Newsletter aus Malawi

Liebe Unterstützer!

Bitte entschuldigen Sie die lange Funkstille. Trotz allem gehen die Dinge hier voran – manchmal sehr langsam, manchmal zu schnell. Damit Sie auch in der Ferne ein Gefühl für diesen besonderen Ort und das, was wir hier täglich machen, bekommen, versuchen wir immer, möglichst viele Bilder einzufügen. Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Anschauen der Fotos, und vielleicht entscheidet sich dann der ein oder andere dazu, uns hier “unten“ einen Besuch abzustatten?!

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Meine erste Regenzeit in Malawi ist vorbei, und wir haben derzeit die trockene, kalte Jahreszeit. Es weht eine kühle Brise und in den frühen Morgen- und späten Abendstunden ist es überraschend frisch (10-15-°C). Langärmelige Kleidung, Mäntel, Schlafsäcke und Decken kommen jetzt oft zum Einsatz, und es fühlt sich in etwa an wie Europa im Herbst. Jeden Abend sitzen wir um das Feuer herum, um uns aufzuwärmen.

Die Ernte in den Dörfern ist eingefahren und die Vorratskammern so gut wie möglich aufgefüllt. Seit fast zwei Monaten gibt es in Malawi eine Treibstoffkrise – landesweit laufen die Tankstellen trocken, es gibt Tage, da bekommt man weder Diesel oder Benzin, was natürlich eine Menge an Problemen mit sich bringt.

Das aus unserer Sicht größte Problem ist derzeit allerdings der Konflikt zwischen Mensch und Elefant. Immer wieder gab es in und um die Waldreservate Thuma und Dedza-Salima ernste Zwischenfälle. Die Bewohner der umliegenden Dörfer müssen immer wieder Sach- und Personenschäden, bis hin zu Todesfällen in Kauf nehmen. Dadurch wird unser Verhältnis zur Bevölkerung ständig auf die Probe gestellt. Wann und wohin die Elefanten aus dem Reservat wandern ist nicht vorhersehbar, und somit machen es die Elefanten allen Beteiligten ziemlich schwer.

In diesem Rundbrief werden sie lesen, wie wichtig es ist, die schon bestehenden 12 km Zaun auszubauen: erstens, zum Schutz der Bevölkerung, die im Grenzgebiet zu den Reservaten lebt, und zweitens, um die Elefanten in beiden Waldreservaten vor den Menschen zu schützen. Es ist wichtig zu betonen, dass vor weniger als zehn Jahren fast kein Elefant mehr hier lebte. Dank der harten Arbeit und Hingabe vieler Menschen aus Malawi und dem Ausland, sind die Elefanten zurückgekehrt und die Population vergrößert sich stetig.

WAG ist vollständig auf Spenden und die Hilfe von freiwilligen Helfern angewiesen, um diese wichtige Arbeit fortzuführen. Wir hoffen, dass Sie uns weiterhin unterstützen und danken für Ihre Hilfe in den vergangenen Jahren.

Beste Grüße

Lynn Clifford

MANN IN SALIMA VON ELEFANT GETÖTET

Berichten zufolge wurde ein 35-jähriger Man auf tragische Weise von einem Elefanten getötet, als er im Bezirk Kambwiri auf der Suche nach seiner Ziege war. Kwambiri grenzt direkt an das Dedza-Salima Waldreservat. Der Mann war in den frühen, noch dunklen Morgenstunden unterwegs. Er muss von dem Elefantenbullen überrascht, verfolgt und schliesslich angegriffen worden sein. Der Mann kam auf tragische und brutale Art durch einen einzelnen Bullen zu Tode. Seine Ziege wurde nie gefunden.

Dieser Unfall hat natürlich viel Wut und Beschwerden über die Elefanten als auch über WAG heraufbeschworen. Der District Commissioner (ähnlich einem Landrat, ein Regierungsbeamter), die Traditional Authorities (T.A., von den Gemeinden eingesetzte Bezirksvorsteher), die Chiefs der Dörfer und die Polizei beteiligten sich an den Diskussionen, und es folgten zahlreiche öffentliche Treffen.

Die Dorfbewohner wollen, dass die Elefanten entweder umgesiedelt oder getötet werden, und sie sind wütend darüber, dass der Zaun nicht weiter gebaut wird, um die Elefanten an ihren Streifzügen aus dem Reservat zu hindern. WAG’s Bemühungen um öffentliche Fördergelder blieben bisher erfolglos. Wir sind also auch in diesem Jahr auf private Spenden angewiesen. Wir hoffen, dass wir mit dem Ende der nächsten Regenzeit (März 2012) genug Geld zur Verfügung haben, um den Zaun weiter zu bauen.

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WAG- Scouts reparieren den Zaun in der Nähe des Linthipe-Flusses.

ELEFANTEN ZERSTÖREN VIER HEKTAR ERNTE IN SALIMA

Es war bereits Anfang April, als Elefanten aus Thuma und Dedza-Salima die Reservate verließen und vier Hektar Ernte von 28 Kleinbauern unter Group Village Headman Ndola und T.A. Kambwiri in der Nähe unseres Camps im Dedza-Salima Waldreservat zerstörten. Die Elefanten zerstörten zahlreiche Felder mit Mais, Süßkartoffeln, Tabak und Erdnüssen. Die Familien, zumeist Subsistenzbauern, leben etwa 6-8 Monate von den Erträgen entweder durch Eigenverbrauch oder den Verkauf (Malawi ist ein Tabakexporter). Verständlich, dass die Bauern jetzt befürchten müssen, dass sie ihre Familien bis zur nächsten Ernte nicht ernähren können. WAG hat einen bewaffneten Wildhüter in dem Gebiet stationiert, der die Elefanten im Notfall durch Luftschüsse zurück ins Reservat jagen soll.

Die ansässige Bevölkerung war sehr wütend und fordete die Umsiedelung oder Tötung der Elefanten. Bereits im letzten Jahr kamen zwei Menschen durch Elefanten zu Tode und die Menschen forderten die Erweiterung des Zaunes. Der Zaun erstreckt sich derzeit über 12 km und muss baldmöglichst erweitert werden, da die Elefanten mittlerweile um ihn herumlaufen.

 

THUMA“S STRASSEN SEIT 2 JAHREN ERSTMALS WIEDER INSTAND GESETZT

Die neun Kilometer lange Piste vom clip_image008Eingangstor bis zum Basislager war in schlechtem Zustand, besonders während und nach der letzten Regenzeit. Riesige Teile waren vom Regen weggespült worden und gegen Ende März hatten wir sehr sehr zu kämpfen, wenn wir das Lager in Richtung Stadt verlassen und wieder heil zurückkehren wollten. Zum Glück verfügen wir über ein außergewöhnlich starkes Fahrzeug (unseren Toyota HZJ78), aber auch das wurde bis an seine Grenzen belastet. Dank eines Zuschusses von Rettet die Elefanten Afrikas e.V. (REA), konnten wir Arbeitskräfte aus den umliegenden Dörfern zur Ausbesserung der Strecke anstellen.

Gleich nach Ende der Regenzeit im April machten wir uns an die Arbeit. 26 Arbeiter rückten an mit Buschmesser, Hacken und Schaufeln. Zu jener Zeit hatten wir auch ein paar Freiwillige aus Schweden zu Gast, die ebenfalls mit anpackten. Um die Straße zu reparieren, muss man zunächst das zwei Meter hohe Gras hauen und einen provisorischen Graben zum Abfluss des Wassers ausheben. Dann werden Steine gesammelt, um die größten Löcher und Wasserabläufe zu füllen. Ist das erst einmal geschafft, werden die Löcher mit Erde bedeckt und die Oberfläche eingeebnet. Das war alles harte Knochenarbeit, aber die wurde mit viel Schweiß und Humor ausgeführt.

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clip_image012Wir nutzten die Gelegenheit gleich, um die alte Strecke zum Linthipe-Fluss und Teile der so genannten Hyänen-Straße (eine Strasse zum Camp, an der sich ein Hyänenbau befindet) wieder befahrbar zu machen. Auch haben wir vor, weitere Strecken um Thuma herum zu erschließen. Jetzt können wir wieder ohne Probleme zur Stadt und zurück fahren und brauchen nur noch die Hälfte der Zeit.

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WAG UNTERSTÜTZT DEN HIESIGEN WILDLIFE CLUB

Mit der Ernennung des neuen Schulleiters an der Kabvunguti-Schule im nahe gelegenen Mphinzi,Herrn Joseph Mthumba, brachte sich WAG wieder in den Wildlife Club der Schule ein.

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Der Club besteht aus mehr als 40 Mitgliedern, sowohl Mädchen als auch Jungen, und sie alle machten sich voller Elan die Hände schmutzig: sie wollten Bäume pflanzen!

Eine kleine Baumschule wurde errichtet, WAG kaufte Saatgut und schwarze Säckchen für die Setzlinge, und die Scouts halfen beim Einpflanzen.

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Wir säten mehr als 1000 Samen, die nun Tag für Tag mit viel Bedacht von den Kindern gegossen werden. Darüber hinaus verbrachten die Scouts den ganzen Tag in der Schule, um mit den Kindern über die Bedeutung der Bäume auf der Welt und besonders in ihrer Heimat zu sprechen. Die meisten Einheimischen haben alle ihre Bäume abgeholzt, um Feuerholz zum Kochen oder Land für den Ackerbau zu gewinnen. Damit bleiben der Region nur noch die Bäume in den Waldreservaten Thuma und Dedza-Salima. WAG und einige Freiwillige haben Schreibhefte, Buntstifte, Bücher und Unterrichtsmaterial besorgt und an den monatlichen Club-Treffen teilgenommen. Wir hoffen, dass es entlang der Grenzen der Waldreservate noch weitere Schulen geben wird, wo wir bei der Gründung oder Fortführung der Wildlife-Clubs helfen können.

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DIE PYRAMIDEN-ZEREMONIE – oder: wie man natürliche Ressourcen teilt

Den 12. Juli verbrachten die WAG-Scouts am Eingang des Reservats und warteten auf die Bewohner des Dorfes Mvululu, die nach Thuma kamen, um für einen ganz besonderen Anlass Feuerholz zu sammeln: die alljährliche Pyramidenzeremonie stand kurz bevor. Diese Feierlichkeit findet jährlich statt, dieses Mal am 23. Juli. An jenem Tag werden die Grabsteine an den Gräbern der Verstorbenen gesetzt. In die Steine werden die Namen eingebracht, um die Hinterbliebenen an den Tod des Familienmitglieds zu erinnern. Manchmal wird ein religiöser Segenswunsch ausgesprochen und die Verwandten der Verstorbenen veranstalten ein großes Mahl mit viel Bier für die Gäste – dafür wird einiges an Feuerholz benötigt.

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Etwa 12 Frauen wurden am Eingang von den Scouts empfangen und ins Waldreservat eskortiert. Die Wildhüter waren dabei, um für die Sicherheit der Frauen zu sorgen und gemeinsam sammelten sie fünf große Bündel Fallholz. Beim Sammeln sangen die Frauen und tanzten ausgelassen. Mit dem WAG-Jeep transportierten wir ihre schwere Fracht zurück ins Dorf. Die Rohstoffe mit den umliegenden Dörfern zu teilen ist etwas, das wir mit großer Freude unterstützen. Über viele Jahre hinweg ist dieses Stück Land für diese Art von Aktivitäten genutzt worden – die Menschen kamen und sammelten Honig, schlugen Bambus und Pfähle, um ihre Häuser zu bauen und vieles mehr. Da der Wald nun ein Schutzgebiet ist, wurde den Menschen per Gesetz die Möglichkeit genommen, all diese Rohstoffe kostenlos zu nutzen – durchaus ein Grund für Verbitterung gegenüber der WAG (obwohl diese lediglich den malawischen Gesetzen folgt). Die Rohstoffe kontrolliert zu teilen zeigt jedoch, dass eine Vereinbarung zwischen Naturschutzprojekten und der Bevölkerung und zum Vorteil für beide Seiten möglich ist. Außerdem bekommen wir somit die Gelegenheit, unsere Nachbarn persönlich zu treffen, mit ihnen ins Gespräch zu kommen und ihnen zu helfen. Sie wiederum können uns kennen lernen und sehen uns damit in einem viel positiveren Licht. WAG wird die Möglichkeit wahrnehmen, wann immer sich eine Gelegenheit dafür bietet.

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FUSSBALL-MANIE IN MALAWI

Im letzten Monat hatten wir für 12 Tage zwei großartige Freiwillige aus Holland zu Gast. Während ihres Aufenthalts organisierten sie ein Fußballturnier für die Schulkinder aus den Dörfern an der Ostseite Thumas. Sie hatten in Europa Spenden gesammelt und kauften für jeden Schreibhefte (mehr als 500!), besorgten Fußbälle, Stifte, Fußballtrikot mit der Aufschrift „Thuma“ und vieles mehr. Sie organisierten einen Wettbewerb zwischen zwei Dorfschulen – Kabvunguti und Namachete. Es gab zehn Mannschaften und fünf Spiele, gefolgt von Elfmeterschießen mit 20 Kindern jeder Schule. Fantastisch war auch, dass acht Mädchen teilnahmen. Der Gewinner erhielt als Preis einen Fußball. Alle Dorfbewohner waren auf den Beinen und schauten bei den Ereignissen vorbei, während stolze Eltern ihren Sprösslingen zusahen. Der Tag war ein großer Erfolg für alle, die beiteiligt waren. Ein großer Dank an Bram und Dan!

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Ein paar tolle Schnappschüsse aufgenommen von unseren Freiwilligen aus Schweden und den Niederlanden

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Eine Vogelspinne, die in der Dusche lebt.

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Eine hochgiftige Lianennatter hat gerade ein Chamäleon gefangen.

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Ein Scharlachweber.

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Ausblick vom Camp

 

Wir bitten um Ihre Unterstützung!

zum Schutz der Elefanten Afrikas

zum Ausbau des E-Zauns

für die Finanzierung eines Wildhüter-Gehaltes