REA unterstützt Elefanten-Umsiedlung in Malawi

Ende Mai erreichte uns ein Hilferuf des Internationalen Tierschutzfonds (International Fund for Animal Welfare, kurz IFAW), dass das Leben einer ca. 60-köpfigen Elefantenherde im Phirilongwe Waldreservat in Malawi bedroht sei.

IMG_4360

Hintergrund

Die Phirilongwe-Herde besteht aus mehreren Familien und einzelnen Bullen und wird auf eine Größe von etwa 50-100 Tiere geschätzt. Die Elefanten im Phirilongwe Waldreservat und dem umliegenden Mponda Hills-Gebiet gehörten einst zu einer großen Herde, die einmal den gesamten Süden Malawis zwischen dem Shire-Fluss und den Golomoti-Bergen beheimatete. Heute ist das Streifgebiet, das die Tiere früher ganz allein bewohnten, dicht von Menschen besiedelt. Im Bezirk Mangochi (am südlichen Ende des Malawisees) leben etwa 40.000 Menschen, und direkt an das Waldreservat grenzen mehr als 30 Dörfer. Hier wohnen vor allem Bauern mit ihren Familien, die von Subsistenzlandwirtschaft abhängig sind. In den letzten 50 Jahren wurde Lebensraum der Elefanten zunehmend von Kleinbauern genutzt, und die Wanderkorridore werden nach und nach zerschnitten.

Inzwischen ist das Streifgebiet der Phirilonwe-Elefanten auf eine 25 km lange und 10 km breite Fläche zusammengeschrumpft, und auf der Suche nach Futter und Wasser müssen sie aktiv mit den Kleinbauern konkurrieren. Auf ihrem Weg zu Wasserlöchern zerstören sie Maisfelder und Bananenstauden oder und fressen Vorratsspeicher aus. Weil sie auf der Suche nach Futter und Wasser so nah an menschliche Siedlungen gelangen, kam es in den vergangenen Jahren immer wieder zur direkten Konfrontation. Zwischen 2004 und 2008 sollen nach Angaben der Behörde für Nationalparks und Wildlife (DNPW) mindestens 16 Menschen ums Leben gekommen seien. Die Dorfbewohner wiederum beschossen die Elefanten mit Gewehren und Pfeilen oder legten Schlingfallen, Fangeisen und vergiftete Früchte aus. Mit langen Nägeln gespickte Holzbretter wurden auf die Wanderpfade der Dickhäuter gelegt, die sie sich in die Füße eintraten und damit weiter herumlaufen mussten. Die Bauern haben mindestens 8 Elefanten getötet und ließen außerdem viele schwer verletzte und somit noch verstörtere und aggressivere Tiere zurück.

Der DNPW hat keine Mittel für eine Entschädigung der Bauern und weder genügend Personal noch Ausrüstung um die Region zu patrouillieren und bei Auseinandersetzung schützend einzugreifen. Als es Ende 2008 erneut zu zwei Todesfällen auf menschlicher Seite kam, wandte sich der Präsident höchstpersönlich dem Problem zu und erteilte der Spezialfirma Conservation Solutions (www.conservationsolutions.info) im Februar 2009 das Mandat, zusammen mit dem DNPW alle Elefanten aus dem Phirilongwe Waldreservat umzusiedeln. Die Regierung zeigt sich damit außerordentlich tierfreundlich und pragmatisch im Umgang mit diesem ernsten Problem.

Die Umsiedelung

Die Elefanten werden seit Anfang Juni ins 250 km entfernte Majete Game Reserve umgesiedelt. Es ist 690 km-² groß und eines von zwei Schutzgebieten in Malawi, das über einen elefantensicheren Elektrozaun verfügt. 2008 wurden durch die gleiche Spezialfirma schon 64 Elefanten aus dem Liwonde Nationalpark erfolgreich hierher umgesiedelt. 70 Elefanten lebten bereits vorher in Majete. Im Mai wurde die Bevölkerung um das Phirilongwe Waldreservat über das Vorhaben informiert und einige Zufahrtsstraßen aufgerüstet. Am 8. Juni begann die Aktion. Die Tiere müssen im Phirilongwe Waldreservat aus der Luft in für die Trucks zugängliche Gebiete getrieben werden, denn im Reservat selbst gibt es kaum Straßen. Dann werden sie betäubt und in Seitenlage auf die Trucks verladen. Dort werden sie tiermedizinisch überwacht bis sie wieder zu Bewusstsein kommen. Danach beginnt die 6- bis 7-stündige Reise nach Majete, die von Beamten der malawischen Verkehrsbehörde begleitet wird. Nach ihrer Ankunft werden sie in einem provisorischen Auffanglager untergebracht bis sie wieder völlig zu sich gekommen sind und sich orientiert haben. Danach werden sie in die Freiheit ins Majete Wildreservat entlassen. Da Einzeltiere in den verschiedenen Familiengruppen der Herde mit Peilsendern ausgerüstet sind, werden die Elefanten in den nächsten Monaten weiterhin beobachtet werden können.

Die Spezialfirma Conservation Solutions hat die Tiere bereits vor mehreren Jahren mit den Sendern ausgestattet und beobachtet sie seitdem in Übereinkunft mit dem DNPW. Bei einer Zählung aus der Luft im Oktober 2007 wurden 57 Tiere ermittelt. Ende Juni 2009 hatte man nun 37 Elefanten nach Majete umgesiedelt. Bei mehr als 25% der Tiere wurden schwere Verstümmelungen festgestellt: Abgestorbene Rüsselspitzen, Einschusslöcher sowie tiefe Narben und verstümmelte Gliedmaßen durch Fangeisen. Eine Kuh trug sogar seit Jahren eine Schlingfalle um ihren Hals.

Die Notfallhilfe durch REA

Unter den Tieren befanden sich auch einige Familiengruppen, die in den Jahren zuvor keine Halsbänder bekommen hatten und in den Zählungen aus 2007 somit nicht enthalten waren. Am 4. Juli wurden 83 Tiere gezählt, über weitere drei Bullen gibt es Gerüchte, die derzeit von Wildhütern des DNPW überprüft werden. Das heißt, dass mindestens 20 Tiere mehr als geplant nach Majete verbracht werden müssen. Da sich die Kosten für ein Einzeltier auf etwa 2.000 Euro belaufen, müssen die fehlenden Gelder nun schnellstmöglich aufgebracht werden, denn es wäre unverantwortlich, auch nur ein Tier in Phirilongwe zurückzulassen, sowohl für den Elefanten selbst als auch für die Menschen vor Ort.

Um diese ungeplante Fortführung der Aktion zu gewährleisten hat sich unser Verein an der Bereitstellung der dringend dafür erforderlichen Mittel beteiligt. Dadurch können jetzt alle Elefanten umgesiedelt werden und ein stressfreies Leben in der neuen Heimat genießen.

Wieder einmal konnte unser Verein durch eine spontane Hilfsaktion Elefanten retten. Nun heißt es, die „Notfallkasse“ wieder aufzustocken – und Dank Ihrer Hilfe wird das bestimmt schnell gelingen.

 

Sehem Sie hier eine Fotostrecke zur Umsiedlung:

IMG_4312

IMG_4328

IMG_4369

IMG_4376

IMG_4378 

IMG_4395

IMG_5455

IMG_5465

IMG_5478

IMG_5485

IMG_5514

IMG_5544

IMG_5751 

IMG_5784

IMG_5796

IMG_5798

IMG_5816

IMG_5834

IMG_5877

IMG_5881

IMG_5890

IMG_5899

IMG_5913

IMG_5929