Kilabasi and Kanjoro ziehen nach Ithumba

Zwei der inzwischen ältesten Nursery-Waisen in Nairobi haben in den letzten Wochen fleißig für ihre Auswilderung das Laufen über die Rampe in den Umzugs-Lkw geübt. Diese beiden Elefanten sind Kilabasi und Kanjoro, die ersten Waisen, die im neuen Jahr von Nairobi nach Ithumba im Nationalpark Tsavo-Ost umziehen, wo sie sich wieder an das Leben im Busch und inmitten ihrer wilden Artgenossen gewöhnen sollen.

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Kanjoro war noch keine zwei Jahre alt, als er 2010 allein in einem ausgetrockneten Flußbett in Nord-Kenia gefunden wurde. Er hat nicht viel Gefallen gefunden, an dieser merkwürdigen Übung, bei der er ständig über diese Rampe in den Anhänger laufen sollte – auch wenn die Keeper sich wirklich große Mühe gegeben haben, ihn hinüber zu locken. Kilabasi dagegen, hatte gar keine Probleme und lief die Rampe selbstbewußt auf und ab. Kilabasi kam (wie Kanjoro) in die Nursery, als sie schon ein bißchen älter war (19 Monate), nachdem sie alleine umherirrend an der tansanischen Grenze gefunden wurde.

Am 22. Januar war der große nun Tag gekommen! Es hat lange gedauert, bis der Trust wieder Waisen nach Ithumba schicken sollte, weil es im letzten Jahr viel zu trocken in Tsavo war. Aber inzwischen hat es ordentlich geregnet und Tsavo ist zu neuem Leben erwacht.

Wie schon so oft, haben viele der Nursery-Waisen geahnt, dass irgendetwas Ungewöhnliches vorging, als die Keeper nachts um drei Uhr im Stallgelände umherwuselten und die letzten Vorbereitungen für den Umzug trafen. Gegen 3.30 Uhr, verabreichte Edwin, der oberste Keeper, beiden Elefanten in ihren Ställen Stresnil, ein Sedativum, um sie für die Reise zu beruhigen. Das Mittel zeigte schnell Wirkung und hat zumindest die nervliche Komponente auf dieser Reise ins Unbekannte ein bisschen gelindert.

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Kilabasi war deutlich entspannter und wurde zuerst aus dem Stall gelassen. Sie folgte ihren Keepern zutraulich über das Gelände (nachgeholfen wurde mit liebevollen Worten und ein paar Flaschen Milch). Sie zögerte keine Sekunde und war bald auf dem Anhänger untergebracht. Kanjaro war – wie erwartet – nicht so kooperativ. Die Keeper wollten ihn zuerst im größten Abteil, gleich neben Kilabasi, unterbringen, aber er stellte sich komplett stur. Nach jeder Menge Aufregung versuchten die Keeper ihn, im Abteil gegenüber von Kilabasi unterzubringen. Mit dieser Vorstellung konnte er sich offenbar eher anfreunden und er schlich langsam (immer der Milchflasche folgend) hinein.

Hassan, einer der Langzeit-Keeper in der Nursery, sollte die Reise mit den beiden antreten, so dass sie die ersten Wochen ein bißchen Vertrautheit um sich herum haben. Der Truck setzte sich in Bewegung, dicht gefolgt von Angelas Ehemann Robert Carr-Hartley, der die Waisen auf dieser wichtigen Reise fast immer begleitet, um sicherzustellen, dass alles reibungslos abläuft. Leise erreichte der Umzugswagen gegen 4 Uhr morgens die Hauptstraße. Draußen war es noch angenehm kühl, die Sonne war noch nicht aufgegangen und die sonst so verstopften Straßen Nairobis waren noch verschlafen leer. Wenig später befand sich der Lkw auf dem Nairobi-Mombasa Highway und war gegen 7 Uhr bei der Hunters Lodge angekommen (ganz nach Plan). Der Konvoi legte eine kurze Pause ein, so dass Robert und die Keeper Grünfutter besorgen und Milch mixen konnten. Kilabasi und Kanjoro waren sehr zufrieden mit all den leckeren Naschereien und haben die Reise sehr gut verkraftet.

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Zurück auf der Straße dauerte es nicht lang und bald bog der Lkw in Kibwezi ab auf die lange ungeteerte Straße in den nördlichen Teil von Tsavo-Ost, wo sich die Ithumba-Auswilderungsstation befindet. Abgesehen von einem Ausweichmanöver aufgrund eines umgekippten Holzkohle-Lastwagens, der die ganze Straße blockierte, kam der Umzugswagen mit seiner wertvollen Fracht gegen 10.30 Uhr sicher an seinem Ziel in Ithumba an.

Kilabasi und Kanjoro hatten Glück, dass die Ex-Waisen nicht alle im Gelände waren, so wie es manchmal der Fall ist (und sogar wilde Elefanten dabei sind). Das ist sicherlich immer eine rührende Angelegenheit, aber für Kanjoro war es wohl besser so, denn er war ohnehin schon viel zu nervös, als dass er jetzt auch noch eine Herde aufgeregter, riesiger Elefanten hätte verkraften können. Die Ithumba-Keeper hielten die ortsansässigen jüngeren (noch Milch trinkenden) Waisen, die die Neuankömmlinge schon sehnsüchtig erwarteten, noch zurück bis die Nairobi-Keeper den Anhänger vorsichtlich aufgeschlossen und die beiden Waisen hinaus gelassen hatten.

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Kilabasi stürzte sich sofort auf ihre Milch und scherte sich relativ wenig um ihre neue Umgebung. Kanjoro hingegen flippte völlig aus und rannte vom Lkw aus in die entgegengesetzte Richtung, blieb plötzlich stehen und kehrte um, zu den ihm bekannten Keepern und seiner Milchflasche. Nachdem sie ihre Flaschen ausgetrunken hatten, ließen die Ithumba-Keeper die anderen Waisen heraus, um die beiden Babys zu begrüßen. Makireti war zuerst bei den Neuen und hatte sie offenbar sofort wieder erkannt! Sie wurde dicht gefolgt von Murka, und wie immer, begrüßten sich die Elefanten mit jeder Menge (Rüssel-)Küssen und liebevollem Kollern. Es dauerte nicht lang und die beiden Neuankömmlinge fanden sich mit vielen alten Freunden wieder vereint.

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Den Rest dieses aufregenden Tages verbrachten die Elefanten mit Grasen im Busch – allerdings nicht weit vom Stallgelände. Am Abend wurden die Ithumba-Waisen dann in ihre Ställe gebracht. Kilabasi wöhnte sich umgehend ein, aber Kanjoro traute dieser ganzen Situation immer noch nicht recht. Keiner von beiden war jemals vorher mit einem Elektrozaun in Berührung gekommen, aber leckeres Grünfutter und Milchwürfel halfen ihnen schnell über den Schreck hinweg. Makireti ließ die beiden unterdessen nicht eine Sekunde aus den Augen und verwöhnte sie mit jeder Menge Liebe und Aufmerksamkeit.

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Schon am nächsten Tag schien es, als wären die beiden schon ewig hier und ganz offensichtlich konnten sie sich am neuen Futter gar nicht satt fressen. Ithumba bietet ein weitaus passenderes Habitat für heranwachsende Elefanten. Das richtige Futter gepaart mit viel Kontakt zu (wilden) Artgenossen ist ein wichtiger Schritt zurück in die Wildnis. Als Bulle wird sich wohl auch Kanjoro bald mit Ringkämpfen ablenken und eingewöhnen. Der Umzug ist ein weiterer Schritt in die Unabhängigkeit, aber in den nächsten Jahren brauchen sie immer noch Milch und ihre Keeper – genauso wie unsere Menschenkinder. Aber schon bald werden sie Gesellschaft von ihren Freunden Shukuru, Mutara und Tano aus Nairobi bekommen…

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