Newsletter aus Kenia/die Eli-Waisen im Mai 2007

Die Nursery – Waisen

Klein-Lesanju, Lempaute und Shimba wachsen mit schöner Regelmäßigkeit.. Lesanju ist inzwischen fast 8 Monate alt, obwohl es scheint, als sei sie erst gestern zu uns gekommen. Shimba ist einen Monat älter als Lesanju und Lempaute einen Monat jünger, so dass jetzt sogar unsere Krippen-Gruppe heranwächst! Makena klebte an Sian, und Chyulu himmelte Loijuk an, so dass die geplante Abreise der beiden mütterlichen Mädchen nach Ithumba ein trauriger Verlust für Makena und Chyulu sein wird. Lenana beginnt sich jetzt zu behaupten und hat sich an Kamboyo gerächt, der sie früher umherschubste als sie noch sehr schwach war. Sie duldet nun keinen Unsinn mehr von seiner Seite.

Chyulu, Makena und Zurura

Am 24. kamen Kenze, Loijuk und Sian auf Lastwagen zur Ithumba-Gruppe. Dort erwartete sie nun der nächste große Schritt auf ihrem Weg in Richtung eines normalen wilden Lebens. Während Kenze und Loijuk freiwillig den Lastwagen bestiegen, rannte Sian auf und davon in den Busch und musste wieder herbeigelockt werden, indem Makena und die anderen aus ihren Nachtquartieren gelassen wurden. Als es soweit war, zogen zwei Männer mit einem Seil an einem ihrer Vorderbeine, während alle anderen, die man auftreiben konnte, von hinten und von der Seite schoben. Es war ein wirklich anstrengender Kampf, sie auf den Anhänger zu bewegen, doch letztendlich war sie an Bord, und die Türen hinter ihr wurden schnell verriegelt. Die Zeit war gekommen für ein trauriges Lebewohl von allen Zurückbleibenden im Hauptquartier – und für eine 8 Stunden lange Reise ins weit entfernte Ithumba, wo die anderen 24 Elefanten sie begrüßen würden.

Kamboyo klettert auf Makena

Die Ithumba-Waisen

Extrem heiße Tage und leichte Nieselregen wechselten sich ab (die April/Mai-Regenfälle waren enttäuschend), so dass die Waisen den Schatten bereits am Morgen suchten, wenn die Temperaturen wieder in die Höhe schnellten, und das Schlammbad am Mittag umso mehr genossen (und brauchten). Sogar Kora, der sich vom Schlammbad normalerweise lieber fern hält, belud sich mit der kühlenden Packung. Die Tatsache, dass die älteren Elefanten sich immer beraten, wohin die Gruppe jeden Morgen zum Grasen geführt werden soll, wird sehr deutlich, wenn die älteren Kühe nach dem Trinken in den Stallungen immer dicht beieinander stehen.

Lualeni

Jeder Morgen wird mit Freude begrüßt, Rüssel werden von einer Seite zur anderen geschwungen, und zeigen, wie glücklich die Waisen sind, wenn sie sich einreihen, um zum Fressen im Busch aufzubrechen. Für gewöhnlich übernimmt eines der jüngeren Mädchen die Führung, während sich Matriarchin Yatta am Ende der Reihe aufhält, um sicherzustellen, dass niemand zurückbleibt. Manchmal beraten sich sogar die Leitkühe der jüngeren Gruppe, Wendi, Sunyei und Naserian, und schlagen dann eine andere Richtung ein als die älteren. Später treffen sich dann beide Gruppen irgendwo im Busch oder abends zurück in den Stallungen.

Mulika

Sunyei, die die Keeper als „äußerst clever“ beschreiben, eilte zu Hilfe als die Keeper bemerkten, dass 6 Herdenmitglieder verschwunden waren. Sie verstand offenbar, was vor sich ging, und begab sich auf eigene Faust auf die Suche, immer mit ihrem Rüssel in der Luft, um den Wind zu überprüfen, und führte die Keeper direkt zu den vermissten 6 Waisen, die ohnehin gerade den Rückweg angetreten hatten. Bereits mehrere Male half Sunyei auf diesem Wege die Keeper aus der Patsche.

Das Tagebuch ist wie immer gefüllt mit den Ringkämpfen der Bullen, wieder einmal mit Kora als Hauptakteur, dessen Kiefer mittlerweile vollkommen geheilt zu sein scheint. Ndomot und Buchuma, die bereits in der Nursery ihre Kräfte gemessen haben, fordern sich ständig heraus, und Madiba behauptet sich ebenfalls. Rapsu provoziert öfters die älteren Bullen Tomboi und Taita, während Napasha, der größte Bulle der Gruppe, sich jetzt als Helfer der älteren Kühe profiliert, wenn Eindringlinge wie die Wildhunde, den Frieden der Gruppe zu stören drohen.

Die Ankunft der drei Nursery-Babys am 24. wurde mysteriöserweise wieder von den Ithumba-Elefanten erwartet; sie weigerten sich weiter von den Stallungen wegzulaufen als sonst. Woher sie wissen, dass Artgenossen auf dem Weg zu ihnen sind, bleibt ein Rätsel, denn Kenze, Sian und Loijuk kennt noch niemand aus der Ithumba-Gruppe von früher. Wie immer wurden die drei Neuankömmlinge von der ganzen Gruppe freudig begrüßt. Die älteren Elefanten, vor allem Nasalot, waren besonders interessiert an Kenze, der für eine Weile Oroks Platz als Nasalots Liebling einnahm. Es dauerte aber nur einige Tage,, bis Orok seine Position wieder erlangte und Kenze sich stattdessen in die Gruppe der Sub-Leit-Elis Wendi, Naserian, Sunyei, Kora und Lualeni (wie immer unzertrennlich) einfügte. Die drei Neuen fanden ihren Platz im Alltag der Ithumba-Gruppe sehr schnell und einfach. Sian hält offenbar immer noch an ihrer gewohnten Führungsrolle fest.

Obwohl die Regenfälle der „kleinen Regenzeit“ (im Tsavo-Gebiet so genannt) dieses Jahr besonders kurz ausfielen und die Temperaturen sich über dem Durchschnitt hielten, gibt immer noch viel Grünfutter für die Waisen, und einige der natürlichen Wasserlöcher führen nach wie vor Wasser. Die Elefanten kommen in den Genuss des qualitativ höherwertigen Lebens in der nördlichen Region, und die Ithumba-Gruppe ist eine sehr zufriedene, vereinte und glückliche Elefantenfamilie, kompetent angeführt von Yatta, Mulika, Nasalot und Kinna. Hilfe bekommt die Gruppe von Napasha, der ihnen hilft, sich wiederzufinden, wenn sich die Gruppen trennen. Sie unterstützen sich gegenseitig und hängen sehr aneinander; verfügen also über alle guten Charaktereigenschaften ihrer menschlichen Pendants – jedoch zeigen sich nur wenige der schlechten Charakterzüge.

Während die Waisen-Elis besitzergreifend wie ein Mensch sein können, so sind sie doch niemals absichtlich hartherzig. Anstelle dessen sind sie höflich und mitfühlend, genau wie ihre Keeper, die die Elefanten allein mit ihrer Stimmlage im Griff haben – und notfalls mit einem vorwurfsvollen Handzeichen! Keiner der Keeper trägt auch nur einen Zweig, und dennoch genießen sie den Respekt und die Liebe ihrer Zöglinge – was für ein seltenes Privileg!

Die Voi -Waisen

Für die Voi-Gruppe war es insofern ein sehr interessanter Monat, als dass sich die älteren Waisen weiter unabhängig von ihren Keepern machen. Sie kommen und gehen, wann immer sie wollen. Die, die nachts in den Stallungen bleiben, sind noch zu jung und wären daher willkommene Opfer für Raubtiere auf nächtlichen Beutezügen. Deshalb ist es für sie zu gefährlich, nachts im Freien zu sein. Die Gruppe der Jüngeren ist auch bekannt als „Thomas Gruppe“, und die ältere Gruppe wird „Natumis Gruppe“ genannt. „Emilys Gruppe“ ist inzwischen vollkommen unabhängig und wird somit als „wild“ betrachtet. Es scheint als hätte Edie die Rolle der Leitkuh bei den Jüngeren eingenommen, denn sie erscheint nunmehr fast jeden Morgen an den Stallungen, oftmals auch allein, um die Jüngeren hinauszubegleiten zum Trefffen mit den anderen. Auch nachts bleibt sie gelegentlich mit den Kleinen in den Stallungen, anstatt zu ihrer Gruppe zurückzukehren. Manchmal folgte sie auch ihrer Gruppe, wenn sie die jüngeren abends verlassen, um wenig später wieder zurückzukehren. Das Wiedersehen an jedem Morgen ist ein Ausdruck purer Elefantenfreude, als hätten sie sich monatelang nicht gesehen. Die engen Familienbande zwischen ihnen können nicht im Geringsten angezweifelt werden!

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Es gab ein oder zwei Tage, an denen die Junioren sich nicht mit den Älteren getroffen haben – das ist jedoch der Ausnahmefall. Es ist offensichtlich, dass die beiden Gruppen miteinander kommunizieren, denn sie wissen genau, wo sie sich finden können. Ab und zu treffen und verbrüdern sie sich auch mit wilden Herden, die ihnen über den Weg laufen. Manchmal finden die Kleinen ihre Großen inmitten einer wilden Gruppe, und Edie beginnt, die Kleinen „vorzustellen“ damit sie auch in die Gruppe aufgenommen werden.

Mweigas Verfassung hat sich ein bisschen verbessert, aber im Vergleich zu den anderen ist sie nach wie vor schwach. Zumindest kann sie ohne Hilfe aus ihrer Schlafposition aufstehen. Sie bleibt jedoch bei den Jüngeren in den Stallungen, obwohl sie bereits 9 Jahre alt ist-  – älter als Natumi, die Leitkuh der Älteren. Mweiga bekommt jetzt eine spezielle Nahrungsergänzung und eine neue Stammzelltherapie, von der wir hoffen, dass sie heilt. Seit ihrer Ankunft mit sieben Monaten leidet sie darunter, und wir vermuten eine Kombination aus einem Herzfehler und Gelenkproblemen.

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Es gab diesen Monat keinerlei Anzeichen von Emilys Gruppe mit Aitong, Sweet Sally, Ndara, Tsavo, Loisaba und Ilingwezi. Sie sind offenbar irgendwo mit ihren wilden Freunden unterwegs und entdecken neue Futterstellen. Aus der Sicht von Daphne und Angela Sheldrick ist dies ein unglaublicher Erfolg, denn dies ist das erste Mal, dass ein Elefantenbaby aus der Nursery-Gruppe eine ganze Gruppe von Tsavo-Waisen auf ihrem Weg in die Wildnis anführt. Uaso, der inzwischen einer der unabhängigen großen Bullen ist, erschien kurz am Ende des Monats und verbrachte etwas Zeit mit den Waisen.

Traurigerweise ist die so genannte „kleine Regenzeit“ mit Niederschlägen in April und Mai fast vollständig ausgefallen. Es gab nur wenige kurze Schauer, die dem ungewöhnlich heißen Mai ein wenig Abkühlung brachte.-  Es gibt keinen Zweifel daran, dass wir bereits die Auswirkungen der Erderwärmung zu spüren bekommen. Die Waisen stehen vor der Herausforderung einer langen Trockenperiode. Wir sind froh, dass die Regenzeit im Oktober/November länger dauerte als normal, so dass die Landschaft in und um Voi immer noch grünt, auch, wenn nur wenige Pflanzen nachwachsen.