R.E.A.e.V. hilft den Wüstenelefanten

Nach einem Hilfeaufruf von Dr. Iain Douglas-Hamilton ( Save the elephants ) an unseren Verein spendeten wir spontan die noch benötigten Gelder zur Umsetzung eines einzigartigen Projektes zur Rettung der letzten Wüstenelefanten in Westafrika. Für solche Aktionen hält REA immer einen „Notgroschen“ bereit – und wir hoffen nun auf Ihre Hilfe unsere Kasse wieder etwas aufzustocken.

Lesen Sie den ausführlichen Bericht:

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SCHLIMMSTE DÜRRE SEIT 26 JAHREN BEDROHT DIE LETZTEN WÜSTENELEFANTEN IN WESTAFRIKA

Die Zukunft einer Herde seltener Wüstenelefanten in Mali wird von einer der schlimmsten Dürren seit Menschengedenken bedroht. Der Wasserstand war am Ende dieser Trockenzeit (Ende Mai) auf dem niedrigsten Niveau seit einem viertel Jahrhundert und bedroht das sonst so friedliche Zusammenleben zwischen Elefanten und den einheimischen Viehhirten. Die 350 bis 450 Elefanten in Gourma gehören zur letzten Herde, die soweit nördlich in Afrika, hier in der Sahelzone am Rande der Sahara, zu Hause ist. Sie haben sich den harten klimatischen Bedingungen angepasst, in dem sie sehr lange Strecken auf der Suche nach Futter und Wasser zurücklegen und allein vom kargen Angebot dieses Ökosystems überleben können.

Die Organisationen Save The Elephants (STE) und die WILD Foundation (WILD) haben diese letzten seltenen Wüstenelefanten in Zusammenarbeit mit der Naturschutzbehörde des Malischen Umweltministeriums (Direction Nationale de la Conservation de la Natur, DNCN) beobachtet. Diese einzigartige Elefantenherde befindet sich jetzt, in Zeiten des Wassermangels, in einer verzweifelten Situation und daher möchten wir einen Aufruf starten, um sie zu retten.

Die Jungtiere sind von der Dürre am schlimmsten betroffen, denn anders als bei den großen Bullen, sind ihre Rüssel nicht lang genug um das noch übrig gebliebene Wasser am Grund der Wasserlöcher zu erreichen. Es wurden bereits sechs tote Elefanten gefunden. Vier weitere, darunter drei Kälbchen, wurden vor Kurzem aus einer flachen Grube befreit, in die sie auf der Suche nach Wasser hineingefallen waren. Nur der größte überlebte.

Dr. Iain Douglas-Hamilton von Save The Elephants beobachtet das Einzugsgebiet dieser Herde schon seit den 1970er Jahren. Er sagt, „in der Region Gourma in Mali leben die letzten Elefanten der Sahel-Zone. Ihr Lebensraum ist seit den 1970ern immer weiter geschrumpft – aufgrund von Klimawandel und Überweidung durch landwirtschaftliche Nutztiere. Diese Elefanten haben die längste Wanderroute in Afrika und bewegen sich entgegen dem Uhrzeigersinn auf einem Umkreis von etwa 700 km. Am Ende der Trockenzeit finden sie lediglich eine Handvoll seichte Gewässer, bevor diese im Juli und August durch den Regen wieder aufgefüllt werden.“

Durch unregelmäßige Niederschläge in 2008 ist der Wasserstand in der Region Gourma in diesem Jahr extrem niedrig. Der Pegel des wichtigsten Sees, Banenza, war 1983 zum letzten Mal völlig ausgetrocknet. Damals musste die Armee mit Tankwagen voll Wasser zu Hilfe kommen. Auch 2000 war ein Dürrejahr und die Regierung Malis baute am Banzena-See zwei Bohrlöcher mit Pumpen, die durch Diesel-Generatoren betrieben wurden. Die beiden Brunnen sind ca. 95 m tief und erreichten den Grundwasserspiegel. Im Januar 2009, als bereits abzusehen war, dass die Trockenzeit überdurchschnittlich hart werden würde, wurden die Pumpen wieder instand gesetzt.

In den vergangen Jahren haben Save the Elephant und die WILD Foundation in Zusammenarbeit mit dem DNCN die Bewegungen der Elefanten mittels neun GPS-Halsbändern geortet und beobachtet. Drei Mal täglich werden via Satellit die stündlichen Aufenthaltsorte der Elefanten übertragen und geben uns so in Echtzeit Informationen über die Aktivitäten der Elefantenherden.

Mitte Mai kehrte Jake Wall, ein Wissenschaftler von Save the Elephants, zum Banzena-See zurück. Er sagte, der See sei fast ausgetrocknet. „Für die Touareg und die Pheul ist die Lage ebenso prekär, denn auch sie müssen ihre Rinder am Banzena-See tränken. Viele Kühe sterben jetzt täglich, weil sie verdursten oder einfach, weil die Temperaturen mit 50-°C im Schatten einfach unerträglich sind. Der Gestank von verwesenden Körpern liegt in der Luft, und was an Wasser übrig geblieben ist, riecht faulig und ist gänzlich untrinkbar.“ Er berichtete von Elefanten, die auf der Mitte des Sees gefangen saßen, weil hunderte Kühe am Ufer tranken.

Es gibt jetzt nur noch sehr wenige Möglichkeiten für die Elefanten, um an Wasser zu kommen und wir beobachten immer unregelmäßigere Wanderungen auf ihrer Suche nach Futter und Wasser, immer weiter weg von ihrer üblichen Wanderroute. „Anfang Mai gab es ein paar kleine Schauer etwa 20 km südlich von Banzena, die ein paar Senken wieder ein bisschen füllten. Diese reichten aber nur für ein paar Tage und jetzt müssen die Elefanten wieder in den Norden an den fast ausgetrockneten See ziehen.“ In einem ausgetrockneten See ca. 50 km östlich von Banzena, versuchten sich 6 Bullen zu helfen, indem sie sich auf den Boden Knien und mit ihren Rüsseln so tief wie möglich in ein Loch vordringen, das die Touareg gegraben haben, um an das 3 Meter tiefe Wasser zu gelangen. Die jüngeren Elefanten, die noch nicht so groß und geschickt sind, können das Wasser kaum erreichen. Die langen Wegstrecken, hohen Temperaturen und der geschwächte Gesundheitszustand setzen vor allem ihnen zu. Mittlerweile ist auch einer der 6 Bullen verdurstet.

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Jake Wall sagt, “Ich habe selbst erlebt, wie schwierig die Situation für die Jungtiere werden kann. Letztes Jahr, während einer Aktion in der wir Tiere mit Sendern ausgerüstet haben, sah ich drei Elefantenkälber, die in einem Schlammloch gefangen saßen – zusammen mit einer halbwüchsigen Kuh. Das Altersmuster dieser Gruppe ließ vermuten, dass sie ihre Leitkuh verloren hatten. Die halbwüchsige Kuh hatte die Jüngeren offensichtlich in eine wasserarme Region geführt. Als sie dann auf dieses Loch stießen, das die Hirten zum Tränken für ihre Rinder ausgehoben hatten, sind sie beim Versuch zu Saufen, wohl hineingefallen und im Schlamm stecken geblieben – für drei Tage! Unser Team zog sie nacheinander heraus, aber sie waren schon so schwach, dass nur das ältere Weibchen überlebte. Wir haben ihr ein GPS-Halsband angelegt und konnten danach verfolgen, wie rasend schnell sie die 80 km zum Banzena-See zurücklegte.“

Jake Wall erklärt, dass es für die Elefanten in Gourma dieses Jahr sehr knapp war. Zum Glück haben Ende Mai endlich leichte Regenfälle eingesetzt und die Elefanten wieder in den Süden gelockt. Ansonsten wären sie gezwungen gewesen, am nunmehr völlig vertrockneten Banzena-See zu bleiben. Die Stimmung zwischen den Hirten und den Elefanten war inzwischen sehr angespannt und wäre wohl bald eskaliert. Die Elefanten suchten verzweifelt etwas Ruhe in Banzena und fanden einen Ort, der mit Menschen und Viehherden völlig übersät war. Das ist nämlich die eigentliche Tragödie in Gourma. Die Mali-Elefanten sind normalerweise bemerkenswert tolerant gegenüber Menschen. Ich habe es selbst schon miterlebt, dass eine Ziege direkt neben dem Fuß eines 6 Tonnen schweren Elefantenbullen graste, der sich davon überhaupt nicht beeindrucken ließ. Umgekehrt werden die Elefanten auch von den Nomaden akzeptiert. Sogar das Gegenteil ist manchmal der Fall, denn die Elefanten reißen Zweige von den Bäumen, die die Hirten an ihre Ziegen verfüttern. Außerdem folgen sie den Elefanten manchmal auf der Suche nach Wasser. Sie haben niemals Elfenbein gewildert oder benutzt. Letztes Jahr sah ich einen halbverwesten Elefantenkörper eines großen Bullen. Seine massiven Stoßzähne waren unberührt. Doch das Schicksal der Elefanten ist unwiderruflich vernetzt mit den Menschen in Gourma, und wenn sie keine Elefanten-Schutzgebiete bekommen, in die nur sie allein sich zurückziehen können, werden sie bald ganz aus Mali verschwinden.

Neben dem Einfluss der Menschen, v.a. durch Überweidung, spielen auch Klimaveränderungen und Desertifikation (Wüstenbildung) eine Rolle in der Bedrohung dieser Elefantenherde. Dass Banzena dieses Jahr völlig ausgetrocknet ist, könnte natürlich an klimatischen Schwankungen liegen. Aber nicht allein. Es wächst kaum noch Gras um den See. Durch Wind und Sonne erodiert der Boden und versandet. Außerdem schwindet auf dem sandigen Boden auch der Baumbewuchs, und der Boden ist ohne Wurzelwerk nicht mehr in der Lage, Wasser zu halten. Also sinkt letztlich der Grundwasserspiegel.

Die Elefanten werden dieses Jahr überstehen, da der Regen eingesetzt hat und weil ihnen sofort geholfen werden konnte – durch die Instandsetzung der Wasserpumpen und dem betonierten Wasserspeicher.