Newsletter aus Kenia / die Eli-Waisen im April 2006

Die Nursery-Waisen


Koras Kieferwunde macht uns Sorgen, denn es ist nun zu einer ernsthaften Knochenentzündung gekommen, die sehr schwer zu behandeln ist. Nach Meinung unserer Veterinäre ist eine Operation erforderlich, um eine Kanüle zu legen, durch die ein Antibiotikum langsam, aber stetig einfließen kann. Ansonsten ist Kora aber zum Glück quickfidel. Wir werden also abwarten, ob die homöopathische Behandlung nicht doch erfolgreich ist, die er zur Zeit noch bekommt.

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Alle anderen Waisenkinder gedeihen sehr gut. Klein Kamboyo, unser neuestes Mitglied, ist ein absolut liebenswürdiger kleiner Elefant, der sich sofort ein Tag nach der Rettung zu den anderen Elis erfolgreich zu den anderen gesellt hat. Er ist der Liebling von Loijuk, einem sehr einfühlsamen Mädchen, das sich jetzt schon zu einer kleinen Mini-Matriarchin in der Nursery entwickelt. Lualeni und Makena sind immer noch unzertrennlich, auch Zurura und Kora sind sehr enge Freunde. Zurura kann es nicht lassen, beim täglichen Schlammbad vor den Zuschauern den Clown zu spielen. Dadurch provoziert er die ganze Zeit hindurch Makena. Das endet meist mit einem kleinen Schlammstreit, wobei Lualeni immer eingreift, um ihren Liebling zu beschützen. Challa wird immer liebenswerter und schubst nicht mehr so stark wie früher. Sidai dagegen, die stark unterernährt war, ist immer noch etwas ruppig, wenn es Milch zu trinken gibt. Aber das ist nichts Ungewöhnliches, wenn ein kleiner Eli so ausgehungert gefunden wurde wie Sidai. Sie und Orok sind eng befreundet, wobei Orok sich Menschen gegenüber weiterhin zurückhält – ausgenommen die Keeper, die ihm seine Milch bringen. So weigert er sich auch immer noch, eine schützende Decke auf dem Rücken zu tragen. Es muss wohl daran liegen, dass die KWS Rangers ihn bei seiner Rettung ziemlich unsanft behandelt haben – und da war auch eine Decke mit im Spiel. Das kann er wohl nicht vergessen… . Das ruhigste Baby in der Nursery ist immer noch der kleine Sian, der am liebsten Schutz bei Loijuk sucht und offenbar immer noch seiner Mutter nachtrauert, die in Amboseli gewildert wurde.

Die Ithumba-Waisen

Die Eli-Waisen verbringen ihre Tage mit lustigen Spielen in Schlammpfützen und jagen übermütig andere Tiere wie Kudus, Erdhörnchen und Paviane. Wie üblich vergnügen sich Jungs damit, gegenseitig ihre Stärke zu testen. Allen voran Napasha, der es nicht lassen kann, den anderen zu beweisen, dass er der Boss der Ithumba-Boys sein will.

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Alle sind mittlerweile gewöhnt an Sunyeis Streiche, wenn sie aus einem Dickicht gelaufen kommt, als ob sie furchtbar ängstlich wäre und sich dann über die Verwirrung der anderen freut. Dagegen versetzte sie alle mit ihrem tollen Gespür in Erstaunen, das den Waisen eines Tages wirklich aus der Bredouille half. Es war auf dem Weg zum Schlammbad, als sich die Waisenkinder in zwei Gruppen aufteilten. Eine Gruppe leitete Sunyei und eine leitete Yatta. Zu Yattas Gruppe gehörten Kinna, Nasalot, Mulika, Selengai, Ol Malo und Buchuma, aber sie kamen nicht wie üblich am Schlammbad an. Die Keeper warteten lange Zeit auf sie, bis sie einen Suchtrupp losschickten. Aber der Nieselregen hatten inzwischen die Spuren von Yattas Gruppe verwischt, und die Keeper waren ziemlich ratlos, weil sie nicht wussten, wo sie suchen sollten. Da ging Sunyei auf die Keeper zu und marschierte so lange vor ihnen auf und ab, bis sie ihr mit Sunyeis Gruppe folgten. Ab und zu stoppte Sunyei, hob ihren Rüssel, um die Witterung aufzunehmen, ging weiter – und tatsächlich: Nach mehr als einer Stunde Marsch stießen sie plötzlich auf Yatta und ihre Gruppe. Da wussten die Keeper, dass Sunyei ihre Sorge verstanden und die Initiative ergriffen hatte, um die verlorenen Waisen-Elis wiederzufinden. Wer würde da noch an der Intelligenz der Elefanten zweifeln? Das beweisen uns die älteren Waisen-Elis zwar schon seit langem immer wieder, aber es ist diesmal so erstaunlich, weil Sunyei noch nicht mal drei Jahre alt ist…
Sehr interessant finden wir auch, wie selbstsicher Yatta als Mini-Matriarchin inzwischen geworden ist. Schließlich hat sie ihre kleine Familie ziemlich weit von den Keepern weggeführt – und selbst Buchuma, der Liebling von Nasalot, ist ihr brav gefolgt, obwohl er irgendwann merken musste, dass er seine Mittags-Milchmahlzeit verpasst. Unsere Ithumba-Elefanten wachsen langsam heran!

Die Waisen in Voi

Der starke Regen, der diesen Monat in Nairobi und Ithumba gefallen ist, blieb in Voi aus. Der Boden war deshalb sehr trocken, es gab kaum frisches Grün. Was für die Waisen-Elis und ihre Keeper eine ziemliche Herausforderung bedeutete. Sie mussten lange Märsche in Kauf nehmen, um genug Futter zu finden. Mukwaju, der beste „Bergsteiger“ der Gruppe, führte seine Kumpel häufig auf die Hänge des Mazinga Hill geführt, weil es dort zwischen den Felsen noch mehr zu futtern gab als unten.
Große Aufregung herrschte, als Ex-Waise Lissa (20) mit ihrer jüngeren Tochter und Ilingwezi auftauchte. Ilingwezi hält sich seit kurzem gern und oft bei Emily, Aitong, Sweet Sally und Tsavo auf – wo vermutlich gerade auch Lissas ältere Tochter Lara spielte, denn sie war nicht mit dabei, als Lissa Ilingwezi zurückbrachte. Wie üblich freute sich Ilingwezi, die Nacht mit ihren „alten“ Freunden in den Stockades zu verbringen. Aber gleich früh am Morgen machte sie sich wieder auf den Weg, um Emiliys Gruppe zu treffen.
Bura 3.jpgDie privilegierte Rolle des Anführers der Waisen-Schar teilen sich zur Zeit Burra und Laikipia. Obwohl Burra erst fünf Jahre alt ist (Laikipia immerhin schon sieben!) hat er offenbar großes Talent, andere zu motivieren und vieles zu bewegen, was ihn für diese Position prädestiniert. Andere Gruppen-Mitglieder beweisen immr wieder, dass Elefanten ganz friedliebende Tiere sind. So ging Edie dazwischen, als Laikipia und Lolokwe eine Meinungsverschiedenheit hatten, und Icholta brachte Salama und Lolokwe nach einem Streit wieder zur Räson. Als Salama es nicht schaffte, Frieden zwischen den „Kampfhähnen“ Morani und Burra zu stiften, trompetete Mweya eine Nachricht zur „großen“ Natumi, die sofort ankam und die beiden Boys zur Ordnung rief.
Neu in Voi sind zwei ganz andere Waisenkinder: das kleine Zebramädchen „Serena“, das bei der Serena Lodge in Amboseli gefunden wurde, und ein Kudu-Baby, das ein Mann von Stamm der Orma gerettetn hatte. Er wurde gleich als Kudu-Keeper engagiert! Die beiden Neulinge bekommen in Kürze eigene Ställe neben den Stockades – im Moment müssen sie nämlich noch im Milch-Lagerraum übernachten…