Die Rettung von Sagateisa

 

Es ist sehr erstaunlich, dass Sagateisa heute überhaupt noch am Leben ist. Viele hätten die Tortur, die sie durchmachen musste, nicht überlebt – aber sie ist auch ein ganz besonderer Elefant!

Der Anruf beim Sheldrick Wildlife Trust (SWT) ging am Nachmittag des 24. November 2021 ein, als im Tsavo-Nationalpark gerade eine unerbittliche Dürre herrschte. Ranger des Taita-Schutzgebiets hatten wieder einmal ein Opfer der grausamen Trockenheit erspäht. Es war ein Elefantenbaby, das aus ungeklärter Ursache seine Mutter verloren hatte – aber die Kälber sind oft die ersten, die in schweren Dürrejahren zurückbleiben, weil sie zu schwach sind, um mit der Herde mitzuhalten, die ständig auf Nahrungssuche sein muss.


Das Ziwani Anti-Wilderei-Team von SWT und Kenya Wildlife Trust (KWS) beobachtet die Gegend von Sagateisa nahe der Taita-Gebiete, und dort fanden sie ein schrecklich abgemagertes Elefantenbaby. Nicht nur das: es war auch schon von einem Raubtier – höchstwahrscheinlich einer Hyäne – angefallen worden, wie ihr verletztes Hinterteil zeigte.

Die Dunkelheit kam näher. Eine weitere Nacht allein in der Wildnis hätte das Kalb sehr wahrscheinlich nicht überlebt. Daher wurde in Zusammenarbeit mit dem KWS alles in Bewegung gesetzt, um es noch zu retten. Das Team der Auswilderungsstation in Voi half, das Kalb zum nächstgelegenen Flugfeld zu bringen, von wo aus es mit einer Cessna Caravan direkt zum Wilson Airport in Nairobi geflogen wurde. Dort warteten die Keeper der Nursery, die es sofort in einen der Ställe mitnahmen. Ihnen war klar, dass ihnen ein langer Kampf um das Leben dieses kleinen Elefanten bevorstand!

 

 

 

 

In den vergangenen Jahren hatten die Mitarbeiter der Nursery des SWT immer wieder kleine Wunder mit ihren Schützlingen erlebt, aber beim Anblick von Sagateisa hatten sie einige Mühe, noch genug Hoffnung aufzubringen! Sie sah völlig mitgenommen aus von der Dürre, war kaum mehr als Haut und Knochen, die Wunden des Hyänen-Angriffs begannen schon, sich zu entzünden, und noch dazu hatte sie jede Menge Würmer im Stuhl. Sogar ihre Ohren fingen schon an, schlaff herunterzuhängen; bei Elefanten in besonders schlechtem Gesundheitszustand sackt die Muskulatur um die Ohren häufig zusammen. Es schien fast, als ob bei Sagateisa alle Hoffnung vergebens war.

 

 

 

 

 

Sagateisa schien dem Tod von der Schippe zu springen. Die Keeper merkten, dass sie es hier mit einem kleinen Elefanten mit bemerkenswertem Lebenswillen zu tun hatten! Die Wunden mussten dem Elefantenmädchen sehr zu schaffen machen, aber es ließ jede Behandlung ohne Protest über sich ergehen. Die Kleine gewöhnte sich schnell an ihre Milchflasche und bediente sich auch gleich ordentlich an dem saftigen Grün, das in ihrem Stall für sie bereitlag. Nach ein paar Wochen schien sie das Schlimmste überwunden zu haben und wurde wieder kräftiger.

 

 

 

 

 

Sagateisas Aufenthalt in der Nursery hat noch etwas Besonderes. Sie kam zu einer Zeit, in der eine Menge Waisen-Elefanten gerettet wurden; daher waren fast alle Ställe belegt. So wurde für Sagateisa ein ganz besonderer Stall wieder hergerichtet, nämlich der, der einst Luggard gehört hatte. Seit der nach Umani Springs umgezogen war, hatte der Stall leergestanden, aber weil er an einer besonders geschützten Stelle steht und auch geräumiger ist als die anderen, schien er der ideale Schlafplatz für den Neuankömmling zu sein. Auch Luggard war so ein Elefant, der zunächst entgegen aller Erwartungen überlebte. Obwohl er schließlich doch nicht mehr das Erwachsenenalter erlebte, hatte er doch einen eisernen Lebenswillen und war einer der tapfersten Elefanten, die das SWT-Team je erlebt hatte. Und einen ganz ähnlichen Charakter scheint auch Sagateisa zu haben – was es ihr offenbar ermöglicht, den schwierigen Start ins Leben zu meistern.

 

 

 

 

 

 

Jetzt, da sie wieder gesund und kräftig wird, kann Sagateisa das Leben genießen. Sie ist am liebsten ganz vorn in der Herde mit dabei, und beim Schlammbad ist sie immer die erste, die ins Wasser springt! Das sagt einiges aus: Elefanten, die sich krank und verletzlich fühlen, versuchen oft, solche etwas ruppigeren Situationen zu meiden. Von Sagateisa dagegen wird noch einiges zu erwarten sein, denn sie scheint alle Qualitäten zu haben, die eine gute Leitkuh braucht. Heute ist sie ein quirliges Elefantenmädchen – aber in einigen Jahren wird sie vielleicht einmal Matriarchin ihrer eigenen Herde in der Wildnis sein.

Patenschaft für Sagateisa übernehmen

  
(übersetzt aus dem englischen Bericht des Sheldrick Wildlife Trust; alle Bilder © Sheldrick Wildlife Trust)