Umzug der Elefanten-Waisen

Der 13. Mai 2011 war ein weiterer wichtiger Tag in der Nairobi-Nursery, denn wieder einmal sollten drei Elefantenwaisen nach Ithumba in den Nationalpark Tsavo-Ost umziehen. Jetzt waren Olare, Kibo und Kandecha an der Reihe. Sie würden ihre ehemaligen Nursery-Freunde Kilaguni, Sabachi, Chaimu, Melia, Suguta und Tumaren wieder sehen. Außerdem erwartete sie ein Waisenelefant aus der Region Ithumba, das die Nursery übersprungen hatte und direkt in Ithumba untergebracht wurde – die kleine Ithumba.

Murka, Kitirua, Naisula move.jpg (6)

In Ithumba beginnt für die Waisen aus der Nursery die nächste wichtige Phase ihrer Auswilderung in die wilde Elefantengemeinschaft im Nationalpark Tsavo-Ost. Dieser Übergang wird ihnen erheblich erleichtert durch die 28 ehemaligen Waisen, die ihrerseits alle mit der Flasche in Nairobi großgezogen und anschließend in Ithumba ausgewildert wurden. Sie halten nach wie vor Kontakt zu den dort stationierten Keepern und den Elefantenwaisen, die noch betreut und gefüttert werden. Die Ex-Waisen betrachten alle Elefantenbabys aus Nairobi als Teil ihrer „Familie“, schließen sie in ihre großen Elefantenherzen, trösten, wenn nötig und überschütten alle Neuankömmlinge mit viel Liebe und Aufmerksamkeit.

Dieses Mal stand ein anderes Fahrzeug als sonst an der Laderampe der Nairobi-Nursery, ein Spezialfahrzeug, das eigens für den Transport von großen Elefanten konstruiert wurde. Die riesigen Türen waren mit Heu bedeckt und lehnten an der Rampe, die in drei von einander abgegrenzte, aber große Abteile führte. In jedem Abteil war Platz genug für einen Elefanten, und darum herum befanden sich Gänge, in denen sich die Keeper während der Fahrt aufhalten können. Die Elefanten können sich gegenseitig sogar sehen und berühren, und durch die Gatter mit Milch, Grünzeug, Wasser etc. gefüttert werden.

olare kibo kandecha move 089

Aus Erfahrung wissen wir, dass wann immer Waisen aus Nairobi umgesiedelt werden, die Ex-Waisen und ihre wilden Freunde am Zielort, dieses Ereignis schon vorher ahnen. Dieses Phänomen ist und bleibt uns Menschen ein Rätsel, und dieses Mal sollte es nicht anders sein. Alle 28 Ex-Waisen und ihre wilden Begleiter hielten sich schon am Tag vor dem Umzug im und um das Stallgelände in Ithumba auf. Es kann nicht am Futter- und Wasserangebot liegen, denn im Mai gibt es davon genug in Tsavo-Ost. Yatta, die Leitkuh der Ex-Waisen, wird tatkräftig unterstützt von Wendi, Makena, Galana, Sunyei, Chyulu, Lenana und Loijuk, die alle des Öfteren kleine Splittergruppen anführen.

Murka, Kitirua, Naisula move.jpg

Olare, Kibo und Kandecha hatten über eine Woche lang geübt, in und aus dem Lkw zu steigen. Olare musste nicht lange überredet werden, ihre Milch im Truck zu holen, während Kandecha schon etwas skeptischer war. Kibo dagegen wollte um keinen Preis festen Boden unter den (Hinter-)Füßen verlieren, und streckte sich so weit wie möglich in den Lkw hinein, um an seine Milch zu kommen. Wenn er sie nicht erreichte, dann ließ er diese Mahlzeit einfach aus!

Am Freitag, den 13. Mai gegen 3 Uhr morgens wurde es unruhig in der Nursery, denn um diese Zeit bekommen die Waisen immer ihre letzte Flasche vor dem Sonnenaufgang (nachts werden sie aller drei Stunden gefüttert). Alle bekamen ihre Milch – bis auf Olare, Kibo und Kandecha, denn deren Flasche warteten auf der Ladefläche des Lkw. Kibo und Kandecha brauchten eine Spritze Stresnil-® (Wirkstoff: Azaperon) zur Beruhigung. Die drei wurden dann von den Keepern über die Rampe in den Lkw geführt. Bei Olare klappte alles wie geschmiert, Kandecha zögerte ein bisschen und für Kibo waren einige kräftige Männer nötig, um ihn in den Lkw hinein zu schieben. Gegen 4.30 Uhr waren alle Elefanten und Keeper sicher untergebracht, und der Elefanten-Truck setzte sich langsam in Bewegung. Begleitet wurde der Lkw von Robert Carr-Hartley und zwei Freunden im Landrover.

olare kibo kandecha move 059

Komischerweise war es ausgerechnet Olare, die während der Fahrt immer nervöser wurde. Während eines kurzen Stopps konnte sie aber mit ein wenig Grewia (Sternenbusch) abgelenkt werden. Kibo und Kandecha ließen alles über sich ergehen, schließlich waren ihre Keeper bei ihnen, und sie schienen ihrer Menschenfamilie uneingeschränkt zu vertrauen. In Nairobi waren unterdessen alle anderen mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück geblieben. Obwohl klar war, wohin die Reise ging und dass das neue Zuhause ein Elefantenparadies war (mit einer Population von über 12.000 Elefanten, von der auch Kandecha abstammt), so würde man sie schrecklich vermissen. Alle drei Elefanten waren jetzt im besten Alter: mit zwei Jahren waren sie aus dem Gröbsten heraus, psychisch und körperlich stark genug und bereit für den nächsten Schritt zurück in die Wildnis.

olare kibo kandecha move 061

Gegen 10.30 Uhr fuhr der Lkw bereits durch das Ithumba-Tor im nördlichen Tsavo-Ost. Nun begann die letzte Etappe der Reise, und wie immer kamen alle Ex-Waisen zur Begrüßung und auch die sieben Ithumba-Waisen, die die Neuankömmlinge noch aus der Nursery kannten, standen parat. Wie Neuankömmlinge immer in Ithumba empfangen werden, kann man im IMAX Film „Born to be Wild“ miterleben. Im Film waren es Kilaguni, Sabachi und Chaimu, die am 7. Juni 2010 nach Ithumba gebracht wurden. Außerdem wurde auch die Rettung des kleinen Kandecha aufgenommen, der als kleine Waise bis zu seiner Rettung von 25 stattlichen Elefantenbullen in der Nähe von Kandecha im südlichen Tsavo-Ost bewacht und beschützt wurde.

olare kibo kandecha move 085

Die Begrüßung war wie immer sehr überschwänglich: ein Wirrwarr von neugierigen Rüsseln, ein Austausch von Elefanten-„Küssen“ (Rüssel-Maul-Kontakt) und jede Menge Kollern und Urinieren. Kandecha war hingerissen, wieder inmitten einer Herde großer Elefanten zu stehen. Vielleicht erinnerte er sich an die Zeit mit den 25 großen Bullen, nachdem er seine Mutter verloren hatte und bevor er gerettet wurde. Kandecha war nun der Kleinste, und so drehte sich alles um ihn, so dass Kilaguni ein wenig vernachlässigt fühlte.

olare kibo kandecha move 069

Noch am selben Nachmittag graste die ganze Herde in der Nähe des Stallgeländes, und als die Dämmerung hereinbrach, wurden die Jüngsten inklusiver der drei Neuankömmlinge in den Stallungen untergebracht. Die Älteren beobachteten alles ganz genau und blieben die ganze Nacht auf dem Gelände. Am nächsten Morgen waren sie wieder zur Stelle, führten die Waisen zum Fressen und zeigten den Neulingen ihr künftiges Zuhause. Gegen Mittag, beim Schlammbad, testete Kilaguni, ob er sich Nasalots Zuneigung noch sicher sein konnte und planschte ein wenig abseits der anderen. Er wurde nicht enttäuscht, denn Nasalot kam zu ihm und bewies, das er nach wie vor ihr Lieblingsbaby war!

olare kibo kandecha move 075

Wie so oft sind die Neuankömmlinge immer ein wenig wasserscheu beim ersten Schlammbad in Ithumba, da die Suhle hier um einiges größer ist, als das, was sie aus der Nairobi-Nursery kennen. Daher begnügten sie sich an ihrem ersten Tag mit ausgedehntem Wälzen in der roten Erde.

Kaum eine Woche später, am 19. Mai, sollten die nächsten drei Nursery-Waisen nach Ithumba umziehen: das kleine Wunder Murka, die schöne Naisula und ihre beste Freundin Kitirua. Alle drei haben sich von ihren schweren körperlichen und seelischen Wunden erholt. Murka hatte die Klinge eines Speers 25 cm tief in ihrer Stirn stecken und tiefe Axtwunden an ihren Hinterbeinen. Sowohl Naisula aus Archers Post im Samburu Nationalreservat und Kitirua aus dem Amboseli Nationalpark sind zwei Waisen, deren Familien vermutlich Wilderern zum Opfer fielen, in einer Gegend, wo viele chinesische Bauarbeiter tätig sind.

Murka, Kitirua, Naisula move.jpg (1)

Start der Reise war wiederum um 3 Uhr morgens, und keine der Drei wollte freiwillig auf den Lkw steigen. Offenbar konnten sie eins und eins zusammen zählen, schließlich waren nur eine Woche vorher drei ihrer Freunde mit diesem großen Kasten weg gefahren und seither nicht mehr gesehen… daher wurden alle mit Stresnil-® sediert und auf dem Truck verladen. Die Keeper glauben, dass Murka eine Gabe zum Hellsehen hat! In der Nacht bevor Tano von Nashorn Shida verletzt wurde, war sie schon sichtlich verstört gewesen. Selbiges spielte sich ab in der Nacht bevor die Löwen hinter dem Stallgelände einen Büffel töteten und sich eine Hyäne unter dem Container in der Nähe der Stelle versteckte, wo morgens immer die Milch angerührt wird. In der Nacht bevor sie nach Ithumba umziehen sollte, war sie völlig aufgelöst. Sie bellte die ganze Zeit und klapperte mit der Kette, die ihre Stalltüre geschlossen hält! Daher hatten wir uns schon darauf eingestellt, dass es Probleme bei der Verladung von Murka geben würde. Aber es kam anders, mithilfe der Medikamente verlief das Einladen sehr friedlich.

Murka, Kitirua, Naisula move.jpg (3)

Der Elefanten-Truck hat die Umsiedelung der Elefanten aus der Nursery in den Nationalpark Tsavo-Ost buchstäblich revolutioniert. Der riesige Mercedes-Transporter, den wir aus zweiter Hand in Mombasa gekauft hatten, war ein Glücksfall – in gutem Zustand zu einem vernünftigen Preis. Robert Carr-Hartley, Angela Sheldricks Ehemann, ist sehr handwerklich sehr begabt und technisch versiert und entwarf Pläne für den Umbau des Fahrzeugs, so dass die Elefanten es an Bord so angenehm wie möglich hatten und der Stressfaktor beim Transport minimiert werden konnte. Im Inneren gibt es drei gut belüftete Abteile, die durch Stahlgitter voneinander abgegrenzt. Zwischen diesen Abteilen verlaufen enge Gänge, so dass die mitreisenden Keeper mit den Waisen in Kontakt bleiben können, um sie z.B. zu beruhigen oder zu füttern. Eine Seite des Trucks kann man aushängen und auf die Laderampe legen, so dass die Elefanten leicht hinüber laufen können.

Im Landrover hinter dem Truck saß dieses Mal Daphne persönlich zusammen mit Robert und Tal Manor. Es gab nur zwei Stopps auf dem Weg, einen zum Schneiden der beliebten Grewia-Zweige als Leckerei für die Elefantenwaisen und ein zweiter Stopp zum Tanken. Den Elefanten ging es soweit gut, nur Murka wurde einmal nervös, als es von der asphaltierten Straße Richtung Mombasa plötzlich über die holprige Piste in Kibwezi ging.

Murka, Kitirua, Naisula move.jpg (4)

Als der Konvoi auf dem Stallgelände eintraf, war nur ein Bulle vor Ort an der Stalltränke. Keeper Benjamin erzählte, der Bulle sei mittlerweile ein Mitglied in Yattas Herde, sei aber heute allein gekommen. Als der Lkw geparkt hatte, liefen Murka, Naisula und Kitirua nur zögerlich die Rampe herunter. Sie beschnüffelten kurz die neue Umgebung, die aber merkwürdigerweise auffallend stark nach ihnen bekannten Elefanten roch… Es dauerte nur einen kurzen Moment, da kamen die elf Ithumba-Waisen schon um die Ecke geflitzt: Suguta, Chaimu, Tumaren, Melia, Kilaguni, Sabachi, Olare, Kibo und Kandecha zusammen mit Ithumbah, die als einzige nie in der Nairobi-Nursery gewesen war. Alle erkannten die Neulinge sofort, und begrüßten sie aufgeregt. Olare herzte Murka ganz besonders. Anders als bei vorangegangenen Begrüßungen war dies nicht nur einfach die Freude, einen Artgenossen zu sehen, sondern es schwang unglaublich viel Erleichterung und Dankbarkeit mit, dass sie alle wieder zusammen waren. Alle Ex-Nursery-Waisen standen still zusammen, drückten ihre Köpfe aneinander, berührten sich mit ihren Rüsseln und immer wieder hörte man ein weiches, ganz tiefes, friedliches Kollern. Es war unglaublich berührend, wie ein Dankesgebet sah es für uns Menschen aus. Nur eine gab es, die in diesem Moment völlig außen vorgelassen wurde: Klein Ithumba. Und sie schien wirklich verloren. Murka jedoch lief gleich zu ihr, tröstete sie kurz und kuschelte sich anschließend wieder an ihre Freunde.

Murka, Kitirua, Naisula move.jpg (5)

Die gesamte Gruppe, inzwischen waren es 13, gingen nun gemeinsam zur Tränke, wo sie Yattas wilden Freund begrüßten. Dieser musste um die 18 Jahre alt sein und war sehr entspannt inmitten der kleinen Elefanten. Er schien diejenigen auch zu kennen, die schon länger in Ithumba waren. Murka, Naisula und Kitirua waren schon alt genug gewesen, als sie verwaisten, und somit hatte niemand Befindlichkeiten. Nach einer Weile ging der Bulle weg, und die Waisen wurden von ihren Keepern in den Busch geführt, wo sie noch eine Weile grasen konnten. Als sie gerade verschwunden waren, tauchte Wendi mit ihrer großen Splittergruppe auf: Loijuk, Galana, Naserian, Lualeni, Chyulu, Sunyei, Sidai und Makena zusammen mit den Jungbullen Tomboi, Kora, Zurura und Kamboyo. Kora und Zurura haben inzwischen kräftige Stoßzähne entwickelt. Es tat gut, Kora endlich einmal wieder zu sehen. Er war inzwischen 7 Jahre alt und wieder völlig gesund. Wir erinnerten uns an seine dramatische Rettung, als er 100 m von der nächsten Wasserstelle entfernt im weit entlegenen Kora Nationalpark gefunden wurde – sein Kiefer von einem Projektil zerschmettert, dass vermutlich seine Mutter getötet hatte. Wir erinnerten uns, wie lange er leiden musste, wie viele Liter an Eiter aus seinem Kiefer drainiert werden mussten und wie stoisch er die tägliche Reinigung und Desinfektion ertragen hatte, die ihm sehr weh getan haben musste. Selbst über Jahre danach trat noch Eiter aus einer kleinen Öffnung der sonst verheilten Kieferwunde aus, aber jetzt scheint alles komplett verheilt zu sein. In den letzten drei Jahren hatte niemand mehr Eiter an seinem Kopf entdecken können. Davon abgesehen, dass eine Seite seines Kiefers ein wenig dicker war als die andere, war Kora ein hübscher Jungbulle in Yattas Gruppe geworden.

In der Zwischenzeit war Wendi (wie immer!) mehr an den Menschen als an den neuen Elefanten interessiert. Aber auch ihr und ihrer Gruppe fiel auf, dass sich hier gerade etwas sehr Emotionales abspielt und sie inspizierten neugierig, was da vor sich ging. Als Wendi in die Nursery gebracht wurde, war sie sogar noch mit Plazenta beschmiert. Wendi war seit ihrer Geburt unter Menschen und hatte immer eine besondere Beziehung zu ihrer Ersatzfamilie, besonders zu Robert, der regelmäßig neue Babys nach Ithumba bringt. Dieses Mal ging ihr Interesse aber noch weiter und sie musterte eingehend den Elefanten-Truck. Sie versuchte alle Tricks, um an den Keepern vorbeizukommen, die natürlich Angst hatten, sie würde die Spiegel kaputt machen oder den Lack zerkratzen! Sogar nachdem ihre Gruppe schon längst wieder verschwunden war, blieb sie noch bis mittags bis die Menschen weiter in Richtung Ithumba-Camp fuhren.

Murka, Kitirua, Naisula move.jpg (6)

Noch am selben Abend, gegen 17 Uhr, kamen wir zu den Stallungen zurück, um auf die Keeper und die Waisen zu warten. Wir hofften, dass auch Yatta inzwischen von den Neuankömmlingen wusste. Und so kam es auch, dass Yatta und Kinna, Nasalot, Mulika und Napasha bald danach auftauchten. Napasha, der mit 9 Monaten in die Nursery gebracht wurde und damals so unglaublich traurig über den Verlust seiner Mutter war, dass er sich nur noch zum Sterben hinlegte, und nicht einmal mehr aufstehen wollte, als ihn ein Hirte fand und dachte, er sei tot. Dieser Napasha war inzwischen ein gut aussehender 10-jähriger Bulle! Es war eine große Belohnung, ihn und all die anderen wieder zu sehen, erwachsen, gesund und glücklich. Jeder einzelne von ihnen ein Wunder für sich, und wären sie nicht rechtzeitig gefunden worden, dann wären sie heute wohl nicht mehr unter uns! Zu Yattas Herde gehören neuerdings auch ein 18-jähriger wilder Bulle und ein 8-jähriger Jungbulle. Mit ihr kamen ebenfalls Selengai, Taita (gerettet aus einem Abwasserrohr in Tsavo-West), Buchuma, Rapsu (inzwischen ein sehr attraktiver Bulle mit großen, kräftigen Stoßzähnen), Challa, Orok und Madiba aus Botswana – inzwischen erwachsene 8 Jahre alt, und längst kein Fremder aus dem Süden mehr, der einst wie ein zotteliges Mammut aussah und nicht zu verstehen schien, dass er ein Elefant war! Eingequetscht zwischen diesen großen Elefanten, wirkte der 5 Jahre alte Meibai wie ein Winzling! Er hatte sich selber in die Reihen der Großen befördert und hatte nie sonderlich viel Zeit für die Menschen übrig!

Nasalot versicherte sich zuerst, ob ihr Lieblingsbaby Kilaguni wohlauf war und begrüßte uns dann zusammen mit Yatta, Kinna und Selengai. Die drei warteten dann am Eingang auf die Ankunft der Waisen, und als diese auf dem Heimweg waren, liefen sie ihnen mit erhobenen Rüsseln und freudigem Trompeten entgegen. Die Waisen wiederum hatten viel mehr Interesse an ihrer Milchflasche als an den Kühen. Nasalot begrüßte Kilaguni schnelle mit einem „Rüssel-Kuss“, zog sich dann aber wieder zu Yatta und Kinna zurück, die draußen vor den Ställen der Neuankömmlinge standen, Willkommensgrüße kollerten und aufpassten, wie sich die Waisen ihre Flaschen abholten. Nasalot interessierte sich besonders für Murka und ignorierte erstmals Kilaguni im Nachbarstall (mit Melia, Sabachi, Tumaren und Chaimu). Murka spürte Nasalots Empathie, und als sie ihre Milch ausgetrunken hatte, steckte sie ihren Rüssel mehrfach durch die Drähte des elektrischen Zauns, um sie zu berühren. Zwischendurch stopfte sie sich immer wieder Grünzeug ins Maul.

Murka, Kitirua, Naisula move.jpg

Yatta ist offenbar trächtig, denn ihr Gesäuge ist deutlich geschwollen! Mulika war nicht sonderlich interessiert an uns Besuchern, sie blieb lieber an der Stalltränke. Rapsu, Buchuma und Napasha, die Bullen, waren neugieriger und begrüßten uns.

Als es dunkel wurde, kehrten wir ins Ithumba-Camp zurück, während die älteren Ex-Waisen noch bis 22 Uhr in der Nähe der Stallungen der Waisen blieben. Schon früh am nächsten Morgen kamen wir zurück, um die Babys dabei zu beobachten, wie sie ihre Ställe verließen und wie erstaunt sie waren, dass die Großen wieder auf sie warteten. Während die Kleinen friedlich in ihren Ställen geschlafen hatten, waren immer wieder wilde Elefanten auf dem Stallgelände gekommen und gegangen. Alle sahen an diesem Morgen entspannt aus, bis auf die kleine Ithumba, die ein wenig abseits stand. Wir waren uns sicher, dass der kommende Tag ein aufregender für die Waisen sein würde und es tat uns leid, dass wir nicht bis zum Schlammbad am Mittag bleiben konnten. Aber wir verließen Ithumba mit dem glücklichen Gefühl, dass die Babys aus Nairobi so liebevoll aufgenommen wurden.