Newsletter aus Kenia / die Eli-Waisen im Juli

Monatsbericht für die Nursery-Gruppe: Juli 2008

Der 3. Juli wurde zu einem denkwürdigen Tag in der Nursery. „Wasessa“, der 2-jährige Neuling, die so schwer zu beruhigen war und sich vor Menschen ungeheuer fürchtete, war das erste Mal mit den anderen Waisen unterwegs, nachdem sie fast 2 Wochen im „Zähmungsstall“ verbracht hatte. Wir waren alle sehr gespannt, da wir nicht wussten ob sie die Flucht ergreifen, die Flaschenmilch aus der Hand eines Keepers im Busch annehmen und sich beim nachmittäglichen Suhlen in Gegenwart der Besucher benehmen würde. Während sich die anderen im Schlamm wälzten, kam sie zurück in ihren Stall, kehrte aber noch während der Besucherzeit zurück und blieb inmitten der Gruppe. Sie trug ihre Ohren zwar den ganzen Tag aufgerichtet wie Platzteller, allerdings benahm sie sich tadellos, auch wenn sie die Anwesenheit von so vielen Menschen anfangs verstörte und verunsicherte. Da die anderen so gut gelaunt blieben, verstand sie wohl, dass ihr niemand etwas Böses wollte, und mit jedem Tag wurde sie ein bisschen ruhiger und gefügiger.

Kenia

Lempaute bemühte sich am Anfang sehr um Wasessas Freundschaft, doch nach ein paar Tagen stellte sich heraus, dass Siria offenbar Wassessas engster Vertrauter geworden war. Siria ist ein sehr liebevoller kleiner Bulle, der offenbar versteht, dass die jüngeren Babys einen Mutterersatz suchen, denn er nimmt es anstandslos hin, dass sowohl Kenia als auch Baby Kimana so lange an seinen Ohren saugen bis sie sich beruhigt haben. Wasessa hätte wohl lieber seine uneingeschränkte Aufmerksamkeit und ist manchmal sichtlich genervt, wenn die zwei Babys die Ohren ihres besten Freundes so vereinnahmen. Siria stört es jedoch nicht, dass er offenbar ein männlicher „Mutterersatz“ für die beiden Babys ist, denn er kann ihnen nur zu gut nachempfinden wie sie sich fühlen müssen, nachdem sie erst kürzlich ihre Mutter mitsamt der Familie verloren haben. Er weiß auch um die Bedürfnisse des winzigen Kimana, der zwar viel zu jung ist um zu verstehen, warum er keine Mutter hat, aber er vermisst sie trotzdem bitterlich.

Lemapute und Dida

Sinya, die nur unwesentlich jünger als Lesanju ist, gelang es Klein Dida zu erobern, die bisher immer an Lesanju heftete. Lesanju scheint das nicht zu viel auszumachen. Sie ist gerne mit Dida zusammen, wird aber zunehmend von Lempaute eingenommen, die ihr jetzt noch näher steht, da Siria sich um Wasessa kümmert.

Kimana hat seine ersten Backenzähne verloren. Jungtiere sind dann immer etwas gereizt und matt zugleich, zumindest ein wenig angeschlagen. Kimana war zumindest nicht so überschwänglich wie sonst und lediglich ein wenig aggressiv gegenüber Klein Dida, die etwa gleich groß ist und von ihm offenbar als Rivalin um die Gunst der älteren Elefanten angesehen wird.

Die derzeitigen Elefantenwaisen in der Nursery sind Lesanju, Lempaute, Sinya, Shimba, Dida, Siria, Kenia, Kimana und jetzt auch Wasessa, und alle zusammen bilden sie eine ungewöhnlich friedliebende und wohlerzogene Gruppe. Sie streiten sich nur sehr selten und auch die üblichen Kräftemessen, die oftmals in heftigen Auseinandersetzungen enden, kommen kaum vor! Lempaute ist weiterhin der Schelm der Gruppe und zu jeder Schandtat bereit, sobald es daran geht kleine Menschenkinder beim Schlammbad zu erschrecken. Dida scheint auch Spaß daran zu finden und beginnt Lempaute nachzuahmen. Als die Waisen am Monatsende auf eine Schildkröte trafen, war nur Lempaute mutig genug auf sie zuzugehen und mit ihrem Fuß zu berühren. Alle anderen suchten lieber den Schutz ihrer Keeper und beobachteten das ganze aus der Ferne! Die Schildkröte ließ sich jedoch nicht von ihrem Weg abbringen, was Lempaute ungemein faszinierte, so dass sie sie noch lange Zeit beobachtete.

Monatsbericht für die Ithumba-Gruppe: Juli 2008

Die Ithumba-Waisen beginnen ihren Tag meistens an der Stalltränke, wo sie ihren Durst stillen und sich danach an den Bäumen und Felsen in der Umgebung ausgiebig kratzen und scheuern. Später rennen sie umher und verwickeln sich gegenseitig in Ringkämpfe bevor man sich schließlich gemeinsam auf dem Weg zum Fressplatz in den Busch macht. Dort angelangt, grasen sie für eine Weile zusammen und teilen sich nach einer Weile in zwei Gruppen auf. Die älteren Waisen, angeführt von Yatta, seilen sich von den Jüngeren ab und machen sich auf die Suche nach den unzähligen wilden Elefanten, die jetzt zu Hunderten in den Norden zurückkehren. Die Waisen verlassen die Stallungen als eine große Herde, trennen sich im Busch und treffen sich schließlich beim nachmittäglichen Schlammbad oder beim Grasen wieder. Meist kehrt die Herde am Abend geschlossen in die Stallungen zurück. An manchen Tagen trennen sie sich überhaupt nicht und werden von Yatta, Mulika oder Kinna angeführt.

Normalerweise grasen die Waisen am Fuße des Ithumba-Berges oder im Einzugsgebiet der Flüsse Kalovoto und Kanziku, wo sie noch viel saftiges Futter finden. Es gibt Tage, an denen es zu kalt für ein Schlammbad ist und solche, an denen es wiederum so heiß ist, dass einige der Elefanten wie Makena, Chyulu und Lenana, die sich noch an die Gegend gewöhnen, Wasser aus ihrem Magen wieder hervorpressen um sich damit hinter den Ohren und über ihre Körper „einzusprühen“. Die Waisen suchen an solchen Tagen ihr Futter lieber unter schattenspendenden Bäumen.

Lualeni im Wasser

Wilde Elefanten besuchten die Stallungen in mindesten 12 Nächten um an der Tränke der Waisen zu saufen. Meist kamen sie im Schutz der Dunkelheit, dann jedoch mit 10 Herdenmitgliedern, und sie blieben für mindestens 30 Minuten bis hin zu 2 Stunden. Am 9. Juli erreichte ein wilder Bulle gegen 10 Uhr morgens das Camp, trank, und als er die Waisen nirgends finden konnte, machte er sich auf die Suche nach ihnen. Er wurde beobachtet wie er sich dem Schlammbad näherte, doch die Anwesenheit von Angela, Robert, ihren Freunden und den Keepern verunsicherte ihn und er bevorzugte es im schützenden Dickicht zu bleiben und in der Nähe der Waisen zu grasen. Yatta und ihre Gruppe folgten ihm später als er sich in Richtung Imenti-Wasserloch aufmachte. Bis spät abends waren sie unterwegs. Ein anderes Mal kamen Yatta, ihre Gruppe und vier wilde Elefantenfreunde gerade am Schlammbad an, als einer der Keeper einen Wassertank auffüllte. Er versteckte sich damit die Elefanten in Ruhe saufen konnten, und schließlich wanderten sie weiter in Richtung Osten.

Am 3. wurden die Jüngeren der Gruppe von einem Kleinen Kudu erschrocken als sie sich nach dem Schlammbad auf den Weg zurück zum Grasen machten. Yatta und Mulika, die am Ende des Trupps liefen, rauschten sofort nach vorn um nachzusehen, was der Grund für die Aufregung war. Nachdem sie sich überzeugt hatten, dass alles in Ordnung war, mussten sie die Jüngsten erst einmal beruhigen bevor es schließlich weiter ging.

Am 5. Juli fanden auch zwei Leoparden den Weg an die Tränke der Waisen. Allerdings kamen sie erst in die Stallungen, als auch die wilden Elefanten getrunken und sich auf dem Weg in den Busch aufgemacht hatten.

Unsere jungen Bullen haben wieder ausgiebig Kräfte gemessen und verbringen viel Zeit mit ihren Ringkämpfen. Manchmal führt Eines zum Anderen, und der resultierende Streit muss dann entweder durch einen Keeper oder durch eine der Nachwuchsleitkühe geschlichtet werden.

Zweimal waren sogar einige der weiblichen Waisen in ein Gerangel verwickelt: Taita und Buchuma wollten es mit Galana und Sunyei aufnehmen. Die beiden Kühe haben sich allerdings erfolgreich gegen ihre männlichen Widersacher durchsetzen können. Kora und Tomboi sind oft in Kämpfen sowohl miteinander als auch mit einigen der anderen Waisen aufgefallen. Tomboi fordert am liebsten Challa, Ndomot, Kora oder Rapsu heraus, während Koras Lieblingsgegner Taita, Kenze und Buchuma sind. Letzterer schreckt auch nicht vor Ndomot zurück. Einige der anderen Rangkämpfe involvierten Ndomot und Madiba, Orok und Kenze, Rapsu und Challa und auch Napasha und Nasalot.

Naserian führt die Gru

Zwei Mal mussten Loijuk und Buchuma von den Keepern gemaßregelt werden, und auch Galana wurde getadelt, weil sie sich auf die anderen Waisen legte, als diese im Schlamm lagen und entspannten.

Am Wochenende des 28. Juli erhielten die Waisen Besuch von Dr. Dame Daphne Scheldrick, die in Begleitung einiger Pateneltern war. Alle waren begeistert von ihrem Besuch bei und mit den Waisen.
Am 29. blieb die Stalltür für die älteren Waisen geöffnet, so dass Yatta und ihre Gruppe nachts kommen und gehen konnten wann immer sie wollten. Auf diese Weise war es ihnen auch möglich sich mit den wilden Elefanten anzufreunden, die nachts oft zum Saufen an die Stallungen kommen.

Monatsbericht für die Voi-Gruppe: Juli 2008

Auch wenn es im Juli morgens und abends kalt in Tsavo ist, so hat die Trockenzeit im Moment trotzdem ihren Höhepunkt erreicht. Unser beiden Waisen-Gruppen (Emilys und Natumis), die sich zu einer großen Herde zusammengeschlossen haben, wurden in diesem Monat nicht ein einziges Mal gesehen. Seit Anfang Mai, als Natumi und ihre Gruppe die Keeper zum letzten Mal besuchten, sind die Waisen nicht mehr an die Stallungen zurückgekehrt. Wir versuchten den ganzen Monat die Waisen aufzuspüren und durchquerten weite Gebiete. Wir besuchten Irima, Misinga, Ndii, Manyani, Mudanda rock, Aruba, Ndololo und Ngutunyi – alles ohne Erfolg. Wir geben die Suche nach Emily, Natumi und ihren Herden allerdings nicht auf und hoffen, dass wir sie bald wiedersehen.