Newsletter aus Kenia / die Eli-Waisen im September 2005

Die Waisen in Nairobi

Narripis Allgemeinzustand verschlechterte sich zur Monatsmitte hin, was wir auf das Durchbrechen der Zähne zurückführten, was gewöhnlich immer Fieber und Probleme im Magen-Darm-Trakt verursacht. Als Blut in seinen Ausscheidungen zu sehen war, griffen wir ängstlich auf ein anderes Antibiotikum zurück, denn wir wissen, wie stark Antibiotika das Immunsystem der kleinen Elefanten schwächen, und wir wussten, dass Narripi ein Kanditat der gefürchteten Lungenentzündung war. Andererseits wurde bereits ein Opfer erfolgreich durchgebracht, und es gab Beispiele einer erfolgreichen Anwendung bei den Rindern der Massai. Diesem Weg folgend, der die Gaben von Joghurt mit einer Milch-Mixtur beinhaltete, verbesserte sich die Diarrhoe deutlich und wir hofften, den Kampf möglicherweise gewonnen zu haben. Aber es sollte nicht sein. Narripi starb schließlich am 4. Oktober.Der Höhepunkt des Monats war die Ankunft der kleinen Makena, ein winziges Elefantenmädchen aus Laikipia, welches am 20. September in die Nairobi Nursery kam. Von Beginn an war sie eine Besonderheit, sehr klein für ihr offensichtliches Alter, alles in allem aber äußerst verspielt und aktiv, und zur Verblüffung mit allen ersten Backenzähnen ausgestattet, was ein Alter von wenigstens 3 bis 4 Monaten bedeutet. Das Zahnen bei Elefantenkälbern findet gewöhnlich im Alter zwischen 1 und 4 Monaten statt.

Zwei kleine Elefantenmädchen beschäftigten das Nursery-Team im September ganz besonders – Naserian und Lualeni. Immer wieder rannten sie zurück zu den Stallungen, und auch sonst fand man die beiden nicht so weit außerhalb wie die anderen Elefanten. Buchuma verhielt sich gegenüber Rapsu besser in diesem Monat, und es ist interessant zu sehen, wie Kora kleine Rangeleien mit Buchuma anzettelt, die nichts mehr liebt als das! Es ist auch sehr erfreulich, Kora nun komplett geheilt zu sehen, mit molligen Backen und in guter körperlicher Verfassung. Er teilt mit Rapsu ein ausgeprägtes Zeitgefühl (sowie die Vorliebe für Milch), nicht selten suchen sie den “Mixer vom Dienst“ auf, wenn er auch nur ein wenig später damit fertig geworden ist!

Lualeni und Kora stehen sich sehr nahe, und Rapsu ist Freund mit jedem, ein sehr sanfter und lieber Charakter, weit entfernt von dem kleinen aggressiven Bullen mit einem blinden Auge, wie er vor einigen Monaten in der Nursery eintraf. Auch er ist inzwischen völlig geheilt, mit zwei strahlenden Augen und molligen Wangen, welches bei Elefantenbabys ein Zeichen von guter körperlicher Verfassung ist. Naserian und Lualeni verhielten sich beide äußerst mütterlich gegenüber Narripi und Makena, die jeden verzaubern, der die Elefanten besucht, da sie so klein sind und die Zuneigung geradezu erwecken. In diesem Monat war es Narripi, der ständiger Aufsicht bedurfte, eine aus Brunnenwasser geborgene Elefantenwaise, daher ein Kandidat für Atmungsprobleme, der zudem noch eine Betäubung für die Operation der Rüsselspitze ertragen musste, und so viel emotionalen und physischen Stress. Die kleine Makena ist ein Edelstein, verspielt, frech, enorm clever und auch schadenfroh – eine gewinnende Kombination!

Die Waisen in Voi

Der südliche Teil des Tsavo Nationalpark, in dem die Voi-Gruppe beheimatet ist, war im September extrem trocken, und ohne das Angebot an frischer Pflanzenkost, wie sie im Norden zur Verfügung steht, zeigten die älteren Waisen, insbesondere Emily, Aitong und Sweet Sally sehr bald dramatische Anzeichen einer reduzierten Konstitution. Dieses ist auch bei vielen der wilden Elefanten zu beobachten, von denen einige ebenfalls beginnen, sehr mager auszusehen.Emily lernte schnell, dass die Nahrungsergänzung mit Gerste, Kleie und Kokosmark, die sie bei den Stockades erhielt, eine willkommene Abwechslung war, und sie kehrte nun wieder täglich dorthin zurück.

Wie auch immer, aus irgendeinem (eindeutig sozialem) Grund entschied sich Aitong zusammen mit Sweet Sally über die ersten drei Wochen des Monats den Stockades fernzubleiben. Sie bevorzugten die Gesellschaft der ehemaligen Waise Mpenzi, die nun erfolgreich in die wilde Elefantengesellschaft des Parks integriert ist und die Rolle des Kindermädchens für Lissa’s zwei in der Wildnis geborene Kälber übernommen hat. Wir fragen uns, ob der Grund für Aitongs Verhalten darin liegt, dass sie hoch trächtig ist und die Zeit der Niederkunft bevorsteht? Vielleicht, und die Zeit wird uns die Antwort geben.

Als sie und Sally schließlich zurückkehrten, erschien Aitong sehr abgemagert, aber glücklicherweise hat sie es auch verstanden, dass zur Dürrezeit Extra-Rationen erhältlich sind, und schließlich kehrte auch sie regelmäßig zu den Stockades zurück. Seitdem verbesserte sich ihre Konstitution erheblich. Seltsamerweise wurde Sweet Sally durch die Trockenheit nicht im selben Ausmaß beeinflusst, aber Aitong hatte schon immer eine rund-schultrige und knochige Erscheinung, auch in den besten Zeiten, und der Gewichtsverlust während der Dürre betonte diese Charakteristik.

Immer, wenn die jüngeren Voi-Orphans die Zeit mit Emily und Aitong verbringen, sind sie sichtlich vergnügt. In ihrer Abwesenheit jedenfalls übernimmt Natumi die Führung, tüchtig unterstützt durch Icholta. In diesem Monat verbrachten die Waisen viel Zeit mit der Nahrungsaufnahme bis hinauf zum Mazinga Hill hinter den Stockades, und dieses allein machte einen Großteil der täglichen Routine dieses Monats aus.

Das Schlammbad ist für gewöhnlich die beste Gelegenheit für das Zusammentreffen mit wilden Elefanten, und die Voi-Gruppe hatte bereits zahlreiche solcher Begegnungen, außerdem Interaktionen, an denen Warzenschweine, Büffel und andere wilde Bewohner des Parks beteiligt waren. Die freundschaftlichen Bande mit einigen Individuen wilder Herden sind offensichtlich und unsere Waisen werden sehr gut toleriert durch weibliche Familiengruppen wie auch von den wilden Bullen. Jedoch, wie beim Menschen auch, gehen einige der Waisen mehr aus sich heraus als andere und schließen leichter soziale Kontakte, während andere eher zurückhaltend sind.

Mweiga genießt noch immer ihre zwei sehr höflichen besten Freunde und Helfer Mweya und Sosian, und ihr Pflichtgefühl gegenüber Mweiga ist wunderschön anzusehen. Wenn die anderen an den Hängen des Mazinga Hill hinaufkraxeln und der Aufstieg wird zu schwer für Mweiga, dann verbleiben die zwei hinter ihr und versichern ihr, dass es ungefährlich ist, oder verbleiben an ihrer Seite, wenn sie nicht weiter kommt, ein Verhalten, dass uns Menschen stets daran erinnert, wie mitfühlend und sorgsam Elefanten mit Familie und Freunden umzugehen pflegen.

Die Waisen in Ithumba

Unsere letzten Zugänge in Ithumba, Sunyei, Madiba, Ndomot und Galana haben sich wirklich sehr gut eingelebt und lieben ihre neue Umgebung und Freunde. Trotz der ausgeprägten Trockenzeit sehen sie alle “so fett wie Butter“ aus, da sehr viel verwertbare Pflanzenkost vorhanden ist , und sie alle sind sehr gesund. Die Hitze ist ein Faktor, der in erster Linie die jüngeren Waisen belastet, zeitweise greifen sie auf die Fähigkeit zurück, Wasser aus ihren Mägen zu entnehmen, um sich hinter den Ohren Kühlung zu verschaffen. Dieses ist jedoch ein üblicher Anblick unter wilden Elefanten in heißem Klima, und es ist erstaunlich, dass unsere Youngsters instinktiv wissen, was zu tun ist.

Sie alle werden geschickt geführt und wenn nötig diszipliniert durch Yatta, die sich sehr schnell zu einer beeindruckenden Matriarchin entwickelt. Sie nimmt ihre Verantwortung sehr ernst, überlässt aber den aufkeimenden Mini-Matriarchinnen Wendi und Sunyei ihre Führungsrollen beim Ausgang auf das Weideland oder zurück zum Schlammbad oder den Stockades am Abend, von allen als ein spezielles Privileg betrachtet. Yatta erfährt Hilfe durch die anderen drei älteren Elefanten, Mulika, Nasalot und Kinna, die ein wachsames Auge auf all die ungezogenen Jungen legen, und von denen gibt es einige in der Ithumba-Einheit.

Jedenfalls ist kein anderer so destruktiv und benötigt so regelmäßige Disziplinierung wie Napasha. Er fühlt sich größer als das Leben, und unkontrolliert würde er sehr schnell zu einem Ärgernis für viele der anderen, aber die älteren Waisen garantieren, dass es nicht so weit kommt. Aber es vergeht kaum ein Tag ohne Zwischenfall, in dem nicht Napasha verstrickt ist. Tomboi und Taita sind nun wilde kleine Bullen, und ihre Mätzchen werden gewöhnlich scharf beobachtet von zwei anderen aufkeimenden, ungezogenen kleinen Elefantenjungen, Madiba und Ndomot.

Olmalo ist noch immer Yattas favorisiertes Kalb, privilegiert mit bevorzugter Behandlung, aber sie ist ein edler und gutmütiger kleiner Elefant in ihrem eigenen Recht, und sie ist sehr schnell, die Neulinge zu unterstützen, ohne dass diese allzu viel Nutzen aus ihrer privilegierten Position ziehen sollen. Interessant die vier Babys, Madiba, Ndomot, Sunyei und Galana, die in einer festen Einheit verbleiben und jede Anleitung und Führung auf Sunyei abwälzen, so dass sie unter ihnen die Position einer Mini-Matriarchin einnimmt.

Die Beziehung zwischen Ndomot und Wendi ist so stark wie zu Zeiten, als sie die Nursery zusammen teilten, und es ist anzunehmen, dass diese starke Bindung ein Elefantenleben lang bestehen bleibt. Galana brauchte eine Weile zur Eingewöhnung, was verständlich ist, da sie keinen der älteren Ex-Nursery-Elefanten kannte, aber sie hat den Vorteil, ein geborener Tsavo-Elefant zu sein, so dass ihr die Vegetation, die Hitze und die wilden Bewohner des Parks vertraut sind.

An einem Tag auf der Nahrungssuche rund um Ithumba Mountain entdeckten sie eine Wasserstelle von Fallenstellern, die auf der illegalen Jagd nach “Bushmeat“ sind, verstecktes Wasser unter Felsblöcken, tief in den Abgründen einiger Felsen, und bei näherer Untersuchung fanden die Keeper Wasserbehälter hoch in einem Baum – alle entleert. Der Vorfall wurde selbstverständlich umgehend dem KWS gemeldet, der den Fall verfolgte.

Das mittägliche Schlammbad in diesen heißen Monaten war ein Fest – die kleinen Wasser-Babys Olmalo und Selengai und vor allem das ultimative Wasser-Baby Napasha verließen das Bad widerwillig, wenn die Zeit zum Aufbruch gekommen war. Das rote Staubbad ist ein tägliches Vergnügen, das leichte Einpudern mit Tsavos heller roter Lateriterde kreiert eine eindrucksvolle Körperbemalung, wobei die dunkelgraue Lehmmasse mit einer Textur aus rotem Staub obenauf einen malerischen Überzug formt.