Neue Welle der Elefanten-Wilderei in Kenia

Nairobi, Kenia. Chinesische Arbeiter kaufen Elfenbein, das von den Köpfen illegal getöteter Elefanten abgehackt wurde. Einem erst kürzlich veröffentlichten Bericht zufolge stellt dieser verbotene Handel eine ernsthafte Bedrohung für die Herden in einem von Kenias berühmtesten Wildschutzgebiet dar.

Jährlich werden tausende Afrikanische Elefanten getötet um die Nachfrage, größtenteils aus dem asiatischen Raum, zu befriedigen. Im vergangenen Jahr fand die erste legale Elfenbeinauktion seit 9 Jahren statt, auf der mehr als 100 Tonnen Elefantenstoßzähne ausschließlich an Chinesen und Japaner versteigert wurden, die sich mit Multimillionen-Dollar-Geboten zu übertreffen suchten.

Die Wiederaufnahme solcher Auktionen und der Anstieg von Chinesischen Arbeitern in Afrika schürt die Angst vor den möglichen Konsequenzen, die sich durch die Wilderei für die Elefanten ergeben.

„Die Situation für die Elefanten im Gebiet [von Amboseli] muss seit dem letzten Jahr als kritisch betrachtet werden, besonders seit den vergangenen vier Monaten,“ warnte der Bericht des Amboseli Trust for Elephants, der von der angesehenen Naturschützerin Dr. Cynthia Moss geleitet wird. Sie arbeitet seit 37 Jahren in dem 250 km-² großen Schutzgebiet in Süd-Kenia.

Patrick Omondi, Leiter der Abteilung Artenschutz beim Kenya Wildlife Service, bestätigte den Tod von 98 Elefanten durch Wilderei im Jahr 2008, also doppelt so viele wie noch in 2007. Er ergänzte, dass die Zahlen aus Amboseli ganz besonders besorgniserregend seien. „Es ist das erste Mal seit 10 Jahren, dass wir in Amboseli wieder Wilderei zu beklagen haben,“ sagte er.

Die erst kürzlich erfolgte Verhaftung eines Kenianers und eines Tansaniers zeigt den Ernst der Lage. Gegen beide wurde im März Anklage wegen unerlaubten Besitzes von Elfenbein erhoben. Sie wurden mit 512 Kilogramm Stoßzähnen gefasst, die von schätzungsweise 35-40 Elefanten stammen. Diese Beschlagnahme ist eine der größten in Ostafrika seit Jahren.

Nachdem im naheliegenden Tsavo Nationalpark in nur 6 Wochen fünf Elefanten getötet wurden, warnte auch der International Fund for Animal Welfare (IFAW, zu deutsch: Internationaler Tierschutzfonds) vor der zunehmenden Wilderei.

“Seit den Einmalverkäufen in Südafrika Ende letzten Jahres haben wir einen noch nie dagewesenen Anstieg von Fällen von Elefantenwilderei in Tsavo feststellen müssen,“ so Jonathan Kirui, stellvertretender Direktor in Tsavo.

Omondi bestätigt, dass der KWS diesen Anstieg durchaus mit der wachsenden Zahl Chinesen im Land in Verbindung bringt. Diese überfluten den Kontinent über Bauaufträge für Straßen, Schienen und Dämme, zum Ausbau der Infrastruktur für den Mineralabbau.

“Es gibt zwei chinesische Camps in der Region,“ so der Bericht des Amboseli-Trust. „Unsere Informanten bestätigen, dass dort Elfenbein [und] Wildfleisch gekauft wird.“

Der internationale Handel mit Elfenbein wurde 1989 untersagt. In den letzen 10 Jahren vor diesem Verbot wurde die Population Afrikanischer Elefanten von 1,3 Millionen auf 600.000 Tiere dezimiert. In Kenia waren die Folgen des Elfenbeinhandels besonders zu spüren, denn dort wurden in nur 15 Jahren 85 Prozent aller Elefanten getötet, bis das Verbot endlich verhängt wurde.

Seitdem haben sich die Herden stetig erholt, doch Elfenbein ist und bleibt ein begehrtes Produkt – vor allem in Fernost, wo man es sowohl für medizinische Zwecke verwendet als auch zu Ornamenten und Familiensiegeln verarbeitet.

 

 

Quelle: Global Post. 3. Mai 2009