Newsletter aus Kenia / die Eli-Waisen im Juni

Monatsbericht für die Nursery-Gruppe: Juni 2010

Höhepunkte im Juni waren der Transfer von Kilaguni, Chaimu und Sabachi aus Nairobi nach Ithumba am 7. Juni
kilanguni & nasalot

und die Ankunft von Jährling Kandecha am 18. Juni. Kandecha wurde aus der Region Aruba im Nationalpark Tsavo-Ost inmitten einer Gruppe von 25 riesigen Bullen gesichtet, ohne eine Elefantenkuh in der Nähe.

Die IMAX Filmcrew positionierte sich in Ithumba, um die Ankunft der drei Nursery-Waisen Kilaguni, Chaimu und Sabachi zu filmen. Diese hatten um 5 Uhr morgens die Nursery verlassen und eine achtstündige Fahrt hinter sich. Besonders der Abschnitt von Kibwezi bis zum Eingang des nördlichen Teils des Parks auf der erodierten Piste hatte es in sich. Kurz nach Mittag kamen sie völlig erschöpft an und wurden von den noch betreuten Ithumba-Waisen und allen Ex-Waisen unter Yatta begrüßt. Kinna hatte sich bereits vorher, noch mitten im Busch, von Yattas Gruppe abgesetzt und eigenständig auf den Weg zu den Ställen gemacht. Just in dem Moment, in dem die Lkws eintrafen, war auch sie vor Ort – wieder einmal ein Beispiel für die mysteriöse Elefantenkommunikation!

Alle erwarteten, dass Kibo seinen ehemals besten Freund Kilaguni fürchterlich vermissen würde, doch nach ausgiebiger Suche schien auch er zu verstehen, dass Kilaguni nicht mehr da war und musste es akzeptieren wie alle anderen.

Kibo playing

Der Streit zwischen Suguta und Olare um den Anspruch auf ihr Lieblingskälbchen Klein Sities hielt an, aber die beiden Kühe schienen einen Kompromiss gefunden zu haben. Olare erlaubte Suguta, sich mit Sities um zu kümmern, wenn sich die älteren Nursery-Waisen von den jüngeren trennen, da die Großen weiter im Wald grasen. Sities blühte sichtlich auf und hat gut zugenommen. Sie ist sehr verspielt und ein energisches Mitglieder der Gang. Die „Baby-Gruppe“ der Nursery besteht aus Kalama, Tano, Mutara, Shukuru und Sities, und sie alle werden von Suguta betreut. In der Gruppe der Älteren finden sich Olare, Kibo, Kudup, Melia, Tumaren, Turkwel und Chemi Chemi. Letzterer ist inzwischen nicht mehr ganz so aggressiv wie bisher, aber kann immer noch schwer widerstehen, die anderen mit dem Kopf zu stoßen. Hinzugesellt hat sich in diesem Monat der Nursery-Neuzugang Kandecha.

Sities with Suguta and Simon

Als er am Morgen des 18. Juni ankam, war er extrem ängstlich und aggressiv gegenüber allen Menschen. Er ging in Verteidigungshaltung, sobald ein Zweibeiner in seine Nähe kam und verweigerte jegliche Aufnahme von Milch und Wasser. Nur wenig später begann er zu Zittern, immer ein gefährliches Anzeichen für einen drohenden Kollaps. Als er schließlich bewusstlos wurde, bekam er sofort eine glukosehaltige Infusion in seine Ohrvene, um seinen Kreislauf zu stabilisieren. Er kam zu sich und die Keeper hielten ihn aufrecht und versuchten, ihm zum Milchtrinken zu überreden. Als er schließlich probiert hatte, trank er die Flasche, der auch ein paar rehydrierende Elektrolyte zugesetzt waren, hastig aus. Ab diesem Zeitpunkt machten ihn jegliche weiße Gegenstände, die Milch sein könnten, neugierig. Und nur zwei weitere Tage spielte er mit den anderen im Schlamm vor Besuchern, als wäre er schon immer Teil der Herde. Allerdings war er bis oben hin voll mit Würmern, so dass er nach der Eingewöhnung erst einmal gründlich entwurmt wurde. Seitdem wächst und gedeiht er. Kandecha ist ein sehr hübscher kleiner Elefant, der außerdem viel Glück hatte, dass er gerettet werden konnte.

Wir sorgen uns immer noch um die Gesundheit von Mawenzi, die an einer chronischen Erkrankung zu leiden scheint, denn sie wächst nicht wie sie sollte. Es gibt keine auffälligen Symptome, bei einer Blutuntersuchung wurde lediglich eine erhöhte Zahl an weißen Blutkörperchen festgestellt, was auf eine Infektion hindeuten könnte. Wir dachten an ein Darmulcus, so wie es Nchan hatte, und setzten ihrer Milch Medikamente bei. Allerdings wollte sie daraufhin ihre Flasche nicht annehmen. Das Medikament ist auch zur Injektion verfügbar, aber dann müsste sie über zwei Wochen lang täglich einmal gespritzt werden. Da unserer Ansicht nach beide Optionen kontraproduktiv sein könnten, versuchen wir vorerst eine homöopathische Behandlung gegen Geschwüre und müssen erst einmal abwarten.

Shukuru playing

Vier Löwen aus dem Nairobi-Park wurden in diesem Monat dabei beobachtet, wie sie ganz in der Nähe den Warzenschweinen auflauerten. Die Warzenschweine leben im Prinzip auf dem Gelände des Trusts und hoffen darauf, dass in der Kantine etwas für sie abfällt. Draußen im Busch sind sie oft in der Nähe der Waisen und deren Keeper, weil sie sich dann sicherer fühlen. Eines Abends wurde ein Warzenschwein direkt hinter Sugutas Stall von den Löwen geschlagen. Die Waisen waren bereits in ihrem Nachtlager und bis auf das Mark erschrocken, als sie den Todesschrei des Opfers hörten. Sie fanden die ganze Nacht keinen Schlaf, und auch die Keeper wurden in einen ordentlichen Adrenalin-Rausch versetzt! Drei andere Löwen haben sich auf den Felsen neben Daphnes Haus niedergelassen und konnten so am Abend von den Elefantenpaten beobachtet werden!

Abgesehen von der Sorge um Mawenzi war der Juni ein glücklicher Monat für unsere Nursery-Waisen. Besonders die erfolgreiche Rettung von Kandecha und die Fortschritte von Sities (nach ihrem schweren Zahnwechsel) haben uns sehr gefreut.

 

Monatsbericht für die Ithumba-Gruppe: Juni 2010

Die Ithumba Keeper, wir selbst und alle Elefanten-Waisen in Ithumba, die jüngeren unter Loijuk und die inzwischen ausgewilderten unter Yatta und Wendi, wurden am 25. Juni vom plötzlichen Tod Sians überrascht und unglaublich traurig zurückgelassen. Sian ging es schon eine ganze Weile nicht gut, ohne ersichtlichen Grund verlor sie immer mehr Gewicht und wurde zunehmend schwächer. Kurz vor ihrem Tod brach sie zusammen, und es war sehr bewegend, wie Loijuk nicht von ihrer Seite wich, selbst als ihre Gruppe in den Busch geführt wurde. Eine Obduktion ergab, dass eine von Sians Lungen unterentwickelt war, es handelte sich wahrscheinlich um einen angeborenen Defekt. Als sie größer wurde, konnte die verbleibende Lunge ihren Körper nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgen, was für lebenswichtige Organe wie zum Beispiel ihre Nieren fatal war. Sian war einfach nicht für ein langes Leben bestimmt, so wie einst Mweiga in Voi, deren schwaches Herz im Alter von zehn Jahren aufgab. Zumindest bleibt uns der Trost, dass wir nicht mehr für sie hätten tun können, als ihr ihre Kindheit so glücklich wie möglich zu gestalten. Das sorgenfreie Leben, das sie seit ihrer Rettung bis zu ihrem Tod bei uns hatte, wäre ihr sonst nicht vergönnt gewesen.

junior group taking water (2)

Loijuk und der Jungbulle Zurura waren ganz offensichtlich im Bilde über Sians Zerbrechlichkeit und kümmerten sich in letzter Zeit ganz besonders fürsorglich um sie. Einer von beiden war immer an ihrer Seite, sei es beim Fressen oder wenn sie beim Laufen in der Gruppe den Anschluss verlor. Und immer hatte sie einen tröstenden Rüssel zur Hand. Auch die Ex-Waisen schenkten ihr besonders viel Aufmerksamkeit, wann immer die Gruppen aufeinander trafen. Sie zeigten sich sehr besorgt und liebevoll ihr gegenüber. So verlebte sie ihre fünf Lebensjahre inmitten von Liebe und Mitgefühl sowohl von Menschen als auch von ihren Artgenossen. Ruhe in Frieden, Sian. In den Herzen deiner Familie wirst Du für immer einen besonderen Platz haben!

Die Umsiedelung der Nursery-Waisen Kilaguni, Chaimu und Sabachi nach Ithumba fand am 7. Juni statt und wurde wie immer und auf mysteriöse Art und Weise von den bereits in Ithumba lebenden Elefanten-Waisen erwartet. Wir beobachten dieses Verhalten nun schon seit Jahren. Die Ex-Waisen, die von Yatta und Wendi angeführt werden, waren schon seit dem Vorabend auf dem Stallgelände. Das allein war nicht weiter ungewöhnlich, aber am nächsten Morgen verließen Kinna und Kenze den Rest der Gruppe und blieben bei den jüngeren Waisen mit Leitkuh Loijuk. Diese verbrachten den ganzen Vormittag in der Nähe des Stallgeländes. Dann, pünktlich um 20 Minuten vor der erwarteten Ankunft um 11 Uhr, kamen Rapsu, Buchuma, Taita und Yattas wilder Rekrut namens Mgeni dazu um die Neuankömmlinge ebenfalls zu begrüßen! Es verblüfft uns immer wieder, woher die Waisen wissen, dass etwas passiert. Aber es ist ganz offensichtlich, dass sie es wissen!

loijuk with her three babies

Für Kilaguni, Chaimu und Sabachi war alles überwältigend: plötzlich inmitten einer Gruppe großer, fremder Elefanten, die sie alle einzeln mit ihrem Rüssel berühren und begrüßen wollen. Nur Meibai könnte ihnen bekannt vorkommen, da er vor seinem Transfer nach Ithumba (zusammen mit Enesoit und Naimina Anfang des Jahres) eine zeitlang in der Nursery lebte. Noch am gleichen Nachmittag kam auch der Rest der inzwischen ausgewilderten Gruppe zusammen mit Yatta und Wendi. Die Keeper hatten alle Hände voll zu tun, damit, dass die drei kleinen Babys inmitten der 34 großen, aufgeregten Elefanten nicht zu Schaden kamen. Auch Mgeni war mit von der Partie, Yattas wilder Freund und inzwischen fester Bestandteil der Gruppe, der auch kein Problem mit menschlichen Betreuern und Besuchern hat!

Nasalot hat sich sofort Klein Kilaguni ausgesucht, und diese Konstellation hat sich den ganzen Monat über nicht geändert. Aber nicht nur sie, sondern auch alle anderen älteren Kühe inklusive Loijuk haben Kilaguni zu ihrem Liebling erklärt. Auch bei seiner Menschenfamilie ist er sehr beliebt, weil er einfach sehr freundlich und empfindsam ist und so ein gewinnendes Gemüt hat.

loijuk taking her group home (1)

Den ganzen Monat über hat es Nasalot kaum einen Tag versäumt, Kilaguni zu besuchen. Manchmal kam sie zusammen mit Kinna und übernahm Kilaguni gleich von Loijuk, indem sie ihn „küsste“, also ihren Rüssel in seinen Mund legte und seinen wiederum in ihrem Mund akzeptierte. Sie brachte ihn zu seinen Milchflaschen und wich nicht von seiner Seite, während er sie austrank. Danach begleitete sie ihn bis zum „Pool“ und ließ den Blick nicht mehr von ihm, damit ihm ja nichts zustieß. Die inzwischen wilden Ex-Waisen sind jetzt fast täglich bei der jüngeren Gruppe unter Loijuk, entweder treffen sie sich morgens nach dem Aufwachen, später beim Suhlen im Schlamm oder eskortieren sie abends zurück in die Ställe. Yatta selbst und der Rest ihrer Gruppe waren ebenfalls sehr aufmerksam und verbrachten viel Zeit mit den Jüngeren. Ab und an hatten sie auch einen unbekannten wilden Bullen dabei, wahrscheinlich ein Bekannter ihres ebenfalls wilden Freundes Mgeni.

Am 21. Juni brachte Wendi ihre Splittergruppe mit zum Schlammbad. Naserian und Galana übernahmen sofort die Aufsicht über die drei Jüngsten und auch sie waren begeistert von Kilaguni. Loijuk ist sich des „Baby-Kidnapping-Syndroms“durchaus bewusst, denn unter Elefantenkühen ist es weit verbreitet. Daher fühlt sie sich immer sichtlich unwohl, wenn die älteren Weibchen ihren drei kleinen Schützlingen zu viel Aufmerksamkeit entgegenbringen.

Am 27. Juni kam Naserian gemeinsam mit Kora, Lualeni und Challa, und gemeinsam gelang es den Dreien tatsächlich, Meibai und Sabachi heimlich aus Loijuks Gruppe mitzunehmen. Als Loijuk ihr Verschwinden bemerkte und zu Kollern und Suchen begann, verstanden die Keeper, dass irgendetwas abhanden gekommen war. Sie versuchten, Naserians Gruppe aufzuspüren und fanden sie später auf dem Weg Richtung Kalovoto Fluss, der nur saisonal Wasser führt und einer der Lieblingsfressplätze unserer Ex-Waisen ist. Naserian war sehr unglücklich, als die Keeper ihr die beiden Babys wieder abnahmen und zurück zum Rest der Gruppe in die Stallungen brachten. Sie folgte den Keepern bis zum Stallgelände und wartete noch eine ganze Weile kollernd am Zaun. Erst als es dunkel wurde, zog sie sich zurück.

Meibai dagegen, bisher das Nesthäkchen in Ithumba und bis dato der Liebling aller Älteren, war nicht besonders glücklich darüber, dass er diese Sonderstellung nun an Kilaguni, Sabachi und Chaimu abtreten musste. Er versuchte ihnen zu zeigen, wer der „Boss“ ist, indem er sie ständig bestieg. Während ihrer ersten Nacht, die die drei Neuzugänge im selben Stall mit Meibai verbrachten, musste der Störenfried sogar nach nebenan verlegt werden. Loijuk und Keeper Mischak wurden zu den drei verängstigten Babys gebracht, und Trost war auch nötig, weil Kilaguni seine Decke aus der Nursery vermisste (sagte Mischak)! Kinna, die schon immer streng mit Querschlägern war, hatte Meibai schon am Schlammbad für seine Besteigungsversuche abgestraft, indem sie ihm für eine Weile eine Auszeit verordnete! Er und Sabachi, die beiden Kampfhähne, scheinen sich in Anbetracht der Konkurrenz noch enger zu verbünden, offenbar wollen sie demnächst mit Naserian in die Wildnis ziehen. Meibai fühlt sich sehr wohl bei den Großen, er ist immer sehr wissbegierig, besonders wenn es um neue Kampftechniken geht, die ihm die älteren Bullen beibringen. Mit ihnen kann er sich ewig hin und herschubsen, und manchmal lassen sie ihn auch gewinnen. Die Keeper spekulieren, dass er sich eher früher als später den Älteren anschließt, vielleicht sogar noch vor seinem fünften Geburtstag.

kilanguni & nasalot

Interessant war auch eine Begegnung am 4. Juli, als ein uns unbekannter großer wilder Bulle die Jüngsten an sich nahm, gleich als sie morgens aus ihren Ställen kamen. Er wollte sie nicht an ihre Keeper übergeben und drohte ihnen sogar, wenn sie sich der Gruppe näherten. Möglich, dass es der gleiche wilde Bulle war, den sie vorher beim Schlammbad kennen gelernt hatten. Damals stand er sehr dicht bei ihnen, so als ob er ihnen irgendetwas beibrachte. Es war ungewöhnlich, dass die drei kleinen Kälbchen überhaupt keine Angst vor diesem großen wilden Bullen zu haben schienen. Offenbar hatte er eine sehr sanfte Körpersprache und ein freundliches Wesen.

Als der Monat Juni vorbei war, hatten sie die drei Neuzugänge gut in Ithumba eingelebt. Sie Lernen viele Kniffe von Loijuk, zum Beispiel wie man trockene Samenstände von Akazienbäumen pflückt. Sie führte die Drei auf sämtlichen Elefantenpfaden um das Stallgelände herum und zeigte ihnen die „Nachbarschaft“. Die Babys werden von allen großen Mädchen vergöttert, besonders aber von Nasalot, und lernten schon die ersten wilden Elefanten kennen. Trotz Sians Tod war es ein schöner Monat für die Ithumba-Waisen. Auch wenn Sian jetzt nicht mehr bei uns ist, so sind wir erleichtert, dass sie endlich von ihrem Leiden erlöst wurde, das uns so lange Kopfzerbrechen bereitet hat.

 

 

Monatsbericht für die Voi-Gruppe: Juni 2010

An der westlichen Grenze des Nationalparks Tsavo-Ost liegt die Ngutuni Ranch. Auf dem Gelände verlaufen nicht nur zahlreiche Wanderrouten der Elefanten, sondern im vergangenen Jahr fielen hier sogar mehr Niederschläge als im Park selbst. Die Vegetation ist viel saftiger und es wachsen viele Sternbüsche (Grewia/ Malvengewächse), deren Rinde sehr mineralstoffhaltig und bei Elefanten sehr beliebt ist. Daher sind auch unsere (Ex-)Waisen und auch wilde Herden besonders angetan von der Region und passieren von Zeit zu Zeit den heruntergekommenen Elektrozaun, der vom Kenya Wildlife Service und den Eigentümern der Ranch nicht ordnungsgemäß instand gehalten wurde.

Emily und ihre Gruppe kamen in diesem Monat nun schon zum zweiten Mal in die Ithumba-Ställe, weil Emily ein Pfeil im Rumpf steckte. Ein anderer hatte sich in Laikipias Rüssel eingegraben. Auch eine Vielzahl der wilden Elefanten wurde getroffen. Ngutuni Ranch ist offenbar ein Umschlagsort für Wil dfleisch (bush meat) und gewildertes Elfenbein. Dort leben äußerst elefantenfeindliche Menschen, und es herrscht ein hohes Konfliktpotenzial. Es ist unabdingbar, dass der Zaun zum Schutz von Mensch und Tier funktioniert und eine Schande, dass die mangelnde Wartung so viel Leiden für beide Seiten nach sich zieht.

Emily grp meet & Browse with the youngsters (4)

Der Tierarzt unserer mobilen Tierärztlichen Einheit in Tsavo hat an diesem Tag, als Emily und Laikipia verletzt bei uns auftauchten, gerade an einem Workshop in Moyale in Nordkenia teilgenommen, so dass der Trust ein Flugzeug chartern musste, um einen anderen Arzt vom Kenya Wildlife Service einzufliegen. Er immobilisierte Emily und Laikipia und entfernte die Pfeile. Der in Laikipias Rüssel saß sehr tief und war nur schwierig zu entfernen. Er sah aus, als sei er mit einem Gift eingerieben worden, denn man sah die Überbleibsel eines Strickes am Schaft des Pfeils. Die beiden Elefanten wurden wieder aufgeweckt und bekamen eine Injektion mit einem Langzeitantibiotikum, um die Heilung zu unterstützen. Emilys Gruppe, zu der auch Laikipia gehört, kamen am 19. und am 20. Juni noch einmal in die Ställe zurück und die Wunden beider Elefanten schienen gut zu verheilen.

Taveta (1)

Der Trust schaltete sich umgehend ein, um den Zaun der Ngutuni Ranch zu reparieren. Der Gleiszugang der Bahnstrecke wurde außerdem abgesperrt und seither hat kein Elefant mehr das Gelände betreten. Es sieht so als ob auch die Instandhaltung dieses Zauns ein weiteres Langzeitprojekt für den Trust wird, denn die Verantwortlichen scheinen sich keiner Pflicht bewusst zu sein.

Die 13 verbleibenden Waisen (Shira ist nach wie vor mit einer wilden Herde unterwegs), die noch der Fürsorge der Keeper bedürfen, wachsen und gedeihen unter der Führung von Lesanju als deren Hauptleitkuh. Sie wird kräftig unterstützt von Lempaute, Sinya, Wasessa und Kenia. Kenia kümmert sich besonders um Kimana, das Nesthäkchen der Gruppe. Wasessa hat den Zweitjüngsten, Tassia, in ihrer Obhut, und beide Kühe lassen ihre Schützlinge nicht aus den Augen. Shimba und Mzima sind nach wie vor beste Freunde, Siria ist der Anführer unter den Jungbullen und auch der Kontaktfreudigste. Er ist immer der Erste, der auf ihren Tagestouren um Mazinga Hill oder im Park selbst die wilden Elefanten begrüßt. Und er ist sehr angetan von den Bullen in Emilys Gruppe Ex-Waisen, ganz besonders von Solango. Dida und Ndii bleiben immer noch lieber in der Nähe ihrer Keeper, doch haben beiden diesen Monat auch von Zeit zu Zeit die Gruppe angeführt – ein gutes Zeichen.

Kimana lft suckling Kenia's ears

Am 17. Juni wurde in der Nähe von Aruba ein einjähriges Kalb inmitten einer Gruppe mit 25 riesigen Bullen gesichtet. Die meisten von ihnen hatten riesige Stoßzähne, wie nur die Bullen sie haben, und es wurde keine Kuh in der Nähe gesichtet. Das Kalb war ganz offensichtlich ein Waisenbaby und zeigte erste Anzeichen von Konditions- und Kräfteverlust als Folge von Milchmangel. Das Baby von seinen massigen Beschützern zu isolieren war ein schwieriges Unterfangen, denn ausgewachsene Bullen verstehen keinen Spaß. Aber Robert Carr-Hartley griff beherzt, aber vorsichtig durch und trennte mit seinem Fahrzeug das Kälbchen vom Rest der Gruppe. All das wurde vom IMAX-Filmteam festgehalten, das auf dem Rücksitz seines Landrovers Platz genommen hatte. Als das Kalb erst einmal eingefangen war, wurde es in die Voi-Stallungen gebracht und blieb über Nacht bei Kenia und Kimana. Am nächsten Morgen wurde er nach Nairobi geflogen. Kenia war sehr fürsorglich und kümmerte sich die ganze Nacht um den verängstigten kleinen Bullen, den wir Kandecha nannten. Als er am nächsten Morgen für den Transport wieder eingefangen werden musste, schaute sie dem Treiben ganz ruhig zu und ließ die Keeper ihre Arbeit erledigen. Erst als der aufgeregte Bulle gefesselt auf der Ladefläche des Pickups lag, streichelte sie ihn liebevoll mit ihrem Rüssel, als ob sie ihm sagen wollte, dass er sich keine Sorgen machen brauchte, weil er sich in guten Händen befand.

Sweet Sally lft guarding Eve

Der Park trocknet jetzt sehr schnell aus und Tsavo drohen wieder große Buschbrände. Diese werden immer besonders gefährlich durch die starken Winde in der Trockenzeit – außer, wenn rechtzeitig ein Feuer brechender Schutzstreifen im Osten abgebrannt wird. Das scheint allerdings nicht sehr wahrscheinlich. Nach der langen Dürre in 2008 und 2009 und trotz der guten Niederschläge danach, hat sich das Land noch nicht völlig erholt. Ausgedehnte Buschbrände werden wieder Schaden und Leiden verursachen. Außerdem geht die Wilderei weiter, so dass diejenigen, die nach wie vor der Ansicht sind, dass die Wilderei unter Kontrolle gebracht wurde, nach der geplanten Tierzählung wohl ihre Meinung überdenken müssen.