Die Rettung von Asanje

Die ersten Meldungen über ein verwaistes Elefantenbaby erhielten wir bereits fünf Tage vor der eigentlichen Rettung von der Masai-Bevölkerung in der Nähe des Masai-Mara Naturschutzgebiets. Es wurde dort von den Hunden vertrieben. Später tauchte es auf der Grünfläche des Cotters 1920er-Camp in der Masai-Mara auf, soff am Wasserloch des Camps und blieb schutzsuchend in der Nähe.

 

Wir wurden von Calvin Cotter am 8. Oktober angerufen, doch es war schon zu später Stunde, sodass wir an diesem Abend keine Rettungsaktion mehr beginnen konnten. Am folgenden Morgen, am 9. Oktober, rief der Camp-Manager erneut an und teilte uns mit, dass das Kalb noch immer vor Ort ist und dringend gerettet werden muss, da sich sein Zustand sichtlich verschlechterte. Es gab einen Hyänenbau in der Nähe und mit jedem weiteren Tag und jeder weiteren Nacht sanken ihre Überlebenschancen drastisch. Es wurden keine Elefantenherden in der Nähe gesehen und Cotters Camp befindet sich nahe der Grenze nach Tansania. Das Schicksal ihrer Mutter ist ungewiss, doch wir vermuten, dass sie ein Opfer der Wilderei auf tansanischer Seite geworden war.

Das Kalb wird gefangenDas Kalb wird gefangen
Ein Antibiotikum wird vorbereitetDas Kalb wird auf die Transportmatte gelegt
Der Pilot hilft, das Kalb festzubinden
Unser Rettungsteam landete am Flugfeld in der Nähe des Camps und wurde von den Angestellten des Camps zum Kalb gebracht. Das Einfangen war eine große Aufregung für das Kalb und die Retter mussten die bewährte Technik anwenden, bei der sie eine Decke über das Kalb werfen und diese dann hinter den Ohren und am Nacken festbinden. Dann wurde ihr ein Beruhigungsmittel verabreicht um ihren Stress-Level zu senken. Dem Rettungsteam wurde schnell bewusst, dass sie zu groß war, um mit dem Fahrzeug der Lodge zum Flugzeug transportiert zu werden. Zum Glück waren viele Leute anwesend, die bei der Rettung dieses 18 Monate alten Elefantenkalbs eine große Hilfe waren. Die Angestellten der Lodge besorgten einen Traktor und einen Anhänger, mit dem das Kalb zum Flugfeld gebracht werden konnte. Sie wurde ins Flugzeug geladen, gesichert und festgebunden und kam für die Dauer des Flugs an eine Infusion.

Das Kalb und die RetterDas Kalb wird zum Traktor getragen
Das Kalb wird auf den Anhänger gelegtDas Kalb wird auf den Anhänger gelegt
Auf dem Weg zum FlugfeldDas Kalb kommt am Flugfeld an
Asanje kommt am Flugfeld an
Als das Team im Waisenhaus ankam war es bereits 20 Uhr. Sie wurde sofort abgeladen und in ein Gehege neben dem von Zongoloni und Bomani gelegt. Da wir regelmäßig neue Waisen bekommen, mussten wir die Gehegeeinteilung deutlich umstrukturieren, um alle unterzukriegen. Viele Waisen teilen sich zu zweit ein Gehege.
Wir haben den Neuzugang Asanje genannt, was „Liebling“ in der Sprache der Masai bedeutet. Sie ist ein liebevoller Elefant und hatte offenbar eine sehr einsame und furchtsame Zeit, bevor sie gerettet wurde.

Das Kalb wird ins Flugzeug geladenDas Kalb wird ins Flugzeug geladen
Das Kalb kommt an eine InfusionAuf dem Weg zum Waisenhaus
Asanje am Tag nach ihrer AnkunftAsanje ist nervös
Asanje bekommt die Aufmerksamkeit der Keeper
Asanje in ihrem GehegeAsanje begrüßt einen Keeper
Doch die Aufregung um Asanje war noch lange nicht vorbei. Im Laufe der nächsten Wochen wurde sie stärker und schloss sich den anderen Waisen im Busch an. Sie gewöhnte sich an den Tagesablauf und schloss neue und ganz besondere Freundschaften mit vielen Waisenhauselefanten. Doch gerade als wir dachten alles wäre gut, bekam sie eines Morgens plötzlich furchtbare Schwellungen an Hals und Kinn, wurde schlagartig schwächer, drehte sich im Kreis herum und schien nichts mehr sehen zu können. Wir brauchten mehrere Keeper um sie zurück in die Sicherheit der Stallungen zu geleiten. Edwin meldete ihren Zustand sofort an Angela, die veranlasste, dass Asanje intravenöses Cortison bekam, das ihr das Leben rettete. Sie hatte offenbar eine erhebliche anaphylaktische Reaktion gehabt. Die genaue Ursache wissen wir bis heute nicht, doch wir vermuten, dass sie möglicherweise von einer Kobra gebissen wurde. Sie kam an eine Infusion um wieder zu Kräften zu kommen und wurde tatsächlich von Tag zu Tag stärker. Die Schwellung ging zurück und sie begann wieder zu fressen.

Ein Keeper passt auf Asanje aufAsanje grast
Asanje im BuschAsanje im Busch
Asanje mit den Anderen im BuschDie süße Asanje im Gehege
Asanje im Gehege
Drei Wochen lang konnte sie nichts sehen, doch beeindruckenderweise fand sie sich noch immer zurecht und ein unwissender Besucher hätte nicht erkannt, dass sie blind war. Doch die Blindheit war nur eines von vielen Problemen, die wir mit Asanje hatten. Von Zeit zu Zeit hatte sie neue Schwellungen zwischen den Beinen und am Kinn und ihre Haut wurde rissig und blätterte ab. Ihr Zustand wurde schlechter und unsere Hoffnung, dass sie die Kraft haben würde, diese Tortur durchzustehen, sank von Tag zu Tag. Doch wundersamerweise erhielt sie mit der Zeit allmählich ihr Augenlicht zurück.

Asanje geht es schlechtAsanje ruht sich aus
Während dieser Zeit bevorzugte Asanje es, allein mit ihren geliebten Keepern zu bleiben und gesellte sich nur während der Fütterzeiten zu den anderen Elefanten. Wir sehen dieses Verhalten oft in Elefanten, denen es schlecht geht. Sie scheinen instinktiv zu wissen, dass das wilde Verhalten der anderen Waisen zuviel für sie ist. Sie liebt ihr Gehege und kommt mehrfach am Tag dorthin zurück um vom bereitgestellten Grünfutter und zusätzlichen Leckereien wie Luzernenheu und Kraftfutter zu fressen. Sie durfte sich so verhalten, dass sie sich so wohl fühlte wie möglich.

Es ist unglaublich, doch es geht ihr inzwischen so gut, dass wir glauben, sie ist jetzt, zwei Monate nach dem Vorfall, bereit für das Patenschaftsprogramm. Wir sind sicher, dass sie mit der liebevollen Fürsorge ihrer zwei- und vierbeinigen Familie im Laufe der Zeit wieder vollkommen gesund wird. Dank der schnellen Reaktionen aller Beteiligten an jenem schicksalhaften Morgen konnte ihr Leben gerettet werden und wir hoffen, dass wir das schlimmste hinter uns haben und keine größeren Komplikationen mehr in Zusammenhang mit diesem Ereignis auftreten.

Sie ist ein ausgesprochen mutiger und liebevoller Elefant. Durch die notwendige intensive Fürsorge hat sich eine sehr spezielle, enge Freundschaft zwischen Asanje und den Keepern entwickelt.

 

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