Newsletter aus Kenia/die Eli-Waisen im April 2007

Die Waisen in der Nairobi Nursery

Spannend zu beobachten, wie die älteren Kühe wetteiferten, um ein Baby für sich ganz allein zu „adoptieren“. Chyulu, obwohl selbst noch ein Baby, verhält sich besonders mütterlich, vor allem gegenüber Klein Shimba, während Sian, Loijuk und Makena alle die Youngsters Lempaute und Lesanju für sich gewinnen wollen. Lesanju möchte jedoch niemandem sonst „gehören“ als den Keepern und weicht nicht von deren Seite, wenn die älteren Elefanten um ihre Zuneigung rangeln. Sogar Lelana beteiligte sich an den Konkurrenzkämpfen und zeigte großes Interesse an Shimba. Die wiederum genießt die Aufmerksamkeit und saugt glücklich an jedem Ohr, das sie zu fassen bekommt.

Lesanju, Lempaute & Shimba

Kenze ist inzwischen der stärkste Bulle in der Gruppe der Älteren. Ohne Schwierigkeiten verweist er Kamboyo in seine Schranken, denn er kann sich noch gut daran erinnern, dass er von ihm ziemlich schroff behandelt wurde, als er damals halb verhungert bei uns ankam. Er und Lenana, die beide an Milchmangel litten, sind die besten Freunde, und es bereitet ihnen sichtlich Vergnügen sich von der Hauptgruppe abzuseilen. Sian ist eine sehr kompetente Leitkuh. Eines Morgens, als die Keeper die Gruppe in den Wald führten, hielt Sian die zurück und weigerte sich den Weg fortzusetzen. Die Keeper waren sehr verwundert. Sian hob ihren Rüssel in die Richtung, die die Keeper einschlagen wollten, drehte sich herum und nahm einen anderen Weg. Nur kurze Zeit später sahen die verblüfften Keeper eine Löwin aus genau diesen Büschen schleichen, auf die Sian vorher gezeigt hatte. Sie waren begeistert, dass Sian sie aufgespürt und die Keeper gewarnt hatte, obwohl sie doch selbst gerade einmal 2 Jahre alt ist!

Im Regen ….

Lempaute ist sehr extrovertiert – sie liebt nichts mehr als vor Publikum zu stehen. Sie ist ein kleiner Schelm und sehr selbstbewusst. Am liebsten rennt sie geradewegs auf die Kinder unter den Besuchern zu und erfreut sich, wenn diese vor Schreck in alle Richtungen fortlaufen. Auch für ein Späßchen in der Schlammbad-Stunde ist sie immer zu haben. Tatsächlich mögen aber alle Elefanten die Besucher und haben viel Spaß dabei, sie zu unterhalten. Lempaute und Lesanju sind so unzertrennlich geworden, dass Lempaute nachts unbedingt in Lesanjus Stall bleiben will. Sie weigert sich geradezu, nebenan zu übernachten.

Die-  Ithumba-Waisen

Kora ist nach wie vor sehr wasserscheu. Er freut sich nie besonders auf das Schlammbad und versucht sogar die anderen davon abzuhalten, indem er vorgibt, etwas Gefährliches bemerkt zu haben. Er verlässt dann panisch das Bad und hofft, dass die anderen ihm folgen. Die wiederum haben seine Taktik mittlerweile jedoch durchschaut, genauso wie Sunyeis Tricksereien. Kora hat die Gruppe in diesem Monat am häufigsten aus bzw. zu den Stallungen und zur Milchfütterung geführt. Die Keeper betonen wie „zeitbewusst“ er ist.

Tomboi & Rapsu

Wieder einmal zeigten die Ithumba-Waisen großes Interesse an den Fährten wilder Elefanten, doch auch dieses Mal gelang es ihnen nicht sie einzuholen. Die wilden Herden fressen jedoch zunehmend in der Nähe der Waisen und wurden bereits vom Ithumba-Camp gesichtet. Es ist also nur eine Frage der Zeit, dass die Waisen sich mit der wilden Elefantengemeinschaft vermischen. Yatta, Mulika, Nasalot und Kinna können es kaum noch erwarten.

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Die fürsorgliche und verantwortungsbewusste Natur der älteren Waisen wird sehr oft deutlich – einmal vergaß Klein-Orok seine Milch und begleitete Nasalot stattdessen zum Wasserloch. Sie bemerkte es sofort und brachte ihn zur Fütterung zurück zu den Keepern. Kinna beaufsichtigte ihn währenddessen, um sicherzustellen, dass die anderen ihn nicht störten. Als er fertig war, genügte ein kurzer Brüller und Nasalot kam auf dem schnellsten Weg zurück, um ihn abzuholen! Yatta ist immer sehr aufmerksam gegenüber Nachzüglern, die sich im Dickicht verirren. Sie dann geht entweder auf die Suche nach ihnen oder antwortet auf ihre Hilferufe. Die Freude, wenn ein Schlusslicht wieder zu seiner Gruppe zurückfindet, ist immer sehr groß. Napasha hat wieder einmal seine Kräfte mit Yatta gemessen und musste erneut feststellen, dass er zwar der größte Bulle der Gruppe ist, gegen die Matriarchin aber keine Chance hat. Also ließ er sich an der armen Wendi aus und wurde sofort von den älteren Kühen dafür bestraft. Es ist sehr rührend, wie die Ithumba-Waisen die Mittagspause der Keeper respektieren. Während diese unter einem Baum sitzen und ihren Proviant verzehren, gehen die Waisen ihrer Wege und grasen ganz allein, bis die Mittagsstunde vorüber ist. Dann kehren sie zurück, um ihre Keeper abzuholen!

Die Voi-Waisen

Thomas Gruppe“ sind die jüngeren Voi-Waisen, die nachts noch immer in den Stallungen schlafen, zusammen mit der schwächelnden Mweiga. „Natumis Gruppe“ sind die älteren Waisen, die sich inzwischen aussuchen dürfen, wo sie die Nächte verbringen. Und „Emilys Gruppe“ (die in diesem Monat nur durch Abwesenheit auffiel) besteht aus Emily, Aitong, Tsavo, Sweet Sally, und jetzt auch Natumi und Ndara. Ilingwezi ist in Natumis Gruppe zurückgekehrt. Emilys Gruppe hielt sich offenbar in weiter entlegenen Regionen bei den wilden Herden auf, auf der Suche nach neuem Grünfutter – eine sehr positive Entwicklung, obwohl sie zu Hause natürlich allen gefehlt haben.

Sosian

Es ist sehr interessant, dass die beiden Gruppen dennoch ein und derselben Familie angehören und sich täglich treffen. Natumis Gruppe erscheint für gewöhnlich früh am Morgen an den Ställen um die Jüngeren hinauszuführen. Wenn Natumis Gruppe einmal nicht da ist, wenn die Stalltüren sich öffnen, eilt Thomas Gruppe suchend umher und versucht den Kontakt zu den anderen im Busch aufzunehmen. Jeden Morgen gibt es eine unvorstellbare Elefantenparty voller Freude und Glückseligkeit, mit Trompeten, Urinieren, Berührungen und Umschlingen von Rüsseln etc. Es ist einfach wundervoll dieses Spektakel mitzuerleben. Manchmal kommen nicht alle Mitglieder von Natumis Gruppe um die Babies abzuholen, sondern nur eines, das die Jüngsten dann zur Hauptgruppe führt. Einmal war es Edie, die allein kam und es sehr genoss die Kleinsten für sich allein zu haben, so dass sie auf dem Weg zu den anderen gehörig herumtrödelte! Am nächsten Tag waren zwei der größeren Bullen aus Natumis Gruppe an der Reihe – Laikipia (der größte) und sein Kumpan Nyiro. Es gab nur etwa fünf Tage in diesem Monat, an denen Natumis Gruppe oder eines ihrer Mitglieder bei Tagesanbruch nicht an den Stallungen erschien. um ThomasGruppe hinauszubegleiten, und wenn die Jüngsten Natumis Gruppe einmal allein finden mussten, kamen sie manchmal sogar an einigen freundlichen wilden Herden vorbei.

Am 18. war Natumis Gruppe mit einer wilden Herde am Osthang von Mazinga Hill beschäftigt. Ilingwezi und Nyiro bemerkten jedoch Thomas Gruppe, die sich aus der Ferne annäherte, und-  rannten ihnen entgegen, um sie abzufangen und zu den anderen zurück zu bringen. Alle Waisen verbrachten den Großteil des Tages mit dieser wilden Herde, und als die wilde Herde sich aufmachte, war Laikipia versucht mitzugehen. Aber kurz darauf kehrte sie zurück

Genau wie Aitong übt Edie offenbar eine enorme sexuelle Anziehungskraft auf ihre männlichen Artgenossen aus. Nicht nur Uaso ist in sie vernarrt, sondern auch der „wilde Teenager“. Jeder Bulle, der die Gruppe besucht, schenkt ihr besonders viel Aufmerksamkeit. Sie muss also sehr „schön“ sein und eine besondere Ausstrahlung haben.

Mweigas Verfassung hat sich leicht verbessert, seit sie wieder Milchaustauscher bekommt und ihre Kraftfutterration erhöht wurde. Es ist merkwürdig, dass sich die satte grüne Vegetation nicht positiv auf – ihr Befinden ausgewirkt hat. Sie blieb sehr schwach, und bis zur Futterumstellung konnte sie nicht einmal mit Thomas Gruppe mithalten, wenn diese morgens Natumis Gruppe entgegen liefen. Der treue Sosian jedoch begleitete sie hinaus, und wann immer sie hinter die anderen zurückfällt, hat sie einen Keeper bei sich. Wenn sie die Gruppe dann wieder erreicht, gibt es die übliche vergnügliche Wiedervereinigung. Mukwaju ist immer noch der Bergsteiger in Natumis Gruppe, nach wie vor bestrebt seine Freunde auf den Gipfel von Mazinga Hill zu führen. In der männlichen Riege in Natumis Gruppe sind Laikipia und Burra die stärksten und wetteifern um die Anführerrolle, wenn die Gruppe am Abend in die Stallungen zurückgeführt wird.

Thoma

Die Landschaft um die Stallungen herum ist noch mit zartem Grün angehaucht – Überbleibsel von den beispiellosen Regenfällen am Jahresanfang. Bisher gab allerdings noch keine Anzeichen für die üblichen Regenfälle im April/Mai. Wenn sie in diesem Jahr ganz ausbleiben, sieht es für die Waisen nicht sehr gut aus, denn dann steht ihnen eine ungewöhnlich lange Trockenzeit bevor.