Newsletter aus Kenia / die Eli-Waisen im Februar 2005

Die Ithumba-Waisen

Da die ersten Tage des Monats kühl und bewölkt waren, mieden die Waisen das mittägliche Schlammbad, was für die Keeper eine willkommene Arbeitserleichterung bedeutete. Die restlichen Tage des Monats brannte die Sonne allerdings erbarmungslos. Februar und März sind die heißesten Monate in Tsavo, und die Elefanten machten es sich zur Gewohnheit, unter schattigen Bäumen eine Siesta zu halten. Für die zehn Ithumba-Waisen ist Yatta immer noch die Matriarchin, und ihr bevorzugter Liebling ist die kleine Olmalo. Taita und Tomboi können sich ihre ständigen „Boxkämpfe“ nicht verkneifen, und Wendi übernimmt oft auf dem Heimweg die Führung. Sie und Tomboi hängen immer noch sehr aneinander, und wenn Wendi mit einer der anderen Waisen Ärger hat, dann eilt er ihr stets schnell zu Hilfe. Kinna wird von allen respektiert, selbst von Napasha, der sonst nicht viel Respekt vor den anderen hat, aber Kinna sorgt bei allen für Disziplin! Selengai und Olmalo sind dicke Freunde und bleiben meist dicht zusammen – jedoch immer unter Yattas wachsamen Augen. Nasalot und Mulika sind stets zur Stelle, um die Babys zu bemuttern und zu beschützen, und Nasalot rauft so gern mit Napasha, manchmal jedoch mit unglaublicher Entschlossenheit, so dass Yatta eingreifen muss.

In diesem Monat haben die Keeper mit ihren Schützlingen neue Gebiete erkundet, was zuerst allerdings bei allen Waisen auf starke Ablehnung stieß. Aber allmählich wurden sie mutiger und folgten ihren Keepern. Dabei entdeckten sie einige wunderbare neue Plätze, die sie inzwischen so richtig genießen. Die Gruppe trifft regelmäßig auf die heimische Pavian-Truppe, die sie dann unter lautem Trompeten attackiert. Eines Tages entdeckten sie bei ihrem Schlammloch eine frische Leopardenfährte. Die Waisen waren fasziniert und schienen sich überhaupt nicht vor dem Geruch und der Anwesenheit des Leoparden zu fürchten. Das ist schon etwas seltsam, denn die Begegnung mit Dikdiks, Kudus und Warzenschweinen löste in diesem Monat große Aufregung und Angst aus, die manchmal für Stunden anhielt. Einmal trafen sie auf eine Puffotter, waren aber zum Glück wachsam genug, um die Gefahr rechtzeitig zu erkennen und auch die Keeper zu warnen.

Die Nursery-Elefanten

Die Waisen in der Nursery gedeihen alle prächtig. Zum Glück haben auch Lualeni und Klein-Nalitu an Kondition zugelegt, und Lualeni beteiligt sich jetzt auch an Spielen, was sie bis vor kurzem kaum getan hat. Sie scheint endlich wieder ein bisschen glücklicher zu sein und genießt ihr Schlammbad am Mittag ausgiebig. Früher stand sie dabei meist abseits in der Nähe eines Keepers und sah von weitem nur zu. Die Keeper achten darauf, dass die beiden ganz Kleinen nicht zu tief ins Wasser gehen, damit sie sich keine Lungenentzündung holen. Stattdessen tollen sie am Rand im Schlamm und stauben sich ein. Madiba, der frechste von allen, vollführt beim Schlammbad Freudentänze und ist beim Fußballspielen der Geschickteste – ein richtiger Clown. Er ist der Liebling der Keeper, denn er hat Charakter und man weiß nie, was er als nächstes anstellt.

Buchuma kämpft am liebsten den ganzen Tag lang mit Ndomot, und Ndomot hält sich sehr zurück, obwohl er ständig von dem Kleinen herum geschoben wird, denn er weiß wohl, dass er den jüngeren Buchuma verletzten könnte, wenn er seine ganze Kraft einsetzen würde. Manchmal jedoch beunruhigt diese ständige Rangelei Sunyei, die Matriarchin der Nursery-Gruppe, und dann greift sie ein und trennt die beiden.

Sunyei hat eindeutig die Führung der acht Nursery-Waisen und verhält sich stets liebevoll und beschützend, ohne dabei die ganz Kleinen nur für sich zu beanspruchen. Sie überlässt gern einen Teil der Fürsorge für die Babys den anderen beiden Eli-Mädchen, Naserian und der älteren Galana, die beide ziemlich starke Mutterinstinkte, besonders gegenüber Nalitu, entwickeln. Jeden Morgen in der Frühe stürmen die drei wie verrückt zu Nalitus Stalltür, weil jede die Erste sein will, die die Kleine in den Busch hinaus geleitet, und dort vor der Tür warten sie dann darauf, dass ihr kleiner Schützling auftaucht. Sogar Galana, Nimmersatt der Gruppe, zeigt sich ausgesprochen beherrscht, wenn auf dem Weg zum Schlammbad und zur Mittags-Milchflasche die kleine Nalitu einmal zurückbleibt. Normalerweise wäre sie die erste, die auf die aufgereihten Milchflaschen losstürmt, aber ihr Mutterinstinkt hat ihren Riesen-Appetit etwas ausgeglichen, und sie bleibt zurück, um Nalitu sanft vorwärts zu stubsen! Naserian ist den Babys gegenüber ebenso fürsorglich und liebevoll.

Die Waisen verbringen ihre Tage oft mit Spaß und Spiel auf Kosten der ansässigen Warzenschwein-Familien, die sehr duldsam und beinahe gleichgültig die ständigen Störungen durch die Elis ertragen, denn die Waisen können einfach nicht widerstehen, Schweine oder arglose Impalas und Buschböcke zu jagen. Eines Tages begegneten die Waisen mit ihren Keepern einem Rudel Löwen, einem Männchen und drei Weibchen. Die Babys flippten aus und suchten Schutz bei den Keepern und bei Galana, die durch ihre Größe eine gewisse Sicherheit ausstrahlt. Die Löwen waren genauso erschrocken über diese bunte Gruppe von Elefanten und Menschen und machten sich in die andere Richtung davon. Aber ihr ausdauernder Geruch nervte die Waisen doch für den Rest des Tages, und sie blieben dicht bei den Keepern.

Die Waisen in Voi

Der Februar war heiß in Voi, aber durch ausgedehnte Schlammbäder konnten die Waisen die Hitze gut überstehen. Zum Glück ist die ganze Gegend noch immer üppig grün und bietet ausreichend Futter. Emily, Aitong und Sweet Sally verbringen weiterhin die Nächte und viele Tage getrennt von den übrigen Waisen und sind meist in Gesellschaft von wilden Elefanten. Jedoch sind auch die alten Bande zu ihrer Waisen-Familie noch sehr stark, und sie kamen in diesem Monat oft, um sich der Gruppe anzuschließen, entweder morgens bei den Stockades oder mittags beim Schlammbad, und blieben dann fast den ganzen Tag mit ihnen zusammen. Jedes Mal bedeutet ein solches Wiedersehen große Aufregung, und besonders Ndara, Tsavo und Loisaba sind begeistert. Aber wenn Emily, Aitong und Sweet Sally nicht bei den Waisen sind, dann ist Natumi die unumstrittene Mini-Matriarchin. Sie führt die Gruppe mit bemerkenswerter Weisheit, Vorsicht und Einfühlsamkeit. Natumi zieht für die kleinen Elefanten hohe Zweige von den Bäumen herab, damit sie davon fressen können, und wann immer ein Knacken im Busch oder irgendetwas anderes Verdächtiges Alarm auslöst, dann ist sie die Erste, die der Sache auf den Grund geht. Bei Streitereien greift sie sanft ein und stellt den Frieden wieder her. Offensichtlich liegt ihr diese Rolle sehr. Morani entwickelt sich zu einem unabhängigen kleinen Bullen, obwohl er der jüngste der Gruppe ist. Er ist stets der Erste, der zu wilden Herden geht und Freundschaften schließt, oft gefolgt von Ilingwezi. Mpala ist nach wie vor versessen aufs Kräftemessen mit jedem, der sich traut, und gewöhnlich stellt sich Solango dieser Aufgabe.

In diesem Monat ist Uaso ein paar Mal aufgetaucht und blieb eine Weile bei den Waisen. Einmal löste er sich aus einer Gruppe von zehn wilden Elefanten, um einige Zeit mit den jüngeren Waisen Mweya, Solango, Seraa und Mpala zu verbringen. Ein anderes Mal erschien er morgens zusammen mit Emily, Aitong und Sweet Sally bei den Stockades. Bei der Gelegenheit versuchte er, Mweiga zu besteigen, die jedoch sein Gewicht nicht aushielt und schreiend zu Boden fiel. Sofort waren Emily und Aitong und die übrigen Waisen zur Stelle, um Uaso zu disziplinieren. Sie scharten sich um Mweiga, um sie zu beruhigen und sie vor weiteren Übergriffen zu schützen.

Die Waisen haben immer wieder viel Spaß, wenn sie auf Antilopen treffen. Sie spüren, dass sie von diesen Tieren keine Vergeltung zu befürchten haben und verhalten sich daher sehr verwegen, indem sie sie laut trompetend und Unmengen von Staub aufwirbelnd attackieren. Die Antilopen ergreifen dann meist verwirrt die Flucht! Diesen Monat erlebten die Waisen auch einige Zusammenstöße mit den kecken Pavianen, die auf dem Mazinga Hill leben. Die männlichen Paviane wirken manchmal auf die jüngeren Elis recht bedrohlich, aber letztendlich müssen sie sich dann doch stets auf einem hohen Felsen in Sicherheit bringen, denn „Paviane jagen“ ist bei den Waisen ein sehr beliebter Sport.