Die Eli-Waisen im Mai

Monatsbericht für die Nursery-Gruppe:

Der Tod des 2-jährigen Kudup am 10. Mai hat alle Zwei- und Vierbeiner in der Nairobi-Nursery schwer getroffen. Da er es ihm schon seit langer Zeit nicht gut ging, kam dieser Tag für uns nicht gänzlich unerwartet. Und trotzdem wollten wir uns nicht damit abfinden, weil die Ursache seiner Krankheit einfach nicht detektiert werden konnte. Die Obduktion ergab eher weitere Fragen als Antworten, da alle Organe (makroskopisch) gesund erschienen. Gewebeproben wurden zu Spezialisten nach Südafrika geschickt, wo die Labore einfach besser ausgestattet sind, und wir hoffen, dass wir so ein wenig Klarheit gewinnen.

Zwei weitere wichtige Ereignisse waren die Umzüge von Olare, Kibo und Kandecha am 13. Mai und von Murka, Naisula und Kitirua am 19. Mai nach Ithumba. Beide verliefen sehr gut, was wahrscheinlich auch dem neuen Elefanten-Truck zu verdanken ist. Somit haben wir jetzt noch elf Elefantenbabys in der Nairobi-Nursery.Naisula IMG_1397 (1)

Das Verschwinden von insgesamt 7 Elefanten hinterließ bei den verbliebenen Waisen ziemliche Verwirrung, was aber nicht überraschen sollte. Jetzt, da wieder mehr Platz zur Verfügung steht, haben die Keeper auch die Schlafquartiere neu aufgeteilt. Turkwel, Mutara und Makireti wurden in einem der eben frei gewordenen größeren Ställe untergebracht. Sities, Naipoki und Kainuk machte diese Veränderung aber offensichtlich zu schaffen, sie hatten plötzlich dünnen Stuhl, so dass die Entscheidung revidiert wurde. Turkwel ging also zurück in den Nachbarstall von Kainuk, Mutara wieder neben Naipoki und Sities zwischen die Ställe von Shukuru und Tano! Danach wurden alle schnell wieder ruhiger. Die kleinen Babys reagieren nun mal auf jede kleine Veränderung sehr sensibel!

Ishaga middle, Shukuru left and Makireti right IMG_2673

Die Löwen im Nairobi Nationalpark wurden im Mai immer dreister. Mittlerweile schnappen sie sich die Warzenschweine direkt vor den Augen der Keeper und der Elefanten und liegen nachts draußen vor den Stallungen. Die sonst so lustigen Warzenschweine sind daher ziemlich angespannt, denn einige aus ihrer Rotte wurden immerhin am helllichten Tage geschlagen! Am 23. Mai jagte ein großes Löwenmännchen mit stattlicher Mähne eines der Warzenschweine. Das Opfer schoss hinter den Keeper und den Elefanten aus dem Dickicht, als diese gerade ihre Mittagspause abhielten. Der Löwe war von diesem plötzlichen und unerwarteten Anblick so irritiert, dass er von seiner Beute abließ und das Warzenschwein entkam.

Die älteren Elefantenweibchen in der Nursery inklusive Sities vergöttern die kleine Naipoki. Alle wollen sie bemuttern, außer Turkwel, deren Lieblingsbaby Kainuk ist. Ishanga und Chemi Chemi sind die Wildfänge in der Gruppe, vor allem Ishanga. Das überrascht allerdings nicht so sehr, nach allem was sie durchgemacht hat. Sie wurde buchstäblich aus den Fängen eines Löwen gerettet – und das von den gefürchteten Menschen. Aufdringlichkeit und Aggressivität sind bei Baby-Elefanten ein Zeichen für eine psychische Störung, auch „Posttraumatisches Stress-Syndrom“ genannt. Nur die Zeit kann diese Störung heilen. Die Keeper mussten sie mehrere Male mit einer Auszeit bestrafen, weil sie Kainuk mit dem Kopf herum schubste. Dieses Verhalten ist unter Elefanten eine große Strafe und für diese von Natur aus ängstlichen Tiere eine ernste Drohung. Das andere „Schlitzohr“ der Herde ist Chemi Chemi, ein kleiner Freigeist, der sich im Moment am liebsten vor den Mädels aufspielt!

Chemi Chemi at the back with Tano and Shukuru IMG_2657

Monatsbericht für die Ithumba-Gruppe:

Wie schon so oft, erwarteten die Ex-Waisen die Ankunft der Babys aus der Nursery schon bevor sie in Nairobi losgefahren waren. Bereits seit zwei Tagen vertrieben sie sich die Zeit auf dem Stallgelände in Ithumba, bevor Olare, Kibo und Kandecha sich am 13. Mai auf den Weg machten. Sie wurden mit der üblichen Inbrunst von allen Ex-Waisen und ihren wilden Begleitern empfangen. Als Murka, Naisalu und Kitirua am 19. nachkamen, beobachtete ein etwa 18-jähriger Bulle, der seit Neuestem zu Yattas Herde gehörte, das Treiben aus sicherer Entfernung. Wahrscheinlich hat er Yattas Herde anschließend „informiert“, denn es dauerte nicht lange und sowohl Yatta mit den Ex-Waisen als auch Wendi mit ihrer Splittergruppe kamen zum Stallgelände, um den zweiten Schwung aus Nairobi zu begrüßen!

Die Wiedersehen der Nursery-Waisen hier in Ithumba war ein sehr bewegender und intensiver Moment und Ausdruck tiefster Erleichterung darüber, dass sich alle wieder hatten. Es war ganz anders als die vielen Male, an denen „einfach nur“ neue Waisen aus Nairobi ankamen, sich alle freuten und aufgeregt-freudiges Chaos herrschte. Dieses Mal standen sie zusammen in einen Kreis, die Köpfe eng aneinander gelehnt und völlig versunken, nur ein friedliches Kollern hörte man ab und zu. Die Einzige, die in diesem Moment außen vor blieb, war Ithumbah, die ja nie in der Nairobi-Nursery gewesen ist, sondern schon immer in Ithumba gelebt hatte und auch hier von den Keepern aufgezogen worden war. Sie schien ein bisschen verwirrt darüber, wo auf einmal all diese alten Freunde herkamen!

Nach der Begrüßung verbrüderten sich alle mit Yattas wildem „Gesandten“, der bis dahin still an der Tränke gestanden hatte. Keines der Waisen hatte Scheu, offenbar hatte er die Ausstrahlung eines vertrauenswürdigen Onkels! Wenig später verabschiedete er sich, war aber abends in Yattas Herde, als diese ins Stallgelände kam, um die Neuankömmlinge zu begrüßen. Wendi war bereits kurz vorher mit einer großen Splittergruppe eingetroffen.

Viele der natürlichen Senken in Ithumba sind inzwischen wieder ausgetrocknet, so dass die wilden Elefanten oft zum Saufen an die Stalltränke kommen. Manchmal zusammen mit den Ex-Waisen, manchmal ganz allein. Die Ex-Waisen kamen diesen Monat zweimal täglich zum Saufen und trafen die Babys entweder im Busch oder am Schlammbad. Nicht immer kamen alle zusammen, meistens waren es einzelne Herdenmitglieder oder eine kleine Gruppe unter der Leitung von Wendi. Dazu gehören in der Regel alle ehemaligen Nursery-Leitkühe und einige der Jungbullen. Yattas Gruppe besteht aus den älteren Ex-Waisen Mulika, Kinna, Nasalot, Selengai, Buchuma, Napasha und Orok. Die ganz Großen sind oftmals in Begleitung wilder Bullen, wie z.B. „Mgeni“. Den haben wir seit letztem Monat nicht mehr gesehen. Wendi blieb den ganzen Monat eng mit den Waisen in Kontakt: am 2. Mai kam sie abends ins Stallgelände, am 7. Mai trafen sie sich im Busch und sie führte sie zur Suhle, wo dann auch Yatta, Mulika und ein paar wilde Elefanten dazu stießen. Am 14. Mai trafen sie sich im Busch bei Kone; an jenem Tag hatte sie Yatta, Mulika, Sunyei, Selengai, Buchuma, Taita, Kora und einen wilden Gefährten dabei, am 16. waren es Galana, Chyulu, Lenana und die Bullen Rapsu, Zurua, Taita und Buchuma. Bei dieser Gelegenheit erhielten die Jüngsten von den Älteren eine Lektion zum Thema Futterpflanzen: die Kleinen folgten den Großen und sammelten (nicht fraßen!) alles, was sie fanden. Am 20. Mai gab es offenbar die nächste Unterrichtsstunde, dieses Mal von Yatta, Nasalot, Kinna, Selengai und den Bullen Napasha, Challa, Buchuma, Taita und Orok. Am 26. kamen Lenana und Chyulu und zeigten den Kleinen, was sie essen dürfen.

Wendis Gruppe war am 21. Mai wieder mit den Kleinen zusammen, und Yatta gesellte sich mit ihrer Herde zum Baden dazu. So ging es den ganzen Monat lang. Einzig am 15. Mai kam Lenana allein zu Besuch.

Nasalots Liebe zu Kilaguni hält an. Am 11. Mai war sie schon zeitig am Morgen an den Stallungen, um die Babys zum Fressen abzuholen, und wie immer galt ihre ganze Aufmerksamkeit Kilaguni. Am 24. Mai kam sie nur vorbei, um eine Runde mit Kilaguni zu kuscheln. Aber der scheint auch Kinnas Liebling zu sein!

Alles in allem war der Mai ein glücklicher Monat für die Waisen in Ithumba. Sie haben viel von den Großen gelernt und hatten viel Kontakt zu wilden Elefanten. Besonders beeindruckend war, dass sich die Ex-Waisen so viel Zeit genommen haben, um den Kleinen zu zeigen, was sie fressen müssen und dürfen. Jetzt, da die Pflanzen schnell vertrocknen und die Bäume und Büsche ihre Blätter abwerfen, werden z.B. Rinden und Wurzeln zu wichtigen Futterquellen!

 

Monatsbericht für die Voi-Gruppe:

Aus der Obduktion von Kudup erschließt sich für uns als einzig erklärbare Todesursache eine Absorptionsstörung, also eine Störung der Nährstoffaufnahme über die Darmschleimhaut. Da Dida ebenfalls schwächelt, haben wir den Milchersatz von ihrem Speiseplan genommen und durch Kokosnuss ersetzt. Die enthält Fette, die in der Zusammensetzung besser verträglich für Elefanten sind. Zusätzlich bekam sie Hafer, Milchwürfel und Luzerne. Dida ist jetzt drei Jahre alt, aber in ihrer körperlichen Entwicklung sichtbar beeinträchtigt. Zum Glück schmeckt ihr die Kokosnuss-Diät und Joseph Sauni, der Chef-Keeper in Voi, berichtet, dass es ihr scheinbar besser geht und ihr Bauch nicht mehr so aufgebläht ist.

Die Voi-Waisen hatten in diesem Monat viel Kontakt zu Emily und ihrer Herde. Am 1. Mai schlichen sich die Bullen Burra und Lolokwe an und jagten Dida und Ndii einen ordentlichen Schrecken ein. Lesanju musste sie sogar mit einem „Rüssel-Kuss“ beruhigen! Am 8. Mai verbrachte Emilys gesamte Herde den Tag mit den Kleinen. Burra forderte Siria zu einem Kräftemessen heraus, und schon ein paar Tage später, am 10. Mai, kam die Herde wieder zusammen. Dieses Mal war sogar Tsavo dabei! Der hat inzwischen beachtliche Stoßzähne. Tsavo hatte schon im vergangenen Monat mit einem wilden Freund vorbei geschaut, der war dieses Mal allerdings nicht dabei. Zuerst war er ein wenig zurückhaltend, aber es dauerte nicht lang und er mischte sich freudig unter seine Artgenossen und die Keeper.

Am Abend des 11. Mai kam Solango alleine, als die Waisen gerade am großen Wasserloch zugange waren. Hauptsächlich war er mit Siria beschäftigt, zu dem er eine enge Freundschaft entwickelt hat während er sein verletztes Bein kurierte. Er brachte die Kleinen abends zurück und blieb noch bis Mitternacht auf dem Stallgelände. Wie schön zu sehen, dass Solango wieder gesund ist und sich wieder überall hin bewegen kann wie und wann er mag.

Am 16. Mai gegen 16 Uhr nachmittags gesellte sich Emily zu den Waisen, die gerade auf dem Heimweg waren. Wie immer begrüßten sich alle enthusiastisch, es wurde trompetet, gekollert und uriniert. Solango balgte sich mit seinem Freund Siria. Schon am nächsten Morgen war die ganze Herde wieder da, dieses Mal kämpfte Siria aber mit Burra. Die beiden waren so ihn ihren Frühsport vertieft, dass sie weit hinter dem Rest der Gruppe zurück fielen und sogar rennen mussten, um den Anschluss nicht zu verlieren.

Am 20. Mai wurde Emily mit ihrer Gruppe an der Südseite von Mazinga Hill gesichtet. Eve, Emilys in der Wildnis geborenes Baby, wurde von ihrem Kindermädchen Sweet Sally bewacht. Und nur zwei Tage später trafen sich die Elefanten auf der anderen Seite des Berges. Gegen 15.30 Uhr brachten die Großen die Kleinen zurück zu den Ställen (früher als sonst) und holten sich eine kleine Zwischenmahlzeit ab. Danach grasten alle weiter zusammen und Dida, Ndii und Kenia folgten Edies Kälbchen Ella auf Schritt und Tritt. Dass sie nicht zu nahe kamen, wussten die Babysitter Mweya und Vita zu verhindern!

Am 23. Mai führte Icholta eine kleine Männergruppe an (Burra, Mpala und Solango) und traf die Kleinen im Stallgelände. Icholta und Mpala wollten beide mit Siria spielen, aber Siria war ein bisschen überwältigt von den großen Gegnern! Am 25. Mai kamen Icholta und Ndara, und Icholta wurde von den Rüsseln der Waisen abgetastet. Die Keeper meinten, sie sah aus „wie eine Königin“, die ihren Untertanen Audienz gewährt. Am 28. kam Seraa allein und brachte die Jüngsten zum Fressen in den Busch. Den ganzen Morgen waren sie zusammen und brachte sie zur Mittags-Milchflasche zurück. Dabei streckte sie ihren Rüssel so weit zu den Keepern, als ob sie auch eine Flasche abhaben wollte! Sie verließ die Waisen erst am Abend, als diese in ihre Schlafquartiere gebracht wurden.

Die Kleinsten hatten einen wunderbaren 30. Mai, als sie mittags beim Wasserloch eine große wilde Herde trafen. Siria und Wasessa sicherten sich ein paar Wrestlingpartner für eine Partie im Wasser, während Mzima und Tassia völlig hingerissen waren von einem winzigen Kälbchen, das jedoch nicht von der Seite seiner Mutter wich. Der Herde schien das Treffen sichtlich gefallen zu haben, aber später gingen sie weiter in Richtung Voi-Fluss. Allerdings kam die wilde Kuh mit ihrem Kälbchen noch am gleichen Abend in Begleitung eines wilden Bullen im Teenager-Alter zum Saufen an die Stalltränke. Leider waren die Waisen um diese Zeit schon in ihren Nachtlagern.

Icholta kam am 31. Mai noch einmal, und hatte Mweya dabei, die Siria herausforderte. Lesanju versuchte ihr Bestes, um die Gruppe zum Gehen zu überreden, aber niemand interessierte sich dafür. Offenbar hatte sie Angst, dass die älteren Kühe ihre Schützlinge „kidnappen“ wollen. Aber alle blieben bei ihr, als Icholta und Mweya drei Stunden später weiter zogen!