Newsletter aus Kenia/die Eli-Waisen im Oktober 2007

Die Nursery-Waisen

Zu Beginn des Monats entschied der Kenya Wildlife Service plötzlich, einen Eintrittspreis von 40 Dollar pro Besuch im Nairobi National Park zu erheben. Die Gebühr wird an jenem Eingang kassiert, der auch die Zufahrt zum Gelände unseres Trusts darstellt. Die Entscheidung erfolgte willkürlich und ohne vorherige Absprache mit dem Trust. Es folgten Chaos und ein großes Durcheinander bei den Besuchern, die wie immer extra zur Besuchstunde beim öffentlichen Schlammbad unserer Elefanten anreisten. Normalerweise entrichten sie eine Spende von 300 Kenianischen Schilling in die Spendenbox der Waisen. Jetzt kehren sie am Eingang um, sind genervt und nicht zur Zahlung bereit. (Wie wir soeben von Angela Sheldrick erfahren, hat der KWS den Eintritt zunächst wieder gecancelt. Es ist jedoch zu erwarten, dass ab Mai 2008 wieder etwa 10 – 20 Dollar verlangt werden.)

Offenbar weiß man nicht zu schätzen, wieviel die Elefantenwaisen mittlerweile für Kenias guten Ruf im Artenschutz und zum Bekanntheitsgrad des Landes in der ganzen Welt beigetragen haben. Durch die Waisen hat die Öffentlichkeit die Möglichkeit erhalten, viel mehr über Elefanten zu erfahren; sie wurden zu beeindruckenden kleinen Botschaftern ihrer Art und haben somit auf viele andere wirtschaftliche Entscheidungen Einfluss geübt. Diese Gelegenheit möchten wir nutzen und uns bei all unseren Freunden und Unterstützern für ihre Hilfsbereitschaft zu bedanken. Wir hoffen auf eine faire Lösung.

Lesanju, Lempaute, Sinya, Shimba und Dida

Der Monat war ferner noch von einem ganz anderen Kampf gezeichnet – dem Versuch, die schlimmen Wunden der kleinen Sinya zu heilen, die in eine offenbar scharfkantige Grube nahe der Grenze zu Tansania gestürzt war. Caroline Ingraham, eine Spezialistin für ätherische Öle, verbrachte 10 Tage damit, Sinyas Wunden mit Kurkuma sowie roter und grüner Tonerde einzuschmieren. Beides hat erstaunlich heilende Eigenschaften, dient als natürlicher Verband, hält die Fliegen fern und erlaubt der Wunde, dennoch zu atmen. Dass die Wundheilung nur wenige Tage nach Caroline’s Behandlung vorankam, beeindruckte auch unsere Tierärzte. Die Natur hat also wieder einmal gezeigt, was sie kann.

Nach nur zwei Wochen war es nicht mehr notwendig, Sinya festzubinden, um ihre Wunden zu säubern und einzureiben. Sie hatte verstanden, dass ihr geholfen wurde, und so stand sie ruhig am Ort, hob sogar ihr Bein an, damit es mit Tonerde eingerieben werden konnte. Sinya ist jetzt auf dem besten Weg der Besserung und ein verspielter und glücklicher kleiner Elefant.

Chyulu, Shimba, Makena und Kamboyo

Sinya versteht sich besonders gut mit Lesanju, der Mini-Leitkuh des Baby-Vierers. Zu diesem Gespann gehören auch die spitzbübische kleine Lempaute und der gelassene kleine Shimba. Lenana ist nach wie vor die Hauptleitkuh der Nursery-Gruppe und wurde zu einem liebevollen und freundlichen Elefant. Im kommenden Monat steht der Transfer von Kamboyo und Zurura nach Ithumba an. Beide haben jetzt ein Alter erreicht, in dem sie von Gleichaltrigen in Ithumba erzogen werden müssen.

Die Ithumba-Waisen

Jeder Morgen in Ithumba wird mit ungetrübter Freude und Glückseligkeit begrüßt. Die älteren Elefanten, Yatta, Nasalot, Mulika und Kinna, eilen für gewöhnlich zu den Jüngeren in den Nachtlagern, um sie zu begrüßen, und nachdem sie ihren Durst an der Tränke der Stockades-  gestillt haben, beginnen die Gelände-Spiele. Manche kratzen sich genüsslich an den Bäumen oder der Laderampe, andere spielen trompetend Verstecken, wieder andere inspizieren die neuen Behausungen, die derzeit für die Neuankömmlinge (Kamboyo und Zururu) gebaut werden oder den Wasser-Tankwagen, der besonders in diesem Monat unverzichtbare Dienste für Mensch und Tier erwies. Die Auffangbecken trocknen aus, und das Ithumba-Bohrloch, an das ein Entsalzer angeschlossen ist, quittierte seinen Dienst (wir hoffen nur vorübergehend!). Ohne diesen Tankwagen stünden wir jetzt vor ernsthaften Problemen. Salzwasser für die Elefanten kann vom Tiva-Fluss herbeigeholt werden, doch der Tankwagen muss außerdem aller zwei Wochen nach Voi gefahren werden, um Süßwasser für die Besatzung des Ithumba-Camps und des Kenya Wildlife Service zu besorgen. Das Wasser des Tiva ist für den Menschen zu salzhaltig.

buchuma & rapsu

Die Ithumba-Waisen wurden in diesem Monat einige Male nachts von großen wilden Elefantenbullen besucht. Zwei kamen abends zum Trinken an die Stallungen und kollerten leise in Richtung unserer Waisen, die freudig darauf antworteten; vier wilde Bullen verbrachten eine ganze Stunde an den Stockaes, während alle älteren Elefanten entlang des Zauns standen und zu ihnen kollerten, um sich zu verständigen.

Jeden Morgen, nach Spiel und Spaß auf dem Gelände, geht es zum Grasen hinaus, und einer der Jüngeren, meist Sunyei, aber manchmal auch Kora, Kenze, Sian oder Naserian, darf die Gruppe anführen. Wenn sich die Leitkühe für einen Richtungswechsel entscheiden, tritt Yatta an erste Stelle und übernimmt die Führung. Dies geschieht auch, wenn die Keeper einen anderen Weg einschlagen. Die Elefanten entscheiden dann, ob sie sich der Alternative fügen oder nicht. Während des Auswilderungsprozesses entscheiden die Elefanten selbst, wo sie grasen wollen, und die Keeper folgen ihnen lediglich. Am Fressplatz trennt sich die Gruppe meist, trifft sich mit anderen und findet sich schließlich wieder zusammen. Offenbar stehen sie die ganze Zeit über Infrasound-Kommunikation miteinander in Verbindung, während sie das Dickicht durchstreifen. Die Jüngeren, die noch mit der Flasche zugefüttert werden, werden für gewöhnlich von Naserian zum Milchtrinken gebracht und treffen die Älteren dann wieder später beim Schlammbad.

olmallo, yatta & napasha

Etwas Aufregendes passierte, als die Jüngsten auf dem Weg zu den Stallungen waren und auf eine wilde Herde trafen: Kenze, Lualeni und Kora verließen die Waisen und gingen mit den Unbekannten. Als es langsam spät wurde, entschieden sich die Keeper mit den anderen Waisen den Heimweg anzutreten bevor sie sich auf die Suche nach Kenze, Lualeni und Kora machen würden. Glücklicherweise blieben sie davon verschont, denn die drei eilten bereits zurück. Kenze war bereits zwei Jahre alt, als er seine Elefantenfamilie verlor. Er kann sich also gut an seine Zeit in der wilden Herde erinnern! Dass er sich dafür entschied zu den Waisen zurückzukehren, zeigt, dass er weiß, wo er sicher ist und dass er die Milch und den Schutz braucht, den ihm seine gleichaltrigen Waisen und die Keeper geben.

Die jüngeren Elefanten werden von den Älteren erzogen, wenn sie aus der Reihe tanzen. Jeglicher Schrei eines jüngeren Gruppenmitgliedes alarmiert die älteren Kühe, die dann sofort zu Hilfe eilen und der Sache auf den Grund gehen. Sollte die Unruhe durch einen anderen in der Gruppe verursacht worden sein, wird der Übeltäter aus der Gruppe genommen und muss einige Zeit allein verbringen. Als Sidai während des Schlammbades jedoch absichtlich Rapsu von hinten schubste, er hinfiel und es ihr anschließend ordentlich heimzahlte, blinzelten die Älteren nicht einmal, obwohl sie nur einen Steinwurf entfernt badeten! Sie hatten nämlich genau beobachtet, dass Sidai selbst schuld war und Strafe verdient hatte! Es wird auch ersichtlich, dass Wendi sich langsam in der Gruppe der Big Girls einfindet. Sie unterbrach eine Rangelei von Ndomot und Buchuma und vertrieb Rapsu, nachdem er versuchte, auf sie aufzusteigen! Rapsu stand genau vor Yatta, als er ihren Liebling Ol Malo niederschubste! Und auch Nasalots beide Schützlinge, Kenze und Orok, genießen besonderen Schutz. Das Stoßen mit dem Kopf gehört zum Kräftemessen und dient dem Festlegen der Rangordnung unter den jungen Bullen, die sehr wichtig in der Elefantengesellschaft ist. nicht geduldet wird.

Ol Malo bewies besonderen Scharfsinn, als sie einen Stock aufhob, um sich damit hinter einem ihrer Ohren zu kratzen. Sie war so vertieft in diese Übung, dass sie in einen Baum lief und einen gellenden Schrei ausstieß. Yatta war natürlich sofort an ihrer Seite und versuchte, den Grund für ihr Schreien herauszufinden. Wenn es selbst den älteren Kühen nicht gelingt einen Streit zu schlichten und das Ganze in einen Kampf ausartet, schreitet Napasha, der älteste Bulle der Gruppe, ein.

Die lang erwarteten Regenfälle in Ithumba stehen vor der Tür. Die Lastwagen, die Kamboyo und Zurura nach Ithumba bringen werden, stehen einsatzbereit an den Laderampen. Mit ihrer Ankunft wird die Anzahl der Waisen in Ithumba auf 27 junge Elefanten auf dem Weg in die Wildnis ansteigen.

Die Voi-Waisen

Die Stallungen in Voi sind derzeit fast leer. Nur Mweiga und ihr jeweiliger Kompagnon schlafen noch im Nachtlager. Stolz blicken wir mittlerweile auf 36 Ex-Nursery-Elefanten, die als Neugeborene verwaisten (zwei schon beim Tag ihrer Geburt) und jetzt vollkommen integriert als wilde Elefanten in wilden Herden in Tsavo-Ost leben. Darüber hinaus gibt es weitere, die direkt in den Voi-Stallungen untergebracht wurden (Lissa, Chuma und Mpenzi), so dass insgesamt 39 Elefanten seit der Gründung des Trusts betreut wurden. Eleanor und andere, die bereits zu David Sheldricks Zeit als Chief Warden des Tsavo East Nationalparks, verwaisten, sind dabei nicht einmal einberechnet.

Emily

Mweiga, die kränkelnde Waise, kehrt jeden Abend in die Stallungen zurück, denn sie ist zu schwach. um in der Dunkelheit im Busch zu bleiben. Ein Mitglied der inzwischen wilden Gruppe von Natumi kümmert sich ständig die „Mweiga-Betreuung“, so dass Mweiga wirklich NIE ohne einen anderen Elefanten sein muss. Diese überaus wichtige Aufgabe teilten sich in diesem Monat zwei junge Bullen aus Natumis ausgewilderter Gruppe: Burra und Morani. Burra war Anfang des Monats, bis zum 6., „im Dienst“. Dann übernahm Morani, so dass Burra für ein paar Tage zu Natumis Gruppe zurückkehrte. Er kam jedoch schon am 8. zurück, um Morani abzulösen, der wiederum am 11. übernahm – dieses Mal bis zum 30. und dann wieder an Burra übergab! Es war interessant, dass sich in diesem Monat Burra und Morani abwechselnd um sie kümmerten, denn vorher waren Mweya und Sosian ihre besten Freunde. Wahrscheinlich verteilt Natumi die Aufgaben, denn sie ist jetzt als Leitkuh für diejenigen Elefanten verantwortlich, die nicht mehr in Emilys Gruppe sind.

Natumis Gruppe trifft sich mit Mweiga, je nachdem, wer gerade bei ihr ist, entweder im Busch oder beim Grasen, beim Schlammbad oder abends an den Stallungen. Es gab nur wenige Tage in diesem Monat, die Mweiga mit ihrem Betreuer ohne die Gesellschaft der anderen verbrachte. An diesen Tagen waren sie mit einer wilden Gruppe zusammen, suhlten sich mit ihnen am 13. und 14., und grasten anschließend auch zusammen. Natumis Gruppe wurde am 9. von einem wilden Bullen begleitet, der auch mit ihnen badete. Sogar Mweiga und Burra, ihr Begleiter an diesem Tag, waren dabei. Am 16. lösten sich einige Mitglieder von Natumis Gruppe, namentlich Edi, Irima, Mpala und Mukwaju, und verbrachten den Tag mit Mweiga und Burra beim Grasen auf Mazinga Hill. Am Ende des Monats waren es dann Mweya und Edie, die die beiden zu den Stockades zurück begleiteten und noch eine Weile mit ihnen spielten, bevor sie sich wieder zurückzogen.

Edie, Msinga & Thoma

Auch Emily tauchte in diesem Monat wieder häufiger auf, an ihrer Seite die Waisen ihrer Gruppe: Aitong, Sweet Sally, Salama, Loisaba, Nyiro und Tsavo. Natumis Gruppe, die aus dem Rest von Emilys ehemaliger Gruppe besteht, trifft Emilys Gruppe häufig abends bei den Stallungen oder draußen im Busch. Wenn sie sich bei den Stallungen begegnen, warten sie erst, bis Mweiga und ihr Begleiter sich niedergelassen haben und gehen dann gemeinsam zurück für die Nacht. Genauso machte es auch die 21-jährige Ex-Waise Lissa mit ihren drei Kälbern und Mpenzi, ihr Kindermädchen (die ihr erstes Kalb Anfang des Jahres an ein Rudel Löwen verlor). Auch sie haben die Stallungen besucht und Zeit mit den anderen Waisen verbracht. Manchmal kommen sie auch zusammen mit Emilys oder Natumis Gruppe.