Newsletter aus Kenia/die Eli-Waisen im Juli 2007

Die Nursery-Waisen

Lenana hat sich als Hauptleitkuh in der Nairobi Nursery etabliert. Sie kommandierte Klein Shimba herum, der ihr buchstäblich an den Fersen klebt, wann immer die drei winzigen Nursery-Babies mit der älteren Gruppe zusammen sind. Makena und vor allem Chyulu sind davon gar nicht begeistert. Nach einigen verbissenen Kämpfen um Shimba, scheint ein Kompromiss gefunden worden zu sein: Chyulu darf Shimba mit Lenana teilen, indem sie mit den beiden mitläuft. Sie darf Shimba allerdings nicht mitnehmen. Shimba genießt die ganze Aufmerksamkeit von beiden Kühen sichtlich und saugt immer wieder freudig an Lenanas Mini-Zitzen! In den Kämpfen um Shimba verbündeten sich Makena und Chyulu gegen Lenana und versuchten, Shimba zu kidnappen! Auch Kamboyo und Zurura lieferten sich zwischenzeitlich immer wieder Rangkämpfe. Die beiden Bullen sind zwar gleich groß, jedoch ist Kamboyo leicht im Vorteil, weil seine Stoßzähne schon ein Stückchen länger sind.

Kamboyo & Zurura

Trotzdem gibt sich Zurura nicht geschlagen, so dass die täglichen Raufereien, die meist als kleines Kräftemessen beginnen, oft in richtige Kämpfe ausarten, die selbst Lenana nicht schlichten kann. Obwohl sie immer wieder einzugreifen versucht – die beiden Bullen sind genauso groß wie sie selbst und wahrscheinlich auch ein bisschen stärker… Schließlich überlässt sie das Problem den Keepern. Lenana ist zu einem sehr liebevollen und freundlichen Mitglied der Nursery-Gruppe herangewachsen, und auch Chyulu hat einen sehr mütterlichen Charakter, so dass sie wahrscheinlich die Rolle der Leitkuh übernehmen wird, sobald Lenana nach Ithumba zieht.

Lesanju und Lempaute haben sich auch weiterhin erfolgreich dagegen gewehrt, von den älteren Kühen „zu Tode geliebt“ zu werden.

Lempaute & Lesanju

Makena und Chyulu waren sehr frustriert, doch Chyulu gelingt es langsam, das Eis zu brechen, indem sie sich auf den Boden legt und Lesanju zu einem Staubbad ‚überredet‘! Lesanju sieht sich selbst als Baby-Elefanten-Leitkuh und weigert sich vehement gegen zu viel Mutterliebe, um diesen Rang nicht zu gefährden. Lempaute ist frech wie immer, und man kann sich immer darauf verlassen, dass sie die Besucher am Schlammbad mit ihren Späßchen unterhält. Sie stürzt in Richtung Abgrenzung, so dass alle Kinder in wildes Geschrei ausbrechen und davonlaufen. Dann geht sie auf den Boden, um zu zeigen, dass sie einfach nur spielen möchte! Während einem ihrer Streiche rutschte ihr zum ersten Mal ein „richtig erwachsenes“ Trompeten heraus! Das ist ein Höhepunkt im Leben eines heranwachsenden Elefanten, und meistens passiert es nicht vor dem 6. Lebensmonat. Die Elefanten müssen richtig aufgeregt sein, und dann passiert es meist sogar unfreiwillig!

Monatsbericht für die Ithumba-Gruppe: Juli 2007

Für die Ithumba-Elefanten war es ein sehr aufregender Monat. Sie hatten viele nächtliche Besuche von wilden Elefanten, Bullen und Familiengruppen gleichermaßen, die sich an der Stalltränke bedienten und zu den Waisen ‚kollerten‘ [eine Art der Kommunikation, ein tiefes Grummeln]. Die vier Big Girls, Yatta, Nasalot, Kinna und Mulika bettelten darum mit der Gruppe hinaus gehen zu dürfen,und folgten am Morgen neugierig den Spuren der wilden Herde. Leider ist es ihnen nicht gelungen sie wieder zu finden. Eine wilde Gruppe kam in der Nacht des 27. Juni; 2 wilde Bullen am 11. und noch einmal am 12. Juli. Einer von ihnen berührte versehentlich den Elektrozaun um die Stallung mit seinem Rüssel und erhielt prompt einen Schlag, so dass er sich schnell wieder zurückzog! Am 18. kam eine wilde Herde und verbrachte lange Zeit bei den Stallungen, kommunizierte mit unseren Waisen, denen sie am Vortag im Busch begegnet waren. Die wilden Elefanten kam noch einmal am 20.; und am nächsten Tag schaute ein weiterer wilder Bulle vorbei, verbrachte eine lange Zeit an der Stalltränke und beschädigte eine der Akazien. Auch am 23. kamen wilde Artgenossen, und am 25. kehrten die beiden wilden Bullen noch einmal zurück, so dass der Rekord an nächtlichen Besuchen in den Ithumba-Stallungen gebrochen wurde. Das freut uns natürlich außerordentlich. Wenn die vier Big Girls nachts hinaus dürften um sich mit ihren wilden Besuchern zu treffen, würden sie mit der wilden Gruppe mitgehen und wahrscheinlich auch einige der Kleinen mitnehmen, die für die Tsavo Löwen leichte Beute wären, dessen sind sich die Keeper sicher.

Ein einzelner Tsavo-Löwe erschreckte die Gruppe eines Nachts, als er brüllend an den Stallungen vorbeilief. Auch 2 Schakale störten einmal den Frieden am Schlammbad. Wie üblich wurden Dikdiks gejagt (und Kenze musste von Nasalot beruhigt werden), und auf ihrem Weg zum Schlammbad begegneten sie einer Herde Zebras. Die Besuche der wilden Elefanten dominieren jedoch die Aufzeichnungen diesen Monats.

Das Wetter war im gesamten Land für diese Jahreszeit ungewöhnlich wechselhaft. Eigentlich haben wir jetzt ‚Tropenwinter‘, von Juni bis August sollte es eigentlich sehr kalt sein. Doch in diesem Jahr war das Wetter unvorhersehbar, mit sowohl kalten als auch sehr heißen Tagen, wie die Keeper bemerkten.

Ein interessanter Zwischenfall ereignete sich eines Tages als Sian, Loijuk und Naserian an der Spitze der Gruppe die falsche Richtung einschlugen. Nasalot bemerkte es sofort und eilte nach vorn um die Gruppe anzuhalten. Allerdings konnte sie nicht mithalten mit der Geschwindigkeit, die die drei Anführerinnen vorlegten um nicht überholt zu werden. Nasalot riß dann absichtlich einen Ast von einem Baum und machte so viel Krach, dass die drei Jüngsten sofort die Flucht ergriffen! Nasalot wartete auf ihre Rückkehr, denn sie wußte, dass die Kleinen ihren Schutz suchen würden. Und als sie wieder zusammen waren, drängte sie sie wieder in die richtige Richtung. Dies zeigte wieder einmal wie intelligent Elefanten sind, und wie vorausschauend sie handeln können.

Kenze, das kleinste Mitglied der Ithumba-Gruppe, überraschte alle, als er am Morgen des 28. auf einmal die Führung der Gruppe übernahm und alle zum Kalovoto-Wasserlauf zum Fressen führte. Es war das erste Mal, dass Kenze sich die Anführer-Rolle zutrute, und die anderen bewunderten ihn für dieses große Privileg. Er und Orok sind nach wie vor Nasalot’s ‚Babies‘, während Yatta hingebungsvoll an Olmalo hängt und Mulika weiterhin Selengai vergöttert.

Wendi, Sunyei, Naserian und Sian, alle drei ehemalige Nursery-Leitkühe haben diesen Status immernoch gegenüber den jüngeren, doch Yatta ist unangefochten die Leitkuh der Gruppe, und überdies eine sehr verantwortungsbewusste. Obwohl sie kleiner als Mulika ist, so bleibt sie die Ältere, und das Alter bestimmt den Rang unter Bullen wie Kühen. Viele unserer Bullen sind jedoch im gleichen Alter, so dass Ringkämpfe hier vor allem die Hierarchie entscheiden.

Die Voi-Waisen

Jedes Weibchen trachtet nach der Position der Leitkuh in einer Herde, und unsere Waisen bilden dabei keine Ausnahme. Jedoch werden die Dinge etwas kompliziert mit Ex-Leitkühen, die jetzt mit wilden Jungtieren ihre eigene Gruppe bilden (Emily), ihren Nachfolgerinnen (Natumi), die inzwischen auch von unabhängig von den Keepern sind und einige der Halbwüchsigen mitnehmen, um ihre eigene Gruppe zusammenzustellen, jedoch immer noch an den Kleinsten (Thoma) hängen, die nachts noch in den sicheren Stallungen bleiben müssen. Emilys Gruppe kehrte nach einem Monat Abwesenheit zurück und verbrachte viel Zeit mit Natumi und ihrer Gruppe. Damit bemächtigte sie sich natürlich Natumis Rolle als Leitkuh. Edie, die einst zu Natumis Gruppe gehörte, kehrte zurück, um sich um die zurückgebliebenen Jüngsten zu kümmern. Deren Anführerin ist aber eigentlich Thoma. All diese Verwicklungen sorgten für viel Wiedersehensfreude bei jedem Treffen, allerdings auch viel Unmut zwischen den verschiedenen Leitkühen. Alle freuen sich überschwänglich, wenn sie sich wieder sehen, doch Natumi weigert sich ihre Position abzugeben, immer wenn Emily mit von der Partie ist. Genauso wenig mag Edie, wenn Natumi plötzlich auftaucht, um die Jüngeren anzuführen, und Thoma gibt ihre Anführerrolle auch nur ungern an Edie ab!

Natumi war häufig mit den Jüngsten in Kontakt. Allerdings gab es diesen Monat so viel Interaktion zwischen den einzelnen Gruppen, so dass einige Waisen, die vorher in Natumis Gruppe waren, sich nun Emilys Gruppe angeschlossen haben. Natumi bleiben jetzt nur noch drei Bullen, Lolokwe, Mukwaju und Irima. Laikipia wurde von Uaso zu Emilys Gruppe geführt. Er scheint sich gut mit Mukwaju und Lolokwe zu verstehen, oft kommt er mit einem von beiden zum mittäglichen Schlammbad, um mit den Kleinen zu spielen.

Emilys Gruppe und die von Natumi verbrachten einen Tag zusammen, kamen abends an den Stallungen vorbei und grüßten die Kleinen, die bereits eingeschlossen waren. Sie berührten sich durch die Holzwände und kollerten fröhlich-leise vor sich hin. An einem anderen Tag verbrachte Lolokwe das Schlammbad mit den Kleinsten und zog dann mit Uaso davon. Schon am nächsten Tag kamen die beiden Bullen an die Stallungen, um zu saufen, und gingen schließlich wieder gemeinsam. Emilys und Natumis Gruppe haben die Tage gemeinsam verbracht, trennten sich gelegentlich, um sich dann mit Thomas Gruppe am Schlammloch wieder zu treffen. Dorthin begab sich manchmal auch Catherine und ihre Familie, die zuvor mit Emily unterwegs waren. Wenn eine der wilden Leitkühe auftaucht (so wie Catherine oder Naomi), gibt es keine Widerrede. Sowohl Emily als auch Natumi geben ihren Matriarchinnen-Status ab.

Die Jüngeren (Thomas Gruppe) verbrachten mehr Zeit mit Natumis Gruppe als mit Emilys Gruppe, die schon länger unabhängig ist und lieber weiter in den Park hinausgeht. Einmal kam Natumi zusammen mit Lolokwe und Mukwaju, um die Babies hinauszuführen (und Mukwaju war sehr versucht, bei ihnen zu bleiben). Kurz darauf kamen sie erneut zu den Stallungen zusammen mit Emilys Gruppe. Später sah man sie ohne Emily. Edie beschloss, als Leitkuh bei den Kleinen zu bleiben, ging später jedoch mit Natumis Gruppe.