Die Waisen im Dezember

Monatsbericht für die Nursery-Gruppe: Dezember 2012

Drei Rettungen gab es in diesem Monat, und traurigerweise hat es keines der Waisen geschafft – sie hatten zu lange keine Muttermilch bekommen. Das erste Kälbchen war ein ca. 17 Monate alter Bulle, der am 18. Dezember in der Nähe von Matau von unserem Ziwani-Schlingfallen-Team entdeckt wurde. Nachdem wir ihm kurz nach seiner Ankunft den Namen „Oza“ gegeben hatten, brach er zusammen und wurde an den Tropf gelegt. Er kam am nächsten Tag noch einmal zu sich, war aber kurze Zeit später wieder bewußtlos und starb am 21. Dezember. Noch am gleichen Tag traf ein weibliches Kälbchen aus der Masai Mara bei uns ein, dass die vergangenen zwei Wochen ohne seine Mutter beobachtet wurde. Sie war stark unterernährt, fiel kurz nach ihrem Eintreffen ins Koma und starb nur wenig später. Das dritte Elefantenbaby, ein kleiner Bulle von der Borana Ranch in Nord-Kenia, wurde am 28. Dezember geborgen. Er war jedoch so geschwächt, dass er noch auf dem Flug nach Nairobi eine Infusion gelegt bekam. Er starb am darauffolgendem Tag, dem 29. Dezember.

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Sporadische Regenfälle im Dezember hielten den Nairobi Nationalpark saftig grün. Lemoyan, die in letzter Zeit vor allem Klein Tikondo Gesellschaft leistete, ist inzwischen fester Bestandteil der Nursery-Gruppe und genießt (als jüngstes Mitglied) sichtlich die Aufmerksamkeit der älteren Kühe. Telekis Psyche scheint sich zu erholen; zumindest isoliert er sich nicht mehr so stark vom Rest der Gruppe (ein normales Phänomen waehrend der Trauerphase). Er ist ruhig und entwickelt einen liebevollen Charakter. Ganz besonders mag er die Gesellschaft von Murera, Sonje, Kwale und Faraja. Farajas Schulterwunde, verursacht von einem Speer, ist immer noch nicht vollständig verheilt, weil sie sich an einer Stelle befindet, die nie richtig ruhig gestellt werden kann. Quanza zeigt immer noch Symptome von post-traumatischem Stress und ist nach wie vor agressiv gegenüber ihren Artgenossen. Verständlicherweise vertraut sie auch ihren menschlichen Keepern noch nicht besonders; kein Wunder, denn wahrscheinlich hat sie die Brutalität der (ebenfalls menschlichen) Wilderer aus nächster Nähe mit ansehen müssen. Sie hält ausreichend Sicherheitsabstand und nähert sich Menschen eigentlich nur, um schnell ihre Milchflasche abzuholen. Danach kehrt sie schnellstens in die Elefantenherde zurück und macht um alle Menschen einen großen Bogen.

Faraja IMG_3480 (5)

Barsilinga geht es sehr gut! Er legt an Gewicht zu und wird von Bomani in die Kunst des „Elefanten-Ringens“ eingeführt. Der winzige Kithaka andererseits, ist zwar schon ein Jahr alt, aber immer noch der Kleinste in der Nursery. Er versucht sein Größendefizit mit viel Schubsen wettzumachen und zeigt während der öffentlichen Schlammbadstunde gerne, was für ein Fußballtalent er ist und versucht zu kicken wie ein Großer (auch wenn er ab und zu über seine eigenen Füße stolpert)! Ein bißchen wächst er aber doch, auch wenn er noch viel aufzuholen hat. Sities gibt während des Schlammbades auch gerne ein bißchen an, ist aber eine vielversprechende künftige Leitkuh und greift auch gerne einmal in die Ringkämpfe der Jungbullen ein – so wie auch am Weihnachtstag bei Orwa und Bomani.

Bomani IMG_3329

Orwa, der in desolatem Zustand in die Nursery kam, ist inzwischen einer der dominanten Jungbullen der Herde. Nur zu gerne stellt er seine neugewonnene Stärke zur Schau, provoziert andere Bullen – und ganz besonders die Kleineren. Er ist besonders nervig und gierig, sobald die Milchflaschen ausgeteilt werden, und hat am 22. Dezember sogar den armen Faraja umgerannt! Auch Kanjoro hat schon recht spitze Stoßzähne, stänkert ebenfalls gerne, aber ist trotzdem lange nicht so beliebt in der Herde wie Orwa. Sogar Turkwel, der normalerweise mit allem und jedem befreundet ist, mag nicht so richtig mit ihm warm werden. Kanjoro, einer der Bullen, die inzwischen den Ton in der Nursery angeben, braucht jetzt unbedingt die Erziehung von älteren Elefanten. Er, Turkwel und Kainuk üben daher zur Zeit das Aufsteigen auf den Lkw-Anhänger, auf dem sie nun bald in die Auswilderungsstation in Ithumba umziehen werden. Es wird nicht lange dauern, und die älteren Kühe Mutara, Kilabasi und Shukuru werden ihnen folgen. Sie sind jetzt alle in einem Alter, in dem sie die große Reise dahin antreten sollten, wohin sie gehören – nämlich zurück in die Wildnis! Wäre es in Tsavo 2012 nicht so lange so trocken gewesen, wären sie wohl schon längst umgezogen. Wenn die sechs Nursery-Waisen abgereist sind, bleibt Tano, die jetzt schon kleinere Splittergruppen anführt, als Nursery-Leitkuh zurück. Am 9. Dezember führte sie Lemoyian, Sonje, Quanza, Teleki, Faraja, Kwale und Ishaq-B tief in den Park, aber kehrte auf Rufen der Keeper artig mit allen zurück!

Ishaq B and Ngasha IMG_3223

Am 23. Dezember gab es eine große Aufruhr, als ein Breitmaulnashorn mitten durch die Herde stürmte, während sie beim Grasen waren. Barsilinga, Ngasha und Kithaka flüchteten in den Schutz ihrer Keeper und der Rest versteckte sich hinter den älteren Elefanten, die wie angewurzelt und mit bedrohlich aufgestellten Ohren stehen blieben. Am Heiligabend kam es noch dicker! Die Waisen trafen auf eine Büffelherde, und die Kühe stellten sich – wieder mit aufgestellten Ohren – schützend um die Kleinsten. Nachdem die Luft wieder rein war, schlugen sie aufgeregt auf die Büsche in der Umgebung ein. Und auch am 27. Dezember wurde es noch einmal aufregend, als die älteren Elefanten auf ein Rudel von zehn Löwen trafen! Die Kleinsten wurden sofort in ihre Ställe gebracht und alle (inklusive der Keeper) trauten kaum sich zu bewegen, bis sich die Löwen – gefolgt von einer hoffnungsvollen Hyäne – schließlich aus dem Staub machten.

orphans feeding on a rocky terrain

Das Jahr endete mit der Begegnung eines Trupps Paviane auf dem Weg zum Grasen in den Park. Kihari, Kainuk, Turkwel, Kilabasi und Quanza drohten den Primaten, die schnell auf den nächsten Baum flüchteten. Abgesehen vom Tod der drei kleinen Neuankömmlinge war es ein glücklicher Monat für die Nursery-Elefanten, mit jeder Menge Frischfutter im Park.

 

Monatsbericht für die Ithumba-Gruppe: Dezember 2012

Die Ithumba-Waisen hatten es wirklich schwer im Dezember, denn der Regen, der schon Mitte Oktober hätte einsetzen müssen, blieb immer noch aus. Aber am 17. Dezember gab es endlich den ersten ernstzunehmenden Niederschlag – eine echte Erlösung nach einer der längsten Dürreperioden in Tsavo. Danach gab es immer wieder ein paar sporadische Regenfälle, die wieder frisches Grün brachten – ganz zur Freude der Ithumba-Waisen, und natürlich vor allem derer, die noch im Stallgelände übernachten und sich in der Obhut der Keeper befinden. Yattas Gruppe Ex-Waisen kam am 1. Dezember auf eine Handvoll Luzerne vorbei, wurde danach aber bis zum Ende des Monats nicht mehr gesehen. Rapsu, Kora, Lualeni und Madiba kamen am 4. Dezember zum Saufen ins Stallgelände und am 26. Dezember kam eine weitere Delegation aus Yattas Herde (Galana, Loijuk, Challa, Tomboi, Kenze, Meibai, Sidai, Madiba, Kamboyo und Sunyei) mit einem wilden Bullen auf eine Stippvisite vorbei. Sie blieben etwa eine halbe Stunde und machten sich unter Galanas Anführung wieder auf den Weg. Die gleiche Gruppe kam auch am nächsten Tag wieder vorbei. Da die Waisen sich jedoch gerade auf den Weg in den Busch machten, blieb es bei einer kurzen Begrüßung.

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Yatta und die restlichen 20 Ex-Waisen wurden bis zum 30. Dezember nicht mehr gesehen. Yatta tauchte schließlich aus Richtung Westen zusammen mit Mulika, den Babys der beiden (Yetu und Mwende), Kenze, Taita, Ithumbah, Galana, Kinna, Zurura, Chyulu, Wendi, Orok, Nasalot, Makena, Buchuma, Tomboi, Kamboyo, Meibai, Sunyei, Lenana, Loijuk, Sidai, Challa und einem wilden Bullen als Begleiter wieder auf. Kora, Lualeni, Naserian, Madiba, Rapsu und Napasha waren nicht dabei, aber Kora, Lualeni, Madiba und Rapsu hatten wir ja kürzlich (am 4. Dezember) erst gesehen. Nur Napasha und Naserian haben wir den ganzen Monat nicht zu Gesicht bekommen. Das macht uns – in Anbetracht der schlimmen Ausmaßes an Wilderei in diesen Tagen – große Sorgen.

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Die Jungbullen frönen derzeit täglich der Lieblingsbeschäftigung eines jeden heranwachsenden, männlichen Elefanten – dem Ringkampf. Manchmal werden auch die Mädchen mit hineinverwickelt, dieses Mal waren es vor allem Kitirua, Makireti und Suguta. Während Kibo die ungeschlagene Nummer eins unter den Ringern ist, hielt Kilaguni lange Zeit den Titel des besten Läufers. Den scheint ihm jetzt Ololoo abzujagen, der im Dezember sowohl Kilaguni und Sabachi schlug. Ololoo ist außerdem eine richtige Wasserratte und verpaßt kaum eine Gelegenheit zum Suhlen im Schlamm. Kasigau und Chemi Chemi trainieren währenddessen besonders eifrig im Ringen. Oftmals endet das darin, dass der Sieger den Besiegten am Ende besteigt. Beim Verlierer ist das meist weniger beliebt (verständlich!), weil es allen Zuschauern – männlichen als auch weiblichen – zeigt, wer gewonnen hat.

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Die älteren Kühe der Gruppe wechseln sich beim Anführen der Gruppe meistens ab und teilen sich in die Aufgaben einer Leitkuh hinein. Kandecha hat immer ein Auge auf die Zeit und gibt bescheid, wenn es Zeit für die Milch oder das Schlammbad ist (meistens gegen 12 Uhr mittags). Als es endlich zu regnen begann, suhlten sich die Waisen lieber wieder in natürlichen Pfützen und Senken als in dem künstlichen Wasserloch, dass wir in der Trockenzeit für sie angelegt hatten.
Wir möchten uns hiermit aufrichtig bei Geri Bauer und den vielen anderen Unterstützern bedanken, die die Kosten für die Luzerne getragen haben, die unsere Waisen in der langen Dürre mit wichtigen Proteinen und Vitaminen versorgt hat. Es war eine große Erleichterung, die 20 Ex-Waisen am Jahresende (fast) alle wohlbehalten um uns herum zu haben. Wir beten innig, dass es Napasha und Naserian ebenso gut geht.

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Monatsbericht für die Voi-Gruppe: Dezember 2012

Einige heftige Regenstürme haben die kahle Landschaft um die Voi-Stallungen endlich wieder ergrünen lassen und der Dezember war somit ein glücklicher Monat für die Voi-Waisen. Jeden Morgen rannten sie aufgeregt und mit schwingenden Rüsseln aus ihren Nachtquartieren und freuten sich über unbegrenzt Futter und Wasser. Außerdem gab es jede Menge Kontakt sowohl zu den Ex-Waisen als auch wilden Artgenossen, denn mit dem Regen kamen auch viele Elefantenherden zurück in die Gegend. Es gab nur wenige Tage, an denen die Ex-Waisen nicht zu Besuch waren – entweder im Stallgelände (natürlich während der Luzernefütterung!) oder später im Busch. Es schien, als ob die Ex-Waisen Icholta und Mweya in diesem Monat den Auftrag hatten, sich um die von den Keepern betreuten Waisen zu kümmern. Sie kamen oft und meistens vor allen anderen. Besonders viel Aufmerksamkeit schenkten sie der schwächelnden Panda, die am Hinterbein einen Abszess hatte und nicht gut genug laufen konnte, um mit den Anderen in den Busch zu gehen. Es schien sie aber nicht sonderlich zu stören, im Stall bleiben zu müssen, und meistens hatte sie Gesellschaft von Zebra-Waise Lualeni, ihrer ständigen Begleiterin. Panda ist sehr pfiffig und passt auf, dass sie während der Milchfütterung vor den stürmischen Bullen abgeschirmt ist, indem sie sich zum Trinken hinter die Keeper stellt. Wasessa, die sich die Leitkuhaufgaben mit Lesanju teilt und die größte Kuh in der Herde ist, ist bei der Zufütterung ziemlich gierig und duldet zu den Fressenszeiten nur ihr Lieblingskälbchen Emsaya um sich herum.

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Am 2. Dezember kam Emilys Herde Ex-Waisen, und mit dabei war Ndara, die nach ihrer monatelangen Tortur durch die Verletzungen eines Giftpfeiles endlich wieder fast normal laufen kann. Sie ist wieder mit Emilys Herde unterwegs, und ist immer sehr aufgeregt, wenn sie die Waisen wiedersieht – schließlich war sie während ihrer Heilung für mehrere Monate im Stallgelände untergebracht, und die Waisen hatten sie seelisch und moralisch sehr unterstützt. Icholta wurde am 5. Dezember von Thoma und Seraa begleitet, um die Waisen früh morgens in den Busch zu führen. Sie waren besonders angetan von Panda. Auf dem Weg, und bevor sie Emily trafen, begegneten sie noch Ndara und Tsavo, und Ndara gab Dabassa einen Rüssel-Kuss.

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Emily und ihre Herde kamen am 8. Dezember noch einmal zum Stallgelände, nachdem die Jüngsten schon zum Grasen aufgebrochen waren. Icholta und Thoma, die auch an diesem Morgen wieder früher gekommen waren, warteten auf ihre Herde und führten sie anschließend zu den Waisen, die inzwischen am Mazinga Hill angekommen waren. Alle zusammen fraßen sie bis mittags, als es für die Jüngeren Zeit für die Milchflasche und die Suhle wurde. Emily zog mit ihrer Herde weiter in Richtung Straße, an der die Rohrleitungen verliefen. Am 10. Dezember waren sie (pünktlich zum Luzerne-Snack) wieder im Stallgelände; und abermals am 11. Dezember – da haben sie die Jüngsten allerdings knapp verpasst. Mweya suchte verzweifelt nach Panda, die aber ein wenig abseits mit ihrer Zebra-Freundin graste. Die Ex-Waisen machten sich dann später auf die Suche nach den Waisen im Busch. Sweet Sally flippte beim Anblick von Taveta völlig aus, und Taveta war geneigt, bei den Großen zu bleiben, als diese später wieder ihrer eigenen Wege gehen wollten. Nach ein paar Metern fiel ihm aber wohl offenbar seine Milchflasche wieder ein, und er kehrte doch wieder um!

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Während des Besuches der Herde am 12. Dezember, hat sich Eve, Emilys in der Wildnis geborenes Baby, erst einmal in die Stalltränke gesetzt. Sie blieb sogar sitzen, als ihre Mutter mitsamt dem Rest der Herde sich auf den Weg machten. Ihre Babysitterinnen Mvita und Sally wurden zurückgelassen, damit das Baby später seine Mutter wieder findet. Die Mütter unter unseren Ex-Waisen machen immer wieder deutlich, dass sie vollstes Vertrauen in ihre Babysitterinnen haben!

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Am 13. Dezember kam Mweya ganz zeitig früh, um schon vor den anderen nach den Waisen zu schauen. Die wiederum begrüßten sie mit ausgelassenem Trompeten und Kollern; und Mweya blieb noch im Stallgelände, als Lesanju die Waisen schon mit auf Futtersuche genommen hat. Auf dem Weg in den Busch traf der Trupp auf eine wilde Elefantenherde und Tassia suchte sich einen gleichaltrigen Partner zum Ringen aus. Das Training hatte bald alle jungen Elefanten (sowohl wild als verwaist) in seinen Bann gezogen und sie jagten sich ausgelassen, mit aufgestellten Ohren und allerlei Trompetenlärm durch die Gegend. Das wiederum machte eine weitere wilde Herde neugierig, die schließlich ebenfalls in den Tumult einstimmte. (Die Keeper hatten sich unterdessen auf den Hang des Mazinga Hill zurückgezogen und betrachteten das ausgelassene Treiben aus sicherer Entfernung – wie so oft in diesem Monat!) Die Waisen und Ex-Waisen wissen allerdings immer genau, wo sich ihre Keeper befinden und ab und zu kommt eines der Ex-Waisen zum Aussichtspunkt, um „Jambo“ zu sagen!

Shimba is ein selbständiger und entspannter Elefant geworden – niemals in Eile und oft ein wenig abseits des Trubels. Er kommt abends spät nach allen anderen zurück zum Stall oder geht schon vor dem Rest der Herde zur Suhle. Das änderte sich schlagartig als die Waisen einen Büffelbullen überraschten und auf der Stelle die Flucht ergriffen. Es war Shimba, der die Massenpanik anführte; an seinen Fersen klebte Klein Emsaya, die alle überholte und dicht gefolgt von der sonst so selbstsicheren Wasessa! Die Keeper waren schwer beeindruckt, dass Shimba so schnell rennen konnte!

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Am 14. Dezember war Thoma der Erste, der noch vor allen anderen nach den Waisen schaute. Sie alle standen in einer Reihe vor dem Futterlager und warteten auf ihre Handvoll Luzerne. Laikipia bettelte mit ihrem Rüssel gen Himmel gestreckt, während Eve und Ella so taten als würden sie die Keeper anrempeln wollen und sich Morani und Lolokwe einen guten Ringkampf lieferten. Als Lesanju ihre Gruppe später um sich versammelt hatte, ging es auf zum Mazinga-Berg, wo Lesanju mit fünf Anhängern die östliche Route einschlug und Lempaute und Wasessa mit Rest nach Westen weiter liefen. Wasessas Gruppe begegnete auf ihrer Tour einem großen wilden Bullen, der die Bewunderung der Jungbullen genoss. Lempaute und Wasessa, die ihm allerdings nicht sonderlich zu trauen schienen, machten einen großen Bogen um ihn. Als er die Jungbullen schließlich zu derb zu schubsen begannen, scheuchten ihn die Keeper davon.

Am 16. Dezember waren Icholta und Mweya erneut die frühen Vögel im Stallgelände, und dieses Mal in Begleitung von Laikipia, Lolokwe und Morani. Lesanju, die den Aufstieg auf Mazinga-Hill noch vor der großen Tageshitze hinter sich haben wollte, versammelte schnell ihre Schützlinge um sich und machte sich auf den Weg. Die Waisen teilten sich wieder in zwei Gruppen auf: Lempaute, Kenia, Ndii und noch vier weitere Waisen blieben am Fuße des Berges zurück, während Lesanju den Rest auf den Gipfel führte. Am 19. Dezember teilten sie sich wieder auf: Wasessa nahm neun Waisen mit auf die östliche Seite des Berges (große Weideflaechen) und Lesanju blieb zum Fressen auf dem Hang. Shimba hatte seinen eigenen Kopf und fraß unweit des Stallgeländes.

Wasessa und ihre Gruppe trafen an diesem Tag auf mehrere wilde Herden, suhlten sich mit ihren Artgenossen in den natürlichen Wasserlöchern und die Jüngsten verzichteten sogar auf ihre Mittagsmilch. Aber offenbar hatten sie eine gute Zeit, denn selbst als es abends an Zeit war mit den Keepern zurückzukehren, konnten sie sich kaum losreißen.

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Nach einigen Tagen Abwesenheit wurden die Ex-Waisen am 21. Dezember lautstark und euphorisch begrüßt. Die Ex-Waisen schwelgten ein bisschen in Erinnerungen und inspizierten ihre alten Ställe und das neue Gehege. Später (und angeführt von Emily) verließen sie alle gemeinsam das Stallgelände. Emily führte die Gruppe zu einer wilden Herde, zu der auch ein riesiger Bulle gehörte. Laikipia zögerte erst, sich ihm zu nähern, und hielt sich abseits – begleitet von Icholta. Als sich die Ex-Waisen wieder von den wilden Freunden verabschiedeten, gesellten sich Laikipia und Icholta wieder zu der ihnen vertrauten Herde unter Emily. Den Waisen hat ein ganzer Tag mit ihren großen Vorbildern sichtlich gefallen.

Wasessa übernahm am nächsten Tag die Führung der Gruppe von Lesanju und traf Emilys Gruppe am Mazinga-Berg. Shimba war an diesem Tag der Erste am Wasserloch und saß glücklich in der Mitte des Pools, als der Rest der Herde später eintraf. Am nächsten Tag frassen die Waisen am Großen Wasserloch und als sie morgens ankamen, waren Emily und die Ex-Waisen schon vor Ort. Sie alle genossen es, zwischendurch ins Wasser einzutauchen, um sich abzukühlen. Als die Waisen abends ins Stallgelände zurückkehrten, machten sich die Großen auf den Weg in Richtung des Flusses Voi.

Am Heiligabend führte Lesanju die Waisen zum Fressplatz. Emilys Herde bemerkte sie aus einiger Entfernung und näherte sich ihnen. Icholta rannte voraus, um die Waisen zu begrüßen und abzuholen. Sie alle fraßen bis ca. 11 Uhr und dann brachten die Großen die Jüngeren zum Abholen ihrer Milchflaschen (so gut kennen sie den Tagesablauf der Waisen!). Icholta blieb währenddessen bei ihnen und brachte sie anschließend zurück zu Emilys Herde, die inzwischen weiter gefressen hatten. Gegen 14 Uhr übergab sie die Waisen an ihre Keeper und gesellte sich wieder zu den Großen.

Am 1. Weihnachtstag war sie als Allererste zurück im Stallgelände, und bald kamen auch Mweya und der Rest der Herde Ex-Waisen nach. Sweet Sally lud einige der Waisen zu einer Runde Rumkugeln ein, aber Lesanju war eher darauf bedacht, schnell zum Fressen zu kommen. Die Ex-Waisen blieben zurück und lümmelten sich um die Keeper während diese Keeper gemütlich ihr Frühstück (Chapati und Tee) zu sich nahmen. Klein Eva und Klein Ella amüsierten sich dabei, die Affen über’s Gelände zu scheuchen und Mweya hatte auf Alles und Jeden ein wachsames Auge. Die Keeper fanden die Waisen später auf Mazinga-Hill, wo sie in zwei verschiedenen Gruppen fraßen.

Am 30. Dezember wollten sich die Waisen mit einer wilden Herde anfreunden, aber sie erhielten eine deutliche Absage von deren Leitkuh, die Lesanju mit hoch erhobenem Kopf und aufgestellten Ohren „Kein Interesse!“ kommunizierte. Lesanju kehrte auf der Stelle um und zurück zu Emily und den Ex-Waisen. Icholta tröstete jeden einzelnen in der Gruppe der Verschmähten und danach verbrachten sie den Rest des Nachmittags zusammen. Der nächste Tag verging, ohne das die Ex-Waisen auftauchten, und Lempaute machte sich unbeliebt, indem sie sich über den Kopra-Kuchen rollte. Als sie von den Keepern verscheucht wurde, beschwerte sie sich lauthals, aber das stieß auf taube Ohren. Sogar ihre beste Freundin Lesanju, die sehr wohl den Grund für den Rüffel verstand, ignorierte ihr Klagen. Als sie später alle im Busch waren, wurde Lempaute aber wieder in die Herde aufgenommen und alles war vergeben und vergessen! So endete das Jahr 2012; und zum Glück – der schlimmen Wilderei zum Trotz – mit allen unseren Waisen!