Newsletter aus Kenia / die Eli-Waisen im März

Monatsbericht für die Nursery-Gruppe

Chaimu feeding closely with all her friends

Höhepunkt des Monats war zweifellos der 22. März, der Tag, an dem auf der Artenschutzkonferenz einmal mehr zugunsten der Afrikanischen Elefanten abgestimmt wurde. Die Anträge von Tansania und Sambia, die ihre riesigen Elfenbeinbestände verkaufen wollten, wurden abgelehnt, ebenso wie das Gesuch, ihre Elefantenpopulationen von Anhang I (uneingeschränkter Schutz) auf Anhang II (erlaubte Jagd und Culling etc.) abzustufen. Just am gleichen Nachmittag wurde unser letzter Neuzugang gerettet. Sie wurde auf dem Gelände der Mitarbeiterunterkünfte auf der Mgeno Ranch, direkt an der Grenze zu Tsavo, entdeckt. Man brachte sie nach Voi und von dort aus auf dem Luftweg nach Nairobi, wo sie um 15 Uhr ankam. Sie befand sich in ausgezeichnetem Zustand, und obwohl sie erst ca. anderthalb Monate alt war, schien sie furchtlos und vertrauensvoll. Diesem glücklichen Anlass entsprechend nannten wir sie „Sities“.

Noch am selben Nachmittag wurde sie den anderen kleinen Nursery-Elefanten Tano, Mutara und Shukuru vorgestellt. Mutara war sofort von ihr angetan, während sich Shukuru sich vorerst an seinen Lieblingskeeper Mischak hielt. Tano schien ein bisschen verstimmt darüber, einmal nicht im Mittelpunkt zu stehen! Trotzdem spielten sie später alle zusammen in einem Haufen roter Erde, der eigens für sie angekarrt worden war. Während ihrer ersten Nacht im Stall war Sities unruhig und wollte sich gar nicht zum Schlafen hinlegen. Offenbar hatte sie Angst, dass ihr „Mutterersatz“ verschwinden würde, während sie schlief und sie beim Aufwachen wieder allein sein könnte. Am nächsten Morgen lernte sie dann auch die älteren Waisen kennen und alle jungen Kühe stürzten sich sofort auf sie. Sie war ganz überwältigt von all der Aufmerksamkeit! Suguta und Tumaren beaufsichtigten anschließend die Baby-Gruppe, in der auch Sities von nun an fester Bestandteil sein sollte. Schon während ihres ersten Schlammbades spielte sie ausgelassen, und ganz offenbar war sie nun wirklich angekommen, denn von diesem Tag an hatte sie großen Appetit und schlief die ganze Nacht hindurch tief und fest. So weit so gut!

Mutara showing her loving side by giving Sities a very warm welcome

Am 29. März erreichte uns ein Waisenbaby aus einem Randbezirk von Meru-Stadt. Sie war in eine 10 Meter tiefe Abwassergrube gefallen und von den Rangern des Kenya Wildlife Service geborgen worden. Unterstützung erhielten sie von Dr. Pogon, dem neuen Tierarzt der Mobilen Tierärztlichen Einheit in Tsavo. Das Kälbchen war in äußerst kritischem Zustand, nachdem sie einige Zeit im Klärwasser gelegen hatte. Während des Fluges wurde sie erst einmal infundiert, um ihren Kreislauf zu stabilisieren. Noch in derselben Nacht stand sie mehrfach kurz vor dem Zusammenbruch, doch schon am nächsten Tag regten sich ihre Lebensgeister wieder und sie stand sogar kurz auf. Leider verstarb sie noch am 30. März um 5 Uhr morgens an den Folgen ihrer Odyssee.

Chemi Chemi, unser Neuzugang vom Februar, ist immer noch sehr nervös und aggressiv gegenüber den jüngeren Waisen. Nachdem er von Mini-Leitkuh Olare, die ihn sehr gern hat, unter die Fittiche genommen wurde, entschied er am Monatsende, dass er nicht „bemuttert“ werden möchte. Eines Morgens, als die Warzenschweinrotte wieder einmal auf dem Stallgelände zu Besuch war, war er so verängstigt, dass er sich nicht einmal aus seinem Stall heraus traute. Er schrie um Hilfe und Olare war sofort an Ort und Stelle, verjagte die Warzenschweine und führte Chemi Chemi nach draußen. Nchan hat ebenfalls das Zeug zur Leitkuh, zudem ist sie noch äußerst humorvoll. Ihr Lieblingstrick des Monats war, aus dem Schlammbad aufzutauchen und dann vor den Besuchern die Ohren flatternd auf und ab zu rennen. Die begeisterten Gäste waren anschließend ordentlich mit Matsch gesprenkelt und glaubten gar, wir hätten sie darauf trainiert! Nchan und Kudup haben sich in diesem Monat beim Bemuttern von Tano versucht, die ein bisschen Hilfe beim Aufstehen braucht. Das machten sie wie die Großen mit einem ihrer Vorderbeine. Sabachi, stets umtriebig und immer auf der Suche nach einem Opfer für seine Streiche, versuchte leichtsinnigerweise, Ndii um seine Milchration zu bringen. Dafür wurde er auf der Stelle so heftig von Ndii zurechtgestutzt, dass sogar die Keeper eingreifen mussten, um ihn vor Schlimmerem zu bewahren, denn Ndii war sehr böse!

Kudup on the left with Mutara

Die enge Freundschaft von Kilaguni und Kibo ist durch nichts zu erschüttern. Sie trainieren nach wie vor in friedlichen Ringkämpfen miteinander ihre Muskeln und auch beim Grasen im Busch trifft man sie in der Regel immer zusammen an. Kilaguni ist ein sehr entspannter Elefant, immer sanftmütig und freundlich gegenüber allen, egal ob Mensch oder Elefant. Es macht ihm nicht einmal etwas aus, wenn er jede Nacht in einem anderen Stall schlafen muss. Wir haben immer geglaubt, Elefanten leiden an Platzangst, wenn sie in einem zu kleinen Stall untergebracht werden, aber Kilagunis Freund Kibo ist die Ausnahme zur Regel. Obwohl er kaum noch in sein „Baby“-Bett passt, wehrte er sich vehement, in einen größeren, für ihn komfortableren Stall umzuziehen. Nachdem er den Rest der Gruppe die ganze Nacht durch sein Geschreie wach gehalten hatte, bekam er sein kleines, aber für ihn offenbar gemütlicheres Nest zurück und der Frieden war wieder hergestellt.

Tumaren loving Zoomzoom

Als sich Olares Aufmerksamkeit von Chemi Chemi zum Neuzugang Sities verlagerte, regten sich zum ersten Mal bei Dida Muttergefühle. Bisher war Dida zufrieden damit, dass sich eine der älteren Kühe um die Babys kümmerte. Das scheint sich jetzt zu ändern, doch trotzdem ist sie keineswegs auf Konfrontation mit den anderen Kühen aus und gibt hier und da immer noch gern ein paar Aufgaben ab.

Monatsbericht für die Ithumba-Gruppe:- 

In Ithumba gab es im März viele Niederschläge, so dass sich die natürlichen Senken wieder mit Wasser füllten. Die Waisen hatten eine wunderbare Zeit beim ausgelassenen Hin- und Herrutschen auf dem vom Regen getränkten, glitschigen Waldboden und ließen für eines der natürlichen Wasserlöcher am Wegesrand auch mal ihr reguläres Schlammbad ausfallen. Die Landschaft in Tsavo hat sich wieder in ein saftig grünes Paradies verwandelt und die Waisen wurden mit jeder Menge frischem Grünfutter verwöhnt. Die üppige Vegetation und allerorts frisches Wasser bedeutet auch für die wilden Elefanten eine Ruhepause. Sie finden überall Futter und sind nicht mehr von der Stalltränke abhängig, um ihren Durst zu stillen. In der Dürrezeit war es nichts Ungewöhnliches, mitten am Tage große Gruppen wilder Elefanten auf dem Gelände zu haben.

Kora und Lualeni sind nach wie vor mit Wendis Gruppe unterwegs. Am 6. März fasste sich auch Naserian ein Herz und verbrachte ihre erste Nacht mit Wendis Gruppe im Busch – weit weg von ihrem behüteten Stall! Somit blieb eine Gruppe mit drei Bullen und fünf Kühen zurück, die immer noch ihre Milch brauchen, und von denen eine irgendwann einmal Naserians Pflichten als Leitkuh übernehmen wird.

Mgeni hat sich nach einigen Monaten Abwesenheit wieder Yattas Gruppe angeschlossen. Offenbar hat er gleich noch einen wilden Freund mitgebracht, denn wir haben die Gruppe jetzt schon einige Male in Gesellschaft eines fremden wilden Bullen gesehen.

Am 27. März sorgten Yatta, Kinna und Nasalot für Unruhe in der jüngsten Gruppe, denn sie versuchten Loijuks Liebling Meibai zu entführen! Die beiden sind unzertrennlich und grasen meist sogar Seite an Seite. Yatta, Kinna und Nasalot umkreisten ihn und schnitten ihm den Weg zu Loijuk ab. Die bemerkte sofort, was sich abzuspielen drohte und versuchte die drei Kidnapper von ihrem Vorhaben abzuhalten, wurde aber beiseite geschubst. Als sie begriff, dass die Gegner in der Überzahl waren, kollerte sie so laut, dass die Keeper ihre zu Hilfe kamen und „ihr Baby“ retteten und zu ihr zurück brachten.

Sian ist weiterhin ein bisschen schwächlicher als der Rest der Gruppe und vermeidet jegliche Art von wilden Spielen beim Schlammbad oder außerhalb. Sie ist meistens die Erste im Schlamm, betrachtet das Treiben dann aber lieber vom Rand der Suhle aus. Trotz allem frisst sie gut und führt die Waisen auf ihren Streifzügen oft an.

Kenze und Zurura, die älteren Bullen der Junior-Gruppe, pöbeln und kämpfen immer noch gerne. Meibai, der jüngste aus der Gruppe, die noch Milch gefüttert bekommt, ist viel kleiner als Kenze und Zurura und hält sich daher wohlwissend an die jungen Kühe, die ihn bemuttern. Am 28. März ging Kenze ein paar Stunden mit Naserian, Lualeni und Kora mit, bevor er zu seiner Gruppe zurück kehrte. Am nächsten Tag versuchte Naserian, auch Zurura zum Mitkommen zu überreden, doch der hielt nichts von dieser Idee. Offensichtlich ist er einfach noch nicht bereit für diesen großen Schritt.

meibai feeding (5)

Makena führte die Herde an zahlreichen Gelegenheiten abends zurück in die Ställe und scheint diese Aufgabe sichtlich zu genießen, so dass die Älteren ihr zuliebe gerne einmal verzichten.

Monatsbericht für die Voi-Gruppe: März 2010

So wie den Rest des Landes, erreichte der Regen endlich auch Voi. Die Niederschläge waren so heftig, dass der Boden völlig übersättigt war. Es gibt frische Pflanzen in Hülle und Fülle, und auch die Tiere sehen wieder deutlich gesünder aus. Die Elefantenwaisen haben während der Dürre natürlich nicht so sehr gelitten wie die Wildtiere, so dass sie im Verhältnis jetzt noch runder und zufriedener aussehen.

Der Lieblings-Fressplatz der Waisen sind die Hänge von Msinga Hill. Dort halten sie sich meistens auf, manchmal sogar den ganzen Tag. Nur für ihre Flasche Milch unterbrechen sie mittags die Schlemmerei am saftigen Grün. Die Hänge sind überall mit Rankenpflanzen bewachsen, die die Waisen rüsselweise in ihre Mäuler schaufeln – kein Wunder, dass sie so dicke Bäuche haben.

Emilys und Edies Gruppen kamen von Zeit zu Zeit vorbei, immer in Begleitung von Burra, der im Februar zur Gruppe zurück gekehrt war. Lissas Gruppe kam in diesem Monat auch zwei Mal zu Besuch. Mpenzi, Lissas Kälbchen, und Uaso wurden am 22. März gesichtet, als sie wahrscheinlich gerade auf dem Weg zu Lissa waren, die mit ihrer Gruppe in der Nähe von Msinga Hill graste.

Emily&Idie grp at stkd (2)

Siria und Mzima sind die besten Freunde, spielen schon früh morgens zusammen und lieben es, beim Baden bis zur Rüsselspitze ins Wasser einzutauchen. Einmal, während des Schlammbades am 20. März, als Siria glückselig noch ein bisschen länger als die anderen planschte, kam ein wilder Bulle von hinten an ihn heran und begrüßte ihn mit einer sanften Berührung auf den Rücken. Siria, der völlig in sein Spiel versunken war, fuhr erschrocken zusammen, sprang wie ein geölter Blitz aus dem Wasser und rannte los, um nicht den Anschluss an seine Waisen-Gruppe zu verlieren!

Shimba zeigt erste Anzeichen, ein Einzelgänger zu werden. Manchmal trifft er erst anderthalb Stunden nach dem Rest der Gruppe in den Stallungen ein. Wasessa ist nach wie vor ganz vernarrt in Tassia, was völlig auf Gegenseitigkeit beruht. Er säuft nicht einmal seine Milch aus, wenn sich nicht in Sichtweise bleibt, bis er fertig ist. Einmal sorgte Wasessa für schlechte Stimmung innerhalb der Gruppe, als sie nämlich versuchte, Lesanju und die anderen davon abzuhalten versuchte, den Koprakuchen zu fressen, den sie für ihr „Baby“ reserviert hatte. Ungünstig nur, dass ausgerechnet Kopra Lesanjus Lieblingsnascherei ist!

Lempaute ist verspielt wie eh und je. Sie hatte einen beachtlichen Wachstumsschub und ist mittlerweile sogar größer als einige der älteren Waisen in der Gruppe. Ihre Stoßzähne wachsen Stück für Stück und sie ist eifrig dabei, sie auszuprobieren – vor allem beim Schlammbad, wo sie stundenlang im Dreck buddelt. Sie ist immer noch sehr verbunden mit Lesanju, mit der sie schon seit der Nursery in Nairobi eng befreundet ist. Taveta wächst und gedeiht in Voi und ist schon sehr selbständig für sein Alter. Manchmal darf er die Gruppe abends sogar nach Hause führen. Am 8. März begegneten sie einer großen Herde Impalas, die auf der Stammroute der Waisen graste. Taveta, Lempaute und Kenia schmiedeten einen „riskanten Plan“, um die Herde zu vertreiben. Sie marschierten selbstbewusst, mit aufgerichteten Ohren, auf die Antilopenherde zu und waren sehr stolz als diese (wie geplant) die Flucht aufnahmen!

Die Waisen trafen des Öfteren auf wilde Herden und haben sich immer sehr über die neuen Bekanntschaften gefreut. Oft rennen sie mit solch einem Enthusiasmus auf die Unbekannten zu, dass sich diese vor Schreck auf und davon machen. Shira war immer die Erste und die Letzte, wenn die Gruppe auf wilde Elefanten traf – ein sicheres Anzeichen! Am 25. März, als die Waisen gerade auf dem Weg zum Schlammbad waren, kreuzte eine Gruppe wilder Elefantenkühe mit ihren Kälbern ihren Weg. Shira rannte auf sie zu, wurde freudig aufgenommen und verschwand mit ihnen im Busch. Die umgehend eingeleitete Suche zu Fuß und im Auto war erfolglos, und bis heute ist sie noch nicht wieder aufgetaucht. Wir hoffen sie in Sicherheit und inmitten einer liebevollen Gruppe neuer Freunde, die sie ja sofort aufgenommen haben wie ein Familienmitglied. Wir vertrauen einfach darauf, dass sie sie zurückbringen an den Platz, an den sie gehört – in die Wildnis.