Der Alltag beim David Sheldrick Wildlife Trust

Für den David Sheldrick Wildlife Trust beginnt ein weiteres Jahr der Rettung, Aufzucht und Auswilderung verwaister Elefantenbabys, während er sich gleichzeitig den vielen anderen Wildtieren sowie den Gemeinschafts- und Lebensrauminitiativen widmet. Wann immer in unserem Hauptsitz in Nairobi ein Anruf eingeht, besteht immer die Sorge, dass noch ein weiteres Elefantenkalb in Schwierigkeiten ist oder dass ein weiterer Elefant oder ein Wildtier schwer verletzt wurde



Tagtäglich wird an allen Einsatzorten des Trusts in Kenia: im Elefantenkindergarten in Nairobi, in der Zentrale in Kuluku, in Voi, Ithumba, Tsavo Ost, im Kibwezi-Wald, der Amu Ranch sowie von unseren Veterinäreinheiten in Tsavo, der Masai Mara und im Meru Nationalpark und von allen unseren Bodenteams, fieberhaft daran gearbeitet, auf die Meldungen und Notrufe zu reagieren, während die täglichen Routineaufgaben erledigt und Einsätze durchgeführt werden. Jeder Tag ist ereignisreich, manchmal herzzerreißend und manchmal erfreulich, aber an manchen Tagen werden alle unsere Teams an ihre Belastungsgrenze gebracht, während sie darum kämpfen, das Leben von Kenias dahinschwindenden Elefantenbeständen und bedrohten Wildtierarten zu retten. Mittwoch, der 8. Januar 2014, war genau einer dieser schwierigen Tage. Der erste Anruf, der bereits früh am 8. Januar einging, kam von Ian Craig vom Northern Rangelands Trust wegen der Rettung eines Waisen in der Sera Conservancy in Nordkenia. Das betreffende 6 Monate alte Kalb, das von den Conservancy Rangern entdeckt wurde, war in einen von Menschen angelegten Brunnen gefallen. Die Ranger befreiten das verlassene Kalb erfolgreich, aber es ist nicht bekannt, wie lange das Elefantenbaby in dem Brunnen feststeckte, während es bis auf Augenhöhe untergetaucht war und ausschließlich durch den Rüssel atmen konnte. Im Elefanten-Kindergarten in Nairobi wurde sofort der Plan gefasst, ein Rettungsflugzeug mit einem Pfleger-Team zur Sera-Landebahn loszuschicken.

Eins der Rettungsteams ist einsatzbereit
Während die Vorbereitungen getroffen wurden, kam ein zweiter Anruf. Diesmal aus der Masai Mara, wo eine verletzte Löwin mit einem Speer, der tief in der Vorderpfote steckte, aufgefunden wurde, die dringend die Hilfe eines Tierarztes benötigte. Die Löwin wurde von Massai-Hirten durchbohrt. Die Ranger dieses Gebietes beobachteten sie die ganze Nacht hindurch und beschützten sie vor Hyänen und erstatten dann dem Kenya Wildlife Service offiziell Bericht. Der Kenya Wildlife Service gab gemeinsam mit dem David Sheldrick Wildlife Trust grünes Licht, einen tierärztlichen Lufteinsatz durchzuführen, denn die vom David Sheldrick Wildlife Trust finanzierte mobile Veterinäreineit der Mara war im Urlaub. Bei dieser Operation war der zuständige Veterinär des Kenya Wildlife Service, Dr. Mijele, dabei, der mit dem „Sky Vet Programm“ von Nairobi aus in die Masai Mara geflogen wurde, um den Speer zu entfernen und die Wunde der Löwin zu behandeln.

Dr. Mijele bereitet den Betäubungspfeil für den Löwen vorDer Speer in der Pfote der jungen Löwin
Der Speer ging direkt durch die LöwenpfoteDie Wunde musste gesäubert und mit vielen Stichen genäht werden
Während das Flugzeug mit Dr. Mijele Richtung Westen zur Masai Mara flog und das Sera Conservation-Rettungsteam nach Norden, erreichte uns eine weitere Meldung von der Rukinga Ranch, die an den Tsavo Park angrenzt. Bereits am Vortag flog das Sky Vet Programm den Tierarzt Dr. Kaitho dorthin, um nach einem verwundeten Elefantenbullen zu suchen. Der Elefant war in einem äußerst schwierigen Gelände und trotz der Tatsache, dass sie zu Fuß unterwegs waren, hatten sie keinen Erfolg, nah genug heranzukommen, um in zu betäuben. Trotz vieler Stunden wurde der Bulle von dem Team, das vom Piloten des David Sheldrick Wildlife Trust, Nick Trent, geflogen wurde, seit diesem Tag nicht mehr gesichtet, aber die Suchaktion ging weiter.

Im Elefanten-Kindergarten in Nairobi erhielten wir unterdessen noch eine weitere Meldung, diesmal vom Kenya Wildlife Service im Amboseli Park wegen einer Elefantenkuh, die die Veterinär-Lufteinheiten des Kenya Wildlife Service und des David Sheldrick Wildlife Trust schon bereits am 19. Dezember 2013 behandelt hatten. Sie ist eine bekannte Elefantenkuh namens Zombie aus der ZA-Familie. Leider hat sich ihr Zustand, trotz keiner ersichtlichen Verletzungen, seit ihrer Behandlung im Dezember nicht verbessert. Sie war offensichtlich sehr krank und hatte eine junges Kalb von etwas über zwei Jahren bei sich. Als ihre Kräfte nachließen, wachte ihr Kalb in den Wochen, in denen sie schwächer wurde, an ihrer Seite. Als das Veterinärteam die Elefantenkuh im Dezember behandelte, stellte es fest, dass sie keine physischen Verletzungen hatte, allerdings war der Wert ihrer Körperkondition äußerst schlecht (2,5 auf einer 5-er Skala). Das Muskelgewebe des Elefanten hatte sich abgebaut, weil das Tier einen beträchtlichen Zeitraum nicht richtig ernährt war. Nachdem sie mit Antibiotika, Stoffwechsel aktivierenden Mitteln und Entzündungshemmer behandelt wurde, erholte sie sich und wurde schnell mit ihrem Kalb wiedervereint. Leider steckte sie nur wenige Wochen später, am 07. Januar 2014 abends, in einem schlammigen Wasserloch fest und da sie zu schwach war, um wieder aufzustehen, blieb sie in einer liegenden Position. Ihr Kalb blieb an ihrer Seite und tat sein bestes, während der Nacht die Hyänen abzuwehren, die versuchten, sich an seiner sterbenden Mutter zu laben. Die Gemeinde-Scouts und die Ranger des Kenya Wildlife Service, die den Zustand der kranken Mutter beobachteten, erkannten bald, dass es wenig Hoffnung für ihr Überleben gab und entschieden, die Veterinär-Lufteinheit zu Rate zu ziehen.

Es wurde alles unternommen, Ziwas Mutter zu helfenZiwa wollte nicht von der Seite seiner kranken Mutter weichen
Der Tierarzt vom Kenya Wildlife Service, Dr. Lekololo, startete seine Reise zum Amboseli Park mit einem zweiten Elefanten-Rettungsteam, bestehend aus Pflegern des David Sheldrick Wildlife Trust, das für den traurigen Fall erforderlich war, das die Elefantenmutter nicht überleben würde und ihr Kalb Waise würde. Zeitgleich kam das erste Rettungsteam nach einem 1 -½ stündigen Flug in Nordkenia, im Sera Conservancy, an. Die Gemeinde-Ranger kümmerten sich am Abend zuvor in ihrem Camp um das Elefantenbaby, bevor die Waise zur Sera-Flugpiste gebracht wurde, wo man eine einfache Boma (Hütte) errichtete, um das Elefantenbaby dort unterzubringen, während sie darauf warteten, dass das Rettungsflugzeug ankam. Das Kalb war schwach, da es über einen längeren Zeitraum ohne Nahrung war und es brauchte dringend Flüssigkeit und es nahm sofort beides an: Milch und Wasser. Sie wurde sofort für den Flug vorbereitet und kam während des Rückfluges nach Nairobi an einen Tropf. Nach der Ankunft in Nairobi zeigte die Blutuntersuchung eine sehr ernste bakterielle Infektion, so dass davon auszugehen ist, dass das Elefantenbaby schon einige Zeit im Brunnen gefangen war, bevor es gerettet wurde. Uns wurde berichtet, dass der Wasserstand im Brunnen so hoch war, dass die Augen des Elefantenbabys eine ganze Weile unter Wasser waren, was eine furchtbare Augeninfektion verursachte und sie erblinden ließ. Wir nannten sie Losesia, nach der Losesia-Gemeinde dieses Gebietes.

>Jeder hilft Losesia, ihre erste Milchflasche anzunehmenLosesia auf dem Flug zum Elefanten-Kindergarten
Dr. Lekololo kam bald mit den Pflegern im Amboseli Park an und fuhr vom Landeplatz zur kranken Elefantenmutter und ihrem Kalb. Das Veterinärteam kam schnell zu der Entscheidung, dass die Situation der Elefantenkuh so schlimm war, dass sie eingeschläfert werden musste. Der Baby-Elefantenbulle wurde erfolgreich betäubt und eingefangen und wurde Ziwa genannt.

Alle versammeln sich, um zu helfen, Ziwa zu transportieren
Während das passierte, brach Sagalla, eine der Neuankömmlinge, zusammen. Sie wurde in Tsavo Ost aus einer Kabelschlinge befreit, die sich um ihr Bein schnürte, ihre Schmerzen müssen unvorstellbar gewesen sein. Und trotz aller Anstrengungen und einem tapferen Kampf, schwand ihre Lebensenergie. Obwohl sie unter diesen grausamsten Umständen so tapfer kämpfte, starb Sagalla um 16:00 nachmittags

Die tapfere Sagalla mit ihrer schrecklichen VerletzungAlles, was möglich war, wurde für Sagalla unternommen
Vor Sonnenuntergang kehrten alle Rettungs- und Veterinärteams zu ihren Basisstationen zurück. Der Elefanten-Kindergarten begrüßte zwei neue Waisen: Ziwa und Losesia. Das “Sky Vet Team“ der Masai Mara hatte erfolgreich den Speer aus der Pfote der Löwin entfernt und gab eine gute Prognose für ihre Genesung ab, während die Suche nach dem verletzten Elefantenbullen bei der Rukinga Range fortgesetzt wird. Wir verloren einen Elefanten im Amboseli Park und unsere geliebte kleine Sagalla, die so grausam zugerichtet wurde, aber keinen der beiden haben wir verloren, ohne nicht wenigstens alle Anstrengungen unternommen zu haben, sie zu retten. An diesem, wie auch an jedem anderen Tag, haben wir dazu beigetragen, das Leben vieler anderer zu retten.

Edwin untersucht Losesia bei der Ankunft im Elefanten-KindergartenZiwa ist wohlbehalten im Elefanten-Kindergarten angekommen
Das Waisen-Projekt, die Anti-Wilderei-Initiative, die Überwachung aus der Luft und die mobilen Veterinäreinheiten – alle diese Initiativen sind auf Ihre freundliche Unterstützung angewiesen.