Die ausgewilderten Big Boys auf Besuch bei den Elefantenwaisen in Voi

Selbst, wenn man Elefantenherden in der Wildnis beobachtet, stellt man mit Erstaunen immer wieder fest, wie geduldig und sanftmütig die Bullen mit den Jungtieren umgehen. Zum Beispiel am ausgetrockneten Flussbett des Tiva im nördlichen Teil des Nationalparks Tsavo-Ost, wo die Elefanten im Sand nach Wasser graben und jeder sich eigentlich selbst der Nächste ist, weil das Wasser so knapp ist. Dort sind es die Bullen, die die Kühe ablenken, damit zuerst die Babies saufen können. Sie beugen sich beschützend über die winzigen Elefanten und helfen ihnen beim Saufen. Ein weiteres Beispiel, das wir beobachteten, war ein Bulle, der ein ertrinkendes Kälbchen beherzt aus dem Mudanda Wasserloch rettete, während die Mutter von dem Unglück noch nicht einmal etwas zu bemerken schien, bis ihr Baby wieder an Land war. Aber auch unsere von Hand aufgezogenen Elefantenbullen haben ihre Fürsorglichkeit wieder einmal unter Beweis gestellt!

Die Waisen verfolgen ein Kälbchen

Burra und Laikipia führen die Gruppe an

Laikipia und die Waisen

Am 14. Januar 2011, kam die zehnjährige Mweya allein zu den Stallungen in Voi. Mweya stammt aus Uganda und ist inzwischen Mitglied in Emilys „wilder“ Herde Ex-Waisen. Die in Voi lebenden Jungelefanten brauchen noch regelmäßig Milch und sind daher noch auf die Betreuung der Keeper angewiesen. Mweya wollte sie nun an diesem Tag unbedingt zum Grasen in den Busch führen, was Lesanju, die ihre Gruppe nur ungern teilt, gar nicht gefiel. Als sie ihr Ziel, den Fuße des Mazinga-Berges, erreicht hatten, gesellte sich der 12-jährige Lolokwe noch hinzu. Auch er lebt in Emilys Gruppe und hat sich offenbar abgeseilt, um ein bisschen Zeit mit den Kleinen zu verbringen. Für diese, ganz besonders für die kleinen Bullen, ist es immer etwas ganz Besonderes, wenn sie einen „Big Boy“ um sich haben. Für Mzima, Siria, Shimba, Taveta und Tassia war das ein wahnsinnig aufregendes Erlebnis und sie wichen ihm nicht mehr von der Seite.

Am 25. Januar kam Lolokwe noch einmal, und dieses Mal war er in Begleitung des zehnjährigen Burra und des 12-jährigen Laikipia. Laikipia ist inzwischen eine sehr imposante Erscheinung! Er war schon immer groß, überragt aber mittlerweile seine zwei Jahre jüngeren Freunde um einiges! Die Jungbullen aus Lesanjus Gruppe flippten aus vor Freude, die kleinen Kühe hielten lieber ein wenig Sicherheitsabstand, aus Angst, sie könnten bestiegen werden! Es war ein heißer Tag, und Siria war stolz, dass er bei den Big Boys im Schatten stehen durfte.

Laikipia paßt auf die Waisen auf

Laikipia, Eve und Emily

Schon am nächsten Tag besuchte die ganze Herde von Emily die Voi-Stallungen. Der 10-jährige Mpala machte Siria eine große Freude, in dem er sich mit ihm balgte. Siria war so begeistert, dass er seine gleichaltrigen Freunde am liebsten verlassen hätte, um mit den großen Ex-Waisen zu gehen. Die Keeper konnten ihn nicht überzeugen, zu bleiben – wohl aber seine Mittagsmilch, so dass er pünktlich von seinem Ausflug zurück kam!

Am 27. Januar kam Big Boy Laikipia allein und führte die Jüngsten zum Fressplatz in den Busch. Er blieb für drei Stunden, bevor er sich wieder seiner Herde mit den Ex-Waisen anschloss, die offenbar auch in der Gegend grasten. Schon am nächsten Tag war er zurück, dieses Mal begleitet von Burra. Die beiden großen Jungs verbrachten den ganzen Vormittag inmitten der aufgeregten Waisenherde. Mzima, Shimba und Siria genossen die kleinen Ringkämpfe mit Laikipia, der sehr vorsichtig mit ihnen umging. Sein Verhalten ließ kein Zweifel daran, wie wichtig es für junge Bullen ist, mit älteren Bullen zusammen zu sein und ihre Kräfte dosieren zu lernen. Während Burra anschließend im Busch blieb, brachte Laikipia die aufgeregte Gruppe noch zurück ins Stallgelände, wo sie ihre Milch bekamen. Nach dem Schlammbad kehrte er zu seinen Altersgenossen im Busch zurück.

Es wird einem warm ums Herz, wenn man diese großen Riesen, die selbst einmal kleine Elefantenwaisen waren, dabei beobachtet, wie feinfühlig sie mit den jetzigen Waisen umgehen, die um Vieles jünger sind, aber offenbar trotzdem als Teil der ganzen Waisenfamilie betrachtet werden. Besonders für die Jungbullen ist ein Besuch der Big Boys immer eine riesige Freude!

Lolokwe und Burra unterm Baum mit den Waisen

Mpala ringt mit Siria

Die Waisen spielen fröhlich mit den großen Elis