Ein Gruß aus Afrika

Dieses Jahr kamen wir zu Silvester nach Ithumba und wurden nicht enttäuscht von dem Spektakel, das sich uns bot. Beim Besuch der Nachtlager in Ithumba am Abend war dort BONGO, der sicher glücklichste 3 -½ jährige Elefant. Nachdem er einige Zeit als „Problem-Elefant“ bedrängt am Fuße des Mt. Kenia verbrachte und von der einheimischen Bevölkerung mit dem Tod bedroht wurde, war er danach in seinem Gehege im Elefanten-Kindergarten in Nairobi eingesperrt, um den wilden Jungen, entschlossen jeden Menschen zu töten, der in Reichweite seines einen langen Stoßzahns kam, zu zähmen. Es war herzerwärmend, diesen sanften, folgsamen und glücklichen – von den Pflegern in Ithumba abhängigen – Elefanten zu sehen, der sowohl seine Pfleger und seine Milch liebt als auch das viele schmackhafte Grünzeug, das die jüngsten Regenschauer brachten. Jetzt ist er wie ein Lamm, was die Pfleger im Elefanten-Kindergarten in Nairobi nie gedacht hätten und er ist ein Teil der Ithumba Junior-Herde, mit KANJORO als seinem aller-besten Freund! Auch LARAGAI und NAROK, die mit BONGO zusammen die jüngsten Neuzugänge sind, sehen entspannt, glücklich und sehr gesund aus zwischen ihren neuen Freunden.

– napasha

 

 

Napasha, der ältester Bulle in Ithumba

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Benjamin mit Makena

Und während wir die von den Pflegern abhängige Gruppe erreichten, berichtete man uns, dass Wendi, die wir vom Tag ihrer Geburt an aufgezogen haben und die im April 2013 wie eine unwillige Braut von einer Reihe von großen Ithumba-Bullen hartnäckig verfolgt wurde, wieder für die großen wilden Jungs von Interesse war. Unsere erste Reaktion war „Oh, arme WENDI!“, wohlwissend wie sie sich beim letzten Mal sträubte und welch schwierige Zeit sie durchmachte bei dem Versuch, die Bullen „loszuwerden“! Aber dann kamen alle Ex-Waisen, unter ihnen WENDI mit zwei Freiern im Schlepptau – in den einen war sie eindeutig verliebt, denn sie war kokett um ihn herum, solange bis er Abstand halten musste, weil seine Freundin uns, ihre menschliche Großfamilie, begrüßen wollte. Es war wunderbar, sie so entspannt in Gesellschaft des Einen zu sehen, der offensichtlich der Vater ihres Erstgeborenen werden würde – ein stattlicher Bursche mit langen gebogenen Stoßzähnen, und mit einem Zweiten, der WENDI „in der Hoffnung“ ebenfalls im Auge behalten hat, der sich aber dann entschied, stattdessen KINNA hinter zu jagen. Sie war, wie WENDI in 2013, eine unwillige Geliebte und gab Fersengeld.

Dann waren da noch YATTA und ihre kleine YETU sowie MULIKA und die kleine MWENDE. Beide in der Wildnis geborenen Babies sind jetzt mollig, zwei bzw. knapp über zwei Jahre alt und MULIKA’S Wunden, verursacht durch einen Giftpfeil, die zweimal operiert werden mussten, sind jetzt vollständig verheilt. Benjamin hat tagtäglich liebevoll nach seinen Schützlingen geschaut, eingetaucht in die Liebe und Anerkennung einer Herde von 54 Elefantenwaisen und glücklich, dass die meisten inmitten wilder Elefantenfreunde leben. Als Benjamin uns auf jeden Ex-Waisen aufmerksam machte (diejenigen von uns, die sie nicht mehr täglich sehen, können sie nicht alle wiedererkennen), kamen uns die Bilder eines jeden einzelnen wieder in den Sinn, wie sie waren, als sie zu uns kamen – sowohl der Körper als auch die Gefühle waren verletzt, sie waren abgemagert, trauernde und verlorene Seelen, die einfach stoisch dem Tod ins Auge geblickt haben. Ihnen allen geht es jetzt sichtlich gut und sie sind so glücklich – eine in sich geschlossene wilde Herde, begleitet von wilden Elefantenfreunden beiderlei Geschlechts, geheilt, erwachsen und sehr, sehr gesund und glücklich.

Derartige Szenen treiben einem Tränen in die Augen. In diesem Falle aber nicht vor Kummer sondern vor Freude und auch vor Stolz, das Ergebnis von Jahren, die mit viel Schweiß und Mühen verbunden waren, zu sehen, so vielen verwaisten Elefantenbabies eine zweite Chance, zu leben, gegeben zu haben und vor allem eine Lebensqualität unter den Bedingungen der Wildnis. Für diejenigen, die Elefanten gut kennen, gibt es nichts, das mit diesem Geschenk vergleichbar wäre und wir sind stolz, dass wir in der Lage waren, dieses Geschenk, Dank der wunderbaren Unterstützung, die wir von einer mitfühlenden Weltöffentlichkeit erfahren haben, machen zu können.

– ithumba

 

Die jungen abhängigen Ithumba-Waisen

 

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Bongo genießt den Schlamm

 

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Bongo genießt seine Milch

 

 

Zu SUGUTA’S Gruppe mit ungefähr 12 anderen Waisen zählen u.a. KILAGUNI, SABACHI und KANDECHA sowie CHAIMU, MURKA, OLARE, KALAMA und CHEMI CHEMI. MURKA, die mit einer Speerklinge in ihrem Schädel zu uns kam, ist jetzt wieder ganz geheilt und glücklich, nur eine ganz leichte Vertiefung in ihrer Stirn zeugt von ihrem früheren Leiden, das ihr durch die Hände von Wilderern zugefügt wurde. Jetzt verbrachte sie gerne eigenständiger Zeit abseits der anderen jüngeren – von den Pflegern abhängigen – Waisen, kehrte aber noch zu den Nachtlagern zurück, oft marschierte sie von sich aus regelmäßig jeden Abend hinein und manchmal wurde sie von einem oder mehreren älteren Ex-Waisen begleitet.

 

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Zeit zum Spielen

 

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Die abhängigen Waisen genießen eine Abkühlung

 

 

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Mutara beim Herumtollen

 

 

Die anderen erschienen ein bisschen später, nach Hause gebracht von MADIBA (so wurde er zu Ehren Mandelas genannt) und seinem männlichen Ex-Waisen-Freund KENZE. Wir erinnerten uns an SUGUTA, wie sie war, als sie als winzige runzlige Waise zu uns kam, bei der wir niemals erwartet haben, dass sie überhaupt lebt. Und jetzt stand sie an der Schwelle, ihren rechtmäßigen Platz zurück inmitten der wilden Gemeinschaft einzunehmen. Wir erinnerten uns auch an MADIBA, der 2003 mit einem Privatflugzeug aus Südafrika geflogen wurde. Ein kleines haariges Elefantenbaby, das ein Nachkomme eines Wollhaarmammuts sein könnte und das nicht zu wissen schien, dass es ein Elefant war, denn es verbrachte seine frühe Kindheit mit einem winzigen Nashornkalb. Anfangs hatte er nur Augen für unsere Nashornwaisen, er ignorierte die anderen Kindergarten-Elefanten völlig, was diese grenzenlos verwirrte. Jetzt ist er ein stattlicher 10 Jahre alter Bulle, der bereits in seinem 11. Jahr ist, mit kräftigen Stoßzähnen und einer selbstbewussten Art. Und offensichtlich wurden er und KENZE von YATTA beauftragt, diejenigen, die neu in ihre jetzt wilde Familie eingeführt wurden, nach Hause zu begleiten, bis sie genug Selbstvertrauen haben, sich endgültig aus der menschlichen Abhängigkeit zu lösen.

 

 

– kanjoro

Kanjoro ist der erste, der einen großen, wilden Bullen begrüßt

 

 

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Die abhängigen Waisen in Ithumba genießen die Zeit in Gesellschaft eines großen, stattlichen, wilden Bullen

 

 

Am nächsten Tag amüsierten wir uns dabei, BONGO’S Possen zu beobachten, sobald die von den Pflegern abhängigen Jüngeren im Morgengrauen ihre Nachtlager verließen. Um allen zu demonstrieren, dass er es gewöhnt war, Berge zu besteigen, kletterte er auf einen riesigen Felsvorsprung hoch, von dem man die Nachtlager überblickt, schaute auf alle anderen herunter, bevor er losrannte, um die anderen auf ihrem Weg in den Busch zum Grasen, einzuholen. Und beim Schlammbad am Mittag war er der Erste, der sich mit vergnügter Hingabe im Schlamm herumwälzte und herumkullerte und dafür sorgte, jeden Zentimeter seines Körpers mit Wasser zu bespritzen, um diesen abzukühlen. Denn die Wärme in Tsavo war immer noch etwas fremd für einen Mount Kenia Elefanten, der eisige Morgen und ergiebige Niederschläge gewöhnt war.

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Robert mit Napasha

 

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Robert Carr-Hartley mit Napasha, einem der unabhängigen- Waisen in Ithumba, der für einen Besuch zurückkehrte

 

 

Das Neue Jahr in Ithumba zu beginnen, mitten unter den Erfolgsgeschichten des Trusts, ist wirklich ein Stärkungsmittel für das vor uns liegende Jahr und für das, dessen wir nie müde werden. Wir kamen am 3. Januar zurück nach Nairobi, erholt und regeneriert, gerüstet, ein weiteres herausforderndes Jahr zu meistern und haben sofort damit angefangen, zu versuchen, noch ein weiteres Opfer der Wilderei zu heilen, das am Vortag mit dem Flugzeug gebracht wurde und bei dem sich eine Kabelschlinge bis auf den Knochen eingeschnitten hat.

 

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Benjamin, umringt von den unabhängigen Ex-Waisen in Ithumba

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Wendi begrüßt uns mit ihrem stattlichen Freund, der- – im Hintergrund irritiert zuschaut

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Wendis stattlicher Freund

 

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Benjamin mit Naserian im Hintergrund

 

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Die abhängigen Waisen im Busch mit ihren Pflegern

 

 

Könnten nur diejenigen, die in Fernost Elfenbein kaufen, das Leid dieses Babys und derer, die – aufgrund ihrer Geldgier und der Gier nach ihren Zähnen – keine Hoffnung auf eine zweite Chance zu leben haben, miterleben. Wir hoffen, dass sich vielleicht mit der Hilfe der internationalen Gemeinschaft das Blatt rechtzeitig wenden wird, die bedrängten Elefanten und Nashörner zu schützen. Und wir hoffen, dass China und der Ferne Osten davon überzeugt werden, dabei zu helfen, Afrikas majestätische Riesen für die ganze Menschheit zu retten, in dem keine Schnitzereien aus Elefantenzähne hergestellt werden, sondern stattdessen aus gebleichten Knochen und Stein. Wie beschämend wird es sein, wenn die-  Elefanten und Nashörnern wegen eines Schmuckstücks für immer verschwinden und im Falle der Nashörner aufgrund eines törichten und überholten Mythos, der im 21. Jahrhundert nichts mehr zu suchen hat.