ist es ihnen gelungen, dass sich die beiden Elefantenbabys in nur ein bis zwei Tagen beruhigten und in der neuen Umgebung einlebten. Am Monatsende waren sie bereits mit den Voi-Waisen unter Lesanju unterwegs im Busch.

Emsaya getting her milk bottle (8)Kivuko following other orphns (1)

Der Meru-Waise in der Nursery brach unterdessen kurz nach seiner Ankunft zusammen, und ihm wurde eine Infusion gelegt. Obwohl er noch die ganze Nacht kämpfte und am nächsten Morgen kurz aufstand und Milch trank, starb er in der darauffolgenden Nacht. Dieses Kälbchen, was schon eher drei Jahre als zwei war, war viel zu entkräftet, als dass man es noch hätte retten können. Es bestärkte wieder die Tatsache, dass Elefanten jünger als drei Jahre, nicht ohne Milch überleben können. Und diejenigen zwischen drei und fünf Jahren nur selten.

Am 29. Oktober folgte der fünfte Rettungsruf, dieses Mal aus dem entlegenen Ndera-Schutzgebiet in der Nähe des Tana-Flussdeltas im hohen Norden. Sintflutartige Regenfälle am Nachmittag vereitelten die Rettung und das Flugzeug musste leer zurück nach Nairobi kehren. Ein dreiköpfiges Rettungsteam war jedoch abgesetzt worden und musste sich mehrere Kilometer durch den Schlamm vorkämpfen, da das Fahrzeug, das sie abholen sollte, hoffnungslos feststeckte.

Das kleine Elefantenweibchen wurde auf etwa ein Jahr geschätzt und wurde bis zur Ankunft des Rettungsteams von den Angestellten des Schutzgebietes und Polizisten beobachtet. Es hatte ein verletztes Bein und man befürchtete, dass Stammesleute der Pukomo, die als notorische Jäger bekannt sind, sie sonst vielleicht töten würden.

Zu guter Letzt wurde die kleine Ishaqbee, wie sie inzwischen getauft wurde, am 30. Oktober um 2 Uhr nachts sicher in die Nursery gebracht. Ihr Name ist somalischen Ursprungs und eine Hommage an die Angestellten des Ishaqubine-Hauptquartiers, die liebenswürdigerweise unser Rettungsteam untergebracht und uns einen Traktor geliehen haben – das einzige Fahrzeug, das unter diesen Wetterbedingungen zu dem Baby vordringen konnte.

Das Kalb, das wie gesagt am Bein verletzt war, hat sich während der Rettung nicht besonders gewehrt. Es wurde berichtet, dass es schon mehrere Wochen ohne seine Mutter gesehen wurde und von Mangos und anderen Wildfrüchten lebte. Obwohl sehr dünn, war sie noch gut bei Kräften. Ihrer Bergung folgte eine grässliche Fahrt auf dem Traktor über eine holprig-matschige Straße und in jedem Dorf Menschen, die einen Blick auf sie werfen wollten. Sie wurde auf einen Landcruiser geladen, dessen Sitze vorher ausgebaut wurden, und von da aus zur Masalani Landebahn und per Flugzeug ins 90 Minuten entfernte Nairobi befördert. Nun konnten wir endlich einen Blick auf ihr Bein werfen, das um das Knie herum stark angeschwollen war. Es schien nicht gebrochen, aber der Tierarzt kam am nächsten Tag und meinte, es handelte sich wahrscheinlich um einen mit Flüssigkeit gefüllten Schleimbeutel. Es ist möglich, dass sie sich das Bein bei einem Sturz verdreht hatte und er mutmaßte, dass die Schwellung mit der Zeit von selbst wieder verschwinden würde.

Ishaqbee wurde von allen weiblichen Nursery-Elefanten warmherzig begrüßt, als sie am nächsten Tag zu ihr gebracht wurden, um ihr ein bisschen Gesellschaft zu leisten. Sie umringten sie alle, legten ihre Rüssel auf ihren Rücken – eine Geste der Freundschaft und des Mitgefühls. Nur Ishanga und die drei Big Boys (Dabassa, Rombo und Kasigau) blieben unbeeindruckt und distanziert.

Dabassa ist inzwischen ein prächtiger und selbstbewusster kleiner Elefant, der seine Milchflasche sogar selber halten kann. Falls nötig, kann er damit auch wegrennen! Bisher freut er sich, mit Rombo und Kasigau zu raufen, die zwar schon größere Stoßzähne aber noch weniger Kraft in den Beinen haben. Da wir alle wissen, dass „Elefanten niemals vergessen“, sind wir uns sicher, dass Kasigau sich lediglich rächen wollte, nachdem Dabassa ihm in diesem Monat seine Milchflasche abjagte. Kasigau piekste ihn mit seinen 5 cm langen Stoßzähnen in den Hintern und schob ihn in eine „Auszeit“. So bestrafen Elefanten Übeltäter. Nachdem Dabassa wiederholt Kainuk und Kasigau schubste, versetzte er ihm noch einen Hieb in den Hintern! Dabassa hat seitdem gehörigen Respekt sowohl vor Kasigau als auch Rombo und beschloss, sich jetzt lieber in Mutaras Herde zu integrieren als in Ishangas Gruppe der „besonders Bedürftigen“. Am Ende wurde er aber auch dort bestraft, als er Mutara besteigen wollte, die von Shukuru beschützt wurde – und noch eine Auszeit! Sobald Rombo und Kasigau ein bisschen zugelegt haben, werden die drei Big Boys aus der Nursery nach Ithumba gebracht werden, wo ihnen die wirklich großen Jungs hoffentlich ein paar Manieren beibringen!

Dabassa in the lead IMG_9094

Kasigau ist ein sehr liebevoller Zweijähriger, der inzwischen gut zunimmt und längst nicht mehr so abgemagert aussieht, wie bei seiner Ankunft. Trotzdem vertraut er den Keepern immer noch nicht hundertprozentig, denn offensichtlich kann er sich noch erinnern, dass es ähnlich anmutende Gestalten auf zwei Beinen waren, die seine Mutter getötet und ihn mit einer tiefen Speerwunde am Rüssel zurückgelassen hatten. Rombo ist ebenfalls wieder gut bei Kräften und die Wunden an seinem Ohr und der Schulter sind gut verheilt. Wie Kasigau ist aber auch er den Afrikanern misstrauisch eingestellt, besonders, wenn man sich ihm von hinten nähert. Kasigau und Rombo sind unzertrennlich und haben oft die kleine Kihari bei sich, die noch sehr unter dem Verlust ihrer Mutter leidet und bisher weder zu einem bestimmten Elefanten noch einem bestimmten Keeper eine sichtbare Bindung aufgebaut hat. Tano jedoch, die sich Kihari angenommen hat, ist immer in ihrer Nähe und versucht sie zu trösten, sogar nachts, denn sie schläft gleich nebenan. Wann immer Kihari abends nicht in den Stall gehen möchte, versucht Tano sie vom Gegenteil zu überzeugen, begleitet sie hinein und passt vom Nachbarstall aus auf sie auf. Mutara ist und bleibt eine äußerst talentierte Leitkuh und wird tatkräftig unterstützt von Shukuru, während sich Tano um Kihari kümmert.

Kihari IMG_9056

Kainuks verletztes Auge hatte auf ein ihr verabreichtes Antibiotikum nicht angesprochen, so dass wir den Rat eines Augenarztes suchten, der ihr eine Tinktur gegen eine Pilzinfektion verordnete. Sie kann immer noch nicht richtig sehen, aber die Trübung scheint inzwischen abzuheilen. Kainuk kann zwar Bewegungen wahrnehmen, aber es ist möglich, dass ihre Sicht für immer beeinträchtigt bleibt. Sie und Turkwel sind seit jeher unzertrennlich, aber genau wie Ishanga hat auch Kainuk die „posttraumatische Angewohnheit“, andere Elefanten zu schubsen. Damit macht sie sich nicht immer Freunde, und besonders Sities war in diesem Monat sehr genervt von ihr. Als Kainuk Naipoki überraschend umstieß, war es jedoch Turkwel, der sie von der Herde wegschickte, und den Keepern zufolge hatte er noch „ein kurzes Gespräch mit ihr“, bevor sie zurück kommen durfte. Turkwel scheint sich seitdem bewusst von Kainuk zu distanzieren. Die beiden schlafen in benachbarten Ställen, und anstatt wie üblich, direkt an der ihr zugewandten Absperrung zu liegen, schlief er jetzt auf der am weitesten entfernten Stallseite. Kainuk war sehr traurig darüber! Die Keeper sind ja davon überzeugt sind, dass einige Elefanten die Zukunft vorhersagen können, und vielleicht haben sie recht, denn Turkwel wird demnächst in eines der Auswilderungszentren nach Tsavo umziehen – vielleicht macht er sich deshalb ein bisschen rar?!

tumaren, (1)

Die Löwen im Nairobi Nationalpark haben den hiesigen Warzenschweine, die rund um das Trustgelände leben, im Oktober eine Verschnaufpause gegeben. Allerdings schlichen sie nachts ums Stallgelände, auf der Hinterseite, wo sich die Ställe von Dabassa, Rombo und Kasigau befinden. Auch Gewehrschüsse auf der etwas weiter entfernten Straße zerrten an ihren Nerven. Diese wurden von der Polizei in die Luft abgefeuert, um randalierende Studenten der katholischen Universität zur Ruhe zu bringen. Das Geräusch von Schüssen wird ihnen wohl für immer in böser Erinnerung bleiben. Wahrscheinlich reagieren sie auch deshalb so ängstlich auf Donnergrollen.

Trotz der Entführungen ausländischer Touristen aus Lamu und der Tatsache, dass die kenianische Armee in Somalia einmarschiert ist, um die islamistischen Terroristen der Al Shabaab zu bekämpfen, haben uns die Besucher zur täglichen Schlammbadstunde nicht im Stich gelassen. Sie kommen immer noch in Scharen! Wir hoffen sehr, dass es so weiter geht, denn mittlerweile haben wir 45 Elefantenwaisen mit Milch zu versorgen. Bei der derzeitig schwierigen Lage und der zunehmenden Wilderei, ist auch weiterhin mit einem Anstieg zu rechnen!

Die Nashörner: Solios Freigeist hat den Keepern in diesem Monat ordentlich Kopfzerbrechen und Muskelkater beschert! Es wird immer schwieriger, sie zu kontrollieren, weil sie unbedingt neue Nashörner kennen lernen will. Zumindest sucht sie intensiv nach Spuren und weigert sich oftmals, abends zum Stall zurück zu gehen. Und dass, obwohl Maxwell doch sehnsüchtig auf sie wartet! Die Ankunft neuer Elefantenwaisen ist immer eine willkommene Abwechslung für seinen sonst eher monotonen Alltag. Er kann sie natürlich riechen, und von Ishaqbee am 30. Oktober war er besonders angetan, weil sie in Shidas altem Stall gleich neben Max untergebracht wurde. Der drückte seinen Kopf gegen die Absperrung und genoss jeden Moment.

Montsbericht für die Ithumba-Gruppe: Oktober 2011

Der Monat begann unsäglich heiß in Ithumba, so dass sich die Waisen die meiste Zeit im Schatten aufhielten. Am 10. Oktober dann endlich der erste Regenschauer, gefolgt von einem kräftigen Guss mit 50 mm Niederschlag am 29., der die Pflanzen grünen ließ und die natürlichen Senken – zumindest ein bisschen – mit Wasser füllte. Ein Freudenfest für die Ithumba-Waisen!

Die Waisen hatten in diesem Monat viel Kontakt sowohl zu wilden Elefanten, die an der Stalltränke soffen, als auch ehemaligen Elefantenwaisen. Ithumba verbrachte viel Zeit mit drei wilden Elefanten, die am 4. Oktober zum Saufen an die Stallungen kamen, bevor sie dem Rest der Herde nachlaufen musste, weil die sich bereits auf den Weg in den Busch gemacht hatten. Yatta kam am 7. Oktober an die Tränke, ein wilder Bulle gesellte sich am nächsten Tag dazu, und noch einen Tag später waren es sogar zwei große Bullen. Am 16. Oktober kam ein wilder Bulle mit einer eitrigen Speerwunde zum Saufen – ohne Zweifel wollte man ihn des Elfenbeins wegen töten. So wie einen großen Tusker, der wegen seiner jeweils 50kg schweren Stoßzähne starb und dessen Überreste man neulich unweit der nördlichen Parkgrenze fand – eine riesige Tragödie und ein einzigartiger und großer Verlust für den Genpool der Elefantenpopulation.

Am 22. Oktober hatten wir fünf Büffel als Überraschungsgäste an der Stalltränke, ebenso sechs wilde Elefanten und das Rudel mit den fünf Wildhunden.

Wendi kam am 15. Oktober mit Sunyei, Galana, Yattas Rekruten Kimanthena und zwei wilden Jungelefanten zum Schlammbad, und danach fraßen alle gemeinsam im Kanzika-Gebiet.

galana & sunyei

Von dort aus setzten sich die Wilden und Ausgewilderten ab, und der Rest machte sich auf den Heimweg. Wendis Gruppe kam auch am nächsten Tag wieder zur Suhle und hatte dieses Mal noch Lualeni, Kora, Loijuk, zwei wilde Elefanten und Mgeni („den Besucher“) dabei. Wann immer sie ihn trifft, liegt Wendis Augenmerk ganz auf Ololoo. Erst letzten Monat hatte sie ihn von einer wilden Herde zurück geholt, die versucht hatte, ihn mitzunehmen. Am 20. Oktober kamen Naserian und Lualeni mit ihrer Gruppe gegen 9 Uhr morgens. Auch die Bullen Madiba, Zurura und Rapsu waren mitgekommen und spielten mit den Waisen, bis sie sich am Nachmittag einer wilden Herde anschlossen. Am 21. schließlich brachten Wendi und Lualeni die einst verwaisten Bullen Buchuma, Big Boy Napasha, Kamboyo, Kenze und Rapsu mit und alle blieben bis zum Abend. Schon am nächsten Tag war Wendi zurück am Schlammbad, dieses Mal in Begleitung von Yatta, dem wilden Rekruten Kijana, zwei jungen, wilden Elefanten sowie den großen Kühen Nasalot und Mulika. Mulika und Yatta waren hochtragend und die Babies könnten jeden Moment zur Welt kommen, denn seit der Paarung mit dem gleichen Bullen sind längst 22 Monate vergangen.

makena, ololoo & kilaguni

Am 23. Oktober gegen 8 Uhr morgens kamen Loijuk und Naserian allein, verbrachten den Tag mit den Waisen und eskortierten sie abends zurück nach Hause. Am nächsten Tag wurden sie von Nasalot, Sidai, Lualeni und den Bullen Challa, Rapsu, Madiba und Taita zum Schlammbad geführt. Einen Tag später, als die Waisen gerade das Stallgelände verließen, schloss sich ihnen nach dem Saufen ein wilder Elefant beim Grasen im Busch an und blieb für eine Stunde. Noch am selben Tag, suhlten sich Nasalot, Wendi, Sidai und Tomboi mit den Waisen im Schlamm. Am 28. Oktober fraßen Naserian und Lualeni gemeinsam mit den Waisen, so lange bis sie plötzlich ihre Rüssel in die Luft hoben und Richtung ostwärts liefen. Offenbar folgten sie uns unergründlichen Infraschall-Rufen anderer Elefanten.

Lualeni kam am 30. Oktober noch einmal mit Nasalot und Sidai, und wann immer Nasalot mit den Waisen zusammen ist, kann sie nicht von ihrem Liebling Kilaguni ablassen. Sie begleitet ihn zur Milchflasche, zum Schlammbad und bewacht ihn beim Suhlen wie eine Glucke. Sie hat ihn schon immer bemuttert, und braucht wohl endlich ein eigenes Kälbchen!

chemi chemi & olare

Suguta ist die Leitkuh der Waisen in Ithumba, die noch Milch gefüttert bekommen und von den Keepern betreut werden. Seit jedoch Ex-Waise Makena zurückgekommen war, weil sie ziemlich ausgehungert war und aufgepäppelt werden musste, führt sie die Gruppe öfter an. Trotzdem ist der gierige Kandecha immer der Erste an der Flasche! Morgens, auf dem Weg in den Busch, darf immer ein Anderer die Herde anführen. Meistens sind es Kalama, Tumaren, Kitirua, Murka, Olare oder Naisula, wenn nicht gar Makena oder Suguta. Kandecha und Kibo liefern sich regelmäßig Ringkämpfe, während Chemi Chemi und Kandecha ein neues Spiel ausgedacht haben: „Das Angriffsspiel“. Dabei drohen sie sich gegenseitig (zumindest geben sie das vor), stellen ihre Ohren auf, rollen den Rüssel bis an ihr Kinn zurück und bewegen sich langsam aufeinander zu. Kurz vor dem Zusammenprall drehen sie dann aber doch ab!

Der Oktober war somit ein durchweg aufregender Monat für die Ithumba-Waisen. Sie hatten jede Menge Kontakt zu wilden Artgenossen und ehemaligen Waisen – aber das Größte ist und bleibt, die Jagd auf die Perlhühner, die sich regelmäßig auf dem Stallgelände herumtreiben.

Monatsbericht für die Voi-Gruppe: Oktober 2011

Die Keeper in Voi wurden in diesem Monat ganz unvermittelt wichtiger Teil einer Rettungsaktion – die erste am 4. Oktober von der Taita Ranch, wo in letzter Zeit stark gewildert wird. Das gerettete Kälbchen war ein zweijähriges Weibchen und wurde „Kivuku“ genannt. Man hatte sie vorerst im Zähmungsstall unterbracht, bis zur zweiten Rettungsaktion am 8. Oktober! Dann kam ein zweites zweijähriges Weibchen von der Galana Ranch hinter der Ostgrenze des Parks. Sie bekam den Namen „Emsaya“ und wurde im Stall neben Kivuko untergebracht. Da die Nursery aus allen Nähten zu platzen drohte, sollten die beiden gleich in Voi bleiben. Zuerst wurde ihnen prophylaktisch ein Antibiotikum gegeben, das sie vor einer Lungenentzündung bewahren sollte. Danach beruhigten sie sich relativ schnell, auch dank der Unterstützung der Waisen. Lesanju und Wasessa stritten regelrecht darum, wem die neuen Babys denn nun „gehörten“ und überschlugen sich beim Kollern, Trösten und Verhätscheln. Es dauerte nicht lang und die beiden Neuzugänge tranken ihre Milch aus der Flasche und hatten nicht einmal Befindlichkeiten damit, dass sie von einem Keeper gehalten wurde. Kivuku war bei ihrer Ankunft weitaus abgemagerter und schwächer als Emsaya, aber beide hatten sich schnell eingelebt und waren bald mit dem Rest unterwegs im Busch. Am Ende des Monats spielten sie bereits eifrig – immer ein gutes Zeichen!

Tasia down & Wesesa

Am 8. Oktober setzten die ersten Schauer ein und bis Monatsende regnete es immer wieder, so dass die natürlichen Senken wieder mit Wasser gefüllt wurden und die drückende Hitze verschwand. Die Waisen haben die harte Trockenzeit überraschend gut überstanden, nur Dida ist immer noch klein und zerbrechlich. Sie hat höchstwahrscheinlich ein schwerwiegendes gesundheitliches Problem, einen angeborenen Herzfehler zum Beispiel. Obwohl sie immer noch nahrhaftes Zusatzfutter bekommt, bleibt sie ein Zwerg. Ndii und Kenia kümmern sich immer um sie und sind nie weit weg von ihr, und Dida ist ein glückliches und zufriedenes Herdenmitglied – und hat offenbar auch keine Schmerzen. Sie ist halt einfach ein bisschen langsamer und viel kleiner als gleichaltrige Artgenossen. Wasessa, die größte Kuh ihn der Gruppe teilt sich mit Lesanju die Rolle der Leitkuh, immer unterstützt von Lempaute. Wasessa ist jedoch diejenige, die die Bullen unter Kontrolle hat und dafür sorgt, dass sie nicht ständig Mitglieder der inzwischen 14-köpfigen Herde besteigen. Junge Elefantenbullen sind immer ein bisschen raubeinig und grob. Sie mögen es, sich ständig gegenseitig herauszufordern. Mzima und Siria sind regelmäßige Übungspartner, während Taveta auch gern beide zugleich und Tassia provoziert. Tassia kann sich dann immer auf Wasessa verlassen, die ihn beschützt, wann immer es zu heiß her geht! Jeden Morgen, bevor es zum Grasen in den Busch geht, spielen alle zusammen auf dem Stallgelände, jagen sich umher oder rollen sich im Sandhaufen und begrüßen jeden Tag mit unbändiger Freude, ganz egal, ob Regen- oder Trockenzeit!

Mzima on the lead (2)

Die ehemaligen Waisen haben sich auch im Oktober immer einmal gezeigt – am 12. kam Ex-Waise Mpala und versuchte Tassia zu besteigen. Der flüchtete in eine Gruppe Ex-Waisen, deren Namen leider nicht in den monatlichen Aufzeichnungen der Keeper standen. Am 15. Oktober kam Mpala noch einmal vorbei und brachte dieses Mal Mpenzi und ihr in der Wildnis geborenes Kälbchen Asante mit. Sie alle bekamen eine Handvoll Kraftfutter. Am Ende des Monats mischten sich die Waisen unter eine wilde Herde, die sie beim Grasen an den Hängen von Mazinga Hill trafen, und mit denen sie bis abends zusammen blieben als sie von den Keepern gerufen wurden. Die hatten Angst, dass Kivuko und Emsaya vielleicht mit den wilden Elefanten mitlaufen könnten. Alle Waisen, bis auf die beiden Neuzugänge, reagierten sofort auf die Rufe der Keeper. Als Wasessa sie dann holte, kamen sie allerdings mit, denn schließlich war es Zeit für ihre Milch! Und davon brauchten beide noch sehr viel!

Die Regenschauer haben ein bisschen Grün zurück nach Voi gebracht, aber es braucht noch viel mehr davon, um eine weitere Dürre im nächsten Jahr zu verhindern. Wenigstens können unsere Waisen in der Zwischenzeit im Wasser untertauchen und sich mit viel Grünzeug die Bäuche vollschlagen! Die Prognose der Klimaveränderung lässt nur leider nichts Gutes für Afrikas Elefanten verheißen, ebenso wie der Anstieg der Elfenbeinwilderei.