Newsletter aus Kenia/die Eli-Waisen im August 2007

Die Nursery-Waisen

In der Nursery herrschte große Aufregung, als am Abend des 4. August ein Elefantenwaise aus der Mount-Elgon-Population zu uns gebracht wurde. Die Mount-Elgon-Elefantenpopulation ist einzigartig, weil sie sich in einem erloschenen Vulkankrater Höhlen und Tunnel gegraben hat! Und diese Population ist in der Tat auch die einzige in Kenia, von der wir bisher keine Waise in unserer keinen Herde hatten.

Das Elefantenbaby litt vermutlich unter einer Lungenentzündung, musste sie doch in strömendem Regen eine sehr qualvolle Nacht auf dem kalten Boden einer ca. 8,5 Meter tiefen Grube verbringen, gefolgt von einer vierstündigen Odyssee auf der Ladefläche eines Geländewagens und dem Flug nach Nairobi. Kaum angekommen, wurde sie von den anderen Waisen freudig empfangen. Lempaute begrüßte sie zuerst, doch schon bald schloss besonders Lesanju den Neuankömmling ins Herz. Trotz zweier längerer Behandlungen mit Antibiotika, begann die kleine Elgon bald schwer zu atmen, und in den frühen Morgenstunden des 21. August fiel sie ins Koma und starb nur wenig später. Todesursache war eine bösartige Lungenentzündung, verursacht durch einen Bakterienstamm, der allen Antibiotika – außer einem, nämlich Ciprofloxazin – gegenüber resistent ist.

Chyulu, Shimba, Makena und Kamboyo

Klein „Elgon“ wurde von allen schmerzlich vermisst, besonders jedoch von Lesanju, die noch tagelang nach ihr suchte. Aber auch alle anderen weiblichen Nursery-Elefanten waren für mehrere Tage sehr niedergeschlagen.. Wir sind alle sehr traurig über den schmerzhaften Verlust dieses wunderbaren, liebenswürdigen und sehr freundlichen kleinen Elefanten, der überdies eine einzigartige Population vertrat.

Zurura hatte seinen Stall für Elgan räumen müssen und wurde vorerst nebenan bei seinem Freund Kamboyo untergebracht. Einmal hatten die beiden eine Auseinandersetzung und rangelten die ganze Nacht! Da Kamboyo die längeren Stoßzähne hat, ist er im Vorteil und verlässt meist als Sieger das Feld. Auch Lenana, die Mini-Leitkuh, wurde ein paar Mal von ihm herumgeschubst – ein Anzeichen dafür, dass es Zeit wird ihn mit älteren Bullen zusammenzubringen, die ihn zur Raison rufen können! Kamboyo, Lenana und Zurura werden nach Ithumba umgesiedelt, sobald der nächste Regen fällt, hoffentlich bis zum Jahresende. Makena und Chyulu werden zurückbleiben und sich um die verbleibenden „Kleinsten“ kümmern. Lesanju und Lempaute sind unzertrennlich und wehren sich immer noch dagegen, von den Älteren „in Besitz genommen“ zu werden, während Shimba Lenanas Zuneigung unendlich genießt..

Lesanju, Lempaute, Sinya, Shimba und Dida

Lempaute unterhält auch weiterhin die Besucher beim täglichen Schlammbad. Sie hat es immer auf die Kinder abgesehen, rennt auf sie zu und unterläuft sogar manchmal die Absperrung. Dann legt sie sich auf den Boden um zu zeigen, dass sie nur spielen möchte. Makena und Chyulu sind unzertrennlich. Sie teilen sich ein Nachtquartier und sind auch tagsüber nie weit voneinander entfernt.

Die Ithumba-Waisen

Für die Ithumba-Gruppe war es ein ganz besonderer Monat – zum ersten Mal konnten sie sich tagsüber mit wilden Elefanten verbrüdern. Der erste Kontakt war noch unbemerkt von den Keepern, die ein wenig entfernt unter einem Baum saßen und die Elefanten auf eigene Faust durch den Busch stöbern ließen. Als es Zeit war, den Heimweg anzutreten, riefen die Keeper ihre Elefanten, doch nur die Jüngsten erschienen. Also machten sich die Keeper auf die Suche nach den anderen und waren überrascht, als sie Yattas Gruppe umringt von drei wilden Elefanten vorfanden. Diese jedoch flüchteten, sobald sie die Menschen witterten und ließen die Waisen völlig verblüfft zurück!

Zwei Tage später, als die Waisen gerade ins Nachtlager zurückkehrten, war Yattas Gruppe mit den älteren Waisen in Begleitung von vier wilden Bullen. Die Keeper beeilten sich, um weit vor der Gruppe zu laufen, damit die wilden Elefanten ohne Bedenken Kontakt mit den Waisen aufnehmen konnten. Sie hofften, dass sie mit den Waisen zu den Stallungen kommen würden. Diese tauchten wenig später allerdings allein wieder auf. Ende des Moants. kamen drei wilde Kühe und ein Kalb an die Tränke im Nachtlager und blieben für drei Stunden, als die Waisen bereits in ihren Ställen waren.

Buchuma & Rapsu

Yatta, deren Lieblingsbaby schon von Anfang an Ol Malo war, steht dieser sehr nahe und war schnell zur Stelle, als sie Ol Malo schreien hörte. Sidai hatte sie heftig gegen einen Baum geschubst. Ol Malo entlarvte Sidai vor den anderen als Missetäterin, indem sie mit ihrem Rüssel auf sie zeigte! Diese wurde sofort aus der Gruppe gejagt und von Kinna fast noch in den Schwanz gebissen. Sidai musste dann einige Zeit allein verbringen; das ist gewöhnlich die Strafe für einen Übeltäter in der Elefantengruppe.

Sunyei trieb wie immer ihre Streiche, bei denen sie so tut, als habe sie etwas ganz Furchtbares entdeckt. Sie rennt wie wild geworden an ihrer Gruppe vorbei, trompetet aufgeregt und versteckt sich bei den Keepern. Das verursachte auch diesmal wieder einiges Durcheinander, denn alle folgten ihr schreiend zu den Keepern. Dabei hatte Sunyei lediglich ein harmloses Dikdik gesehen. Die Keeper waren gar nicht mehr überrascht, denn sie kennen diese Spielchen mittlerweile nur zu gut. Es gab es noch ein anderes Mal Chaos in der Gruppe, als Yatta und Napasha ein paar Warzenschweine vom Schlammbad vertrieben. Diese rannten quer durch die Gruppe Elefanten, die wiederum das Weite suchten. Als die Warzenschweine noch schneller wurden, weil sie vor den Elefanten flüchteten, dachten diese, sie würden angegriffen, und rannten ebenfalls immer schneller. Die Keeper brauchten einige Zeit, um alle wieder zusammenzubringen und die Ordnung wieder herzustellen!

Ol Mallo, Yatta & Napasha

Es dauerte eine ganze Weile, bis sich die wilden Elefanten ein Herz fasten und bei Tageslicht den Kontakt zu unseren Waisen aufnahmen. Vorher wurden sie nur von Bullen im Schutze der Nacht besucht, doch schließlich erschienen auch ältere Kühe mit ihren Kälbern an den Gehegen der Waisen. Früher oder später werden die wilden Elefanten verstehen, dass die Menschen, die mit den Waisen zusammenleben, freundlich sind. Wir können uns also auf regelmäßige Interaktionen einstellen, sobald die wilden Elefanten ihre Scheu verloren haben. Elefanten haben bekanntlich ein sehr gutes Gedächtnis, so dass das dunkle Kapitel des massenhaftes Gemetzels durch Wilderer in den 70er, 80er und 90er Jahren, das alle Elefanten im Norden des Parks betraf, in den Gedanken der Tsavo-Elefanten offenbar immer noch sehr präsent ist.

Die Voi-Waisen

Ein Großteil von Natumis Gruppe, Sosian, Loisaba, Laikipia, Nyiro, Icholta und Lolokwe, hat sich mit Emilys und Aitongs Gruppe, also Sweet Sally, Ndara, Tsavo und Illingwezi zusammengeschlossen und wurde in diesem Monat gar nicht gesehen. Natumi hatte vergeblich versucht, sie zurückzugewinnen, damit sie sich ihrer kleinen Gruppe mit Mukwaju und Edie anschließen. Trotz aller Rückschläge kommt sie gut voran beim Versuch, Thoma-´s Gruppe an sich zu binden, die sie alle respektieren und bewundern. Also hat sie sich in diesem Monat darauf konzentriert, dass sie und ihre Gruppe viel Zeit mit den Kleinsten verbringen.

Burra führt die Gruppe an

Das größte Ereignis für die Voi-Waisen war in diesem Monat die Ankunft eines weiteren verwaisten Kälbchens, das das Jüngste unter ihnen war. Masinga, wie das Baby genannt wurde, hatten die Waisen selbst gerettet, nachdem eine verzweifelte Aktion am Vortag abgebrochen werden musste, weil Keeper Julius beim Versuch, sie zu fangen, fast schwer verletzt wurde. Tags darauf wurde sie allein auf der östlichen Ebene, am Fuße von Masinga Hill, gesehen. Inmitten unserer Waisen kam sie am ersten Tag mit bis zu den Stallungen. Hinein wollte sie allerdings auf keine Fall. Also wurde sie an Ort und Stelle vom Tierarzt des David Sheldrick Wildlife Trust, Dr. Ndeereh, betäubt und für die erste Nacht mit Mweiga zusammen in einem Stall untergebracht. In den folgenden acht Nächten schlief sie immer bei einem anderen Waisen, bis sie sich bei allen Keepern wohl fühlte. Man schätzt sie auf drei Jahre, und inzwischen gehört sie der Gruppe der Jüngsten an, die von Thoma angeführt wird, wenn Natumi fort ist. Masinga wird von allen nach Strich und Faden verwöhnt. Sie kommt in den Stall um täglich ihre frisch geschnittenen Grewia-Zweige zu fressen und verbringt die Nacht mit den anderen. Es ist wunderbar mit anzusehen, wie glücklich sie mit ihrer neuen Familie ist, und wie aufmerksam ihr die Waisen jeden Wunsch erfüllen.

Edie, Msinga & Thoma

Obwohl Mweiga nach wie vor sehr schwach auf den Beinen ist, geht es ihr gut, und es ist besonders beeindruckend, wie die anderen sich täglich in ihren „Mweiga-Pflichten“ abwechseln. Nur sehr selten ist sie allein, immer kümmert sich mindestens einer aus der Gruppe um sie. Sollte es doch einmal vorkommen, dass sie ganz allein bei den Keepern bleiben muss, dann steht sie offenbar die ganze Zeit mit ihrer Gruppe in Verbindung, denn sie kollert die ganze Zeit, um sie zu versichern, dass es ihr gut geht.