Newsletter aus Kenia / die Eli-Waisen im April

Monatsbericht für die Nursery-Gruppe

Im April wurden weitere 5 Elefanten gerettet, von denen leider zwei verstarben, und so lebten bis zum 29. April, als Lesanju, Lempaute und Sinya nach Ithumba umzogen, 18 kleine Elefantenwaisen in der Nairobi-Nursery.

Der erste Neuzugang fiel in ein Wasserloch an der Nordgrenze und wurde von den Wildhütern des KWS in Isiolo gerettet. Am 4. April brachte man ihn zur Landebahn in Lewa Downs, von wo aus er mit dem Rettungsflugzeug abgeholt wurde. Der kleine Bulle wurde auf ein Alter von etwa 6 Wochen geschätzt und befand sich in guter Verfassung als er bei uns eintraf. Wir nannten ihn „Isiolo“, nach dem Ort, an dem er gefunden wurde. Auch am Monatsende ging es ihm gut.

Isiolo April 2009

Die nächsten beiden Babies schafften es leider nicht. Das erste kam am Karfreitag, also am 10. April, bei uns an. Der kleine Elefant war völlig ausgemergelt und wahrscheinlich ein Opfer der Wilderei. Er wurde ganz allein gefunden und war zuvor offenbar von anderen Herden zurückgewiesen worden, die ebenfalls zum Saufen ans Wasserloch in der Nähe vom Satao Camp im Tsavo-Ost Nationalpark kamen. Offenbar wollten sie mit einem schwachen und kränkelnden Kälbchen nichts zu tun haben, denn seine Anwesenheit hätte das Überleben der eigenen Herde aufs Spiel gesetzt, die in dieser besonders harten Trockenzeit ohnehin zu kämpfen hat. Das verlassene Kälbchen war ein etwa 3 Monate altes Weibchen und wurde vom Leiter des Satao Camps im Tsavo-Ost Nationalpark gerettet und an unsere Keeper in Voi übergeben. Von da aus wurde sie in die Nairobi-Nursery geflogen. Schon bei ihrer Ankunft litt sie unter wässrig-schwarzem Durchfall und starb 4 Tage später, am 14. April. Die Keeper hatten das Baby zuvor „Pasaka“ genannt, das Suaheli-Wort für „Ostern“, und obwohl sofort Notfallmaßnahmen wie Infusionen mit Kochsalz und Glucose ergriffen wurden, war es für sie bereits zu spät. Wir vermuten, dass auch sie an einer Rota-Virus-Infektion litt, denn Tsavo-Ost ist mit domestizierten Viehherden übersät, die sich mit den Wildtieren die Wasserstellen teilen. Pasaka war ein wunderschöner und sehr liebenswerter Elefant, und ihr Tod ist ein großer Verlust.

Nur einen Tag nach Pasakas Ankunft in der Nursery wurden wir bereits zur nächsten Rettungsaktion gerufen. Dieses Mal handelte es sich um ein Kalb aus der Region Kipsing. Es steckte im Schlamm eines austrocknenden und sehr stark verschmutzten Wasserloches fest, und wir nehmen an, dass er an einer Infektion mit Cholera-Bakterien erkrankt war. Es war sehr schwierig, das Kälbchen zu befreien, und so baten wir die Angestellten der Ol Malu Ranch um Hilfe. Diese waren nach der Aktion völlig verschmutzt, und so mussten all ihre Kleidungsstücke sterilisiert werden. Auch die Helfer selbst wurden untersucht und bekamen prophylaktisch ein Antibiotikum gegen Cholera verabreicht. Den 4 Wochen alten Bullen nannten wir „Sieku“, um auch seine Geschichte später zurückverfolgen zu können. Nur leider war auch er ein hoffnungsloser Fall, denn er weigerte sich, Milch zu saufen. Es ging ihm zusehends schlechter, und am 16. April brach er zusammen und starb. Es ist extrem ungewöhnlich, dass ein so junger Elefant so große Angst hat und sich jeglicher Milch verweigert, obwohl er großen Hunger haben müsste. Merkwürdig war außerdem, dass er so plötzlich und ohne vorherige Symptome starb. Wir nehmen an, dass er eventuell innere Verletzungen hatte.

Nur einen Tag später, am 17. April, wurden wir schon zur nächsten Rettung nach Maralal in Nord-Kenia gerufen, die in der 11. Stunde abgebrochen werden musste, als unser Flugzeug gerade zur Landung ansetzte. Es sickerte nämlich durch, dass das Kälbchen noch gar nicht eingefangen wurde, obwohl uns das vorher bereits bestätigt wurde!

Schon am nächsten Tag, dem 18. April, befand sich das Rettungsteam erneut in der Luft – das Ziel dieses Tages sollte Milgis in der Gegend von Laikipia sein, wo ein kleines Elefantenweibchen von etwa 6 Wochen aus einem Wasserloch befreit wurde. Sie kam in guter Verfassung bei uns an und gedeiht prächtig. Wir nannten sie „Nchan“, was auf Samburu „Regen“ heißt, denn momentan betet jeder Kenianer im Norden für Regen, damit die unglaublich lange und heiße Trockenzeit, die bereits einen Großteil ihrer wertvollen Viehherden dahinraffte, endlich ein Ende findet. Die kleine Nchan entwickelt sich prächtig, so dass wir hoffen, dass sie und Isiolo überleben werden und eine zweite Chance auf ein langes und glückliches Leben bekommen.

Gegen Ende des Monats begann das Training für den Umzug nach Voi für Lesanju, Lempaute und Sinya. Sie sollen zu Wasessa, Shimba, Mzima und Siria gebracht werden, die bereits vor 1-2 Monaten nach Voi umzogen, um in der Nursery mehr Platz für den Schwall an Neuankömmlingen zu schaffen. Während Lesanju und Sinya bereitwillig die parkenden Lkws bestiegen um sich dort mit Milch belohnen zu lassen, ließ sich Lempaute nicht überzeugen. Offenbar assoziierte sie die parkenden Fahrzeuge mit dem Verschwinden vieler ihrer Freunde während der fast drei Jahre, die sie in der Nursery verlebt hatte. Als der besagte Tag der Abreise (der 29. April) heran gerückt war, lief allerdings alles unerwartet reibungslos. Lempaute ergab sich überraschenderweise ihrem Schicksal, als Sinya und Lesanju erst einmal in ihrem jeweiligen Anhänger verschwunden waren. Die drei Lkws mit unseren kostbaren Nursery-Ältesten an Bord fuhren um 5:30 Uhr morgens vom Gelände und erreichten gegen 12:30 Uhr ihr Ziel Voi in Tsavo-Ost, wo sie von ihren 4 Freunden begeistert begrüßt wurden. Alle erkannten sich sofort wieder, und Lesanju verlor keine Zeit und verschaffte sich umgehend Geltung über die gesamte Gruppe. Wasessa schien erfreut darüber, dass die alte Anführerin zurück war und überließ ihr ohne Zögern den Posten. Offenbar war sie erleichtert, nicht länger das einzige Weibchen zu sein.

Shimba

Da bereits seit Langem feststand, dass die drei älteren Elefanten die Nursery verlassen sollen, haben wir den Kontakt zu Jüngsten auf ein Minimum beschränkt, damit sich nicht erst zu enge Bande knüpfen konnten und alte Wunden aufreißen, wenn die älteren Elefanten aus der Nursery weggebracht werden. Kenia wurde jedoch von den Älteren an ihre neue Aufgabe als Leitkuh der Baby-Gruppe herangeführt. Das war nicht so einfach, denn nicht alle der Winzlinge benahmen sich so folgsam wie bisher. Etwas aufdringliche Mitglieder der Gruppe wie Kimana und Ndii zanken sich häufig während der Milchmahlzeit, und auch Suguta und Sabachi neigen dazu, sich und die anderen herum zu schubsen. Kenia toleriert schlechtes Benehmen allerdings überhaupt nicht, besonders wenn ihre eigene Milchflasche in Gefahr ist, und sowohl Kimana als auch Suguta wurden bereits mehrfach zurechtgewiesen. Einmal, nachdem Suguta wieder einmal die Milchmahlzeit gestört hatte, jagte Kenia sie weg und zog sie vor der Flucht noch einmal ordentlich am Schwanz!

Sabachi bescherte uns am Monatsende Grund zur Sorge, denn eines Morgens wachte er mit einem extrem angeschwollenen rechten Hinterlauf auf, hatte Durchfall, und sein linkes Auge war eingetrübt. Es gab keine Erklärung für die plötzlichen Symptome, außer die Möglichkeit, dass er nachts von einer kleinen Speikobra überrascht wurde, die sich eventuell vorher im Heu seines Stalles versteckt hatte. Sie könnte ihn ins Bein gebissen und ins Auge gespuckt haben. Mehrere Tage lang hatte Sabachi Angst, sich hinzulegen. Er wurde mit Entzündungshemmern und Antibiotika behandelt, und nachdem sein Auge regelmäßig ausgespült wurde, erholte er sich zwar schnell wieder, aber für eine Weile fühlte er sich sichtlich unbehaglich.

Der 29. April war nicht nur der Tag der Abreise von Lesanju, Lempaute und Sinya, sondern auch Tag der Ankunft eines Neuzuganges. Dieses Mal handelte es sich um einen Baby-Bullen im Alter von 5-6 Wochen von der Mugi Ranch in Laikipia. Seine Mutter starb am 16. April an den Folgen eines riesigen Abszesses an der Flanke. Ihr Kalb blieb von da an bei der Herde, wurde aber immer schwächer, obwohl es zumindest etwas Milch von einer anderen laktierenden Kuh bekommen haben musste. Nachdem die Mitarbeiter der Ranch ihn mit Hilfe von Angehörigen der Britischen Armee (die zufällig vor Ort waren) identifiziert und eingefangen hatten, bekam er eine Infusion mit Natriumchlorid und Glukose, die den ganzen Flug über in seiner Ohrvene verblieb. Völlig abgemagert kam er bei uns an und litt außerdem an Durchfall. Umgehend wurden alle Register gezogen, und zum Glück sprach er gut auf die Behandlung an und kam wieder zu Kräften. Nur 2 Tage später durfte er bereits die anderen 14 Babies kennenlernen. Er wurde „Olkeju“ genannt, nach einem kleinen Hügel in der Nähe des Ortes, an dem er gerettet wurde, und wo auch seine Mutter verstorben ist.

Lesanju & Sinya on thier last day at Nairobi Nursery

Es tat gut, zu beobachten, dass sich Shira und Tassia langsam vom Trauma über den Verlust ihrer Elefantenfamilien erholten. Gleichzeitig war es traurig, genau diese emotionale Aufruhr in den Augen von Isiolo und Nchan zu sehen. Beide haben sich in diesem Monat allein für sich in den Busch zurückgezogen, etwas, dass man häufig bei trauernden Neuankömmlingen beobachtet, die sich an ihre Mütter und die Herde noch erinnern können. Nur Neugeborene sind weder scheu noch verstehen sie die Zusammenhänge, die sie an diesen Ort gebracht haben. Bereits erfahrene Kühe wie Mawenzi, Kenia und Ndii versuchen ihr Bestes um die trauernden Neuzugänge zu beruhigen, sie folgen ihnen, berühren sie mit ihrem Rüssel sanft am Kinn und legen ihn dann über den Rücken der verängstigten Kleinen – alles Gesten aufrichtiger Freundschaft und Liebe. Sogar die jungen Bullen scheinen den Schmerz der anderen zu verstehen, denn sie gehen ihnen aus dem Weg und geben ihnen damit zu verstehen, dass ihnen nichts Böses wollen. Denn sie wissen aus eigener Erfahrung, wie schwer der Verlust der Elefantenfamilie auf die Seele drückt.

Monatsbericht für die Ithumba-Gruppe

Die für Ostern erwarteten Regenfälle blieben leider aus, so dass es diesen Monat die meiste Zeit extrem heiß und trocken war. Die jüngeren Gruppenmitglieder, die ohnehin noch ihre Keeper brauchen, mussten sich Wasser hinter die Ohren spritzen, dass sie aus ihren Mägen heraussaugten. Außer ein paar vereinzelten Regentropfen, die lediglich bewirkten, dass sich der Staub ein wenig setzte, gab es nur einen richtigen Regensturm in der Nacht des 26. Dadurch füllten sich die natürlichen Senken mit Wasser und brachten einen verspäteten Hauch Grün in die Dürre, die in diesem Jahr das gesamte Land heimgesucht hat. Die Waisen sind nach einem Regenguss immer besonders glücklich, spielen im frischen Schlamm und in den Lachen zwischen Felsvorsprüngen.

Es gab ein paar interessante Wechsel zwischen den verschiedenen Waisengruppen: Wendi etabliert anscheinend gerade ihre eigene kleine Splitter-Herde, die selbstbewusst genug ist, sich von Yattas Haupttrupp der Älteren (insgesamt etwa 16 Elefanten) loszusagen und allein durch den Busch zu ziehen. Allerdings blieben sie den ganzen Monat über mit den Jüngeren in Verbindung. Ihrer Splitter-Gruppe gehören mittlerweile Sunyei und Galana an (beide Junior-Leitkühe aus der von den Keepern bereits unabhängigen Gruppe) plus Madiba, Ndomot und Rapsu, der schon seit geraumer Zeit zwischen beiden Gruppen hin- und herpendelt. Ein paar Mal waren auch Tomboi, Napasha, Taita und Buchuma mit von der Partie, die normalerweise fester Bestandteil von Yattas Gruppe sind.

Buchuma & Ndomot

Wendi und ihre Rekruten haben die meisten Nächte dieses Monats im Busch verbracht, oft in Begleitung von Yattas Gruppe der Älteren. Meist trafen sie sich abends an den Stallungen, und sobald die kleineren Waisen sich in ihren Nachtlagern eingerichtet hatten, machten sie sich auf den Weg. Wendis Gruppe wartete dann morgens entweder draußen vor den Ställen, um die Jüngsten abzuholen, oder traf sie unterwegs zu den Fressplätzen. Sie blieben dann fast immer den ganzen Tag bei der Jüngeren, noch von den Keepern abhängigen Gruppe, suhlten sich mit ihnen im Schlamm und begleiteten sie abends zurück an die Stallungen, um sich dort mit Yatta und den älteren Waisen zu treffen, von wo aus alle gemeinsam auf ihre Nachtwanderung gingen. Yatta unterstützt diese neue Regelung offenbar vollkommen und scheint zu verstehen, dass Wendis neue Rekruten einfach noch viel lieber Zeit mit ihren jüngeren Freunden verbringen.

Einmal (am 9. April), seilte sich Nasalot von Yattas Gruppe ab und begleitete stattdessen die von Wendi, um morgens die Kleinen an den Stallungen zu begrüßen. Sie verbrachte anschließend den ganzen Tag mit ihnen und kehrte erst abends wieder in Yattas Gruppe zurück, als sich alle auf dem Stallgelände wiedertrafen. Vielleicht wurde sie ja sogar von Yatta geschickt, um Wendis Führungsqualitäten zu kontrollieren!

Am 10. April warteten sowohl Yattas als auch Wendis Gruppe am Morgen vor den Ställen – dieses Mal sogar in Begleitung eines halbwüchsigen wilden Bullen, der sie zum Fressplatz begleitete und sich danach wieder abseilte. Später gesellte er sich wieder zur Waisengruppe, graste bis 15 Uhr mit ihnen und begleitete sie abends zurück an die Ställe.

Von Wendis Auftreten einmal abgesehen, gab es in diesem Monat nur wenige Tage, an denen Yatta nicht mit den Jüngsten zusammen war. Sie und ihre Herde kamen entweder gleich morgens an die Ställe, später an die Stelle im Busch, wo alle gemeinsam grasten oder man traf sich beim mittäglichen Schlammbad. Dann und wann setzte sie sich ab und ging ihre eigenen Wege, manchmal blieb ein Teil ihrer Gruppe bei den Jüngeren und Wendi zurück und wurde abends an den Ställen wieder abgeholt. Bisweilen verbrachten Yatta und ihr Gefolge den ganzen Tag mit den Kleinsten; an anderen Tagen war es nur Wendi mit ihrer Splitter-Gruppe, und für einige Tage nach dem Regensturm waren die Jüngsten mit ihren Keepern allein. Einmal tauchte Tomboi mit ein paar wilden Freunden aus dem Gebüsch auf, um ein wenig Zeit mit den Jüngsten zu verbringen. Die wilden Elefanten blieben nach dem Schlammbad, um zu Saufen, und so liefen alle gemeinsam zurück zur Tränke an den Stallungen. Als die wilden Artgenossen ihren Durst gestillt hatten, verabschiedeten sie sich wieder, während sich die Jüngsten in die entgegengesetzte Richtung aufmachten, um ihre Keeper aufzusammeln, die den Konvoi mit etwas Sicherheitsabstand verfolgt hatten.

Da es offenbar in anderen Teilen von Tsavo mehr geregnet hatte, kamen in diesem Monat viel weniger wilde Elefanten zum Saufen an die Stalltränke. Zwei Bullen tauchten am 3. April um 18 Uhr abends auf, zwei am 15. April, einer am 16. April, und fünf wilde Elefanten gesellten sich am Abend des 18. April zu Yatta. Am 19. kam ein Elefantenbulle ohne Schwanz aber in Begleitung eines Freundes zum Saufen, und wurde später noch von anderen begleitet.

wild elephants joins orphans at stockade water trough (17)

Jetzt, da Galana und Sunyei in Wendis Splitter-Gruppe aufgestiegen sind, was so viel wie ein Übergang zu Yattas Gruppe bedeutet, wurde Naserian zur Junior-Leitkuh derjenigen Waisen, die noch auf ihre Keeper angewiesen sind. Sie wird unterstützt von Sian, und beide sind sehr gut darin, die jungen Bullen zu bändigen. Zurura und Kamboyo sind schon lange Boxpartner, genau wie Kenze und Kora, doch wenn sie zu übermütig werden (was öfters vorkommt), werden ihre Übungskämpfe von Kora oder den Junior-Leitkühen unterbrochen.

Am 27. April, nach dem großen Regensturm, passierte etwas sehr Ungewöhnliches: Yatta nahm die Jüngsten ohne ihre Keeper einfach mit in den Busch. Diese riefen sie zwar immer wieder zurück, allerdings mit nur mäßigem Erfolg. Lediglich Naserian, Loijuk, Lualeni, Kora und Kenze erhörten die Bitten ihrer Keeper, der Rest trottete Yatta unbeirrt hinterher in die Gegend um das Imenti-Wasserloch. Diejenigen, die bei den Keepern geblieben waren, kehrten wie immer gegen 17 Uhr an die Stallungen zurück. Um 19 Uhr brachte dann Sian den Rest der Gruppe zurück, ganz ohne Yatta oder Wendi, die zu dieser Zeit offenbar in der Nähe waren, sich aber nicht blicken ließen.

Yatta kam am 24. April gegen 16 Uhr mit ihrer Gruppe an die Ställe – ein bisschen früher als sonst, und ihr Liebling Ol Malo fehlte, so wie bereits einmal im letzten Jahr. Yatta lungerte noch eine ganze Weile auf dem Stallgelände herum, obwohl ihre Gruppe sich längst auf den Weg gemacht hatte. Offenbar wartete sie auf Ol Malos Rückkehr, doch schließlich gab sie auf und folgte den anderen. Nur eine halbe Stunde nach Yattas Aufbruch tauchte Ol Malo auf – in Begleitung eines wilden Bullen. Die Keeper meinten, es handelte sich um den selben Bullen, mit dem sie schon letztes Jahr einen ganzen Tag verschwunden war. Nachdem beide ihren Durst an der Stalltränke gelöscht hatten, ließ der Bulle Ol Malo zurück, die sich bald darauf mit Yatta zusammenfand, die nur kurze Zeit später wieder auftauchte! Die Wiedervereinigung war ein hochemotionales Ereignis.

Andere wilde Besucher an der Stalltränke waren diesen Monat ein Rudel Wildhunde aus der Nachbarschaft. Vier kamen am Morgen des 5. April auf einen hastigen Schluck vorbei, drei weitere waren es am 14. April. Sie trafen prompt auf Wendi und Galana, die vor dem Stallgelände auf Yatta warteten. Die beiden Waisen versuchten, die Wildhunde zu verjagen, diese ließen sich aber nicht vertreiben, bevor sie nicht ausgiebig gesoffen hatten. Wendi und Galana mussten also klein beigeben. Am 26. April kamen noch einmal drei Wildhunde zum Saufen und verschwanden in einer Staubwolke auf der Jagd nach einem unglückseligen Dikdik, der leichtsinnigerweise auf dem Gelände auftauchte, als die Hunde gerade am Saufen waren. Bisher wissen wir nicht, ob sie den Dikdik erwischt haben oder nicht.

entire group at mud bath (1)

So lange die Jüngeren immer noch ihrer Keeper bedürfen, scheint es, als ob die älteren Elefantenwaisen regelmäßig zurückkehren, um nicht den Kontakt zu ihren anderen “Familienmitgliedern“ zu verlieren. Gleichzeitig nehmen sie immer wieder ältere Waisen, die von der Milch abgesetzt werden, in ihre Gruppe auf. Freundschaftliche und familiäre Bindungen sind unter Elefanten für die Ewigkeit und sehr stark. Während des gesamten Auswilderungsprozesses entwickeln sich Freundschaften mit wilden Herden, wie man an Ol Malos Ausflügen und den wilden Artgenossen, die die älteren Waisen häufig begleiten, sehen kann. Was besonders verblüfft ist, dass die wilden Elefanten sogar die menschlichen Keeper als Teil der Waisenfamilie akzeptieren. All diese Faktoren tragen zum Erfolg des Auswilderungsprogrammes bei, auf dass wir und unsere Unterstützer alle sehr stolz sein können – schließlich gab es so etwas noch nie zuvor. Um ein neugeborenes Elefantenbaby zu retten und ihm seine Mutter und seine Familie zu ersetzen, bedarf es einer Ersatzfamilie engagierter Keeper, die die Waisen durch die Kindheit und Jugend bis ins Erwachsenenalter hin mit Leidenschaft, Fürsorge, Verständnis und Liebe begleiten. Die ultimative Belohnung ist am Ende die lebenslange Zuneigung eines Elefanten und die Freude darüber, wenn die kleinen Kühe selbst Mütter werden oder man von stattlichen Ex-Waisenbullen liebevoll begrüßt wird, obwohl sie dir mit nur einem Rüsselschwung den Garaus machen könnten. Wie schön wäre es, wenn alle Menschen solch einen Platz im Herzen der Elefanten hätten! Doch für diejenigen unter uns, die dieses Privileg genießen dürfen, ist es eine unglaubliche Belohnung, die unser Leben bereichert und uns zu besseren Menschen macht.

Monatsbericht für die Voi-Gruppe

Die vier ehemaligen Nursery-Waisen Wasessa, Shimba, Shimbas Freund Mzima und Sira waren vor ein paar Wochen nach Voi umgezogen, weil es in der Nursery zu eng wurde. Alle haben sich gut in ihrem neuen Zuhause eingelebt und genießen ihr neues Leben, das Fußmärsche über viel größere Entfernungen als in der Nursery erlaubt und somit jeden Tag Abwechslung bietet.

Lempaute & Sinya grub some grass

Nach der Nachtruhe in den Stallungen, werden sie mit den ersten Sonnenstrahlen hinausgelassen und toben erst einmal auf dem Stallgelände. Hauptsächlich rennen sie dann auf dem Hang auf und ab, während sich die Keeper beim Morgentee auf den Tag vorbereiten. Danach werden die Elefanten entweder zu den Hängen des nahegelegenen Mazinga Hill (das Haupteinzugsgebiet von Emilys Gruppe) oder ins Zentrum des Parks noch hinter den KWS-Werkstätten begleitet. Höhepunkt des Tages ist die Milchfütterung und das Schlammbad am Mittag, besonders dann, wenn sich das Rote Wasserloch unterhalb des Hauptquartiers in einen riesigen Elefanten-Swimmingpool verwandelt hat und auch von wilden Herden besucht wird. In dieses Wasserloch können sie vollständig eintauchen und Spaß haben. Nach dem Suhlen im Schlamm wird sich für gewöhnlich ausgiebig im Dreck gewälzt und anschließend im Schatten unter einem Baum entspannt, bis die Temperaturen wieder ein bisschen abfallen und auf dem Weg zurück zu den Stallungen noch einmal gegrast wird. Zurück auf dem Stallgelände erwartet sie noch einmal eine Milchmahlzeit und Grünfutter für die Nacht. Besonders gern mögen sie die Zweige der Grewia, dem so genannten Sternenbusch (ein Malvengewächs). Dessen Rinde enthält viel Calcium und Mineralien für starke Elefantenknochen.

Höhepunkt des Monats war jedoch die Wiedervereinigung mit Lesanju, Lempaute und Sinya, ihren Freunden aus der Nursery. Diese wurden am 29. April nach Voi gebracht, jeder von ihnen in einem eigenen Lkw und in Begleitung ihrer Keeper. Die drei Neuzugänge stiegen gegen 12:30 Uhr die Laderampe in Voi hinab. Lempaute war die Erste und schaute sich verwundert nach Lesanju und Sinya um. Sie wurde jedoch gleich von den herbei stürmenden Waisen Shimba, Wasessa, Sira und Mzima begrüßt, und es folgten Rüsselumarmungen und glückliches Kollern. Alle waren überglücklich, sich wieder zu sehen. Sinya war die Nächste, und auch sie wurde herzlich begrüßt, vor allem von Lempaute, die sichtlich beruhigt war, dass sie wieder zusammen waren. Und zu guter Letzt kletterte die von allen geliebte Nursery-Leitkuh Lesanju von der Rampe. Trotz verzücktem Freudentaumel über das Wiedersehen, begann Lesanju sofort, ihre Autorität als Leitkuh deutlich zu machen. Wasessa schien darüber überhaupt nicht böse. Alle wurden schließlich zur Stalltränke geführt, um nach der langen und heißen Fahrt ihren Durst zu löschen, und Lesanju stellte sich erst mit beiden Vorderbeinen in die Tränke und legte sich schließlich ganz hinein, um sich abzukühlen. Nach der Milchmahlzeit folgte ein Schlammbad, das ganz in der Nähe extra für sie vorbereitete wurde, und danach ging es bergab in Richtung Rotes Wasserloch, vorbei an wilden Elefanten, die Lempaute ein wenig aus der Fassung brachten. (Sie und Lesanju waren erst 3 Wochen alt, als sie in die Nursery kamen und haben keinerlei Erinnerung an Elefanten, die größer sind als sie selbst!)

Lesanju jump into the Voi water trough (2)

Während dieses ersten Ausfluges blieb vor allem Lempaute ganz nah bei den Keepern und schmiegte sich eng an Angelas Ehemann Robert, und dass, obwohl er derjenige war, der sie am selben Morgen noch in den Lkw geschubst hatte. Offensichtlich war sie verunsichert über das, was in ihrem Leben gerade passierte, denn bisher lebte sie wohl behütet in der Nursery. Trotz aller Zurückhaltung genossen die Waisen ein ausgiebiges Bad im Roten Wasserloch und danach frische, nährstoffhaltige grüne Blätter, die nach den letzten Regenfällen an den Büschen sprossen.

Am nächsten Tag wurden sie zum Grasen an die Hänge von Mazinga Hill gebracht und hatten dort ihre erste Begegnung mit einer wilden Herde, die ebenfalls hier weidete. Siria, der sich offenbar an seine Zeit in einer wilden Herde erinnerte, war sehr interessiert an dem kleinen Kälbchen der wilden Leitkuh. Leider war er etwas zu aufgeschlossen und wurde von der Mutter kurz, aber deutlich mit einem Schubs verwarnt. Sein Schrei erschrak die anderen Waisen, die sofort den Schutz ihrer Keeper suchten! Wenig später hatten sie schon wieder jede Menge Spaß auf der Jagd nach Pavianen. Diese Tierart war ihnen noch aus ihren Tagen in Nairobi vertraut.

Berichte von Joseph Sauni versichern uns seitdem, dass sich auch Lesanju, Lempaute und Sinya schnell eingelebt haben und sich inmitten ihres neuen Lebensabschnittes sehr wohl zu fühlen scheinen. Lesanju ist und bleibt definitiv die Anführerin dieser Mini-Herde.

Orphns drinking water (5)

Auch in diesem Monat gab es von Emily und ihrer Gruppe keine Spur. Auch Aitongs und Natumis Gruppen oder wenigstens einzelne unserer 36 ehemaligen Waisen wurden nicht gesehen. Alle scheinen sie in Gebiete gewandert zu sein, wo sie mehr Grünfutter und andere wilde Artgenossen gefunden haben.