Die Waisen im Oktober

Die Waisen in ihrem Element

Monatsbericht für die Nursery-Gruppe in Nairobi: Oktober 2023

In Nairobi begann der Oktober mit einem Regenschauer im Morgengrauen, gefolgt von anhaltendem Nieselregen. Daher hielten die Keeper die „Decken-Babys“ – Taroha, Mokogodo, Talek, Pardamat und Raha (das Nashornbaby) – in ihren Ställen, mit blauen und roten Decken fest um ihre Bäuche gebunden. Die älteren Waisen wurden in den Wald geführt, aber die Mini-Leitkühe waren verunsichert ohne die Babys in ihrer Mitte. Als sie ein paar Stunden später den Wald erreichten, rannten Ahmed, Sileita und Latika mit lautem Gebrüll auf sie zu. Sie streichelten ihre kleinen Schützlinge und begleiteten sie zur Herde. „Die Waisen im Oktober“ weiterlesen

Die Waisen im September

V.l.n.r.: Taroha, Mzinga, Mokogodo, Weka

Monatsbericht für die Nursery-Gruppe in Nairobi: September 2023

Der neue Monat begann wie jeder Tag mit einer freudigen Wiedervereinigung der Decken-Babys. Im Licht der aufgehenden Sonne tappsten die jüngsten Waisen leise aus ihren Ställen. Wie üblich hatten sie das Gelände ein paar Minuten lang ganz für sich allein, bevor sich die großen Jungen und Mädchen zu ihnen gesellten. Shujaa watschelte herum, während sich Nyambeni und Mzinga,  Pardamat und Talek mit ihren Rüsseln umarmten. Taroha und Mokogodo begrüßten sich, als wären sie nicht nur ein paar Stunden, sondern mehrere Tage voneinander getrennt gewesen. „Die Waisen im September“ weiterlesen

Die Rettung von Nyambeni

(übersetzt aus dem englischen Bericht des Sheldrick Wildlife Trust; alle Bilder © Sheldrick Wildlife Trust)

Nyambeni ist heute am Leben dank eines außerordentlichen Mannes, der im entscheidenden Moment Berge versetzte, um sie zu retten!

Ihre Geschichte beginnt in Mula, einem kleinen Dorf inmitten von Meru. Am Morgen des 9. Mai 2022 hörte er seltsame Geräusche, denen er zum Rand eines matschigen Erdlochs folgte. Dort angekommen staunte er nicht schlecht, als er ein kleines Elefantenkalb sah, das um Hilfe schrie! Das kleine Mädchen musste in der Nacht in den Schlamm gefallen sein, als ihre Herde von den Gras-Ebenen von Shaba zu den Nyambene-Bergen unterwegs war. Auf dieser Route trauen sich die Elefanten meist nur im Schutz der Dunkelheit zu wandern und bleiben nie länger an einem Ort. Sie fürchteten sich offenbar vor der Begegnung mit Menschen und entschieden, weiter zu ziehen – und so mussten sie ihren Nachwuchs zurücklassen.

In diesem Teil von Kenia ist man nicht gerade für einen zimperlichen Umgang mit Elefanten bekannt. Früher hätten solche Waisenbabys sehr wahrscheinlich ein trauriges Ende gefunden. Entweder hätte man sie einfach sterben lassen oder sie wären sogar als willkommenes Mahl betrachtet worden! Aber auch hier ändern sich zum Glück die Zeiten, und einige Bewohner verstehen inzwischen besser, mit ihrer Umgebung und den grauen Riesen darin umzugehen.

Allerdings ist die Rettung eines kleinen Elefanten kein Zuckerschlecken! Nyambenis Retter ließ sich allerdings von dem kleinen bellenden Etwas nicht abschrecken, sondern nahm sich ihrer an und machte sich daran, ihr das Leben zu retten! Zu seinen Ehren und um an den Ort ihrer Rettung zu erinnern, wurde sie später Nyambeni genannt.

 

 

 

 

 

 

 

Das Kalb aus dem Matschloch zu holen, war schon nicht einfach; auch im Alter von drei Monaten ist ein kleiner Elefant schon ganz schön schwer, und Nyambeni wehrte sich auch noch mit allen Vieren. Nachdem er sie schließlich auf festem Boden hatte, band er sie an einen Baum und machte sich auf, Hilfe zu holen. Das war ein kleines Abenteuer für sich, denn er musste erst einmal die richtigen Ansprechpartner aufspüren.

Der gute Samariter alermierte schließlich den Kenya Wildlife Service (KWS), der wiederum den Sheldrick Wildlife Trust (SWT) informierte, so dass eine Rettungsaktion gestartet werden konnte. Ein Charter-Helikopter von Tropic Air, der aus der Stadt Nanyuki herbeigerufen wurde, flog Nyambeni nach Nairobi in die Nursery, wo die Keeper schon auf sie warteten. Sie machten sich auf Schwierigkeiten gefasst, denn bei dem kleinen Mädchen kamen gerade die ersten Zähne durch – eine schwierige Zeit für Elefantenkälber, die mit viel körperlichem Stress verbunden ist und häufig auch mit einer Beeinträchtigung des Immunsystems und allgemein deutlich verschlechtertem Gesundheitszustand .einhergeht

 

 

 

 

 

Aber Nyambeni überraschte alle: Ähnlich wie vor ihr schon Lemeki und Thamana kam sie ganz ohne Probleme durch diese schwierige Phase! Sie wusste offenbar sehr genau, was ihr guttat, denn sie kaute fleißig auf dem Grünfutter herum – auch wenn ihr das Zahnfleisch weh tat –, versorgte sich so mit wichtigen Nährstoffen und trank bei der Fütterung brav ihre Milch. Obwohl sie noch sehr jung ist, hat sie ein gutes Gespür dafür, was sie braucht. Sie ist ein kleines Mädchen, das genau weiß, was es will.

In diesen ersten Tagen hatte sie einen anderen kleinen Waisen an ihrer Seite: Mzinga, ein tapferes kleines Elefantenmädchen, das kurz zuvor in Tsavo gerettet wurde. Die beiden sind wahrscheinlich im Abstand von nur wenigen Wochen geboren worden, in unterschiedlichen Ecken des Landes. Ihr Schicksal hat sie zusammengeführt, und jetzt werden das Mädchen aus Tsavo und das aus Meru zusammen aufwachsen. Sie sind sofort beste Freundinnen geworden und haben sich gegenseitig sehr geholfen, über ihren schwierigen Lebensabschnitt hinweg zu kommen.

 

 

 

 

 

 

Weil sie jünger und noch etwas wackeliger auf den Beinen ist als der Rest der Herde, bleibt Nyambeni meist bei den kleinen Babys. Eingewickelt in ihre bunten Decken machen die Kleinen in der Regel ihr eigenes Ding und halten sich fern von dem wilden Gerangel der älteren Waisen. Vormittags gesellen sie sich zum Schlammbad und zur Milchfütterung zu den anderen, was vor allem die älteren Mädchen sehr freut. Und wenn es Abend wird, bringen die Keeper sie zurück in ihre gemütlichen Ställe, wo schon eine Portion geschnittenes Grün auf sie wartet. Nyambeni macht sich immer mit großem Enthusiasmus darüber her und macht dabei ausgiebig Gebrauch von ihren gerade herauswachsenden Zähnen!

Man könnte meinen, dass Nyambeni eigentlich ein sehr ernstes Kalb sein müsste, nach allem, was sie erlebt hat. Aber ganz im Gegenteil: die Keeper erzählen immer wieder, wie verspielt und gesellig sie ist. Mit hoch erhobenem Rüssel ist sie immer auf der Suche nach dem nächsten spaßigen Abenteuer. Nichts scheint sie einschüchtern zu können: Als sie ein paar Tage nach ihrer Rettung das Gehege von Nashorn Maxwell entdeckte, erschrak sie sich nicht etwa vor dem großen Tier auf der anderen Seite des Tors, sondern ging direkt zu ihm und streckte den Rüssel nach ihm aus! So ist Nyambeni – immer offen für neue Freundschaften und Erfahrungen.

Wäre der Held, der sie gerettet hat, nicht mutig eingeschritten, wäre vermutlich das Leben dieses kleinen Elefantenmädchens in einem Matschloch zuende gewesen. So aber gab ihr das Schicksal eine zweite Chance, und wir können es kaum erwarten zu sehen, was die Zukunft noch alles für diesen kleinen Sonnenschein bereithält

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Der zweite Elefanten-Urenkel in Ithumba: Mala

(übersetzt aus dem englischen Bericht des Sheldrick Wildlife Trust; alle Bilder © Sheldrick Wildlife Trust)

Wird ein Leben gerettet, ist das der Anfang für viele neue. In Ithumba wird das besonders deutlich: Von den vier Elefantenwaisen, die im Jahr 2004 die dortige Auswilderungsstation des Sheldrick Wildlife Trust (SWT) einweihten, gibt es inzwischen elf neue kleine Elefanten in zwei weiteren Generationen. Vor kurzem gab es nun den aktuellen Neuzugang dieser Familie zu bestaunen: das zweite Elefanten-Urenkelkind, Mwendes erstes Baby Mala!

 

Über die Jahre sind in Ithumba immer wieder neue Elefanten-Enkel geboren worden: Kälber von ehemaligen Waisen, die gerettet wurden und nun wieder in der Wildnis leben. Im letzten Jahr gab es eine Premiere, als Ex-Waise Yatta zum ersten Mal Großmutter wurde – was die Mitarbeiter des SWT damit sozusagen zu Urgroßeltern machte! Nun gab es ein zweites solches Baby in Ithumba zu bestaunen.
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