Newsletter aus Kenia / die Eli-Waisen im September 2006

Die Nursery-Waisen

In diesem Monat gab es zwei wichtige Ereignisse in der Nairobi-Nursery: die Ankunft der kleinen Lenana von der Ol Pejeta Ranch in der Nähe von Nanyuki, die ihre Mutter durch eine Blutvergiftung verloren hat, und der Umzug von Lualeni und Kora nach Ithumba im Norden des Tsavo-East Nationalparks zu den Älteren unserer Waisenfamilie.

Klein Lelana kam um 11 Uhr morgens bei uns an, noch sehr still aufgrund eines sanften Beruhigungsmittels, das sie für den Flug verabreicht bekam. Um 16 Uhr hatte sie sich davon vollständig erholt und machte den Wärtern das Leben schwer. Aber um 18 Uhr nahm sie schließlich die Milch aus der Flasche an – immer ein gutes Zeichen. Nach einem Tag mit den Wärtern war sie ruhig genug, um mit den anderen Nursery-Waisen hinauszugehen. Obwohl sie sich in der Gruppe aufhielt, lehnte sie die Milchmahlzeit von den Wärtern ab, sobald sie im Wald war. Mit der Folge, dass sich ihre Verfassung rapide verschlechterte. Zurück in den Stallungen trank sie ihre Milchration, wurde jedoch für zwei Tage mit zwei Wärtern in den Stallungen gelassen, um ihre Freundschaft und ihr Vertrauen zu gewinnen. Am dritten Tag war sie unterwegs mit den anderen und ist inzwischen ein freundliches Mitglied der Nursery-Familie.

Alle Versuche, Kora und Lualeni in Vorbereitung auf ihre Reise nach Ithumba über die Laderampen in die großen Safari-Trucks laufen zu lassen, blieben ohne Erfolg. Sie weigerten sich schlicht und ergreifend, sich in irgendeiner Weise damit zu arrangieren – schließlich hatten sie schon einige Elefanten gesehen, die an Bord eines Trucks gingen und nie mehr zurückkamen. Die Fahrzeuge haben also offensichtlich etwas Unheimliches an sich. Aber dank der Fähigkeiten von Angelas Ehemann Robert und seinem Vater Roy Carr-Hartley, wurde Lualeni unter lautem Protest trotzdem in den Truck bugsiert – mit einem Keeper an ihrer Seite. Kora wurde dann mit seiner Milchflasche auf die Rampe gelockt und schließlich auch ins Fahrzeug. Mit den ersten Sonnenstrahlen fuhren die Trucks ab. Wir waren alle sehr traurig, uns von diesen beiden Elefanten verabschieden zu müssen, die seit frühester Kindheit bei uns waren. Kora war nur sechs Monate alt, als er mit seinem zerschmetterten Kiefer zu uns kam, und Lualeni wurde mit drei Monaten gefunden, im Busch nahe dem gleichnamigen Dorf an Tsavos Grenze – kurz bevor sie nahe daran war zu sterben. Kora war inzwischen stramme zwei Jahre alt und Lualeni nur wenige Monate jünger – beide waren also alt genug für den Transfer nach Tsavo.

Noch auf der Fahrt wurde Kora unruhig und versuchte auszubrechen, indem er die Hintertür des Trucks verbog. Ein bisschen leckeres Grünzeug, das man an der Straße für ihn pflückte, beruhigte ihn allerdings für den Rest der Strecke. Um die Mittagszeit kamen beide in ihrem neuen Zuhause an, wo Kora freudig von Buchuma begrüßt wurde, seinem besten Freund und Ringkampfpartner aus der Nursery. Neuankömmlinge werden von der gesamten Ithumba-Gruppe immer mit Begeisterung aufgenommen, und die Wiedervereinigung mit alten Freunden ist natürlich immer eine ganz besonders tolle Sache. Auch Yatta, Mulika, Nasalot und Kinna, die vier älteren Eli-Mädchen, die aus der Voi-Gruppe nach Ithumba kamen, freuen sich stets, wenn sich ihre Herde vergrößert.

Lualeni fühlte sich zwar anfangs ein bisschen fehl am Platz, weil sie offensichtlich Makena vermisste. Doch sie wird sich bald eingewöhnt haben, besonders unter der Obhut der früheren „Chefinnen“ aus der Nursery: Wendi, Sunyei und Naserian, die sie schon damals so gern hatten – und über kurz oder lang wird sie auch wieder mit Makena zusammen sein.

In Nairobi übernahm Sian sofort die Rolle der Mini-Matriarchin und fühlte sich offenbar sehr wohl damit. Makena fügte sich bald in Lualenis Abwesenheit, und auch. Zurura, der seinen Freund Kora vermisste, gab die Suche nach ihm schließlich auf und beschäftigte sich stattdessen mit seinem Rivalen Kamboyo, dem er endlich beweisen will, wer „Herr im Ring“ ist. Loijuk war wie immer völlig mit Chyulu beschäftigt, die sie in ihr großes Elefantenherz geschlossen hat, und folgte ihr auf Schritt und Tritt, ohne einen Blick für irgendjemand anderen. Ein wenig Gerangel um das Baby gab es mit Sian, die versuchte Chyulu von Loijuk wegzulocken. Allerdings vergeblich… Kamboyo hat sich bei Loijuk unbeliebt gemacht, weil er versuchte Chyulu zu besteigen. Sie wurde sehr zornig, und das Ganze endete wie gewöhnlich in einer Rangelei.

Die Ithumba-Waisen

Nach der Ankunft von Lualeni und Kora nahm Nasalot – genau wie schon bei Orok und Sidai – die Neuankömmlinge in ihre Obhut und verbrachte auch die Nacht in ihrem Bereich der Stallungen. Zum Glück, denn als eines Nachts dort ein Leopard auftauchte, alarmierte Nasalot die Wärter, die sich ganz in der Nähe aufhielten, mit einem ohrenbetäubenden Trompeten! Alle begannen jede Menge Krach zu machen, und so wurde die gefleckte Großkatze davongejagt.

Es ist sehr erfreulich mit anzusehen, wie sich Challa inzwischen in die Gruppe eingefügt hat. Er konkurriert mit Sunyei und Wendi um die Führung der kleinen Waisenherde, wenn sie morgens hinausgehen sich mittags zum Schlammbad aufmachen oder abends zu den Stockades zurückkehren. Nur einige Male klammerte er sich zu sehr an die Keeper. Dann kam jedoch Galana, um in die Gruppe zu übernehmen. Ein anderes Mal hatten er und Tomboi einen etwas ungleichen Kampf, der letztendlich von Tomboi gewonnen wurde. Challa war verärgert über die Niederlage und steckte immer wieder seine kleinen Stoßzähne in den Boden, um zu demonstrieren, wie gern er sich seinen Widersacher vornehmen würde! Überflüssig zu erwähnen, dass Tomboi davon ungerührt blieb!

Nasalot ist immer noch vernarrt in Orok, während Ol-Malo das Lieblingsbaby der Matriarchin Yatta bleibt. Selengai und Buchuma sind am liebsten mit Mulika zusammen

Kinna & Yatta

Rapsu und Buchuma waren den ganzen Monat damit beschäftigt, die größeren Jungs Taita und Tomboi herauszufordern, um ihre Kraft unter Beweis zu stellen. Alle Jungs in der Gruppe wetteifern permanent und versuchen die anderen in Ringkämpfe zu verwickeln, die manchmal in richtige Prügeleien ausarten. Dann greifen die älteren Mädels – besonders Kinna – ein, um die Kämpfer auseinanderzubringen. Doch auch sie akzieptieren, dass Napasha, der größte von allen, sich mittlerweile einen sicheren oberen Rangplatz erobert hat.

Rapsu & Sunyei

Sidai ist inzwischen auch mehr integriert und verbündet sich immer mehr mit den jüngeren Kühen in ihrem Alter, vor allem Sunyei, Wendi und Naserian. Eines Tages brachten sie allen Mut auf und jagten ein Dikdik. Das Ganze endete in einem riesigen Trubel, in den auch Napasha einstimmte. Er und die drei Mädchen drohten, trompeteten, trampelten kleine Büsche nieder und veranstalten noch lange, nachdem das Dikdik verschwunden war, ein richtiges Theater! Sunyei trieb ihre üblichen Streiche; einmal tat sie so, als ob sie etwas sehr Gefährliches sehe, was zur Folge hatte, dass alle Jüngeren sofort den Rückzug antraten und die Größeren herbeiholten, um davonzujagen, was auch immer sich da befindet. Allerdings war alles – wie so oft – nur ein Spaß!

Mukwaju

Die Voi-Waisen

Die lange Dürre im Nordosten Kenias und an den Grenzen des Tsavo-Ost-Nationalparks geht weiter. Daher bestand die tägliche Hauptaufgabe der Voi-Gruppe darin, ausreichend Futter zu finden. Erfreulich ist jedoch die Tatsache, dass sich alle in einer guten körperlichen Verfassung befinden und sich sogar Mweigas Form enorm verbesserte. Sogar so viel, dass sie inzwischen mit den anderen mithalten kann und sie manchmal sogar anführt. Sie nimmt jetzt auch an den Schlammbädern teil – was sie sich bisher nie traute, aus Angst, von den anderen umgeworfen zu werden. Es war ein denkwürdiger Tag, als sie tatsächlich Zweite wurde im Rennen um die Milch mit Solango, Burra und Morani!

Emily besuchte die Stockades regelmäßig. Sie kam nachmittags und wartete auf die Waisen, um sie zu begrüßen, wenn sie abends zurückkamen. Allerdings kam sie stets ohne Aitong, Sally, Tsavo und Ilingwezi . Die Keeper befürchteten bereits, dass sie die anderen verloren hatte und begleiteten sie, um Aitong zu finden. Wir vertrauen darauf, dass Emily genau weiß, wo sich ihre Gruppe zu jeder Zeit aufhält, und dass ihre Besuche ganz einfach dadurch erklärt werden können, dass sie immer noch nach den Waisen sehen möchte, die sie als Teil ihrer Familie betrachtet. (Gerade deshalb sind die Keeper aber überrascht, dass sie niemanden versucht, zum Mitkommen zu überreden.) Die Keeper berichten, dass Emilys Gruppe (Aitong, Sally, Tsavo und Ilingwezi) in einer guten Verfassung seien und dass trotz der langen Dürre keiner Mangelerscheinungen sichtbar sind.

An Tagen, wenn das Wetter keine Schlammbäder zulässt, schafft sich Lolokwe sein eigenes Schlammloch, indem er die Wassertanks ausschüttet. Jedem Schlammbad folgt normalerweise ein Rennen, um als Erste/r am Ameisenhügel zu sein, sich den nassen Körper zu rubbeln und mit roter Erde einzuschmieren. Burra ist sehr gut darin, die Erde aufzulockern, und das nutzte Loisaba hinter ihm sogleich für ihre Zwecke! Loisaba ist sehr Besitz ergreifend mit ihren zwei Lieblingen Morani und Ndara, was Natumi zu spüren bekam, als sie Morani zu viel Aufmerksamkeit schenkte. Vollkommen beschäftigt mit Natumi, merkte Loisaba nicht, dass Edie auftauchte, um Ndara von ihrer Seite zu locken! Wie auch immer, am Ende hatte sie beide zurück.

Mweya

Die kleine Zebra-Waise namens Serena war von besonderem Interesse für Emily bei einem ihrer Besuche, und siehat viel Spaß dabei, die Elefanten bei ihren morgendlichen Possen zu beobachten. Allerdings sieht sie sich genau vor, um nicht hinter den Elektrozaun zu gelangen und gejagt zu werden! Sie und der kleine Kudu (Rukinga) sind enge Freunde und bereiteten den Keepern ein beeindruckendes Rennen von ihren Ställen zur Kantine und zurück, immer wieder am anderen vorbei.