Newsletter aus Kenia / die Eli-Waisen im April 2005

Die Nursery-Elefanten

In diesem Monat hatten wir ein traumatisches Erlebnis in der Nursery. Eine große Tragödie war der plötzliche Tod unserer geliebten kleinen Nalitu am 8.April, der uns alle – Elefanten und Menschen gleichermaßen – in einen Schockzustand und tiefen Kummer versetzte. Ihr Tod kam so unerwartet, weil es ihr bis dahin so gut ging. Die verletzte Schulter war fast schon verheilt, sie nahm ständig an Gewicht zu und tollte jeden Tag im Camp herum. Die Untersuchung war nahezu ergebnislos, außer dass sie an einer Bauchfellentzündung litt.

Wie schon oft erwähnt, sind Baby-Elefanten so anfällig, dass sie sich an einem Tag wohl fühlen und am nächsten Tag sterben können. Die Erfahrung mit Nalitu bestätigt diese traurige Erkenntnis.

Nicht weniger als drei Elefanten haben wir in diesem Monat gerettet. Der erste war der kleine Kora, ein sechs Monate alter Babybulle mit einer schweren Kieferwunde, die das Ergebnis eines Querschlägers war, der wahrscheinlich seine Mutter tötete. Wir fanden das kleine Kalb umherirrend an einer Straße im Kora Nationalpark 50 km von der nächsten Wasserstelle entfernt, ein Wunder, dass es überlebt hat. Sein Zustand erfordert natürlich größte Aufmerksamkeit sowohl vom Veterinär wie auch von uns, mit sehr umfangreicher, für das Elefantenbaby sehr stressiger medizinischer Behandlung. Dennoch hält es sich gut und wird von Tag zu Tag kräftiger. Wir sind optimistisch, den Überlebenskampf zu gewinnen. Wir beten alle, dass dieser tapfere kleine Elefantenbulle genügend Kraft besitzt, diese schwierige Phase zu meistern.

Nach weiteren drei Tagen fanden wir noch einen jungen Elefantenbullen, „Rapsu“, noch keine zwei Jahre alt. Er war ganz allein in der Nähe des Meru Nationalparks. Obwohl er ohne die seit wenigstens zehn Tagen entbehrte Muttermilch stark abgemagert ist, frisst er zum Glück Grünpflanzen, was ihn wohl am Leben erhalten hat. Dennoch war er anfangs stark traumatisiert, sehr wild und hasste alles, was sich auf zwei Beinen bewegte. Ohne Zweifel war er Zeuge einer schrecklichen Tragödie geworden, die ihn von seiner Familie getrennt hat. (Wie wir hörten, war vor etwa zehn Tagen eine Frau von einem Elefanten außerhalb des Parks getötet worden, und so war dieses verwaiste Kalb wahrscheinlich das Ergebnis menschlicher Vergeltung). „Rapsu“ war äußerst schwierig zu zähmen. Als wir ihn nach fünf Tagen zum ersten Mal mit den anderen Elefanten ins Freie ließen, drehte er ab und verschwand im Park. Es war für alle Pfleger ein hartes Stück Arbeit, ihn wieder einzufangen. Er wird vor dem nächsten Ausflug erst einmal lernen müssen, dass wir Pfleger seine Freunde sind. Glücklicherweise liebt er Milch, und es geht ihm täglich besser.

Galana und Naserian, die beiden jungen Elefantenkühe, die sich liebevoll um Nalitu kümmerten, litten großen Kummer nach Nalitus Tod. Nalitu ließ sich von beiden säugen, als seien sie ihre Mutter, und sie teilten sich diese Rolle. Naserian empfand den Verlust am stärksten, suchte noch tagelang nach Nalitu und versank für lange Zeit in eine Depression. Galanas Kummer äußerte sich in einer deutlichen Abneigung gegen die Pfleger, denen sie offenbar die Schuld an Nalitus Fortbleiben gab.

Die kleinen männlichen Elefanten waren nicht so gefühlsbetont und fochten weiter ihre Dominanzkämpfe aus, besonders Ndomot, Madiba und Buchuma.

Die Ithumba-Waisen

Zum zweiten Mal besuchte eine wilde Herde nachts die Stockades. Die Waisen folgten am nächsten Morgen ihrer Fährte, fanden sie aber nicht.

Das größte Privileg für Baby-Elefanten ist Führer der Gruppe zu sein auf dem Weg in den Busch, zum Schlammbad und wieder zurück zu den Stockades, und jeder, auch die Kleinsten, versuchen, diesen Posten zu ergattern.

Napasha, der größte Junge in der Gruppe, hat meistens dieses Privileg, aber auch Tomboi, Wendi und sogar die kleinen Olmalo und Selengai durften schon einmal auf diese Position.

Yatta kümmert sich sehr mütterlich um Olmalo, steht beim Füttern immer bei ihr und begleitet sie ständig, auch um Napasha auf Distanz zu halten. Kinna dagegen wird toleranter gegenüber Napasha, ließ ihn sogar einen Kampf gewinnen, was ihn unheimlich stolz machte.

Die Ithumba-Elefanten sind eine verschworene Gemeinschaft, eine sehr fürsorgliche Herde, und das wird wohl auch so bleiben, obwohl die `Chefin` Yatta erst 6 Jahre alt ist.

In dem sehr dichten Busch passiert es öfter, dass ein oder zwei Elefanten separiert werden. Ein Grummeln oder Tröten lässt die Herde augenblicklich stoppen, und die Keeper und die älteren Weibchen holen sofort die Verlorenen zurück; so ging z.B. Nasalot zurück, um Selengai zu holen. Ein anderes Mal holte Yatta Wendi zurück, die sich zu den Keepern geflüchtet hatte, weil sie von Kudus erschreckt wurde und Yatta beruhigte sie wieder.

Napasha, Tomboi und Taita waren ganz stolz, als sie es schafften, eine lärmende Herde Paviane zu verjagen, die sie beim Grasen störte.

Seit einigen Monaten schon kann Napasha seine Trinkflasche allein halten. Er wickelt seinen Rüssel herum und passt auf, dass kein Tropfen daneben geht. Nach vielen Fehlschlägen gelang es endlich auch Tomboi, das nachzumachen und er `tanzte` vor Glück. Tomboi und Taita sind nach wie vor enge Freunde. Wendi ist selbständig und zufrieden wie immer und sieht sich schon als Matriarchin.

Napasha sorgt immer für Unterhaltung, Kinna sorgt für Ordnung und Olmalo und Selengai genießen es, `Mamas Liebling`zu sein.

Die Waisen in Voi

Emily, Aitong und Sweet Sally besuchen immer wieder die Waisen in den Stockades oder auf dem Weg in den Busch. Sie begleiten die Babies zurück zu den Stockades. Ndara blieb noch bei Emilys Gruppe, bis sie gingen. Ein anderes Mal ging Ndara sogar mit, kehrte dann aber doch lieber zurück.

Bei einem Treffen am Wasserloch besprühte Aitong die Babys mit Wasser, später führte Emily sie zu einem neuen Futterplatz.

Die wilde Matriarchin `Naomi` und ihre Herde verbrachten einen Vormittag am Schlammbad mit den Waisen und Laikipia schloss sich den Wilden an und blieb über Nacht.

Lissa, die mit Uaso und ihren Töchtern Lara und Lali unterwegs ist, kam zum Trinken in die Stockades, danach gingen sie wieder.

Laikipia, Sosian und Salama waren einige Wochen allein unterwegs, wurden beim Eintreffen am Schlammloch dann wieder begeistert begrüßt.

Die Voi-Stockades wurden renoviert. Icholta, Mukwaju, Lolokwe, Mweiga und Edie erkannten ihre Unterkunft kaum wieder und wollten gar nicht hinein. Aber die mutigen Edie und Mweiga brachten dann doch alle zur Besichtigung. Genauso musste Natumi Mpala, Seraa und Irima in die neue Unterkunft begleiten.

Mweya und Seraa begleiten nach wie vor Mweiga, die immer noch langsamer ist als die anderen. Ihrem Futter wird jetzt Kokosnuss zugesetzt, um sie noch mehr zu stärken.

Mweya wurde von Ameisen in den Rüssel gebissen, als sie ihn in einen Ameisenhaufen steckte. Die Keeper mussten sie verarzten.

Die Herde graste friedlich neben Impalas, als Mweya plötzlich meinte, sie aufschrecken und verjagen zu müssen.

Nyiro machte sich wieder unbeliebt, als er Mweiga zu Fall brachte. Danach ließ er sich lange nicht sehen aus Furcht vor den anderen.

Salama nervte, als er den Weg zum Futter blockierte.

Die Voi-Waisen begleiteten eine wilde Herde von 10 Elefanten, geführt von einer Kuh mit sehr langen Stoßzähnen. Sie grasten und spielten zusammen. Salamas Spielgefährte blieb erst hinter der Herde zurück, folgte ihnen dann aber doch.