Die Tsavo-Mkomazi Luftzählung

Anfang Februar 2014 engagiert sich der Kenya Wildlife Service für eine Luftzählung im Tsavo-Mkomazi Ökosystem, die das letzte Mal vor drei Jahren durchgeführt wurde. Der Start der Zählung ist am 3. Februar geplant und wird voraussichtlich 7 Tage dauern, mit mindestens 18 Flugzeugen, die den Einsatz unterstützen.

Das Gebiet umfasst den Tsavo Ost und West National Park in Kenia sowie Mkomazi in Tansania, zusammen mit einer Fläche Weideland von noch mal der selben Größe, und es ist das wichtigste Elefantenschutzgebiet des Landes. Zurückzuführen ist das nicht nur darauf, dass es hier den größten Elefantenbestand des Landes gibt, mit einer Fläche, die den Elefanten ihr wesentliches Bestreben ermöglicht, ein Bestreben, das sich mit dem von uns Menschen deckt – Lebensqualität. Es ist ein wasserarmes Tierreich, Heimat einer größeren Artenvielfalt als in irgendeinem anderen Park auf der ganzen Welt, da sich hier die Tierarten aus dem Norden und dem Süden zufällig treffen, wodurch sich viele Arten vervielfältigen.

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Der Nationalpark, der durch den verstorbenen David Sheldrick mitbegründet wurde, entstand aus einer ursprünglich trockenen und abschreckenden Wildnis, bislang nur als „Taru Wüste“ bekannt. Hier konzentriert der Trust, der in Erinnerung an David gegründet wurde, hauptsächlich seine Unterstützung für den Tierschutz. Dieses Gebiet war ab 1948 die Heimat von David, als der Park ins Leben gerufen und seine Grenzen geschaffen wurden und ab 1955 war es auch die Heimat von Daphne, bis David 1976 von Tsavo nach Nairobi versetzt wurde, um dort die neue Artenschutz – & Planungsabteilung zu leiten. David betonte immer, dass man Kenias wachsendem Bevölkerungsdruck aufgrund des ungünstigen Halbwüstenklimas wahrscheinlich standhält, und dass es aufgrund der Tatsache keine bessere Form der Landnutzung gibt als durch Tourismus und durch die Tierwelt.

 

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Im Februar 2014 wird noch eine weitere Zählung der Tsavo-Elefanten durchgeführt und der David Sheldrick Wildlife Trust liefert nicht nur das Flugbenzin, das notwendig ist, um die Zählung durchzuführen, sondern stellt auch seine 4 Flugzeuge zur Verfügung, um bei dieser anspruchsvollen Aufgabe zu helfen. Jedes Flugzeug wird frühmorgens starten, um im Abstand von 1 km entlang der Transekte1 über gekennzeichnete Blöcke von bis zu 900 km-² (einige sind kleiner) zu fliegen. Die meisten Flugzeuge werden wahrscheinlich während der 5 Tage der Zählung durchschnittlich 7 Stunden pro Tag fliegen. Diese Zählung wird aufgrund der Wilderei durchgeführt, die in der letzten Zeit überall in Afrika stattgefunden hat, getrieben durch die Nachfrage nach Elfenbein aus Fernost und insbesondere China.

Der Selous National Park in Tansania war einst die Heimat von Ostafrikas größter Elefantenpopulation – während sie 1976 auf über 100.000 geschätzt wurde, liegt sie den jüngsten Berichten zufolge mittlerweile nur noch bei 13.000. In den letzten Jahren wurden jeden Tag schätzungsweise rund 30 Elefanten getötet, seit die chinesische Bevölkerung die Nachfrage nach illegalem Elfenbein stark erhöht hat, was den an einen Wilderer gezahlten Preis um das tausendfache in die Höhe trieb.

 

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Tsavo’s Elefanten haben zahlreiche Bedrohungen überstanden und werden dies auch weiterhin. Es ist allein auf David Sheldrick zurückzuführen, dass Tsavo Ost heute als Schutzgebiet existiert, denn der erste Direktor, Oberst Mervyn Cowie, wollte Tsavo Ost aufgeben, weil er glaubte, dass sein heißes, ebenes und trockenes Terrain ungeeignet für den Tourismus wäre, im Vergleich zu dem malerischen Anblick von Tsavo West. David kämpfte für seinen Bestand, argumentierte den Behörden gegenüber, dass sich in Tsavo Ost die weiblichen Elefantenherden aufhielten, im Gegensatz zu Tsavo West, wo überwiegend Bullen lebten. Er gewann den Kampf.

 

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Er kämpfte wiederum unerbittlich für die Elefanten, als sie als zu viele angesehen wurden und man befürchtete, dass sie das Commiphora-Dickicht2 zerstören und den Park in eine Wüste verwandeln würden. Deshalb war man der Ansicht, dass die überschüssigen Tierbestände – wie in Südafrika – erlegt werden müssten. Seiner Zeit voraus hatte David selbst gründliche Untersuchungen durchgeführt und war in der Lage, den Behörden immer wieder Argumente vorzubringen, dass die Elefanten lediglich das tun, was ihre Aufgabe ist: die trockene Buschlandschaft in Grasland zu verwandeln als Prozess eines langfristigen natürlichen Kreislaufs, was unverzichtbar ist, um die Weidetierarten des Parks zu erhalten und was keineswegs mit Umweltzerstörung zu tun hat. Die Elefanten würden durch die Umwandlung des Commiphora-Dickicht in Grasland zu einer Verbesserung beitragen, das würde das Überleben der Weidetierarten sichern – sie sind die Gärtner Afrikas und ohne die Elefanten und die bedeutende Rolle, die sie spielen, würden viele Arten für immer verloren sein.

 

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Die Elefanten selbst würden dann auf natürliche Weise sterben, während sie bei ihren weiten Wanderungen durch ihren Kot eine neue Generation von Bäumen hervorgebracht haben. Und wieder behielt David Sheldrick recht und gewann diesen Kampf. Er konnte vorhersehen, wie sehr die Elefanten aufgrund der Korruption gefährdet sein könnten, wobei die Wildhüter in Versuchung kommen könnten, zu Mördern zu werden, dass ein Bevölkerungsanstieg damit einhergehen würde, den Elefanten außerhalb der Schutzgebiete einen Großteil ihres Lebensraums zu entziehen und dass die Unterbrechung von Wanderkorridoren, die die Elefanten Jahrtausende beschritten hatten, sie in Konflikt mit den menschlichen Interessen bringen würde.

Als Naturforscher glaubte er, dass die Natur jede Überpopulation auf ihre eigene Weise regulieren würde, wobei die natürliche Auslese, bei der die Schwachen, Kranken und Versehrten zuerst selektiert werden, der beste Weg wäre, denn das garantiert für die Zukunft gesunde Überlebende, um den Bestand künftig zu vermehren. David war auch der Erste, der die menschliche Seite der Elefanten erkannte und verstand, seit er Anfang der fünfziger Jahre verwaiste Elefantenbabys rettete, die er aufzog und die in die Wildnis zurückkehrten, wann immer sie wollten und nach ihrem eigenen Tempo. Durch die Arbeit des David Sheldrick Wildlife Trust hat sich das über viele Jahrzehnte immer wieder bewährt.

 

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Das Tsavo Ökosystem, ein Gebiet, das Mkomazi (in Tansania), Tsavo West, Tsavo Ost, den Chyulu Hills National Park, das South Kitui National Reserve, die Taita Ranches und die Galana Ranch mit 46.437 km2 umfasst (zum Vergleich: die Nationalparks Tsavo Ost und Tsavo West nehmen ein Gebiet von rund 21.000 km-² ein), verfügte nach wissenschaftlichen Schätzungen einst über eine Elefantenpopulation von 45.000. Eine schwere Dürre in den frühen siebziger Jahren brachte mehr Elefanten auf natürliche Weise den Tod, als die 10.000, die die Wissenschaftler töten wollten. Der Unterschied ist, dass die Natur es durch die Mangelernährung wesentlich humaner gestaltet, im Gegensatz zu dem Abschlachten. Die Mangelernährung bedeutet das natürlich Ende für einen Elefanten, wenn der 6. Satz seiner zermahlenden Backenzähne ausgefallen ist, verhungert er. Nach weniger als 3 Monaten war alles vorbei, unauffällig und leise, die Natur hatte es auf die Elefantenkühe und ihre abhängigen Jungen abgesehen, was für Generationslücken und damit zu einem Rückgang der Population sorgte und was das Land entlastete und dem neuen Baumbestand, der von den Elefanten hervorgebracht wurde, ermöglichte, sich zu regenerieren.

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Nach dem Tod von David Sheldrick l977 hielt die hemmungslose Wilderei von Elefanten aufgrund ihrer Elfenbein-Stoßzähnen an, und die Beschützer der Elefanten wurden tatsächlich zu ihren Mördern. In den nächsten beiden Jahrzehnten reduzierte die Wilderei die Population vom Tsavo’s Ökosystem auf nur noch 6.000, bis 1989 durch CITES ein vollständiges Elfenbein-Handelsverbot verhängt wurde, das eine kurze Atempause brachte. Allerdings bestand das Verbot nicht länger als für eine Generation des Elefantennachwuchses, der geboren war, bevor CITES dann den Verkauf sogenannter legaler Vorräte Südafrikas duldete, was China und Japan berechtigte, Abnehmer zu sein. Dennoch erholte sich Tsavo’s Population, bis 2008 stieg der Bestand auf 11.696 an und bei der letzten Zählung 2011 betrug er 12.572. Da sich die Wilderei nach Elfenbein in den letzten Jahren auf ein noch nie dagewesenes Niveau ausgeweitet hat, ist diese Zählung außerordentlich wichtig, um zu sehen, die hoch der Bestand heute ist.

Der David Sheldrick Wildlife Trust ist stolz darauf, das Vermächtnis des verstorbenen David Sheldrick fortzuführen und eine wesentliche Rolle bei der Unterstützung des Kenia Wildlife Service zu spielen, um beim Schutz von Tsavo und seinen übrig gebliebenen Elefanten mitzuwirken. Unter ihnen leben fast 90 Elefantenwaisen, die vom Trust von klein auf mit der Hand aufgezogen wurden und die jetzt inmitten dieser Gemeinschaft wild leben.

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Bericht von NTV (5.2.2014)

 

 

 

1 Ein Transekt ist ein Satz von Mess- bzw. Beobachtungspunkten entlang einer geraden- Linie

2 Commiphora ist eine Pflanzenart innerhalb der Familie der Balsambaumgewächse. Aus seinem Harz wird Myrrhe gewonnen.